Das erleichterte Gewissen

Anekdote zum Thema Tiere

von  Graeculus

Daß man in einem Laden mit Namen „Hundeleben“ Nahrung nicht nur für Hunde, sondern für die verschiedensten Tiere kaufen kann, mußte ich erst lernen. Da ich bei mir zu Hause auf dem Balkon ein florierendes Restaurant für Sperlinge und Meisen betreibe, kaufe ich nun also dort das Vogelfutter.

Eines aber mußte ich der Verkäuferin doch unter die Nase reiben: „Ich habe mich mal mit den Vögeln unterhalten. Die sind nicht damit einverstanden, daß Sie auch Katzenfutter verkaufen!“
„Net?“ entgegnete sie irritiert. „Warum denn net?“
„Sie mögen keine Katzen. Sie meinen, daß es viel weniger Katzen geben sollte“, sagte ich mit ernstem Gesicht. Da die Frau immer noch verstört wirkte, fügte ich hinzu: „Ich habe ihnen das so erklärt: Je mehr Katzenfutter hier verkauft wird, desto weniger müssen die Katzen Vögel jagen.“
„Ah“, meinte sie erleichtert. „Des isch e gute Erklärung. Da brauch ich mir kei schlechts Gewisse mache.“

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Aha (53)
(28.11.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 28.11.19:
Kennen wir uns von früher, oder handelt es sich um Freundlichkeit a priori? So oder so: ich danke.

 EkkehartMittelberg (28.11.19)
Die Anekdote ist schön. Ich freue mich, dass du wieder da bist.
LG
Ekki

 AchterZwerg antwortete darauf am 28.11.19:
Ich auch. Riesig!
Kommentieren komme ich später.

 Graeculus schrieb daraufhin am 28.11.19:
Mit etwas zum Schmunzeln wollte ich mich wieder in Erinnerung bringen.
Danke für das Willkommen.

 BeBa (28.11.19)
Man muss nur für alles die richtige Erklärung finden ... dann wirds schon!
Grüß dich. Graeculus!

LG
BeBa

 Graeculus äußerte darauf am 28.11.19:
Man sollte die Menschen nicht in der Verlegenheit stecken lassen, in die man sie durch seine Vorwitzigkeit hineingebracht hat.

 TrekanBelluvitsh (28.11.19)
Ja, an der Kasse können sie echt für Verwirrung sorgen... die Tiere meine ich...

 Graeculus ergänzte dazu am 28.11.19:
Hallo, alter Freund, da bin ich wieder. Auf anregende Diskussionen!
(Meine Fähigkeit, für Verwirrung zu sorgen, ist mir bewußt und hat schon mein Berufsleben geprägt.)
Stelzie (55)
(28.11.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 28.11.19:
Ja, in der Gastronomie war ich vorher noch nie tätig. Sehr lehrreich.
Ich rief: „Spatz, komm, ich füttre dich!“
Er faßt mich scharf ins Auge.
Er scheint zu glauben, daß auch ich
Im Grunde nicht viel tauge.
(Wilhelm Busch: Der Spatz)
Es sind Tiere, die ihre Vorsicht nie aufgeben.

Ich freue mich auf künftige Gespräche.
Wolfgang

 GastIltis (28.11.19)
Wenn das Lotte wüsste! Lotte ist Nachbars Beagle-Hündin, die einen gepolsterten Sitzplatz mit Aussicht auf deren Futterhaus nutzen darf. Neben anderen Privilegien, von denen manch Zweibeiner nur träumen kann. Neben all den Vögeln des Waldes, die dort einkehren, beobachtet sie auch mit stoischer Ernsthaftigkeit zwei Eichhörnchen, die sich am Futter bedienen. Der Verbrauch über den Winter, sagte die Nachbarin, liegt allein bei Sonnenblumenkernen bei 100 kg.
Ja, Graecu, Liebe will gelernt sein. Aber dafür haben wir u.a. ja KV. Welch eine Freude, dass du wieder da bist!
Viele herzliche Grüße von Gil.

 Graeculus meinte dazu am 28.11.19:
Die 100 kg glaube ich gerne. Wobei Sonnenblumenkerne dank ihrer unverzehrbaren Reste eine ziemliche Sauerei sind.

Hier haben die Spatzen einen wichtigen Schritt in ihrer Evolution getan: sie haben gelernt, Meisenknödel anzusteuern.

