Integration und Reichtum

Anekdote zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  Regina

Hassan gehörte zu jener Gruppe irakischer Kurden aus dem ländlichen Raum, deren höchsten Schulabschluss der Führerschein darstellte, was aber nicht hieß, dass er über einen unterdurchschnittlichen IQ verfügte. In Finanzmathematik konnte er sich in Bezug auf sein Einkommen durchaus mit seinem russischen Banknachbarn messen, einem Professor, der auch kniffligste Grammatikaufgaben fehlerfrei löste, sofern sie seinem fotografischen Gedächtnis als gedruckte Aufgabenblätter entgegenkamen. Sprechtraining hielt der Russe zur Verzweiflung seiner Lehrerin für überflüssige Zeitverschwendung, weil er auch in seiner Muttersprache lieber schwieg, anders als Hassan, der es mit der mündlichen Kommunikation immerhin versuchte.


Eines Tages also schlug die Sprachkursleiterin, Frau Mayer-Hanneberg, vor, das Thema "Reichtum" gemeinsam zu besprechen. "Ich bin reich, weil ich acht Kinder habe", äußerte Hassan spontan. Die freiberufliche Dozentin, die am Vortag gerade ihren Steuerbescheid vom Finanzamt erhalten hatte, wollte diese Behauptung nicht einfach so durchgehen lassen. "Und ich muss für deine acht Kinder zahlen!" warf sie dem Familienvater an den Kopf, freilich pädagogisch etwas ungeschickt.


Der nächste Unterrichtstag sah einen empörten Hassan, der seine Kontoauszüge mitgebracht hatte, um den Verwaltungsmitarbeitern, dem Lehrerkollegium, dem Chef und schließlich seinen Freunden im Kurs zu beweisen, dass Frau Mayer-Hanneberg ihm keinen einzigen Cent zugewendet hatte, sondern der volle Reichtum in Form der Regelsätze vom Amt auf sein Konto überwiesen worden war.


Geflügelte Worte sind keine Hähnchenschenkel und einen, der die deutsche Grammatik wie böhmische Dörfer wahrnimmt, schiebt der deutsche Staat nicht gleich nach Tschechien ab, in der Hoffnung, die Sprache dort enthielte weniger Herausforderungen. 


Im vorliegenden Fall bräuchte es noch etwas Landeskunde, damit ein Fremder durchschaut, was ein deutscher Mensch meint, wenn er behauptet, für andere zahlen zu müssen.



Anmerkung von Regina:

Deutschland, sprachliche Integration, um ca. 2017

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Kommentare zu diesem Text


 Jack (03.02.25, 22:15)
Warum musste die Anekdote 15 Jahre in der Schublade warten? Thilo Sarrazin hat schon 2010 das Overton Window von Links fast zur Mitte verschoben.

 Regina meinte dazu am 04.02.25 um 02:54:
Es hat neben Sarrazin sehr wohl schon früher noch weitere Autoren und Journalisten gegeben, die sich geäußert haben. 

Aber die Bundespolitiker neigen dazu, auf keinen zu hören, weder auf Praktiker, die in der Arbeit stehen, noch auf Journalisten, die Reportagen verfassen noch auf die eigenen Wissenschaftler, denen Auswirkungen von Entscheidungen sehr wohl bekannt sind.

Allzu sehr stehen entweder verfestigte Ideologien oder parteipolitische Erwägungen im Vordergrund.

Antwort geändert am 04.02.2025 um 03:26 Uhr

 Augustus antwortete darauf am 04.02.25 um 11:29:
Zergliedert schaut das Schaubild, aus welchen Mitteln die Bedürftigen ihr Gelder erhalten, in etwa so aus.

Bürgergeld; zahlt der Bund. 
Wohnung; zahlen die Kommunen. Anteilige Erstattung durch den Bund. 

Zwar kann im allgemeinen gesagt werden, dass Bedürftige aus Steuergeldern finanziert werden, im besonderen aber werden sie nicht zu 100% aus Abzügen finanziert, die ein Arbeitender zahlen muss. 

Es ist also gar nicht klar, ob bsp. die Sozialleistungen ausschließlich aus den Einnahmen der Mehrwertsteuer finanziert werden. Wenn das der Fall wäre, würden die Sozialleistungen mit dem Konsumverhalten einer Gesellschaft einhergehen. 

Kommunen finanzieren sich aus anderen Steuerarten als der Einkommensteuer. Zb durch die Grunderwerbsteuer, aber auch durch die Gewerbesteuer. Mit diesen Geldern zahlen die Kommunen die Unterkünfte für Flüchtlinge. Anteilig werden diese durch den Bund erstattet. 

Argumentiert man nun, dass die Mehrwertsteuer die Sozialleistungen für die Flüchtlinge abdeckt, (Einnahmen aus der Mehrwertsteuer 2023; 213 Milliarden), dann kann nicht pauschal behauptet werden, dass jemand durch seine Arbeit die Flüchtlinge finanziert. Vielmehr wird der Flüchtling durch das Konsumverhalten einzelner finanziert. 

