Aphorismen zum Zwiedenken

Aphorismus zum Thema Denken und Handeln

von  EkkehartMittelberg

1. Wenn der Große Bruder anordnet, dass sie Sonne grün ist, hat sich „nur“ die Wahrnehmung der Sonne geändert.


2. Propaganda ist nützlich. Die Treffsicherheit von Überschallraketen ist größer.


3. Wenn du Paradoxien nicht als solche wahrnimmst, hat der Große Bruder gewonnen.


4. Demokratien sind nicht frei von Zwiedenken, aber sie thematisieren es.




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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (22.03.22, 02:04)
Zu 1: Leider kann so etwas auch in Vernichtung umschlagen.
In den 1960er Jahren befahl die KP Chinas unter Maos Alleinherrschaft den sogenannten "Großen Sprung". Die Missstände und Rückständigkeit des Landes sollten beseitigt werden, in dem man behauptete, mit einem Mal sein sie verschwunden und alles wäre wunderbar.

Aber - Überraschung! - sie waren es nicht.

Natürlich konnte das kein Fehler des großen Maos sein, der diesen "Großen Sprung" angeordnet hatte. Also mussten böse Kräfte am Werke sein, die China sabotierten. So mündete der "Große Sprung" in der "Kulturrevolution" - besser: "staatsversagenkaschierendes Massaker - die so viele das Leben kostete.

Mit anderen Worten: Auch eine grüne Sonne kann die Menschen verbrennen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.03.22 um 06:11:
Merci, ein sehr schönes Beispiel für die Gefährlichkeit des Zwiedenkens. Wer naiv ist, könnte meinen, dass es harmlos ist, wenn der Große Bruder der Sonne eine andere Eigenschaft andichtet. Kraft der Macht der Diktatur bleibt sie eben nicht die gute alte gelbe Sonne.
Taina (39)
(22.03.22, 08:26)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 22.03.22 um 11:09:
hallo Taina,
den suggestiven Paradoxien kann nur der Widerstand leisten, der seine Furcht überwindet und Solidarität verspürt. An letzterem sollte es nicht mangeln.
Liebe Grüße
Ekki
Taina (39) schrieb daraufhin am 22.03.22 um 11:47:
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 monalisa (22.03.22, 08:44)
Lieber Ekki,
schöne Aufstellung um propagandistische Wirkzusammenhänge :) !

1. Leider ist es die Wahrnehmung, die unsere Einschätzung, unser Urteil und Handeln bestimmt.

2. Nützlich für wen? Eine der Fragen, die Propaganda schwächen. Zweifel und Fragen sind nützlich für die Rezipienten - aber das wird nicht ausreichen, um Überschallraketen zu entkommen.

3. Paradoxien zu erkennen, ist nicht leicht zu erkennen, wenn man sie schon mit der Muttermilch verabreicht bekommt.

4. Natürlich sind Demokratien nicht makellos und auch hier gelten die gleichen Gesetze der Verblendung und Verführbarkeit (Populismus), aber haben wir eine "bessere" Staatsform?

Lieb Grüße
mona

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 22.03.22 um 11:48:
Liebe Mona,
du verwöhnst mich immer wieder aufs Neue durch die genaue Erfassung meiner Intention. Mille grazie.
zu 4.  Ich denke, wir erweisen der Demokratie einen Dienst, wenn wir ihre Propaganda genauso kritisch sehen wie die ihrer Feinde.
Herzliche Grüße
Ekki
Taina (39) ergänzte dazu am 22.03.22 um 11:55:
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Agnete (66) meinte dazu am 22.03.22 um 12:56:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.03.22 um 18:19:
@Taina: Demokratie lebt besonders dann, wenn sie Selbstkritik ermöglicht.
@ Agnete: Gute Kommentare würzen die Bereitschaft weiter zu denken.

 Didi.Costaire (22.03.22, 09:29)
Hallo Ekki,

je mehr Information, desto mehr Fehlinformation...

In dieser Zeit ist Doppeldenk
nicht bloß des Kriegsherrn Wehrgehenk.

Beste Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.03.22 um 11:52:
Merci, Dirk, leider ist bei der Kriegsberichterstattung Misstrauen grundsätzlich angebracht.
Liebe Grüße
Ekki

 plotzn (22.03.22, 12:26)
Servus Ekki,

schmerzend wahre Gedanken!

Zwiedenken gepaart mit Macht und Gewalt sind besonders gefährlich. Dann muss die Demokratie nicht nur gegen innen sondern auch gegen außen verteidigt werden.

Liebe Grüße,
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.03.22 um 18:04:
Gracias, Stefan, in diesen Zeiten müssen wir wachsam gegen jeden sein, das heißt, auch gegen uns selbst.
Beste Grüße
Ekki

 harzgebirgler (22.03.22, 14:01)
wär' 1) der fall in china wär'n chinesen
dann quasi grüne männchen auch gewesen. 

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.03.22 um 18:24:
Gracias, Henning, während Maos Kulturrevolution waren die Chinesen grüne Männchen, die rot gesehen haben.
LG
Ekki

 GastIltis (22.03.22, 16:22)
Lieber Ekki, es ist schwierig, dir zu widersprechen. Aber einhaken kann man schon mal!

Zu 2. Propaganda ist nützlich. Handel ist nützlicher.
Aus Tradition betreiben wir umfangreichen Handel mit Brasilien. Der Präsident Bolsonaro ist ein Faschist, vernichtet Teile des für das Weltklima notwendigen Regenwaldes, lässt sein Volk (658.000 Corona-Tote) wahllos umkommen, kümmert sich einen Dreck um die Ureinwohner, wird aber von (unserer) Öffentlichkeit so gut wie nicht wahrgenommen.
 
Im Gegenteil. Lt. BDI: „Es ist das einzige Land in Lateinamerika, mit dem die Bundesregierung eine strategische Partnerschaft unterhält und seit 2015 auch bilaterale Regierungskonsultationen durchführt.“

Zu 4. Demokratien sind nicht frei von Zwiedenken, aber sie thematisieren es.So hat Henry Kissinger, Friedensnobelpreisträger 1973 und Träger des Karlspreises der Stadt Aachen 1987 zu Vietnam gesagt:
 
"Ich weigere mich zu glauben, dass eine viertklassige Macht wie Nordvietnam nicht an irgendeinem Punkt aufgeben muss."

Das Ergebnis ist bekannt, eine Niederlage für die USA, sechs Millionen Tote und ein kommunistischer Staat, mit dem wir, also Deutschland, derzeit auch eine strategische Partnerschaft unterhalten. Man kann es nicht oft genug thematisieren.
 
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

Kommentar geändert am 22.03.2022 um 16:27 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.03.22 um 18:38:
Vielen Dank, Gil.  Ich atme jedes Mal auf, wenn deine Kritik an Bolzanaro geteilt wird.
Leider kann ich mich an eine lang dauernde nationale Scham der USA wegen des Vietnamkriegs nicht erinnern. Aber sobald jemand davon ablenkt, reißen sie gewaltig die Klappe auf.
Beste Grüße
Ekki

 TassoTuwas (23.03.22, 14:22)
Hallo Ekki,
der Kommentar ist durch Fehler im Privaten gelandet!
LG TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.03.22 um 20:04:
Du hast ganz recht, Tasso. Die Welt ist voller Zwiedenken und Doppeldenken. Es scheint, als würden die Varianten der Manipulation immer raffinierter.
Herzliche Grüße
Ekki
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