mit siebzehn gottfried benn

Gedankengedicht

von  Redux

mit siebzehn bennsche gedichte gelesen

und aus einem seiner interviews

eine vermeintliche lizenz zum scheißeschreiben herausgelesen,

der gottfried behauptete, wenn

der mann danach sein,

könne er einen mikoschwitz und eine gesangbuchstrophe

und einen vers aus dem kursbuch aneinanderreihen

und lyrik produzieren,

und wenn er halt nicht danach sei,

könne man alle altvorderen wie besessen anreimen

und den abendfrieden und die ganze verquirlte welt,

und es sei dennoch keine lyrik,

und ich hatte nichts besseres zu tun,

ich war ja der mann der danach war,

als eine titelüberschrift der fußball-wm 78,

einen neue-deutsche-welle-hit

und etwas total versautes in acht zeilen zu setzen,

dass ich im ersten moment als ganz passabel erachtete,

aber dann im zweiten moment  zerriss, weil ich merkte,

dass es noch in fünfhundert jahren blödes gesülze wäre-

und das bis in alle lyrische zeiten hinein-

und ich stand da, mit pickeln im gesicht,

ohne freundin, zuviel testosteron,

dem jammer über eine abhanden gekommene kindheit

und einem glutroten abendhimmel über mir,

in dem zauberhafte bilder wechselten

während der tau wie ein sanfter atem

einen einsamen frühlingsabend segnete,

ohne freundin, aber mit pickeln

und zwei päckchen van nelle tabak in der tasche

 

 



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (02.06.25, 17:02)
Die Pubertät ist schwierig, und auch Gottfried Benn ändert daran nichts. Du hast das eindrucksvoll in Verse gebracht ... im Alter.

 Tula (02.06.25, 22:13)
Hallo Redux
Im zarten Alter auf Benn zu stoßen, ist durchaus beachtlich. Der Versuch, ihm nachzueifern, kühn und edel und natürlich zum Scheitern verurteilt. Auf jeden Fall dürften die Ergebnisse unterhaltsamer gewesen sein, als irgendwelche BUK-Plagiate  :D

LG Tula
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