Nicht nur Liebe, auch Fressen will gelernt sein.

Herzlichen Gruß! Auf ein Neues!

 LottaManguetti (28.11.19)
Hab noch gar nicht gelesen, graec. Erstmal ein Willkommen! Freu mich wie Bolle, ähnlich wie gestern, als mich Dionne und Roger (Kollegen aus Australien) überraschend besuchten.
Hehe, Graubärtiger! Bien venido. Cool!

Lotta

 Graeculus meinte dazu am 28.11.19:
Der Bolle, der einem alten Lied zufolge eine Reise nach Pankow antrat?

Der Graubart hält mich von der Illusion ab, ich sei so alt, wie ich mich fühle. Korrigiere: manchmal fühle.

Wir werden einander noch begegnen.

Wolfgang
Cora (29)
(28.11.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 28.11.19:
Das ist wahr! Katzen jagen auch zum Spaß.
Dennoch war die Verkäuferin sichtlich erleichtert. Da sieht man, daß wir es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, wenn etwas nur tröstlich klingt.
Cora (29) meinte dazu am 29.11.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Peer (28.11.19)
Lieber Graec,
ich hatte hin und wieder an dich denken müssen und mich gefragt, wieso du dich hier verabschiedet hast. Um so mehr freute ich mich, am Morgen von dir zu lesen.
Gefiederte Grüße
Peer

 Graeculus meinte dazu am 28.11.19:
Peer mit den kurzen, witzigen Gedichten. Nie vergessen.
Ich freue mich auf neue (Gedichte).

 loslosch (28.11.19)
das führt mich ins jahr 1951 zurück. pfarrer joseph hehl riet uns kommunionkindern, keine flüche mehr auszustoßen. wenn es denn gar nicht anders ginge, sollten wir statt "zum teufel mit dir" das unverfängliche "zum kuckuck zu!" aussprechen.

ich weiß, dass wolfgang solche anekdoten mag. welcome back! lo

Kommentar geändert am 28.11.2019 um 11:35 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 28.11.19:
Im verflossenen Jahr habe ich von Samuel Beckett gelesen, daß die englische Zensur bei seinem Endspiel "Der alte Bastard, er existiert nicht!" als Aussage über Gott nicht durchgehen lassen wollte. Er hat daraufhin als Änderung vorgeschlagen: "Das alte Schwein, es existiert nicht!" - und das hat man akzeptiert!
Becketts Kommentar: "Auch bei der Blasphemie gibt es feine Unterschiede."

 loslosch meinte dazu am 29.11.19:
die leute von der zensurbehörde waren und sind beschränkte geister.

 franky (28.11.19)
Hi lieber Graec!

Schön dass du wieder da bist.
Katzen haben nun mal die Vögel zum Fressen gern!

Liebe Willkommensgrüße

Von
Franky

 Graeculus meinte dazu am 28.11.19:
Ungerecht eigentlich, daß niemand Katzen ißt.

Einen herzlichen Gruß an den schier unverwüstlichen Franky!

 Dieter_Rotmund (28.11.19)
Ich persönlich halte nichts von Haustieren oder Vögelfüttern, hab' des Gschichtle aba gern glese'.

 Graeculus meinte dazu am 29.11.19:
Das ist das Schöne an (Haus-)Tieren: Die Geschichten über sie können auch dann gefallen, wenn man Tiere gar nicht mag.
Für meine Person gestehe ich freilich, daß ich Spatzen liebe.

 eiskimo (28.11.19)
Ein tolles Comeback, lieber Graeculus, in jeder Hinsicht!
Endlich gibt es wieder was zu Naschen. Du wirst viele Besucher haben in Deinem Restaurant.
Viel Spaß in der Küche!
wünscht
Eiskimo

 Graeculus meinte dazu am 29.11.19:
Eiskimo - ein für mich neuer Teilnehmer ... falls mich da nicht bloß mein Gedächtnis im Stich läßt.
Bin gespannt auf literarische Kommunikation.
Fisch (55)
(28.11.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert meinte dazu am 28.11.19:
Quatsch Stäbchen - das war die Extrawurst.

