Die Reise nach Santiago

Bericht zum Thema Abenteuer

von  GastIltis

Klaut man dir dein Elektro-Rad,

begib dich auf den Pilgerpfad.


Beachte stets die Nächstenliebe,

segne die Zunft der Fahrraddiebe.


Vermeide jeden falschen Fehler,

und sprich sie selig, diese Hehler.


Dann dank dem Händler, der so schlau war,

und sprach, das Fahrrad sei unklaubar.


Und auch dem Pfarrer, der's gesegnet:

weil dir der Glaube fehlt, wenn's regnet.


Auch riet der Superintendent:

wer fährt, Gott und die Welt erkennt.


Doch nun, auf des Jakobus Weg,

eile voran und sei nicht träg.


Verdopple erstmal bis zur Mitte

dem Heil'gen dankend deine Schritte.


Gehst du mit Ball, dann halt ihn flach,

der Geist ist heil, das Fleisch ist wach.


Du musst jetzt nicht an Dora denken,

was weit entfernt, sollst du dir schenken.


Zur Halbzeit darfst du dich nicht schämen,

man muss dir jetzt den Blinddarm nehmen.


Der Grund, er liegt dir ach so fern.

Die Nonne meint nur: komm zum Kern.


Du gehst, sie zeigt nach Compostela,

mal langsam, und am Ende schnella,


und siehst vor Muscheln nicht den Tempel.

Dort hingeschleppt, gibt's einen Stempel.

Am Ziel nun, Pilgersmann, bedenke,

wer sich so quält, braucht eine Schänke.


Um sich vom Staub der Kilometer ...

du bist geheilt, geheiligt später.



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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (07.10.25, 13:23)
Hallo Gil,

du zeigst amüsant heitere Seiten des Heiligen auf.

LG
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 07.10.25 um 18:40:
Danke Ekki, 
eigentlich hat mich ein Studienfreund, der auch noch Marathonläufer war und der die Tour absolviert hatte, zu den Zeilen animiert. Er wollte mich damals unbedingt mitnehmen. Das konnte ich aber trotz unserer langjährigen Freundschaft (seit 1958) mit den Argumenten abwenden, dass ich nicht katholisch bin und erst kurz zuvor an der Leiste operiert worden war. Das mit der Leiste wollte er nicht akzeptieren, da er schon zu dem Zeitpunkt über 30 Jahre mit Leistenproblemen zu tun hatte. Und das mit dem Glauben wollte er herunter spielen, und mehr auf die sportliche Schiene (Anteile 1:3) drücken. Kurz, er ging alleine, und bei etwa 600 km ereilte ihn das Schicksal mit derartigem Leistenschmerz, dass eine OP und der Abbruch unvermeidlich waren. Aber, mein Freund B. gab nicht auf. Ein Jahr später war er dann erfolgreich. Aber wieder ohne mich.
Viele Grüße von Gil.

 Pfeiffer (07.10.25, 16:11)
Mir ist das alles wohlbekannt,
Denn ich bin auch mal hingerannt...

Hübsches Kaleidoskop, lieber Gil! Früher war der Jacobsweg noch was besonderes, aber heute, so hört man, geht's da zu wie auf dem Mount Everest!

Ein freundlicher Gruß von Fritz

 GastIltis antwortete darauf am 07.10.25 um 18:56:
Danke Fritz,
deine Zeilen legen den Finger in die Wunde. Während die Pilgerzahlen vor fünfzig und mehr Jahren unbedeutend waren (unter tausend), sind z.B. 2024 fast eine halbe Million Menschen unterwegs gewesen. Mit dem Mount Everest ist es ähnlich. Tausend Leute geraten in einen Schneesturm. Was suchen sie dort oben? Erbauung? Wollen sie umkommen? Erfrieren? Verrückt werden, falls sie es nicht schon sind? Man zweifelt an ihrer Vernunft. Erster zu sein, OK, aber 786.548 ster oder so? Wer weiß es.
Liebe Grüße von Gil.

 Didi.Costaire (07.10.25, 16:35)
Moin Gil,

deine Zeilen haben mich motiviert...

ich radle morgen, jede Wette,
nach Dings fürn  Bier und 'ne Bulette.

















Hätte, hätte Fahrradkette!

Liebe Grüße, 
Dirk

 GastIltis schrieb daraufhin am 07.10.25 um 19:04:
Hallo Dirk,
das Freibier hat euch animiert.
ihr wart zu zwei, zu dritt, zu viert.
Doch als sich eure Spur verlor,




geschah ne ganze Weile nichts.
Ihr tauchtet wieder mal hervor,
mit Lob zum Vorteil des Verzichts.

Herzlich Gil.

 plotzn (07.10.25, 17:13)
Servus Gil,

was nutzt das schönste Pedelec,
ist es gestohlen, also weg?
Dann schwinge dich auf Schuserts Rappen
und folg den Jakobswegetappen
bis Santiago/Compostela.
Mit E-Bike ging es deutlich schneller...

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis äußerte darauf am 07.10.25 um 19:18:
Hallo Stefan,
was nützen potenziell die Taten,
man redet viel und handelt schwer.
Du schießt mit Spatzen auf Granaten
und lässt dem Schuster das Gewehr,
damit er Socken aus den Augen schießt,
weil sie nicht zum Stopfen taugen.
So nicht, aber ähnlich. Gil.

 TassoTuwas (07.10.25, 20:12)
Hallo Gil,

und erzähl keinem du kommst von Meck-Pomm
denn Ungläubige verhauen sie - total unfromm
   :(  !
LG TT

 GastIltis ergänzte dazu am 07.10.25 um 21:22:
Hallo Tasso,

Meck-Pommer bin ich nur vertretungsweise,
in Wirklichkeit Sachsen-Anhaltiner.
Als Pilger geht man irgendwo auf die Reise,
und bleibt (schlimmstenfalls) ein Schlawiner.

Herzliche Schlawinergrüße aus dem Osten von Gil.

 diestelzie (08.10.25, 10:59)
Lieber Gil,
es gibt einen Pilgerweg den ich im nächsten Frühjahr gerne "angehen" möchte. Er führt von Görlitz nach Wachau. Die 460 km werde ich wohl nicht schaffen, aber zumindest einen Teil davon. Bin auch eher der Läufer, als der Radler, dein Text bestärkt mich aber dennoch in meinem Vorhaben.

Liebe Grüße
Kerstin

 GastIltis meinte dazu am 08.10.25 um 13:58:

Danke Kerstin!
Deine Zeilen erfreuen mich ganz besonders. Am 11.5.1968 hatte ich an einem Frühlingsmarsch oder -gang über 100 km teilgenommen, den einige Enthusiasten vom Erdöl in Grimmen (ich hatte nach zwei Jahren Tätigkeit dort einen Tag zuvor meinen Job beendet) organisiert hatten. Da waren Geologen, Geophysiker, Techniker und Sonstige, insgesamt zehn Mann, dabei, die sich von Grimmen über Stralsund, Garz, Putbus, Bergen bis zurück nach Stralsund versuchten. Beginn war so gegen drei Uhr, ich hatte verschlafen und musste hinterher hecheln. Ging aber gut. Bis Stralsund war die Stimmung glänzend. Dann fielen die ersten zurück. In Bergen waren wir nur noch zu dritt. Dann stieg noch ein hoffnungsvoller Mann mit Markstück-großen Blutblasen an den Hacken aus. Der andere, ein Geophysiker, den ich schon vorher fast abgeschrieben hatte, sagte dann nach etwa 70 km, dass er nun erst richtig warm geworden sei. Dann erzählte er mir von Touren, etwa von Eisenach bis Görlitz oder quer durch den Harz, dass mir Sehen und Hören verging. Ich habe dann Schwierigkeiten bekommen, musste etwa die letzten 10 km mit einer Hand mein linkes Bein, weil das Knie nicht mehr wollte, Schritt für Schritt anheben. Aber wir haben es letztlich geschafft. Ich mit Mühe.
Dir wünsche ich für dein Vorhaben viel Mut, Glück und Erfolg. Ich glaube, du schaffst es!
Übrigens bin ich auch heute immer noch ganz gut zu Fuß.
Ganz liebe Grüße von Gil.


Antwort geändert am 08.10.2025 um 14:02 Uhr
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