Ein seltsamer Vogel

Bericht zum Thema Tiere

von  Graeculus

Seit etlichen Jahren füttere ich auf unserem Balkon Vögel: mit einem Vogelhäuschen und zusätzlich mit Meisenknödeln. Dazu kommt eine Schale mit Wasser. Ein komplettes Vogel-Restaurant also. Das Angebot wird stark frequentiert, vor allem von Spatzen, Kohlmeisen und Amseln; aber auch ein Specht und sogar ein Eichelhäher sind schon gesehen worden. Elstern hingegen gibt es bei uns kaum, zur großen Erleichterung der kleineren Vögel.

 

Vor etwa sechs Wochen habe ich im Vogelhäuschen allerlei Grünzeug vorgefunden: Grashalme, Blätter und Blumen. Wie seltsam!, dachte ich und vermutete ein freundlich gemeintes Dankeschön. Um für das Futter Platz zu schaffen, habe ich das „Geschenk“ entnommen. Am nächsten Tage lag wieder ein neues darin.

 

So ging das Tag für Tag weiter. Daß Vögel sich bedanken, kannte ich lediglich von Rabenvögeln, und da handelt es sich ja stets um Glitzerzeug, das sie hübsch finden, nicht hingegen um Pflanzen. Wegen der Menge dachte ich an einen größeren Vogel als Urheber, mindestens an eine Amsel.

 

Dies war in etwa die tägliche Lieferung:


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Eines Tages konnte ich den Urheber auf frischer Tat ertappen: Es handelte sich um einen schlichten Spatzen. Ob mehrere am Werk waren, war mir zu entscheiden nicht möglich – dazu sehen sie einander zu ähnlich. Dann würde es sich jedenfalls um eine geheimnisvolle Absprache handeln.

 

Schließlich habe ich das Entfernen der täglichen Gabe aufgegeben und mir gedacht: Mal sehen, worauf er hinauswill, dieser seltsame Vogel. Das kann ich nun, nach einer weiteren Woche, beobachten: Er hat sich eine regelrechte kleine Festung in dem Vogelhäuschen errichtet, mit einem einzigen Schlupfloch als Zugang. Das schaut so aus:


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Die anderen Vögel sind, um an Futter zu kommen, auf die Meisenknödel ausgewichen, was für die Meisen kein Problem darstellt, während die Spatzen es zähne- bzw. schnabelknirschend in Kauf nehmen.

 

Nach Ausscheiden der anderen Hypothesen, z.B. ein Dankopfer, ist mir inzwischen nur noch eine geblieben: Der Spatz baut ein Nest. Auch diese Annahme steht freilich vor einigen Problemen:

 

             Da ist zunächst diese auffallende Unbeirrbarkeit, die ihn wochenlang immer neues Grünzeug anschleppen ließ, obwohl ich es regelmäßig entfernte, bis ich endlich nachgab.

             Er müßte jetzt allmählich mit dem Bau aufhören und sich an die Brautwerbung machen; stattdessen wirkt er unermüdlich weiter. Zudem gelten Spatzen als monogam, d.h. in fester Partnerbindung lebend.

             Die Brutzeit sollte Ende Mai/Anfang Juni eigentlich vorbei sein, stattdessen die Aufzucht der Jungen auf der Tagesordnung stehen.

             Weiterhin leben und brüten Spatzen – auch bei uns – in Kolonien, während es sich hier um ein Einzelnest handelt.

             Welcher Spatz kommt schließlich auf den Einfall, sein Nest ausgerechnet dort zu errichten, wo nicht nur in Massen andere Vögel verkehren, sondern auch ein unheimlich und bedrohlich aussehender Riese, vulgo Mensch, sich mehrmals am Tage herumtreibt?

 

„Du Spatzenhirn“ gilt ja als Beleidigung; ich aber habe großen Respekt vor diesem Spatzenhirn, und es stellt mich trotz meines ungleich größeren Gehirns vor ein Rätsel.



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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(07.06.22, 15:12)
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 Graeculus meinte dazu am 07.06.22 um 23:40:
Ein Nest, danach schaut es aus. Das beantwortet freilich nicht die am Ende gestellten Fragen. Daß das Futterhäuschen eine Art Notunterkunft angesichts Wohnungsmangel darstellt, kann ich ausschließen. Wir wohnen nicht in der Stadt, sondern auf dem Land - jede Menge Bäume (im Volksmund Wald genannt) ringsherum.

