Herbstgedanken

Gedicht zum Thema Harmonie

von  GastIltis


Wenn im Herbst die Nebel steigen,

seh ich kaum mein Pils vor Augen,

von dem Klaren ganz zu schweigen.


Taste mich durch dunkle Schwaden,

während Nebelhörner tönen,

lande ich im Destill-Laden.


Lungre rum auf Nebelbänken,

Blut verkrustet, Hunger leidend,

sehne mich nach fernen Tränken.


Denn mein Durst gleicht Wasserkünsten

wie ein Bündel nasses Stroh

mit der Angst vor Feuersbrünsten.


Hängen schwere Wolkenschichten

tief hinein mir ins Gemüt:

Da ertrinke ich mitnichten,

weil uns bald der Frühling blüht!




Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: EkkehartMittelberg, Tula, Agnete, Taina, AlmaMarieSchneider, Didi.Costaire, plotzn, TassoTuwas, TrekanBelluvitsh, Teolein.
Feuersbrünste!

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (10.10.22, 11:43)
Hallo Gil,

so flott, wie du reimst, geht es ja im Galopp gen Frühling.

Dürstet wem nach Frühling, hungert
jener jetzt ein halbes Jahr.
Wer auf Nebelbänken lungert,
sieht indes sehr bald schon klar.

Liebe Grüße,
Dirk

 GastIltis meinte dazu am 10.10.22 um 20:33:
Danke lieber Dirk,
mit dem flotten Reimen hatte ich dieses Mal so meine Probleme. Einmal, weil mir der Text an einem Morgen einfiel, als ich den Nebel über unserem See und dem angrenzenden Erlenwald sah, dann mir das Grundgerüst überlegte, und danach spekulierte, wie ich diesen Text gedanklich bis nach Hause transportiert und in Schriftform umgesetzt bekam. Prompt hatte ich dann natürlich mit der vierten Strophe zu Hause zu tun, für die ich eine erhebliche Zeit benötigte, ehe ich sie wieder notdürftig zusammen hatte. Um das alles noch mit dem Besuch von zwei Kindern und drei Enkeln zu koordinieren, bedurfte es schon der komplette Freistellung von sonstigen Hausarbeiten außer dem Heranschleppen von Heizmaterial, dem Heizen, dem Wässern des Rasens und sonstiger Kleinigkeiten wie der Teilnahme an der Mitgliederversammlung eines Vereins. Aber nun kann der Frühling kommen, um auch was zu tun!
Viele liebe Grüße von Gil.

 plotzn (10.10.22, 18:31)
Freu Dich mal lieber nicht zu früh, mein Freund!

Das mit dem Ertrinken ist noch nicht abgehakt...

Wo bleibt bloß das Feuerwasser,
das die Glut im Keim erstickt?
Wird der Nebel immmer nasser,
dann weil Gott die Fluten schickt.

Herbstliche wie herzliche Grüße!
Stefan

 GastIltis antwortete darauf am 10.10.22 um 20:49:
Weißt du Stefan,
die Uckermark ist nicht das Ahrtal, auch nicht der Main. Und von einem Hochwasser der Ucker hat man bisher wenig gehört. Und warum? Weil es die Sankt-Sabinen-Kirche in Prenzlau am Unteruckersee gibt, die älteste Kirche im Ort und die einzige in Deutschland, die vor Hochwasser schützt. Dennoch freue ich mich über deine Fürsorge, obwohl du ja mit einem halb verkniffenen Auge immer mein mögliches vorzeitiges Ableben unter Kontrolle hast.
Im Moment schickt der Gott des Hochwasser die Fluten dort hin, wo die Wasserbauer gravierende Fehler machen.
Sei herzlich gewarnt und gegrüßt von Gil.

