Über Unglaubliches

Sonett zum Thema Bewusstsein

von  FrankReich

Am Ganges zu Kreuze wir kriechen, trara,
wir glauben an Tauben sowie an Allah,
wir gehn durch Moscheen
und über die Seen,
doch sind gegen Abend wir längst wieder da,
im Flehen
um Höhen.

Wir träumen, dem Himmel, der Hölle so nah
von Dingen, die kaum jemand jemals so sah
und wenden und drehen
uns, um zu verstehen,
zumindest die Hälfte vom ganzen Blah Blah,
Ideen
verwehen.

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Kommentare zu diesem Text


 franky (17.12.20)
Hi lieber Frank

Zweimal sieben Verse, interessant.
Du experimentierst ja so gerne, mir gefällts.

Grüße von Franky

 FrankReich meinte dazu am 17.12.20:
Hallo Franky,

in diesem Fall wollte ich nicht nur die logische Nähe zum Halbsonett aufzeigen, sondern durch die Verdopplung der sieben Verse auch die zum Kreuzweg.
Die ersten Verse dienen sowohl zur Verdeutlichung der Nähe aller Religionen zueinander, als auch der zur Ideologie, die letzten beiden als resignative Erkenntnis, dass die im Titel versteckten Bewusstseinsebenen "Überich, Ich und es" nur selten von einer Person selbst genutzt werden.

Ciao, Frank

P. S.: Danke auch für Deine Empfehlung.

Antwort geändert am 17.12.2020 um 13:03 Uhr

 Quoth (17.12.20)
Hallo Ralf_Renkking,
da wirft ein Religionsverächter Islam, Hinduismus und Christentum in einen Topf, rührt einmal kräftig um und findet nur noch Blah Blah. Kein Wunder bei so viel Desinteresse!
Gruß Quoth

 FrankReich antwortete darauf am 17.12.20:
Hallali Quoth,

danke für Deinen Kommentar, der mir zeigt, dass Du Religionsverächter ziemlich gut zu erkennen vermeinst.
😂😂

Ciao, Frank

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 17.12.20:
Auch ich sehe es wie Quot und laß dir deshalb ein "gruselig" da - gibt's nur einmal im Jahr.

tashi delek
Lothar

Antwort geändert am 17.12.2020 um 16:29 Uhr

 FrankReich äußerte darauf am 17.12.20:
Danke für Deine Wertung Lothar,

und na klar, Leute fresst Scheiße, Millionen von Fliegen können sich nicht irren, aber mal ehrlich, ist eine Religion wirklich so weit von einer politischen Ideologie entfernt und nicht sogar darauf ausgerichtet, den Gläubigen abhängig zu machen, bzw. ihm das Denken abzunehmen?
Mit der Religion ist das für mich wie mit Kindern, ich habe zwar keine, aber ich verachte sie auch nicht und zugegeben, weder das eine noch das andere würde mich sonderlich tangieren, wenn denn damit nicht immer wieder Missbrauch getrieben werden würde. 🤔

Ciao, Frank

Antwort geändert am 17.12.2020 um 20:26 Uhr

 LotharAtzert ergänzte dazu am 17.12.20:
Wie wär's mit Differenzierung, Frank? Eine Religion ist wirklich sehr vage. Der Islam und die streng vegetarischen Jains zB. sind kaum zu vergleichen. Wir vergleichen Dichter auch nicht mit … Äpfel auch nicht mit Birnen, wollt ich sagen.

 Quoth meinte dazu am 17.12.20:
Hallo Ralf_Renkking, die Bilanz der Religionen ist schwer zu ziehen, ich behaupte, sie sind für ebenso viel Unrecht, Verbrechen und Krieg verantwortlich wie für Trost und Lebenssinngebung für Millionen. Aber sie auf ein bloßes Blah Blah zu reduzieren und diesen Unfug dann in der Respekt gebietenden Sonettform zu verstecken - da ist LotharAtzerts "gruselig" noch geschmeichelt! Gruß Quoth

 FrankReich meinte dazu am 17.12.20:
@ Lothar

Nun, bisher war mir keine Religion bekannt, die als völlig gewaltfrei bezeichnet wird, Lothar und um das zu eruieren, interessierte mich z. B. der Jainismus einfach nicht, was im letzten Satz meines Statements eigentlich zum Ausdruck gekommen sein müsste, aber damit es Dich beruhigt, schränke ich mein Urteil auf "die meisten" ein, was allerdings meine Frage noch keinesfalls beantwortet.