Die Spatzen haben sich recht gut auf die Meisenknödel eingestellt, und eher konkurrieren sie miteinander (weil sie im Schwarm auftreten) als mit den Meisen, die stille Phasen ausnutzen.

Das alles ist für mich sehr unterhaltsam (wenn ich vom Schreiben aufschaue); es wurmt mich nur, daß ich selbst einen so schlichten Vorgang nicht verstehe.
Mal sehen, was noch kommt. Niemand hat die Absicht, Eier auszubrüten? Das wäre - anders als bei Walter Ulbricht - schade.
Taina (39) antwortete darauf am 08.06.22 um 05:30:
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 Graeculus schrieb daraufhin am 08.06.22 um 15:56:
Nicht in Bäumen, aha. Auch nicht in Sträuchern, nur an Gebäuden? Dann könnte in der Tat der Platz knapp werden.

Für das zweite Futterhäuschen müßten wir erstmal einen Haken in die Balkonüberdachung bohren. Muß überlegen, ob der reine Testzweck mir das wert ist. Das zweite Futterhäuschen, das wir noch irgendwo im Kabuff haben, ist für Besiedlung nicht geeignet, ein Plastikspender.

Was sagt Ihr eigentlich zu der 'falschen' Brutzeit?
Taina (39) äußerte darauf am 08.06.22 um 16:18:
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 Graeculus ergänzte dazu am 08.06.22 um 16:30:
Gut, das ist eine Erklärung.
Daß beim ersten Aufzuchtversuch etwas schiefgeganen ist, habe ich schon in Betracht gezogen. Es fehlt dann freilich noch das passende Weibchen (unterstellt, daß der Nestbauer ein Er ist). Oder bauen Spatzen gewöhnlich gemeinsam ihre Nester?
Taina (39) meinte dazu am 08.06.22 um 16:41:
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 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 22:43:
Wenn das stimmt mit dem Unterscheidungskriterium (natürlich glaube ich Dir das), dann herrscht hier ein starker Männerüberschuß. Das erleichtert die Brautschau und Brutpläne nicht gerade.
Ich entdecke immer mehr.
Taina (39) meinte dazu am 09.06.22 um 05:15:
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Taina (39) meinte dazu am 09.06.22 um 05:15:
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Taina (39) meinte dazu am 09.06.22 um 05:19:
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 Graeculus meinte dazu am 12.06.22 um 23:31:
Jetzt kann ich sie auseinanerhalten - die Bilder sind sehr anschaulich.
Hier überwiegen die Männchen, warum auch immer.

 Graeculus meinte dazu am 12.06.22 um 23:31:
Nach ein paar Tagen Abwesenheit bin ich gespannt, welcher Anblick sich mir morgen bieten wird.
Taina (39) meinte dazu am 13.06.22 um 05:31:
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 Graeculus meinte dazu am 13.06.22 um 18:18:
Darum geht es hier nicht, denn während meiner Abwesenheit füttert meine Frau sie.
Trotzdem ist es auch Prinzip nicht schön, wenn dadurch eine Abhängigkeit entsteht. Die Folgen hängen m.W. davon ab, ob andere Futterquellen zur Verfügung stehen.

Du kennst sicher die große Krise unter Spatzen, als in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Pferde aus dem Straßenbild verschwanden, von deren Hinterlassenschaften (Pferdeäpfel) sie bis dahin  gelebt hatten.
Taina (39) meinte dazu am 13.06.22 um 18:58:
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 Graeculus meinte dazu am 14.06.22 um 13:32:
Speziell Spatzen sind ja sog. Kulturfolger, d.h. sie halten sich gerne in der Nähe von Menschen auf, weil da immer etwas abfällt für sie.

Neues zum Nest? Eigentlich nicht. Er stopft immer noch etwas nach, aber weder Partnerin noch Eier sind in Sicht.
Dafür beobachte ich gerade eine Spatzenmutter, die mit den Beständen vom Meisenknödel ihr Junges füttert.

Die Schnelligkeit, mit der die Spatzen sich an die Meisenknödel gewöhnt haben, obwohl die schwieriger anzufliegen sind, beeindruckt mich.
Taina (39) meinte dazu am 14.06.22 um 13:37:
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 Graeculus meinte dazu am 14.06.22 um 23:33:
Kannst Du einen Intelligenztest für Spatzen empfehlen? Ich mache gerne kleine Versuche mit Tieren.
Taina (39) meinte dazu am 15.06.22 um 06:27:
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 Graeculus meinte dazu am 15.06.22 um 14:05:
Das ist klug von den Spatzen!

