3.114

Text

von  Mondscheinsonate

So fragte ich nach der Zimmernummer, die Schwester sagte sie mir und ich griff auf die Türschnalle, geriet aber ins Stocken, wartete kurz, atmete noch einmal tief aus und ein, dann drückte ich sie herunter, die Tür öffnete sich. 


Sie wirkte so klein, das Bett viel zu groß. Angeschlossen an Geräte, sie sah mich an, das Gerät zeigte eine ganz leichte Erhöhung, es kam ein dumpfes Geräusch aus dem Monitor. 


Sie redete zuerst. Sie sagte: "Willst dein Gewissen erleichtern?" 

Das war ihr erster Satz. Der zweite Satz kam sogleich: "Schenk mir Wasser ein."

Die Frage: "Wie geht es dir?" schien mir deplaziert. 


Sie erzählte, als ob wir uns vorige Woche gesehen hätten, nur von sich, dass sie am Hungertuch nage und ich sei Schuld an ihrem verpatzten Leben. 

Ich sah sie an, empfand Schmerz, nur Schmerz über den bevorstehenden Tod. Ich sagte: "Jeder ist sein eigen Glückes Schmied." Etwas anderes fiel mir nicht ein. 


Ich erzählte ihr von der Uni. Ich fand, Privates ging sie nichts an und ich hatte auch nicht das Bedürfnis, ihr etwas anderes zu erzählen. 


Sie sagte, ich bliebe eine Versagerin. Ich biss mir auf die Lippe. Sagte nur: "Wenn du das sagst."

Ich sagte, ich muss jetzt gehen, ich habe noch einen Termin. Da sagte sie: "Da geht sie, die Frau Juristin." Der Herzmonitor schlug wieder an.


In der Halle ging ich in die Aufnahme, wies mich aus, ließ sie in ein Einzelzimmer verlegen. Sie darf noch einmal Grande Dame spielen, das schenkte ich ihr für ein Vermögen. Dann ging ich. 


Während des Termins musste ich mich beherrschen. Arbeit ist Arbeit. Privat ist Privat. Mein Monitor im Kopf schlug öfters an.


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Kommentare zu diesem Text


 franky (01.08.24, 09:38)
Hi liebe Cori

Das sind schwerwiegende Gefühle, die hier wieder zum Ausbruch kommen, die haben sich Dein Leben lang aufgestauht.

Grüße fliegen nach Wien von Franky

 Mondscheinsonate meinte dazu am 01.08.24 um 15:50:
Na ja. Warten wirs ab

 uwesch (01.08.24, 10:00)
Durchaus realistisch nachzuempfinden. LG Uwe

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 01.08.24 um 15:49:
Danke

 AchterZwerg (01.08.24, 12:09)
Perfetto, ma chère.
Langsam näherst du dich dem an, was du eigentlich kannst! <3 :)

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 01.08.24 um 15:49:
Na bitte.

 RainerMScholz (01.08.24, 15:17)
Guter Kunstgriff, dem Leser das vorgeblich Private mitzuteilen, Nr. 3.114 aber nicht.
Grüße,
R.

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 01.08.24 um 15:49:
3.114 war die Zimmernummer, mehr war sie nicht.
Sekrotas (68) ergänzte dazu am 01.08.24 um 20:42:
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Sekrotas (68)
(01.08.24, 20:43)
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 Mondscheinsonate meinte dazu am 01.08.24 um 20:45:
Seufz, ich hatte Mitleid.
Sekrotas (68) meinte dazu am 01.08.24 um 20:45:
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 Mondscheinsonate meinte dazu am 02.08.24 um 06:16:
Weniger. Eine Emotion.
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