 TassoTuwas (10.10.22, 20:03)
Hallo Gasti,
meine unmaßgebliche Meinung

Herbst ist nicht mehr was er mal war
ist doch jedem klar
und außerdem wir er überschätzt
besonders jetzt 

Herzliche Grüße
TT

 GastIltis schrieb daraufhin am 10.10.22 um 20:59:
Hallo Tasso,

man soll den Herbst nicht vor dem Frühjahr loben.
Die Erlenblätter fallen und sie schwimmen oben.
Im Frühjahr, wenn sie bis zum Boden sinken,
da ändert sich verschiedenes. Nicht dass sie stinken,

sie fangen langsam an, sich zu zersetzen:
Wann das beendet ist, darfst du jetzt schätzen!

Unter uns gesagt, ich weiß es auch nicht. Ich bin auch nicht mehr …
Danke und sei gegrüßt von Gil.

 TrekanBelluvitsh (10.10.22, 21:34)
Dieser bemerkenswerte Text wirft einen neuen, für die meisten von uns verdrängten Blick auf den Herbst, der so gerne aus "golden" verklärt wird. Der Autor wirft einen Blick hinter die Fassade der gefärbten Blätter und will uns helfen zu begreifen, dass wir die Einschränkungen dieser Jahreszeit nicht sehen wollen, weil wir sie nicht sehen können. Ein schonungslose Aufarbeitung, die uns die hässliche Seite des Herbstes in ihrer Unausweichlichkeit vor die benebelten Augen führt - die gar nicht benebelt genug sind, dank der ruchlosen Jahreszeit. Bravo!

 GastIltis äußerte darauf am 11.10.22 um 13:18:
Hallo Trekan,
eigentlich bist mehr du es, der den veränderten Blick ins Spiel bringt. Gewiss, man muss schon zweimal hinsehen, um deine Erkenntnisse zu erlangen, die mir als angeblichem „Gelegenheitstrinker“ natürlich verborgen bleiben mussten. Aber ich gebe zu, dass ich mit dem Tausch der Begriffe Wasserkünste/Feuersbrünste zu guter letzt den Zugang zu deiner Auslegung gefunden habe, die mir längst vorschwebten, und die ich zuvor schon in anderen Gedichten anklingen lassen habe. Also, dein Kommentar ist schon außergewöhnlich!
Ich danke dir herzlich und grüße dich in alter Frische. Gil.
Agnete (66)
(11.10.22, 11:30)
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 GastIltis ergänzte dazu am 11.10.22 um 13:25:
Hallo Monika,
dabei war ich mit dem Schluss gar nicht so richtig zufrieden, weil er mir zu sehr aufgesetzt erschien. Zum Glück habe ich in der drittletzten Zeile noch eine kleine Umstellung vornehmen können; der Ursprungstext wirkte doch etwas zu holprig. Dein „beinahe“ lasse ich einfach mal so stehen. Es wird hoffentlich alles besser.
Danke und liebe Grüße von Heinz.
Taina (39)
(11.10.22, 11:35)
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 GastIltis meinte dazu am 11.10.22 um 13:35:
Ach, liebe Tanne,
es waren doch nur die schwarzen Kiefern, die vor den Nebel verhangenen Erlen im Hintergrund so erschreckend gewirkt haben, dass mir fast Villons Zeile „es schwamm der Mond in mein Gemach hinein, weil er da draußen so allein im Schneefeld bei den schwarzen Bäumen stand“ eingefallen wäre. Aber so sind es nur diese Zeilen geworden, sicher furchterregend genug, wenn man sie lange genug betrachtet …
Danke und sei ebenfalls ganz lieb gegrüßt von Gil.

 EkkehartMittelberg (03.11.22, 17:24)
Liebe3r Heinz,
in deinem ewigen Frühling der Kreativität blühen Herbstgedanken endlos.

Liebe Grüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 06.11.22 um 19:05:
Danke lieber Ekki,
das ist natürlich übertrieben. Gut, ich gebe zu, dass ich den Herbst mag, den Vogelzug mit Begeisterung verfolge genau wie das Fallen der Blätter. Und ich freue mich über das Rotkehlchen, das im Spätsommer auftaucht und uns besucht, bis uns der Winter vertreibt. Am letzten Wochenende habe ich nun endlich abgebadet; es war doch schon empfindlich kalt. Die anschließende Freiluftdusche kam mir regelrecht warm vor.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.
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