In Rom habe ich einmal beobachtet, daß die dort zahlreichen Katzen beim Überqueren von Straßen erst nach links und dann nach rechts schauten. Das erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit beträchtlich.
In London müßten sie dann erst nach rechts, dann nach links gucken; aber das weiß ich nicht.

Was 'meine' Spatzen angeht, so haben sie tatsächlich ein Hindernis überwunden, nämlich gelernt, Meisenknödel anzufliegen, die sogar die unangenehme Eigenschaft haben, im Wind zu schwanken.

 Graeculus meinte dazu am 15.06.22 um 14:06:
Von Zugvögeln mit Formationsflug weiß man ja, daß sie sich in der besonders anstrengenden Spitzenposition abwechseln.
Taina (39) meinte dazu am 15.06.22 um 15:10:
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 Graeculus meinte dazu am 16.06.22 um 13:20:
Ja, mach mal, das kann was werden. Ich habe keine so intime Gelegenheit, Zugvögel zu beobachten - deshalb traue ich mir das nicht zu. Was hier auf dem Balkon passiert, sehe ich von meinem Schreibtisch aus.

Wenn Du einen Garten hast, tritt übrigens - so nehme ich an - ein bestimmtes Phänomen nicht so stark in Erscheinung: Sie scheißen alles voll.
Mich wundert's, daß noch kein Nachbar sich beschwert hat.
Taina (39) meinte dazu am 16.06.22 um 17:02:
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 Graeculus meinte dazu am 16.06.22 um 17:35:
Ja, sie scheißen auch im Garten, klar. Ich dachte mir nur, daß daß dort weniger auffällt als auf einem Balkon - vorausgesetzt, man hat die Gartenstühle nicht an einer ungünstigen Stelle plaziert.

Dort zu scheißen, wo man auch ißt, ist jedenfalls schlechter Stil.
Wir haben kürzlich Alpakas gesehen, und der "Herr des Geheges" hat uns erklärt, daß die genau das nicht tun; sie gehen immer an zwei oder drei bestimmte Stellen. Das zeugt doch immerhin vom guten Geschmack dieser schönen Tiere.
IsoldeEhrlich (12)
(07.06.22, 15:39)
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Taina (39) meinte dazu am 07.06.22 um 21:09:
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 Graeculus meinte dazu am 07.06.22 um 23:43:
Das könnte sein: eine Inbesitznahme. Wirkt ja auch wie eine Festung.
Wenn es dafür, wie Du schreibst, Fälle bei mehreren Spatzen gibt, kommt mir meiner nicht mehr so seltsam vor.
Aber er hat sich eine ungeheure Mühe gemacht, wenn man bedenkt, daß ich mehrere Wochen lang das Grünzeug immer wieder entfernt habe.
Nun hat er mich also besiegt.

 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 00:01:
Traurig mit den Meisen bei Dir. Hier klappt die Koexistenz einigermaßen, obgleich Meisen ein wenig kleiner sind als Spatzen. Da letztere in Schwärmen auftreten, warten die Meisen auf eine ruhigere Phase.

Daß der erste Brutversuch gescheitert ist (vielleicht ist er Witwer geworden?), ist möglich; dann wäre dies der zweite Anlauf. Das wird die Zeit zeigen.

 Graeculus meinte dazu am 11.07.22 um 17:07:
Aktueller Stand: Familienplanung mißlungen, leeres Nest.
Taina (39) meinte dazu am 11.07.22 um 18:19:
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 Graeculus meinte dazu am 11.07.22 um 23:36:
Meinst Du, ich kann das Gemüse ausräumen und das Vogelhäuschen wieder der Allgemeinheit zugänglich machen?
Ich möchte allerdings nicht, daß er dann - als Sisyphos der Spatzen - wieder von vorne beginnt.

Derzeit steht es so, daß er gegenüber anderen Spatzen feindselig wird, wenn sie seine Laube besichtigen wollen.
Taina (39) meinte dazu am 12.07.22 um 05:55:
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 Graeculus meinte dazu am 12.07.22 um 23:31:
Wiegt wahrscheinlich nur ein paar Gramm, der Bursche, aber er hat mich durch seine staunenswerte Beharrlichkeit beeindruckt.
Man reißt ja auch nicht eine ägyptische Pyramide ab, weil sie modernen Zwecken im Wege steht. Und für ihn ist das bestimmt etwas in dieser Preisklasse.

