Hin und wieder hab ich Heimweh. Nach den alten Türmen der Kreisstadt, nach den Mauerresten der Befestigungsanlage, nach den weiten Baumwipfeln , die darüber ragen, nach den Geschäften, den Kirchen, nach dem Vertrauten. Wie gerne würde ich beim Bäcker am Münster wieder Brot kaufen oder in der Eisdiele im Vorbeigehen ein Eis essen und erst dann weiterfahren.
Wie gerne würde ich dann nach ein paar Kilometern beim Dorfgasthaus im Nachbarort neben der Pferdekoppel einkehren, oder im Gottesdienst in der viel zu dunklen Dorfkirche sitzen, der Predigt zuhören oder selber auf der Kanzel stehen, oder zu anderer Gelegenheit das Abendmahl austeilen. Einige Kilometer weiter in der anderen besonders ausgestatteten Kirche mit den weiß gelackten Sitzbänken und dem Boden aus rohen Holzdielen wollte ich einmal wieder einem Konzert zuhören oder dem Pianisten die Noten umblättern. Und wie oft hab ich selber dort an Heiligabend mit anderen Instrumentalisten, Chor und Sängern musiziert.
Doch es ist auch alles langweilig geworden über die Jahrzehnte, der Ort, die Gegend enthalten nichts mehr, was ich nicht schon wüsste, keinen Winkel, den ich nicht fotografiert hätte, keinen Weg, den ich nicht schon gegangen wäre. Nichts reizt mich mehr. Alles ist einmal für mich sehr wichtig gewesen, genau wie die Aufgaben und die Menschen dort, die ich zurücklassen musste. Ich möchte nicht unbedingt wieder zurück. Denn so sehr vieles hat sich verändert, und ich auch. Nichts ist mehr so wie vor einem Jahrzehnt. Es würde mir fremd sein.
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Erinnerungen kreuzen sich mit Sehnsucht und Ablehnung - ein bisher nicht gekanntes Gemisch.
Danke für deine Rückmeldung und deine Empfehlung
LG
Angelika