Die perfide Strategie des Genozids

Aphorismus zum Thema Aktuelles

von  Saira

Wenn Genozid zur Strategie wird, ist die Geschichte nur noch ein Alibi.

 

 

 

© Sigrun Al-Badri/ 2025



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (28.05.25, 15:50)
Daß die Juden nach Jahrtausenden der Verfolgung in der Diaspora und vor allem nach dem Völkermord der Nazis einen eigenen Staat brauchten, in dem sie sich schützen können, ist klar.

Daß sie sich bei der Wahl des Staatsgebietes für das Land ihrer Väter entschieden, war naheliegend.

Daß dort schon Menschen lebten, denen das Land gehörte, mußte zu einem Konflikt führen, in dem vielleicht! ein Kompromiß möglich gewesen wäre.

Daß Juden unter Berufung auf eine uralte angebliche Schenkung ihres Gottes das gesamte Land beanspruchen und mit welchen Methoden sie diesen Anspruch durchsetzen, das geht entschieden zu weit.

Eine Lösung für dieses Problem wäre möglicherweise immer noch die Zweistaaten-Lösung; aber ist das noch eine realistische Option?

 Isensee meinte dazu am 28.05.25 um 16:22:
Ah, wie schön – ein Kommentar, der klingt, als hätte jemand „ZDF History“ im Halbschlaf geschaut, sich dann auf Wikipedia verirrt und beim Abendbrot beschlossen: Jetzt erklär ich der Welt mal den Nahostkonflikt. In fünf Sätzen. Mit Gottesbezug. Und halber Denkleistung.
Zunächst:
Dass Juden nach der Shoah endlich einen eigenen Staat brauchten, ist „klar“, schreibst du. Nett. Wie großzügig von dir, das Existenzrecht Israels mal eben mit einem Achselzucken abzunicken. Historischer Kontext:
→ Über 6 Millionen tote Juden, systematisch industriell vernichtet. Europa war kein Ort mehr für jüdisches Leben. Das ist keine Meinung. Das ist Fakt. (Yad Vashem, USHMM).
Dann kommt der Satz, bei dem man das Goebbelschen Augenrollen förmlich zwischen den Zeilen hören kann:
„Daß Juden unter Berufung auf eine uralte angebliche Schenkung ihres Gottes das gesamte Land beanspruchen [...] das geht entschieden zu weit.“
Wo fangen wir an?
Mit dem „die Juden“?
Mit der religiösen Karikatur, die du da bemühst, als wäre Israels Geopolitik ein Theologenseminar?
Oder mit dem uralten, leider antisemitisch aufgeladenen Narrativ, dass „die Juden“ „alles wollen“?
Ernsthaft – das klingt wie die YouTube-Kommentarversion des Protokolle der Weisen von Zion. Nur schlechter geschrieben.
Denn nein, Israel beruft sich nicht offiziell auf irgendeine „göttliche Schenkung“, um Grenzen zu ziehen. Du verwechselst vielleicht ultraorthodoxe Randgruppen oder bestimmte Siedlerbewegungen mit einem ganzen Staat. Das wäre, als würdest du behaupten, Deutschland basiert außenpolitisch auf der katholischen Enzyklika „Deus Caritas Est“. Spoiler: tut es nicht.
Fakt ist:
Israel ist ein säkular verfasster Nationalstaat, gegründet 1948 nach Beschluss der UN-Generalversammlung 181. Das war kein göttlicher Einwurf, sondern ein weltlich legitimierter, von britischer Mandatsmacht vorbereiteter, international abgestimmter Akt. (UN-Archiv zur Resolution 181)
Dass es dort „schon Menschen gab“, ist nicht nur richtig – sondern elementar. Dass die Palästinenser ihre Rechte verdient haben, steht außer Frage.
Aber weißt du, was wirklich zu weit geht?
Wenn man – wie du – einen der komplexesten Territorialkonflikte des 20. und 21. Jahrhunderts auf die Formel „Juden mit Gottkomplex beanspruchen alles“ eindampft.
Das ist kein politischer Kommentar.
Das ist Ideologiematsch mit Aluhutverzierung.
Wer solche Halbsätze bringt, macht sich nicht nur lächerlich,
sondern verharmlost Jahrhunderte religiös konnotierten Antisemitismus,
in dem genau solche Bilder – die jüdische Gier, der Allmachtsanspruch, die göttliche Sonderstellung – immer wieder als rhetorische Rammböcke benutzt wurden.
Wenn du über israelische Politik diskutieren willst – gerne.
Gib dir Mühe, differenziere, argumentiere.
Aber wenn du dich entschieden hast,
stattdessen die „Juden mit Bibelanspruch“-Keule zu schwingen,
dann rede nicht von Kompromiss,
sondern von deinem geistigen Kurzschluss.
Und apropos „das geht zu weit“:
Stimmt.
Dein Kommentar.
In seiner historischen Schlampigkeit,
in seiner Begriffswahl,
und in seiner unironischen Reproduktion antisemitischer Tropen.
Das geht entschieden zu weit.

