Morgenländische Hochzeitsvorbereitungen

Anekdote zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  Regina

Die fleißige junge Frau sprach bereits fließend Deutsch und plante, nach dem Sprachkurs eine Lehre zu beginnen. Weil sie kein eigenes Handy besaß, lieh sie sich das einer anderen Teilnehmerin aus, um in der Pause zu telefonieren. 


Während des Unterrichts gab sie ab und zu an, dass sie an Asthma leide und frische Luft brauchte. Dann verschwand sie für etwa zwanzig Minuten aus dem Klassenzimmer. In Wirklichkeit traf sie sich aber mit ihrem deutschen Freund zu kleinen Spaziergängen, wie mir zu Ohren kam.


Eines Tages sprach ihre Schwester bei mir vor und bat mich, das Ausleihen des Handys, das Telefonieren und die anschließenden Spaziergänge zu unterbinden. Ich antwortete, dass während des Unterrichts das Telefonieren verboten sei, es mich aber nicht belastete, was in der Pause geschah.


Am nächsten Tag erschienen dann zwei Brüder dieser Teilnehmerin und forderten nochmals nachdrücklich, ich solle darauf achten, dass das Telefonieren unterbliebe. Da ich das ablehnte, zog ich mir eine Beschwerde der Familie bei der leitenden Sozialpädagogin zu, die allerdings meiner Meinung war. Sie informierte mich dann, dass es sich um eine geplante Zwangsheirat handelte. Die Teilnehmerin sollte nach dem Willen ihrer Verwandten einen Iraker heiraten und den deutschen Freund abservieren.


Wenig später erschien sie nicht mehr im Sprachkurs. Niemand aus dem Mitarbeiterstab hatte ihr helfen können und keiner wusste etwas über ihr weiteres Schicksal. 


Rein theoretisch wäre es möglich gewesen, sie mit Hilfe der Polizei in einem Frauenhaus in einer anderen Stadt unterzubringen, um im weiteren Verlauf vor Gericht den Namen ändern zu lassen. Manche Angehörige entwickeln aber in solchen Fällen detektivische Fähigkeiten und finden die so geschützte Person dennoch. Den Polizeischutz wegen Gewaltandrohung hätte sie als Volljährige auch selber aktiv anfordern müssen.


Die Familienehre, die manchmal bis aufs Blut verteidigt wird, bezieht sich nicht nur allgemein auf gutes Benehmen und Keuschheit, es ist vielmehr so, dass ein Familienvorstand in manchen orientalischen Gesellschaften auch seine Kreditwürdigkeit verliert, wenn weibliche Familienangehörige die strengen Regeln brechen, die ihnen auferlegt sind. Eine dieser Regeln heißt, dass eine Muslima keinen ungläubigen Mann heiraten darf. 


Zwangsheirat, ausdrücklich gegen den Willen eines oder beider Partner, gehört in der Tat zu den sogenannten "cultural clashes", Unvereinbarkeiten mit der westlichen Vorstellung von der persönlichen Freiheit des Individuums.










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Kommentare zu diesem Text


 niemand (18.02.25, 14:20)
an regina
ich frage mich grade, was du uns mit diesem text sagen willst. es ist doch hinlänglich bekannt,das es andere kulturen und verhaltensweisen gibt.
und dass man solche kulturen nich plötzlich ummodeln kann, sie nicht nach unseren vorstellungen quasi "umbasteln" ist auch klar. und noch etwas, haben wir überhaupt ein recht dazu? diese menschen müssen sich nur an unsere gesetze halten, was sie privat und faniliär machen ist ihre sache. solange sie
keinen umbringen, oder gravierend andere schädigen. wir sind doch nicht der maßstab aller dinge, schon garnich in der privaten bereichen anderskultureller
menschen/familien. lg niemand

 Regina meinte dazu am 18.02.25 um 14:36:
Trage ich etwa Eulen nach Athen?

Arrangierte Heirat entspricht dem deutschen Gesetz, wenn beide Partner einverstanden sind, Zwangsheirat nicht.

Die junge Frau (26) steht in einem kulturellen Konflikt, einerseits möchte sie den deutschen Freund behalten, andererseits besteht ihre Familie auf den Gepflogenheiten der Herkunftskultur. 

Und in diesen Zwiespalt kommen viele der zweiten Generation, da ist die westliche Gesellschaft einerseits, in der sie aufwachsen und ganz diametral entgegengesetzte Forderungen der Eltern andererseits. 

Insofern ist das nicht einfach ein Recht der Familie, anders zu leben, sondern ein Recht des Individuums, frei über Körper und Partnerschaft zu entscheiden. Hier wurde dieses Recht anscheinend nicht in Anspruch genommen.

Die Hürde wäre aber doch auch hoch, in einem fremden Land Polizeischutz vor der eigenen Familie anzufordern und in einer anderen Stadt allein auf sich gestellt ein neues Leben anzufangen.

Aber stell dir doch mal vor, dein Vater befiehlt dir, den Herrn Sowieso zu heiraten, den du womöglich gar nicht leiden kannst.

Hier geht es nicht darum, dass jemand uns schadet, sondern um einen Wertekonflikt.

Antwort geändert am 18.02.2025 um 14:51 Uhr

 niemand antwortete darauf am 18.02.25 um 14:43:
bei dir hat man häufig das gefühl dass wir verpflichtet sind die ganze welt zu retten, auf biegen und brechen. wollen wir diese familie einsperren, ausweisen etc. und wie oft sollen wir das tun, bei den vielen kulturell anders als wir gepolten? ist es unsere aufgabe erzieherisch einzuwirken?

 Regina schrieb daraufhin am 18.02.25 um 14:56:
Mit keinem Wort spricht mein Text eine Forderung aus, was mit der Familie geschehen soll. Das ist eine Anekdote, die Szenen aus Sprachkursen berichtet.

Antwort geändert am 18.02.2025 um 15:00 Uhr

 niemand äußerte darauf am 18.02.25 um 15:02:
dein text klagt aber zwischenzeilig an. diese frau ist kein kind mehr mit ihren 26 jahren. warum heiratet sie ihren deutschen freund denn nicht? den konflikt mit ihrer familie muss sie selbst austragen, genau
wie wir unser familiären konflikte austragen müssen.

 Regina ergänzte dazu am 18.02.25 um 15:06:
Kommt darauf an, was die Familie bei Nichtbefolgen ihrer Forderungen androht. Das wissen wir hier nicht.

 EkkehartMittelberg (18.02.25, 14:59)
Der Text zeigt für mich, wie schwierig es für Moslems ist, sich in unsere Kultur zu integrieren.

 Regina meinte dazu am 18.02.25 um 15:04:
Ja, und die zweite Generation bekommt die Probleme durch Schule, Ausbildung und Gleichaltrige mehr damit konfrontiert sind.
In manchen Fällen sehe ich nicht ausschließlich die Religion im Vordergrund, sondern auch die Lebensweise in der eng verbundenen Großfamilie.
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