So schwer

Text

von  Mondscheinsonate

Verwaltungsverfahrensrecht ist so schwer, dass man nicht nur ein Buch lesen kann, sondern sich zwei Semester damit befassen muss und dann noch immer ein geistiges Armutschkerl ist. Das ist, wie wenn ein Nichtphilosoph behauptet, er kenne sich jetzt mit der "Kritik der reinen Vernunft" gut aus, er habe die "Prolegomena" gelesen. Habe ich, würde ich mir nie anmaßen, es zu behaupten. Außerdem, das wäre absurd. 

Mein Glück ist nur, dass ich bereits das Umweltrecht absolvierte, das aus vielen Fächern bestand, die zu 90% Öffentliches Recht waren, sonst würde ich nur noch weinen, wie so viele.

Aber, das Glück war hart erkämpft, denn während der Vorstellung des Schwerpunktes sagte niemand, dass es von Vorteil wäre, bereits Öffentliches Recht II absolviert zu haben. Ich war, nach meinem ersten Diplom auf dem Stand Öffentliches Recht I, hatte eher nur die Staatsorganisation im Kopf. Meine Güte, was ich gelernt habe, allein das Anlagenrecht als Besonderes Verwaltungsrecht war eine Katastrophe, dazu noch das Verfahrensrecht, u.v.m. 

Allein 36 Seiten Zusammenfassung einer Kollegin für eine Grundrechtsprüfung. Irre. 

Und, nein, in Österreich tut es nicht, wenn man ein Gesetz kennt, dazu gibt es 365 Verordnungen oder Nebengesetze. Allein die Charta der EU hat dutzende Seiten. Wie irre eigentlich. Das einzig Gute, wir haben offiziell kein Case Law, jedoch sind an Entscheidungen des OGH oder Entscheidungen des VfGH gebunden, das heißt, ohne diese gelesen zu haben, braucht man gar nicht einmal tun, irgendwie zu tun, etwas zu wissen. Das Recht ist komplex, nichts für Komplexler, die sich messen wollen. 

So sitze ich bei 29 Grad im Zimmer und komme geistig ins Schwitzen. Die Gesetzestexte aufgeschlagen, Österreich ist das reine Gesetz, alles ist Gesetz, jede Bewegung, blättere um, markiere, schlage auf, schlage zurück, es haut mich um, Gott sei Dank sitze ich.

Wer denkt, er wäre schlauer als all die schlauen Professoren, die sich ein Leben lang damit befassen, den lade ich ein, sich nochmals in die Uni zu setzen, aber das wäre schlimm, wenn die Erkenntnis einen träfe, dass man in Wahrheit einen Scheiß weiß. Das Ego hielte das nicht aus.

Ich, für meinen Teil, sitze immer ganz andächtig vor den Ehrenwerten und bewundere deren Wissen. So geht man an einen Gegenstand heran, mit Ehrfurcht und Respekt und mit dem Wunsch sich lehren zu lassen. 

Ich geh jetzt weiter lernen, ich weiß gar nichts.


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Kommentare zu diesem Text


 Redux (10.08.24, 21:39)
Auch Deutschland scheint nur Gesetz zu sein.
Ich beneide dich nicht und drücke die Daumen.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 10.08.24 um 21:42:
Der Unterschied, wir haben eine enorme Gesetzeszersplitterung, die D nicht hat. Juristen fordern seit Jahren (!) zB einen einheitlichen Grundrechtekatalog, geschieht nicht. Auch Verfassungsbestimmungen sind zerstreut, das Arbeitsrecht über dutzend Gesetze verteilt. Unmöglich.

 Redux antwortete darauf am 10.08.24 um 21:45:
Ich kann das nicht beurteilen,  aber das schreit nach Reformen, allen Beteiligten zum Wohle...

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 10.08.24 um 21:53:
Absolut!!!
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