Auch ich lasse mich nicht gerne dominieren, aber ich bin auch nicht gerne grausam.
Taina (39) meinte dazu am 13.07.22 um 05:42:
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 Graeculus meinte dazu am 13.07.22 um 16:52:
Daß die Sommerfütterung wichtig sei, habe ich einmal von einem Ornithologen gehört: dann hätten sie wegen Aufzucht den größten Bedarf, während sie im Winter eher vor sich hindösten.

Ja, der Vogel baut immer noch an dem Nest herum. Vieles landet auf dem Balkonboden, und ich habe das Gefühl. daß ich damit dort schon eine Wiese anlegen könnte.

 EkkehartMittelberg (07.06.22, 20:25)
Hallo Graeculus,
mich interessiert, ob sich das geheimnisvolle Verhalten des Spatzen philosophisch auswerten lässt oder betrachtest du es nur biologisch?
LG
Ekki

 Graeculus meinte dazu am 07.06.22 um 23:48:
Ich muß gestehen, daß mir dazu philosophisch nicht sonderlich viel einfällt - außer vielleicht, daß auch Tiere, auch Vögel ausgesprochen individuell sein können, während man sie früher als reine Gattungswesen angesehen hat. Biologisch ist diese Annahme freilich längst überholt.

Und, so merke ich, wenn ein Tier individuelle Eigenschaften zeigt, bekomme ich auch rasch eine individuelle Beziehung dazu. Allerdings würde ich diesen Spatz leider nicht wiedererkennen, wenn er auf der Straße an mir vorbeiflöge.
IsoldeEhrlich (12) meinte dazu am 08.06.22 um 10:10:
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 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 15:59:
Stimmt, das ist eine völlig überalterte, einst aber populäre Vorstellung (irgendjemand hat sie sogar hier kürzlich noch geäußert).

Was Du über die Meisen berichtest, ist toll! Keine Angst vor Vermüllung; sowas fasziniert mich.
Agnete (66)
(07.06.22, 22:13)
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 Graeculus meinte dazu am 07.06.22 um 23:50:
Ein kleiner Spatz! Vor ein paar Jahren haben wir einmal einen von Hand aufgezogen. Derselbe wird's nicht sein, aber vielleicht ein Nachkomme?

Ich habe ihn liebgewonnen.
klausKuckuck (71)
(07.06.22, 23:28)
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 Graeculus meinte dazu am 07.06.22 um 23:53:
In der Phase, in der ich immer wieder die Früchte seiner Arbeit entfernt habe, war das in der Tat eine Art Kampf Goliaths gegen David. Und auch hier hat David gewonnen - in diesem Falle durch unerschütterliche Beharrlichkeit.
Und wehe dem Habicht oder Falken, der sich hierhin wagt!

Sollte die Geschichte einen spektakulären Verlauf nehmen, werde ich darüber berichten.

Antwort geändert am 07.06.2022 um 23:53 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.06.22 um 10:36:
Graeculus, du bemerkst die Entdeckung der individuellen Eigenschaft des Vogels so bescheiden. Sie ist aus meiner Sicht zugleich philosophisch und liebenswert.

 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 16:01:
Ja, aber das ist in der Forschung längst Standard. Tiere, zumindest Wirbeltiere, sind ausgesprochen individuell; ich habe diese Einsicht lediglich bestätigt gefunden.

Halbwegs philosophisch ist vielleicht auch der systematische Ausschluß verschiedener Hypothesen. Nichts Neues allerdings auch das.

 Dieter_Rotmund (08.06.22, 11:46)
Ein netter Bericht über ein, wie ich finde, stinklangweiliges Thema.

 Willibald meinte dazu am 08.06.22 um 12:08:
Nun ja, die Umkehrung gilt auf jeden Fall: Dieter ist bekannt für stinklangweilige Berichte über attraktive Themen.

 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 16:02:
Offenbar kann man Tiere langweilig finden. Das ist mir noch nie gelungen.