 Beislschmidt antwortete darauf am 28.05.25 um 16:57:

 Beislschmidt schrieb daraufhin am 28.05.25 um 17:01:
Für Daniella Weiss sind Palästinenser bessere Wilde, die aus Gaza vertrieben werden müssen. Das ist nach ihrer Ansicht ein politischer, gesellschaftlicher und göttliche Auftrag.
Noch unerträglicher ist es, wie Deutschland oder die USA immer noch Netanyahu gewähren lassen. Mittlerweile hat sich auch hier die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine ehrliche und knallharte Kritik an der israelischen Politik per se nicht mit Antisemitisnus gleich zusetzen ist. Der Terror der Hamas ist nicht akzeptabel aber auch nicht die hunderten Kriegsverbrechen der israelischen Seite. Man nennt sie im übrigen Kriegsverbrechen, weil sie explizit die Straftaten aufzeigt die nach internationalem Recht eben trotz Krieg nicht akzeptabel sind. Auf grauenvolle Details und politische Definitionen , ob nun ein Genozid vorliegt, will ich hier verzichten.

 Teo äußerte darauf am 28.05.25 um 18:28:
Ja Hans,
schön,  dass du dich meldet. Ich wollte nicht zwingend unserem Chuck Norris für Intelligenzallergiker antworten.Da halte ich mich lieber an die Absprache, ihn zu isolieren.
Netanyahu ist nicht mehr zu bremsen.Da hast du völlig recht. Aber das war die Hamas ja auch nicht, als sie 1200 Israelis und Europäer vergewaltigt und ermordet hat. Zuzüglich 200 Geiseln, dessen Anzahl sich täglich dezimiert.
Nicht akzeptabel. Vermutlich werden hier noch Freunde der arabischen Welt den Begriff unglücklich terminiert verwenden,
als es um die Vorgehensweise dieser Mörder und Verbrecher ging. Wie wird das alles enden?

Antwort geändert am 28.05.2025 um 18:29 Uhr

 Saudade ergänzte dazu am 28.05.25 um 18:52:
Jedoch ... nicht das Volk hat gemordet, sondern eine Gruppierung von Wahnsinnigen. Fazit: Das Volk stirbt wegen beiden.

 Beislschmidt meinte dazu am 28.05.25 um 19:53:
@Teo@Saudade
Ein schier unlösbares Problem. Der Hass und die Feindseligikeit ist so tief im kollektiven Gedächtnis verankert, dass keiner mehr herauskommt. 
Wenn man Frau Daniella Weiss recherchiert, spürt man wie die ultraorthodoxen Siedler drauf sind. Eine für mich völlig fremde Welt. Darüber gäbe es noch viel zu sagen. 
LG Hans

 Saira meinte dazu am 28.05.25 um 21:17:
@ Isensee

Moin Isensee,
 
danke für deine ausführliche und leidenschaftliche Erwiderung. Es ist offensichtlich, wie sehr dir das Thema am Herzen liegt – und das ist angesichts der historischen und aktuellen Tragweite auch absolut nachvollziehbar.
 
Mir ist wichtig klarzustellen: Mein Aphorismus (und auch der Kommentar von Graeculus, auf den du dich beziehst) war keinesfalls als Relativierung der Shoah oder als Infragestellung des Existenzrechts Israels gemeint. Ich stimme dir zu, dass die Gründung Israels nach 1945 eine historische Notwendigkeit war, die auf unvorstellbarem Leid und Entrechtung fußte.
 
Was ich (und, so wie ich es lese, auch Graeculus) kritisieren wollte, ist nicht die Existenz Israels oder das Recht auf einen eigenen Staat, sondern die perfide Strategie, mit der in manchen Konflikten – und das gilt nicht nur für den Nahen Osten – gezielt Gewalt gegen Zivilbevölkerungen als politisches Mittel eingesetzt wird. Das ist ein Muster, das sich leider durch viele Kapitel der Weltgeschichte zieht.
 
Dein Einwand, dass Israel als Staat sich nicht offiziell auf göttliche Schenkung beruft, ist korrekt. Es gibt aber durchaus politische und religiöse Strömungen innerhalb Israels, die diesen Diskurs bedienen – genauso wie es auf palästinensischer Seite Narrative gibt, die den Konflikt religiös aufladen. Das zu benennen, heißt nicht, pauschal „die Juden“ oder „die Israelis“ zu meinen – und sollte auch nicht so verstanden werden.