 Graeculus meinte dazu am 29.11.19:
Fisch sagt mir noch nichts. Oder nur mit neuem Namen unterwegs?
Daß der Text noch Luft nach oben hat, denke auch ich. Ob die Luft für mich noch reicht, das mag die Zukunft zeigen.
Sin (55)
(28.11.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 29.11.19:
Geschrieben trotz Abwesenheit - das rührt mich. Sin habe ich natürlich nicht vergessen.
Agneta (62)
(28.11.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 29.11.19:
Ich danke für das Willkommen und will es vergelten mit dem Bemühen, daß Niveau auf kV nicht wesentlich zu senken.

 AchterZwerg (28.11.19)
Hallo Graeculus,
es gibt mit Sicherheit sehr viele Möglichkeiten, sein Gewissen zu beruhigen. Gern auch schon im Vorfeld.
Ersetzte man "deine" Katzen durch Flüchtlinge, käme die Anekdote ebenfalls gut hin ...

Tja.
Der8.

 Graeculus meinte dazu am 29.11.19:
Das habe ich überlegt, ob der Text auch mit Flüchtlingen funktioniert. Ich denke, Du hast recht. Aber bewußt war mir das nicht.

 AchterZwerg meinte dazu am 29.11.19:
Das habe ich überlegt, ob der Text auch mit Flüchtlingen funktioniert. Ich denke, Du hast recht. Aber bewußt war mir das nicht.
Ist auch besser s o.
Süße Kätzchen sind vermutlich beliebter als Asylbewerber ... nä?

Zwinkergrüße
der8.

 TassoTuwas (28.11.19)
Gratuliere!
Du brennst hier ja grade ein Feuerwerk ab.
Tiergeschichten kommen immer gut an, und wenn das noch für alle Beteiligten happy ended, alles gut!
LG TT

 Graeculus meinte dazu am 29.11.19:
Ein Tischfeuerwerk, mehr nicht.
Tiergeschichten kommen immer gut an. Warum ist das so? Ich kann es nur vermuten. Weil wir Tiere nicht als kommunikativ bedrohlich empfinden?
Jo-W. (83)
(28.11.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 29.11.19:
Einem Norddeutschen kann allenfalls der hier gebräuchliche Dialekt im Weg sein. Daß ich selber nicht von hier stamme, läßt so manchen Dialog, den die Leute hier führen, durch den Rost einer potentiellen Anekdote fallen.

 Regina (28.11.19)
Herzlich willkommen zurück. Ich habe dich und deine Kommentare vermisst.
Witzige Tieranekdote. gibt es jetzt zu viele Vögel oder zu viele Katzen? LG Gina

 Graeculus meinte dazu am 29.11.19:
Eher zu viele Vögel. Denn Narren, die so viel Geld für Tiere ausgeben, gibt es nicht häufig.
Aber da, wie ich gelesen habe, die Spatzen in Bayern schon unter die bedrohten Tierarten gerechnet werden, werde ich die Naturordnung nicht entscheidend durcheinanderbringen, sondern allenfalls den Schwerpunkt etwas verschieben.

 FrankReich (28.11.19)
Hallo Graeculus,

manche Vögel haben aber auch wirklich ein Hundeleben, besonders auf Katzen bezogen. Das würde die Verkäuferin im Tierfeinkostgeschäft sicher über den Rand der Verzweiflung getrieben haben, doch glücklicherweise hast Du Deinen Vögeln die Besorgnis nehmen können, so dass Dir sowohl die Dankbarkeit Deiner Meisen und Sperlinge als auch die der Verkäuferin zeit Deines Restaurantbetriebes sicher sein wird.

Ciao, Frank

 Graeculus meinte dazu am 29.11.19:
Interessanterweise hatte ich auch darüber schon ein Gespräch mit besagter Verkäuferin. "Die Vögel," so meinte sie, "schimpfen nur, wenn kein Futter mehr kommt; aber bedanken tun sie sich nicht."
Das überrascht nicht, soll sogar bei Menschen vorkommen - vor allem in einer Gegend, die das Motto hat: "Net g'scholten ischt g'nug gelobt."

 millefiori (29.11.19)
Ich hab auch ein "Vogelkino" im Garten und bin froh, das im Umkreis keine Katze kommt.

Meisen, und sogar ein Kernbeißer lassen sich sehen, ein Rotkehlchen guckt ab und an vorbei.

Du hast der Verkäuferin ein gutes Argument geliefert, denn es gibt Kunden, die es mit dem Thema durchaus ernst meinen könnten. 😊

Liebe Grüße
millefiori
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram