Ode an den Tanz der Schatten

Gedicht zum Thema Leidenschaft

von  Saira

O feurige Lippen,
sie tanzen auf mir wie Funken,
zeichnen mit rotem Siegel
ihre sündige Kunde
in meine Haut –
du, berauschter Maler,
verzierst mich mit Blut und Schande.

 

Deine Bisse –
zarte Bitten an mein Rückgrat,
meine Antwort: ein Ton in hellem Dur,
so wild, dass selbst der Priester
sein Gebet vergisst
und an das Jüngste Gericht denkt.

 

Freudenrufe –
die Wandteppiche beben,
wir – zwei Schatten,
flackern im Schein des kecken Mondes,
der schamlos an den Butzenscheiben reibt.

Im Takt der Sehnsucht,
dunkel wie der Trank nach Zecherei,
wird Flüstern zu Stöhnen,
Fledermäuse tanzen Reigen.

Unsere Leiber sprechen
die Sprache ruheloser Geister,
Berührung – süßer Schmerz,
gleich dem Kuss der Dornen,
bis kein Morgen mehr
den Hahn zum Krähen ruft.

 

Wir tanzen auf den Gräbern
unserer vergangenen Lieben,
während Grabsteine zu Stufen wachsen
in die endlose Nacht.

Im Kreis unserer Begierden
herrsche ich als Königin der Schatten,
von dir dem Feuer übergeben,
wie ein Braten,
der niemals ganz durch ist.

 

Deine Nägel – rote Verse,
blutige Lieder,
die nur in uns weiterglimmen.

Jeder Kuss – ein Schwur:
„Du entkommst mir nimmermehr!“

Dein Atem – eisig wie Nordwind,
jede Stunde mit dir ein Beweis,
wie hungrig wir sind,
zwei verlorene Seelen,
die die Nacht mit neuen Schatten schmücken.

 

Die Nonnen flüstern hinterm Chorgestühl,
ob du wohl auch im Kloster
die Unschuld raubst –
und der Prior zählt die Bissmale
statt der Rosenkränze.

 

Wir treiben’s wilder als die Bauern
zur Erntezeit,
und selbst der Henker,
der sonst nur Hälse liebt,
wird blass bei unsrem Anblick.

 

So tanzen wir weiter,
bis selbst der Totengräber
uns um Nachtruhe bittet,
und der Mond,
der alte Spanner,
sich hinter Wolken schämt.


 

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2025




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Kommentare zu diesem Text


 Teo (09.06.25, 14:36)
Meine Güte, Sigi!
Da gibt es getz aber nix zu meckern.
Ein Drahtseilakt zwischen Lust und Sünde.
Das hat schon was wortgewaltiges.
Zwei Passagen möchte ich hervorheben.
Der Mond reibt sich an Butzenscheiben...und...ein Spanner ist er auch.
Gut gemacht.
Gruß aus der braven Provinz 
Teo

 Saira meinte dazu am 10.06.25 um 08:54:
Danke, Teo,

ich hoffe, die braven Provinzbewohner haben nach der Lektüre nicht alle ihre Butzenscheiben mit Vorhängen verhängt

 
Liebe Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg (10.06.25, 17:10)
Hallo Sigi,
bei so viel Leidenschaft reibt sich selbst Penthesilea die maßlosen Augen.
Ein Schuss Humor ist auch dabei. Merke: Ein Satansbraten ist niemals ganz durch.  
                                                                                          Herzliche Grüße
Ekki

 Saira antwortete darauf am 10.06.25 um 19:19:
Hallo Ekki,
 
du hast recht: Ein Satansbraten ist nie ganz durch – aber dafür immer schön saftig.
 
Lachend grüßt dich
Sigi
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