Vom Konsumverhalten wiederum hängt der Erhalt von Arbeitsplätzen zusammen. 

Argumentiert man nun, ja, auch beim Konsum muss ich für den Flüchtling zahlen, kann hier entgegengebracht werden, das stimmt, aber du erhältst eine Ware/Leistung im Tausch, die dich befriedigt, damit du Solidarität zeigst.

Natürlich fehlt das Geld dann allerdings an anderer Stelle, klar.

Antwort geändert am 04.02.2025 um 11:31 Uhr

 Regina schrieb daraufhin am 04.02.25 um 11:56:
Komplizierte Sachverhalte, die ein Integrationslehrer nicht durchschauen muss. Stützeempfängern, auch inländischen wird ja mit steter Regelmäßigkeit vorgeworfen, dass sie auf Kosten anderer leben, was ja letzten Endes auch nach deiner Argumentation nicht völlig falsch ist.

Aber der Klient hier, Primäranalphabet ohne Schulbesuch, wäre sprachlich und intellektuell vollkommen überfordert, auch nur einen vereinfachten Zusammenhang zwischen seinem Einkommen und einem wie auch immer gearteten finanziellen Nachteil anderer nachzuvollziehen.

Insofern hätte die Lehrkraft sich die Bemerkung vllt. in diesem Fall verkneifen können. 

Die Solidarität vieler Deutscher mit ihrem Sozialstaat  ist aber auch dem einen oder anderen höher Gebildeten nicht immer einfach zu vermitteln.

 Augustus äußerte darauf am 04.02.25 um 12:08:
Die Menschen gehen in der Regel den Weg des geringsten Widerstands. So auch bei der informstionsbeschaffung. Warum ein ganzes Buch lesen, wenn die Inhaltsangabe oftmals schon für erste Informationen ausreicht?

 Regina ergänzte dazu am 04.02.25 um 12:15:
Naja, dass die einen für Geld arbeiten und die anderen nicht, dazu braucht es keine großen soziologischen Erörterungen.

 AndreasGüntherThieme (04.02.25, 04:51)
Regina, ich glaube, ich habe mich noch nie in einem Text über die Arbeit an sich beklagt, sondern über zu viel Arbeit oder nicht planbare.

Für mich lesen sich deine Arbeitstexte, als hättest du gern mit etwas Anderem dein Geld verdient. 

Auf alle Fälle habe ich den Eindruck, daß du als Sprachlehrer (?) nicht klargekommen bist: zu sehr nach Lehrplan, zu unflexibel – so waren weder deine Schüler noch du zufrieden. 

In einer Ehe würde man sagen: aneinander vorbeigelebt.

Kommentar geändert am 04.02.2025 um 06:24 Uhr

 Regina meinte dazu am 04.02.25 um 09:03:
Troll, troll dich!

 Regina meinte dazu am 04.02.25 um 09:42:
Der obige Text ist noch nicht einmal eine Szene aus meinem eigenen Unterricht, sondern widerfuhr einer Kollegin. 

Einer Diskussion im Stil von Andreas, der stets mit Unterstellungen negativer Motive arbeitet, gebe ich keinen Raum mehr. Nötigenfalls erfolgt demnächst Sperrung!

 niemand meinte dazu am 04.02.25 um 10:07:
an regina

was mir an deinem text  auffällt ist die aussage reich zu sein, weil man, im besagten fall 8 kinder hat (besitzt?) reich oder arm zu sein ist eine kulturelle sache. während man bei uns sich als reich (materiell) mit wenig, oder kinderlos bezeichnet, ist es in anderen kulturen eben anders. solcher reichtum (kinder) kann bedeuten, dass der betreffende nicht alleine ist (zuwendung etc.) und auch im notfall materielle hilfe seitens dieser 8 kinder zu erwarten hat. alleine ein silcher fall, zeigt doch kulturelle verschiedenheiten, wenn auch nicht alle, die sich so leicht nicht überbrücken lassen, selbst wenn eine sprachliche integration gelingen sollte. anerzogenes, kulturell gewohntes kann man nicht übers knie brechend beseitigen. und andere kulturen haben ebenso eine existenzberechtigung wie unsere kultur. die frage ist, wie weit sich wer verbiegen möchte und soll.
deswegen halte ich es für eine illusion das ganze mit der naivität der rot-grünen zu betrachen und zu handhaben. eifach rein und dann wird das schon mit dem multikulti erscheint mit kindisch. es sei denn das ist beabsichtigt und zwar frei nach dem motto: wenn es im volk brodelt, kann sich die elite frei austoben. nicht falsch verstehen, ich bin für hilfe in not, aber nicht dermaßen naiv, wie es nicht wenige sind.
die sogenannte elite lebt eh ohne viel kontakt zu den wirklichen problemen. elirär, im grünen hausend, lässt sich alles durch eine rosarote dessigner brille gut betrachten.

lg irene
p.s. pardon für die momentane kleinschreibung :)

 Regina meinte dazu am 04.02.25 um 10:31:
Deinem letzten Satz stimme ich vollkommen zu. Und hier ergeben sich auch Schwierigkeiten bei der Integrationsarbeit im staatlichen Auftrag.

