Wüstenmohn-Kapitel 6_

Roman zum Thema Abenteuer

von  knud_knudsen

Kapitel 6

Leise klopft es an Pierre`s Tür. „Ja,“ ruft er und ist schon vom Bett aufgestanden. Der Junge von vorhin steht in der Tür. „Abu möchte mit dir sprechen, wenn es dir recht ist?“, fragt er höflich und Pierre spürt dennoch, dass das ein Befehl ist. Die Beiden gehen in das Erdgeschoss, durchqueren die Eingangshalle und betreten einen  Salon. Abu ben Kathar sitzt hinter einem ausladenden Schreibtisch, wie ein Geschäftsmann, steht auf und kommt Pierre entgegen. „Heute Nacht brechen wir auf“, sagt er fast beiläufig und bittet ihn in einer Sitzecke Platz zu nehmen. „Die Ware steht schon im Hof bereit, dass hast du sicher schon bemerkt?“, fragend sieht er den Franzosen an. „Ja, unter den Melonen“, antwortet dieser. Abu nickt  und fährt fort:“ wir starten im zwanzig Minutentakt und du sitzt im letzten LKW, ich im ersten. Lass uns die Uhren vergleichen!“ Mit diesen Worten streift er seinen linken Arm hoch und schaut auf die mattschwarze Militäruhr. Ausführlich erklärt er Pierre den Plan. „Wir starten genau 23 Uhr und fahren mit den LKW`s bis zur Grenze nach Chaman. Hier laden wir, in einer alten Karawanserei ,um auf Eselkarren. Im Morgengrauen, alle 20 Minuten,  sickern wir über die Grenze. Hier sind wir noch in Sicherheit aber dann haben wir es mit den Kommunisten und den Sowjets zu tun. Wenn eine Ladung verloren geht, es gibt keine Unterbrechung, der Rest muss ankommen!“, bei diesen Worten werden seine dunklen Augen schwarz und die Stimme merklich härter. Pierre hat verstanden und sagt nur „ja!“. „Also ruhe dich noch etwas aus, bis dann“,


                                             
mit diesen Worten erhebt er sich, nickt Pierre kurz zu und sitzt schon wieder an seinem Schreibtisch über den dort ausgebreiteten Unterlagen. Pierre  verlässt den Raum um sein Zimmer aufzusuchen.
Langsam senkt sich die Nacht über Quetta. Pierre tritt an das Fenster. Im Hof ist der Teufel los. Die Lastwagen werden  nachgetankt, Motoren kontrolliert und dazwischen eine Anzahl Bewaffneter. „Kein Mond! Gut so“, denkt Pierre, als er den Raum verlässt. Er betritt über die breite Treppe den Hof und geht auf den letzten LKW zu. Die Männer sind alle so beschäftigt, dass keiner von ihm Notiz nimmt. Abu geht von Fahrzeug zu Fahrzeug und vergewissert sich ob alles einsatzbereit ist, dann hebt er die rechte Hand. Das Signal zum Aufsitzen. Jeder klettert auf seinen Platz im Führerhaus, die breiten Tore, die auf der anderen Hofseite direkt auf die Landstrasse führen, werden zurückgeschoben, Motoren springen dröhnend an, und ein Lastwagen nach dem anderen verlässt das Gelände. Es geht los.
Rumpelnd poltert das schwere Fahrzeug über den grauen Pfad, durch enge Gassen und dann hinter der Stadt über eine schmale, schlecht befestigte Piste Richtung Westen. Die Scheinwerfen fressen sich in die mondlose Nacht und außer den Rücklichtern des voranfahrenden Lastwagens , weit in der Ferne, sind sie allein. Pierre ist angespannt und hält sein Schnellfeuergewehr zwischen den Beinen. So vergeht Stunde um Stunde, bis langsam hinter ihnen die Sonne die Nacht verdrängt. Obwohl alle Moslems sind und ihre Gebetsrituale streng befolgen, gibt es für solche Fälle Ausnahmen, bei denen ein Moslem auf sein Gebet verzichten kann.  Hier gilt es Feinde des Glaubens und der Freiheit zu bekämpfen.
Langsam kommt Leben auf die Strasse. Eselkarren mit Bauern auf dem Weg zum Markt oder dem Feld, zwingen den Fahrer immer wieder die Geschwindigkeit zu drosseln. Am Horizont sieht man braunrot die Berge, die Berge Alubistans und die Minarette einer Moschee um die sich pittoresk die Häuser eines kleinen Ortes scharren. „Chaman“, sagt der Fahrer und Pierre nickt.


Bevor sie den Ort erreichen, biegt das Fahrzeug links von der Landstrasse ab und fährt einen abenteuerlichen Feldweg bergauf. Nach einer Stunde sehen sie in der Ferne die Dächer eines alten, schon halb verfallenen Anwesens. Langsam schiebt sich der schwere LKW  die schmale, unbefestigte Talstraße hinunter und fährt durch einen Torbogen in den Hof. Hier stehen schon die anderen Fahrzeuge und werden entladen. Längliche grüne Kisten kommen unter den Melonen zum Vorschein. Mit einem Satz hat Pierre das Führerhaus verlassen und geht zu der Gruppe, die sich um Abu gebildet hat. Eine Kiste ist geöffnet und sauber verpackt liegen dort Raketenwerfer, Typ Stinger, in anderen Kisten die entsprechende Munition. „Die kennst du doch?“, spricht Abu Pierre an. „Ja, die kenne ich“, antwortet dieser. „eine höchst effektive Waffe gegen alle Flugziele“, grinst der Franzose und nimmt einen Werfer aus der Halterung in der Kiste, klappt die Zielvorrichtung auf, drückt einen Knopf, und sofort ertönt ein Piepston. Dann schaltet er das Gerät wieder aus und legt den Werfer zurück. Die Umstehenden lachen.

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