Früher war alles besser. Isso

Lebensweisheit zum Thema Einsicht

von  eiskimo

Früher drei Kinder und ein Familienprogramm,

heute no kids, dafür´n  lifestyle-Dobermann.

 

Früher Schmalhans-Reisen mit Klampfe und Rucksack,

heute Business-Upgrade bei Emirates und Spantax.

 

Früher raus auf Turnschuhen, im Garagenhof kicken,

Heute just fit im Studio,  die Pulsmesser ticken.

 

Früher Graubrot, kaum Aufschnitt, dadrunter Margarine,

heute Junkfood to go, und just for fun auch Haut´ Cuisine.

 

Früher die Not mit Büchern, letzter Ausweg  Pfarrbücherei,

heute wohin mit den Schmökern und stets ´n Kindle dabei

 

Früher das Leben oft knapp,  so wie es sich halt machen ließ,

heute alles super, rund um die Uhr Fun:  Und Hauptsache: Genieß!

 

Früher die Sportschau, samstags mit Nachbarn nicht vor halb Vier;

heute kein Tag ohne Fußball, nonstop, dein pay-TV , bei dir

 

Früher galt es zu sparen, zu warten, erst dann kam Genuss

Heute gilt: Sofort Alles! Und ab dreißig herrscht Überdruss.

 

Früher war ein Kind ein Kind, ja! ein Kind, und mehr nicht,

heute ist es ein Prinz. DER Prinz! Den belastet man nicht.

 

Früher war ein Mann ein Mann, er musste so sein;

heute sucht er sich …und sucht sich ´n Wolf… das arme Schwein.

 

Früher, lieber Mann, deine drei Kinder, dieselbe liebe Frau

Heute gibt’s nur noch den Dobermann, und dich … arme Sau.



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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (25.08.23, 10:27)
Du bist wirkich eine arme Sau. LG

 eiskimo meinte dazu am 25.08.23 um 10:42:
Ich hab den Wolf in mir entdeckt, haha...

 DanceWith1Life antwortete darauf am 25.08.23 um 18:42:
wieso einen, da sind zwei, besser gesagt, ich habe gehört, die sollen sogar gegeneinander kämpfen, und ich denke es wäre nicht real, wenn dieser "menschlichste" aller "Züge" ( nein, nicht DB) einseitig wäre.
btw wäre Irrtum zum Thema Irrtümer nicht treffender als Lebensweisheit zum Thema Einsicht?

Antwort geändert am 25.08.2023 um 19:23 Uhr

 eiskimo schrieb daraufhin am 25.08.23 um 19:53:
Ja, die zwei Seelen in unserer Brust, oder auch zwei Wölfe... Vielleicht hast Du recht - man spürt sehr oft diese Zweischneidigkeit und schwankt als Wolf zwischen "Knurren" oder "Beißen" ... oder mimt das Wölfchen.

 Quoth (25.08.23, 11:14)
Früher war alles besser, weil alles knapper, enger und ärmer war, weil wir heute in einem die Kreativität zumüllenden Luxus leben und uns auch noch erlauben, auf hohem Niveau zu jammern. Kohei Saito nennt das (in "Systemsturz| Der Sieg der Natur über den Kapitalismus") die "imperiale Lebensweise", denn sie ist nur möglich durch Ausbeutung der Natur und der ärmeren Länder, in denen wir für uns arbeiten lassen.

Ob auch der Mann von früher in diesen Text passt, wage ich zu bezweifeln. In Spanien hat gerade ein Mann von früher eine Fußballerin von heute geküsst - einer von denen, die den Knall von "MeToo" nicht gehört haben ...
Lunarum (40) äußerte darauf am 25.08.23 um 11:41:
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 eiskimo ergänzte dazu am 25.08.23 um 12:08:
@Quoth
Über den übergriffigen Fussballfunktionär brauchen wir nicht streiten. Ich wollte auch keineswegs ausdrücken, dass der Mann von früher ein besserer gewesen sei. Ich denke nur, dass er es in der klassischen Männer-Rolle einfacher hatte...
@lunarum
Da gebe ich Dir Recht

Antwort geändert am 25.08.2023 um 12:32 Uhr

 Beislschmidt meinte dazu am 25.08.23 um 14:40:
Kohei Saito nennt das (in "Systemsturz...
Ich empfehle Klaus Leggewie 
"Der Kampf um die europäische Erinnerung". Leggewies präzise Rekonstruktion einer Reihe von geschichts- und erinnerungspolitisch bedeutsamer Debatten - Auschwitz, GULag, ethnische Säuberungen, Migrationsgeschichte etc. Schwerer Tobak aber auch das sollte man wissen über unsere Geschichte.