@Quoth

Mein lieber Mann, Lesen will natürlich gelernt sein, deswegen frage ich mich gerade, wie Du darauf kommst, dass sich das Blah Blah nur auf Religionen bezieht und lediglich um mich mal auf Dein rhetorisches Niveau hochzubegeben, ein Zitat, frei nach meinem Vater: "So verkehrt ist Hitler gar nicht gewesen, schließlich ließ er die Autobahnen bauen." 🤔
Ich denke mal, dass einer von uns beiden da mehr Unfug verzapft als ich, zudem wer noch mal die Regel aufgestellt haben will, dass die Sonettform Respekt gebietet?
Na ja, immerhin erkennst Du an, dass es sich bei obigem Gedicht um ein Sonett handelt, so einige kVler würden sogar das bezweifeln, dennoch bin ich etwas enttäuscht, dass Du offenbar nicht bereit bist, Dich von Deinem Tunnelblick bzgl. des Inhalts zu lösen, vielleicht wären meine Rekomms der anderen Stränge da jedoch ganz hilfreich und last but least ist Dir bestimmt schon einmal aufgefallen, dass viele Menschen sich, meist unbewusst, den Kontext so zurechtlegen, wie sie ihn verstehen wollen.
Ach, und da wäre noch etwas zur 2. Strophe: "Der Schlaf wird im Allgemeinen als kleiner Bruder des Todes bezeichnet, Träume sind laut Sigmund Freud mit Psychosen vergleichbar und das Thema lautet dementsprechend 'Bewusstsein', denn in diesen Kontext ist das "ganze Blah Blah" schließlich eingebunden.

Antwort geändert am 17.12.2020 um 21:51 Uhr

 loslosch meinte dazu am 17.12.20:
"In einem von insgesamt 27 persönlichen Briefen Einsteins, die im Juni 2015 vom Auktionshaus Profiles in History in Los Angeles versteigert wurden, antwortet Einstein dem Geschichtslehrer Guy Raner im Jahr 1949 auf die Frage nach seinem Glauben, dass er wiederholt gesagt habe, dass die Idee eines persönlichen Gottes seiner Meinung nach eine kindliche ist. Man könne ihn als Agnostiker bezeichnen, aber er teile nicht den kämpferischen Geist des Atheismus, sondern bevorzuge eine demütige Haltung entsprechend der Schwäche unserer intellektuellen Erkenntnis der Natur und unseres eigenen Daseins:

“I have repeatedly said that in my opinion the idea of a personal God is a childlike one, […]. You may call me an agnostic, but I do not share the crusading spirit of the professional atheist … I prefer an attitude of humility corresponding to the weakness of our intellectual understanding of nature and of our own being.”

„Ich habe mehrfach gesagt, dass meiner Meinung nach die Vorstellung eines persönlichen Gottes eine kindliche ist, […]. Sie können mich einen Agnostiker nennen, aber ich teile nicht den Kampfgeist eines professionellen Atheisten … Ich bevorzuge eine demütige Einstellung, was die Schwäche unseres intellektuellen Verständnisses der Natur und unseres Wesens betrifft.“" (quelle: wiki)

es brauchte also bis 2015, bis die letzten erben von einsteins briefpartnern wertvolle dokumente versilbert hatten.

 FrankReich meinte dazu am 19.12.20:
Danke für diesen Beitrag Loschi, irritiert hat mich zunächst der Begriff "professioneller Atheist", doch vielleicht hat Einstein ja sogar ganz bewusst eine Bezeichnung gewählt, die auch in der heutigen Zeit noch kaum vorstellbar ist und ich stelle immer wieder fest, dass der Glaube offensichtlich mehr zählt als der Mensch, mir fällt dazu der Ausdruck "Massenautorität" ein, eventuell als moralische Kontrollinstanz durch die Erziehung geprägt, so dass es dem Einzelnen sehr schwer gemacht wird, Abstand zu dieser Weltsicht zu nehmen.
Nimmer (45) meinte dazu am 19.12.20:
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 loslosch meinte dazu am 19.12.20:
einstein kannte sich sicher im lateinischen gut aus. ich zitiere mal aus der etymologie:

"Die Bezeichnung [Professor] erscheint zuerst an den theologischen Fakultäten, deren Lehrer seit etwa 1400 sacrae theologiae professores heißen, wobei der Gedanke an zugrunde liegendes lat. profitērī ‘(sich) bekennen’ und an kirchenlat. cōnfessor ‘Bekenner’ (des christlichen Glaubens) eingewirkt haben mag. Im Grunde handelt es sich um eine Entlehnung von lat. professor ‘öffentlicher Lehrer’, einer Bildung zu lat. profitērī (professus sum) ‘laut und öffentlich, frei bekennen, sich bekennen ..." (quelle: DWDS = digitales wörterbuch der deutschen sprache.)

gemeint ist daher im ursprung der bekennende atheist.

