Der tütelige Brommhardt

Groteske zum Thema Weihnachtsgeschichte

von  Saira

Es begab sich zu jener Zeit, als Weihnachtsmann Brommhardt vermutete, seine Rute im Rentierstall, seine Brille im Keksteig und sein Gedächtnis im Hochsommer 1998 verloren zu haben.


Seit Tagen murmelte er nur noch:
„Wo hab ich denn … ach herrjeh … ist morgen schon Weihnachten?“

Rudolph, der mitgedacht hatte, trug vorsorglich ein Namensschild:
RUDOLPH – BITTE NICHT ALS SCHLITTEN VERWENDEN!
Im Vorjahr, hatte Brommhardt ihn nämlich versehentlich rückwärts eingespannt.

Der alte Mann hatte inzwischen auch eine neue Methode entwickelt, Geschenke zu sortieren:
Alles, was glitzerte, kam unter „braves Kind“, alles, was nicht glitzerte, unter „vermutlich Erwachsener – schwierig“. Das führte dazu, dass Tante Hildegard ein Einhorn bekam und die kleine Mia ein Steuergerät für einen Waffeleisen-Prototypen aus dem Elflabor.


Als er schließlich losfliegen wollte, bemerkte Brommhardt, dass er den Schlitten eigentlich mit Biokraftstoff füllen wollte und stattdessen die Rentiere mit Zimtsirup massiert hatte. Sie dufteten zwar herrlich, flogen aber im Zickzack wie betrun­kene Drohnen.

Über Skandinavien klagte Brommhardt:
„Warum ist der Nordstern schon wieder weg?“


Die Elfen erklärten ihm geduldig, dass er lediglich der roten Nase von Rudolph folgte und sich damit zuverlässig selbst im Kreis navigierte. Schließlich landete er, statt in Berlin, auf einem kleinen Acker in Brandenburg, wo ihn eine verwirrte Gruppe Hühner ehrfurchtsvoll anstarrte.


„Aha, brave Kinder!“, rief er begeistert und verteilte Nussknacker, Plüschdrachen und ein sehr irritiertes Lebkuchenmännchen, das unverzüglich zum Vorsitzenden des Hühnerhofs gewählt wurde.


Die Kinder der Welt bekamen ihre Geschenke trotzdem:
Die Elfen hatten längst einen Notfallplan entwickelt, der vorsah, dass sie ab dem 15. Dezember alles Wichtige selbst übernahmen und Brommhardt nur noch symbolische Aufgaben überließen – wie Kekse essen und freundlich winken.

Und so winkt er bis heute.


Neuerdings allerdings auch im Juli, was bereits zu mehreren diplomatischen Missverständnissen führte und zu einem Schneesturm mitten im Hochsommer, weil Brommhardt felsenfest behauptete:
„Ich glaube, es ist gleich Heiligabend.“


Die Elfen lassen ihn gewähren. Es stört ja niemanden. Solange er nicht wieder die Rentiere einölt.

Und jedes Mal, wenn Brommhardt fragt, welcher Tag heute sei, antworten die Elfen im Chor:
„Morgen ist Weihnachten, Chef.“


Einfach, weil es ihn so glücklich macht. Und weil er dann den ganzen Tag winkt, anstatt irgendwo zu landen, wo Hühner leben.

 

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2025



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