 Verlo meinte dazu am 08.06.22 um 21:53:
Dieter_Rotmund:

... stinklangweiliges Thema.
Dann hast du auch keine wirkliche Beziehung zu Menschen, sonst würdest du die Gemeinsamkeiten kennen.

Auch zwischen Mensch und Vogel.

Dieter, falls du an Wiedergeburt glaubst: hab mehr Respekt vor Tieren, sonst wirst du als eins wiedergeboren, um dein Karma in Ordnung zu bringen.

 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 22:44:
Dieter_Rotmund wird im Falle einer Wiedergeburt, ein anderes Tier als ein Spatz. Da bin ich mir ganz sicher.

 diestelzie (08.06.22, 12:09)
Hier hat wohl jemand das Restaurant zum Hotel ausgebaut 👍.
Wir haben zurzeit ein Elsterpäärchen im Garten und konnten beim Nestbau zuschauen. Ich fand das total interessant. Auch die Größe der Äste, die da von den Vögeln angeschleppt wurden. Das war richtig harte Arbeit. Manchmal verteidigen sie auch lautstark ihr Revier. Im Moment scheinen sie zu brüten. 
Also ich finde das überhaupt nicht langweilig.

Liebe Grüße 
Kerstin

 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 16:06:
Nestbau ist harte Arbeit - das ist mir jetzt, da ich es umfänglich beobachten konnte, bewußt geworden.

Bei einem Elsternpärchen vor einer früheren Wohnung habe ich einmal erlebt, wie ein Habicht eine Elster gepackt hatte. Die Panik und Aufregung bei dem dazugehörigen Weibchen/Männchen! Und die Hilflosigkeit!
Als der Habicht mit seiner Beute davonflog, ist sie/er hinterhergeflogen, kam nach einiger Zeit zurück und ist noch eine ganze Weile an der Stelle der Katastrophe herumgehüpft. Elstern sind ja monogam. Es war wie die Ermordung eines Ehepartners.

 AlmaMarieSchneider (08.06.22, 12:39)
Der Sperling weiß was er will. Er hat sich quasi eine Luxusvilla unter den Nagel gerissen. Angst vor Menschen haben Sperlinge eigentlich nicht. Kaum sitze ich mit dem Frühstück auf meiner Terrasse sind sie da und versuchen auch etwas ab zu bekommen. Ich mag dieses freche Völkchen.
Schöner Bericht!

Liebe Grüße
Alma Marie

 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 16:09:
Keine Angst? Ja, ich kenne dieses Herumhüpfen, wo es Nahrung gibt. Aber wehe, man macht eine falsche Bewegung! Und wenn ich auf den Balkon komme, fliegen sie sofort weg.

Ich rief: „Spatz, komm, ich füttre dich!“
Er faßt mich scharf ins Auge.
Er scheint zu glauben, daß auch ich
Im Grunde nicht viel tauge.

Kennst Du vielleicht - von Wilhelm Busch.
Ein Grundmißtrauen ist immer da, meine ich.

Grüße von
Wolfgang

 Dieter Wal (08.06.22, 15:22)
Wie verschieden die Charaktäre von Vögeln sein können, erlebte ich in meiner Kindheit, als ein Wellensittich mich als seine "Mama" adoptierte bzw. ich ihn als Jungtier zähmte. Er entwickelte darauf völlig atypische Verhaltensweisen, wodurch eine intensive Beziehung untereinander entstand. Wie sehr er Zuneigung und Freude ausdrücken konnte, hätte ich vorher für völlig unmöglich gehalten. Daher bin ich wenig erstaunt, dass der mutmaßlich überdurchschnittlich intelligente Spatz Eures Balkons auf den genialen Einfall kam, eine Burg in Eurem Vogelhaus zu errichten. Optimale Nahrungsquelle bei 0,000001 % Gefahr vor Katzen und anderen Raubtieren. Da wir Vögel in der Regel kaum äußerlich voneinander unterscheiden können, gehen wir instinktiv davon aus, sie seien alle gleich. Das sind sie nicht.

 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 16:14:
Ja, Dieter, für Haustiere ist das sowieso klar. Das hätte Schopenhauer, der die Ansicht von den Gattungseigenschaften vertreten hat, schon bei seinen Pudeln merken müssen, daß da nicht jeder gleich ist.