Antwort geändert am 25.08.2023 um 14:42 Uhr

 Quoth meinte dazu am 26.08.23 um 22:52:
Ich bevorzuge sein Buch (mit Harald Welzer):
„Das Ende der Welt, wie wir sie kannten: Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie“:


Sind die Demokratien des Westens fähig, sich so zu modernisieren, dass sie zukunftsfähig werden? Ist es möglich, das erreichte Niveau dafür zu nutzen, eine Form des Wirtschaftens und Lebens zu entwickeln, die nicht auf Wachstum, sondern auf Gerechtigkeit und Lebensqualität setzt? Erst das Ende der Illusion, dass unser Erfolgsmodell auch unter den Bedingungen einer globalisierten Welt funktioniert, bietet Chancen auf eine Zukunft der Demokratie.
Die heilige Kuh Wirtschaftswachstum muss trotz aller furchtbaren Folgen geschlachtet werden - da stimmt er mit Kohei Saito überein.

 Graeculus (25.08.23, 13:08)
Schon immer haben die alten Leute über die Zeiten und die Jugend geklag. Aber wir sind die erste Generation, die damit recht hat.

 eiskimo meinte dazu am 25.08.23 um 19:41:
Sind wir also an einem Punkt, wo es kippt? Lange schien sich die Menschheit ja nach "oben" zu entwickeln - aufgeklärter, toleranter, gerechter zu werden, auch den Schwachen gegenüber...
Verlo (65)
(25.08.23, 13:40)
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 eiskimo meinte dazu am 25.08.23 um 19:32:
Beneidenswertes "Bei-sich-Sein"... Diese Gegenwart sollte man auch nicht verpassen.

 Redux (25.08.23, 14:02)
Ich habe kürzlich einen Spruch gelesen und ihn mir leider leider nicht im Original merken können, aber sinngemäß lautete er so ( oder ähnlich)
Heute haben wir viele Dinge, die wir uns früher wünschten, aber heute ist es irgendwie nicht schöner.
Wie gesagt: so oder ähnlich.
Und das passt m.E. zu deinem Text.

 eiskimo meinte dazu am 25.08.23 um 19:34:
Wahrscheinlich haben wir zu viel, und das zu schnell, ohne es wirklich würdigen zu können.

 Beislschmidt (25.08.23, 14:13)
Ich könnte alles liken aber der hier ist meins ....

Früher galt es zu sparen, zu warten, erst dann kam Genuss
Heute gilt: Sofort Alles! Und ab dreißig herrscht Überdruss.
Danke für das Oldie Medley, wer schreibt die Musik dazu? 

Balsam für die Traditionalisten und ja, 
früher war Helmut Schmidt 
und heute die Lachnummer.
Beislgrüße

 eiskimo meinte dazu am 25.08.23 um 19:35:
Danke, das freut mich. Helmt Schmidt ist für mich auch ein ganz Großer.
Eiskimo

 Regina (25.08.23, 20:05)
"O tempora, o mores" klagte man schon in der Antike. Aber die gute alte Zeit sieht bei genauerer Untersuchung dann doch nicht vollkommen rosig aus.

 eiskimo meinte dazu am 25.08.23 um 20:30:
Beileibe nicht rosig, oft auch bettelarm. Aber wenn ich heute ein durchschnittliches Kinderzimmer betrachte .. Wo soll das hinführen?

 Regina meinte dazu am 25.08.23 um 23:39:
Nur, dass du Zeiten nicht miteinander vergleichen kannst, als wären es Möbelstücke. Welchen Zeitraum willst du da eingrenzen? Nimmst du Jahrhunderte? Es ist ja alles immer im Fluss und auch das heutige wird sich wieder ändern.

 eiskimo meinte dazu am 26.08.23 um 08:22:
Warum nicht vergleichen? Früher, also das, was wir Geschichte nennen, ist doch unsere Erfahrung, das, was wir erlebt haben und halbwegs kennen. Woran sonst sollen wir unser Handeln für die Zukunft ausrichten?

 Pensionstarifklempner (25.08.23, 23:47)
Herrlich. Früher war mehr Lametta. Früher war mehr Loriot. Ganz früher war noch anders. Da hatte der Vater noch einen Steckschuss im Arm und erfrorene Zehen und eine Tasche voller Stalingradbilder.

 eiskimo meinte dazu am 26.08.23 um 08:46:
Meine Überschrift provoziert natürlich zum Widerspruch, und Grauenhaftes gab's auch früher zu Hauf. Aber unser "Fortschritt"  bringt selbst da noch Steigerungen, siehe die weltweiten Flüchtlingsströme, die da gerade ausgelöst werden.

 AchterZwerg (26.08.23, 08:23)
Eines der großen Probleme unserer Zeit ist in der Tat das verlorene Rollenverständnis der Geschlechter.
Wer kann sich in alten Zuweisungen noch wiederfinden und warum?

Ein ironisch gefärbtes Gedicht mit hohem Wiedererkennungwert.

Liebe Grüße
der8.

 eiskimo meinte dazu am 26.08.23 um 08:39:
Danke! Du hast mich verstanden.
Liebe Grüße 
Eiskimo
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