Die Lehrerin hätte u.U. auch anders reagieren können. aber auch Integrationslehrer, die durch Schulungen auf interkulturelle Sichtweisen getrimmt sind, sind keine Übermenschen, leben in den Werten der eigenen Kultur und müssen bei der Kommunikation darüber hinaus spontan reagieren. 

Mir ging es hier um das Mitbringen der Kontoauszüge, das die Sicht des Klienten offenbart, der sprachlich für eine Vorlesung über das Steuerrecht noch nicht fortgeschritten genug ist. 

Kinder sind in vielen Kulturen die einzige Renten- und Sozialversicherung, d.h. man muss im Krankheitsfall und im Alter von den Kindern leben, tut das in manchen Ländern regelmäßig ab 40 Jahren, d.h. viele Kinder, viel Unterstützung. 

Im Übrigen wird nicht verlangt, dass jemand seine eigenen Werte ganz und gar ablegt, vielmehr muss er sich an die deutschen Gesetze halten.

Antwort geändert am 04.02.2025 um 10:32 Uhr

Antwort geändert am 04.02.2025 um 10:37 Uhr

 niemand meinte dazu am 04.02.25 um 10:40:
Im Übrigen wird nicht verlangt, dass jemand seine eigenen Werte ganz und gar ablegt, vielmehr muss er sich an die deutschen Gesetze halten.
das stimmt, allerdings können manche eigene werte dazu beitragen

gesetze außer acht zu lassen. hier denke ich an die verschiedene
kulturell bedingte sicht auf frauen. so etwas wie "frauen als freiwild
für sexuelle bedürfnisse der männer" sind in anderen kulturen nicht selten. frauen als minderwertige geschöpfe etc. etc. treib einem etwas aus, was ihm kulturell in der kindheit eingetrieben wurde ... fast aussichtslos ... das wird hierzulande von der elite gerne übersehen.

 Regina meinte dazu am 04.02.25 um 10:47:
Die mit einwandernde zweite Generation bekommt kulturelle Unvereinbarkeiten im Übrigen noch schmerzhafter zu spüren als die erste, weil zu Hause die Herkunftskultur gelebt wird und draußen die des Ziellandes. Wer kurz vor der Pubertät mit einwandert, hat es besonders schwer, soll in einem Jahr Hauptschulabschluss machen und wird von seiner normalen Entwicklung abgeschnitten. (Der bayerische Staat spendiert so einem 10 Nachhilfestunden für alle Fächer zusammen).

Für diese, wie auch für inländische Jugendliche wird aber kaum etwas unternommen, während den Eltern Schulungen, in Sprache, Bewerbungstraining und anderen Weiterbildungen en masse nachgeworfen werden, die sie evtl. gar nicht haben wollen.

 Regina meinte dazu am 04.02.25 um 10:50:
Frauen- und Männerrollen sind ebenfalls ein kontroverses Thema.

 Regina meinte dazu am 04.02.25 um 10:52:
Ich danke dir für deine weiterführenden Beiträge.

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 04.02.25 um 10:59:
Regina, ich kann meinen Kommentar nicht mehr löschen, ansonsten hätte ich das mit dem Hinweis 

Gelöscht. Hat die Gefühle der Autorin verletzt.
getan.

Mit
deine Arbeitstexte
meine ich alle deine Texte, die sich mit der Beschreibung "Sprachkurs, Integration von Ausländern" befassen, wenn sie nicht deinem Erlebnis entspringen, hast du keinen Grund, meinen Kommentar persönlich zu nehmen.

Regina, falls du es überlesen hast, ich schrieb:
Für mich lesen sich ...

... habe ich den Eindruck ...
Da hätte vielleicht auch ein "deine Eindruck täuscht dich" gereicht.

Aber, ich wiederholen es gern: wenn ich könnte, würde ich meinen oberen Kommentar löschen.

Antwort geändert am 04.02.2025 um 11:34 Uhr

 Regina meinte dazu am 04.02.25 um 14:36:
Schon gut, Andreas, trotzdem bleibt es dabei: die nächste Trollerei sperre ich.

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 04.02.25 um 15:19:
Regina, ich habe mich nicht bei dir entschuldigt, auch nehme ich nichts von dem, was ich geschrieben habe, zurück, sondern ich würde es nur löschen, weil du dich verletzt fühlst.

Ich habe viele deiner Texte gelesen und über sie nachgedacht. Was ich schrieb, habe ich nicht einfach mal so geschrieben, um zu trollen, was auch immer das ist.

Sondern ich habe dir das Ergebnis meiner Analyse mitgeteilt.

Die, wenn es andere betrifft, oft von dir geteilt wird.

 Regina meinte dazu am 04.02.25 um 15:39:
Nichts da, auf so einen Analysestil kann ich gerne verzichten. Jetzt bist du gesperrt.
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