(nur am rande: ich halte mich für einen "bekennenden agnostiker", in gewissem sinn eine contradictio in adiecto.)

 FrankReich meinte dazu am 20.12.20:
🤔
Stelzie (55)
(17.12.20)
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 FrankReich meinte dazu am 17.12.20:
Das hört sich jetzt zwar ein wenig paradox an, aber ich bin der Meinung, dass die meisten Menschen glauben, um zu verstehen, bedingt durch eine Prägung auf den Urtrieb nach Sicherheit, denn einmal abgesehen davon, dass es unvorstellbar ist, glaubt ja auch kein Mensch an das Nichts, eben weil es unverständlich ist und die Existenz früher oder später in Frage stellen würde.
Allerdings geht es mir in diesem Gedicht überhaupt nicht um Glaubensfragen, sondern darum, dass sich die meisten Menschen abhängig von Religion, Politik und Wirtschaft machen, will heißen, dass sie ihr Leben nicht selbst bestimmen, sondern einer höheren Macht in die Hände legen, Du kennst sicher solche Sprüche wie: "Was kann ich als ONV und allein schon erreichen" oder "Das liegt nicht in meiner Macht", etc. pp.
Das wirklich Unglaubliche ist m. M. n. nämlich, dass der moderne Mensch trotz seiner angeblichen Aufgeklärtheit sein Schicksal in fremden Händen besser aufgehoben sieht, obwohl das, was daraus resultiert, natürlich von himmelschreiender Ungerechtigkeit und Unfähigkeit zeugt, bzw. in Resignation mündet.
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass der Glaube an eine Religion oder Ideologie lediglich als Stütze fungiert, um funktionstüchtig zu bleiben; würde sich ein Autofahrer bspw. wirklich aller Risiken bewusst sein, derer er sich und seine Mitmenschen täglich ausliefert, lebte er längst abstinent, das menschliche Gehirn kennt allerdings genügend Hilfsmittel um auch hier Sicherheit vorzugaukeln.

Ciao, Frank

P. S.: Danke auch für Deine Empfehlung.

Antwort geändert am 17.12.2020 um 14:52 Uhr

 EkkehartMittelberg (17.12.20)
Hallo Frank, ist das beabsichtigt, dass mir hierzu das Lied "Im Frühtau zu Berge, wir zieh'n fallera" einfällt?

 FrankReich meinte dazu am 17.12.20:
Ja Ekki, ich fragte mich schon, wieso das niemand bemerkt. Kannst Du Dir auch vorstellen, wozu diese Allusio gedacht ist?

 loslosch meinte dazu am 19.12.20:
"im frühtau ...", ursprünglich aus dem schwedischen, wurde von allen polit. strömungen usurpiert. toller wiki-artikel dazu.

 FrankReich meinte dazu am 20.12.20:
Danke, Loschi, und was hat eine politische Strömung nun mit einer religiösen gemein?

 Alazán (17.12.20)
Das flowt sehr gut. Und das Angepisste mag ich auch sehr gern, dabei aber nirgends respektlos - bin selbst christlich-gläubig, und verstehe das m.E. daher allzu gut. Größte Stärke des Textes bleibt das Rhythmusgefühl und die Unkitschigkeit der Reime (wenn schon Reime, dann bitte nicht Liebe und Hiebe).

 FrankReich meinte dazu am 19.12.20:
Danke für Deine Einschätzung, allerdings sehe ich das Formale stets nur als bewusste Unterstützung, bzw. bewussten Gegenpol, also einer zwingenden Verbindung hinsichtlich des Inhaltes und tatsächlich entspringt für mich jede Religion aus ideologischem Gedankengut, wobei dieser Begriff zunächst einmal vollkommen wertneutral zu verstehen ist. Wer eine Religion als notwendig erachtet, dem sei sie unbenommen, sobald die Einstellung dazu jedoch eine übermissionarische Rolle oder Feindseligkeit gegenüber Andersdenkenden einnimmt, wird sie kritisch, lediglich darauf möchte ich im vorliegenden Gedicht hinweisen. Selbstverständlich sind die Möglichkeiten im Ausdruck in einem durch Reime gebundenen Gedicht beschränkter, in diesem Fall, einmal abgesehen davon, dass der Text zu einem Projekt gehört, unerlässlich, da er an ein bekanntes Volkslied erinnern soll. Ich bin mir zwar bewusst, dass ich mich mit meiner Prognose etwas weit aus dem Fenster lehne, schätze aber, dass spätestens zu Beginn des nächsten Jahrhunderts ein Punkt erreicht ist, der nicht nur in der Verschmelzung religiöser und staatlicher Formen, sondern auch in einer zwischen diesen beiden Systemen mündet.
Danke auch für Deine Empfehlung.

Ciao, Frank
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