Mir ist bewusst, dass Begriffe wie „Genozid“ extrem sensibel und historisch belastet sind. Gerade deshalb habe ich versucht, im Aphorismus eine allgemeine Warnung zu formulieren: Wenn das gezielte Töten von Zivilisten – egal von welcher Seite, in welchem Konflikt – zur kalkulierten Strategie wird, dann wird Geschichte nicht mehr als Mahnung verstanden, sondern als Rechtfertigung missbraucht. Das ist für mich die eigentliche Perversion: Geschichte wird instrumentalisiert, um neues Unrecht zu legitimieren, statt Lehren für eine friedlichere Zukunft zu ziehen.
 
Ich möchte betonen, dass ich damit keine Gleichsetzung oder Relativierung historischer Verbrechen beabsichtige. Die Shoah ist und bleibt ein singuläres Menschheitsverbrechen. Aber gerade aus dieser Einzigartigkeit erwächst für mich die Verpflichtung, überall dort wachsam zu sein, wo systematische Gewalt gegen Zivilisten als Mittel der Politik eingesetzt wird – unabhängig davon, wer die Täter sind.
 
Dein Hinweis auf die Komplexität der israelischen Gesellschaft und die Vielfalt der dortigen Diskurse ist wichtig. Es gibt nicht „die“ israelische oder „die“ palästinensische Sichtweise, sondern eine Vielzahl von Stimmen, Erfahrungen und Narrativen. Mein Anliegen ist es, diese Komplexität anzuerkennen und nicht in vereinfachende Schuldzuweisungen zu verfallen.
 
Das ist auch der Kern meines Aphorismus: Die Geschichte sollte uns nicht als Alibi dienen, sondern als Auftrag, Unrecht – wo immer es geschieht – zu benennen und zu verhindern. Das gilt für den Nahostkonflikt genauso wie für andere Konflikte weltweit.
 
Ich danke dir nochmal für deine kritische Rückmeldung.
 
LG
Saira

 Saira meinte dazu am 28.05.25 um 21:32:
@ Beislschmidt
@ Teo
 
Ich danke euch für eure Gedanken und die Offenheit, mit der ihr die Situation beschreibt.
 
Mir ist wichtig: Es gibt keine Entschuldigung für Terror, Gewalt oder Kriegsverbrechen – egal, von wem sie ausgehen. Wenn wir anfangen, das Leid der einen gegen das der anderen aufzurechnen, verlieren wir unser Mitgefühl und unsere Menschlichkeit.
 
Die Geschichte sollte uns eigentlich lehren, dass wir solche Strategien niemals akzeptieren dürfen – und nicht als Alibi dafür benutzen, neues Unrecht zu rechtfertigen.
 
Was bleibt, ist die Frage: Wie können wir verhindern, dass Geschichte immer wieder als Ausrede für neues Leid missbraucht wird?
 
LG
Saira

 Jack (28.05.25, 19:52)
Ein kluger Spruch gegen die Hamas.

 Saira meinte dazu am 28.05.25 um 21:38:
Hallo Jack,

du hast den Aphorismus offensichtlich missverstanden. Der Spruch kritisiert generell jede Strategie, bei der Genozid als Mittel eingesetzt wird – unabhängig davon, von wem sie ausgeht.

 
Vielleicht lohnt es sich, den Satz nochmal im größeren Zusammenhang zu betrachten.
 
LG
Saira

 Jack meinte dazu am 28.05.25 um 21:46:
Netanjahu hat nichts falsch gemacht.

 Saira meinte dazu am 28.05.25 um 21:59:
Hallo Jack,
 
deine Aussage, Netanjahu habe „nichts falsch gemacht“, steht im klaren Widerspruch zu den aktuellen Entwicklungen auf internationaler Ebene. Am 21. November 2024 hat der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) Haftbefehle gegen Netanjahu, den ehemaligen Verteidigungsminister Gallant und den Hamas-Führer Mohammed Deif erlassen. Ihnen werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen – und das nicht von irgendwem, sondern von einer unabhängigen internationalen Justizinstanz.
 
Amnesty International fordert alle Mitgliedstaaten des Internationalen Strafgerichtshofes auf, diese Haftbefehle zu respektieren und umzusetzen. Das zeigt, dass es hier nicht um einseitige Schuldzuweisungen geht, sondern um die konsequente Verfolgung schwerster Verbrechen – egal, von welcher Seite sie begangen werden.
 
Deine pauschale Entlastung von Netanjahu blendet diese Fakten aus und ignoriert die Bedeutung internationaler Rechtsnormen. Es wäre sinnvoller, sich mit den konkreten Vorwürfen und den Ergebnissen unabhängiger Untersuchungen auseinanderzusetzen, statt reflexhaft Partei zu ergreifen.
 
LG
Saira
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