Du hältst die Balkon-Wahl für günstig? Gewiß, keine Raubtiere. Aber ständiger Flugbetrieb von anderen Vögeln und vor allem dieser Mensch, der da immer wieder auftaucht!
Vorläufig siedelt er da ja auch noch nicht. Ich bin gespannt, wie's weitergeht. Ob er eine passende Partnerin dafür findet?

 Verlo (08.06.22, 18:09)
Graeculus:

Und auch hier hat David gewonnen – in diesem Falle durch unerschütterliche Beharrlichkeit.
Ist das nicht ein philosophischer Aspekt der Betrachtung?

Kommentar geändert am 08.06.2022 um 21:54 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 22:46:
Das stimmt, daran habe ich noch nicht gedacht. Man kann Größe & Stärke überwinden, indem man klein, unschuldig, lieb und beharrlich ist.

 Graeculus meinte dazu am 08.06.22 um 22:47:
Ein Tip für die Ukraine?

 Graeculus meinte dazu am 16.06.22 um 13:23:
Meine pazifistischen Neigungen, die es - trotz Krieg - immer noch gibt, sind sehr aufmerksam für derlei Strategien.

 Verlo meinte dazu am 16.06.22 um 19:19:
Graeculus, nach meiner Meinung ist der Zug für die Ukraine abgefahren.

Selenskyj wird sich aus dem Staub machen und seinen "Ruhm" im luxuriösen Exil genießen. 

Vielleicht wird er aber auch vorher von seinen Landsleuten erschossen.

 Graeculus meinte dazu am 16.06.22 um 23:29:
Nach alter griechischer Weisheit soll man den Tag nicht vor dem Abend loben. Und Kriegsaussichten nicht, bevor der Krieg vorbei ist. Ganz abgesehen von der Frage, wie man in 50 oder 100 Jahren über Putin urteilen wird.
Denke nur daran, wie elend der mächtige Stalin gestorben ist.

 Verlo meinte dazu am 17.06.22 um 08:15:
Graeculus, denkst du wirklich, daß die Ukraine durch ihren "heldenhaften" Präsidenten zum Sieg gegen Rußland geführt wird?

Es wird zwei große Verlierer geben: die Ukraine und Deutschland.

 Graeculus meinte dazu am 17.06.22 um 18:35:
Das ist natürlich eine sehr tendenziöse Frage, nämlich eine, welche die Antwort schon suggeriert.

Was wäre ein Sieg der Ukraine über Rußland? Selenskyj gibt dafür ein klares Ziel vor: die Rückeroberung des gesamten ukrainischen Staatsgebietes (in der Ausdehnung bis 2014).

Ist das wünschenswert? Ja.
Ist das wahrscheinlich? Nein.
Ist das möglich? Ja.

Es gibt nicht nur den Mythos vom Kampf des kleinen David gegen den Riesen Goliath, sondern es gibt auch etliche historische Beispiele, in denen ein kleiner Staat einen großen besiegt hat.
Gestern ist mir wieder das Ende des Siebenjährigen Krieges in den Sinn gekommen - mit dem überraschenden Tod der russischen Zarin Elisabeth und ihrem preußen-freundlichen Nachfolger Peter III.

Was ist, wenn Putin, auf den ja der ganze russische Staat inzwischen zugeschnitten ist, überraschend stirbt? Wie so viele Diktatoren, läßt er niemanden neben sich hochkommen, der sein Nachfolger und damit sein Rivale werden könnte.

Du hältst doch nicht im Ernst Geschichte für berechenbar, oder?

 Graeculus meinte dazu am 18.06.22 um 00:03:
Habe gerade noch einmal "Die glorreichen Sieben" geschaut und mir dabei dreierlei gedacht:

1. Es ist eine Frage der Haltung, ob man sich (scheinbar) übermächtigen Verbrechern widersetzt oder nicht.
2. Daß man sich unter solchen Umständen für den Widerstand entscheidet, können weder Verbrecher noch Feiglinge verstehen. Sie verstehen das Motiv nicht.
3. Ein Bandenchef - ob er nun Caldera oder Putin heißt - darf auf keinen Fall irgendeiner Schwäche zeigen, denn dann bricht sein System sofort zusammen.

Etwas später habe ich mir noch gedacht, wie froh ich bin, in einem Staat zu leben, in dem man einen Polit-Verbrecher nicht nur dann einen Verbrecher nennen darf, wenn er Hitler heißt.

Und jetzt denke ich mir soeben: Was hat das eigentlich noch mit dem seltsamen Vogel zu tun?
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