Alle 9.503 Textkommentarantworten von Graeculus

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Fragen und Antworten: "Vom ursprünglichen Thema kommen wir inzwischen ab - es war ja grundsätzlich gemeint und nicht nur auf Politik & Krieg bezogen. Zum Ausbruch des 1. Weltkrieges gebe ich gerne zu, daß der Einmarsch durch Belgien für Großbritannien entscheidend war. Fragen wir kurz, wie es zu diesem kam: Die russische Generalmobilmachung löste unabsichtlich den Automatismus des Schlieffenplans aus. Mit "unabsichtlich" meine ich, daß die Russen den wohl kaum kannten. Und dieser Schlieffenplan sah nun einmal den Durchmarsch durch Belgien als unverzichtbar vor, weil sonst angesichts der französischen Grenzbefestigungen die 6-Wochen-Frist für den Sieg über Frankreich nicht hätte eingehalten werden, man also nicht rechtzeitig wieder an der russischen Seite hätte sein können. Dieser Schlieffenplan! Der Kaiser hatte ihn gar nicht verstanden, und die Generäle diktierten den Politikern die Kriegserklärungen. Vielleicht wollten nicht einmal sie eigentlich den Krieg, doch wenn Rußland mobil machte, begann die Uhr zu ticken. Ich glaube, das ist ein Besispiel dafür, daß die Entscheidung über Krieg und Frieden nicht Sache von Militärs sein sollte. Das entscheidende Argument gegen diesen Plan ist natürlich, daß er trotz Belgien nicht funktioniert hat. Eine Frage an den Fachmann: Ich habe den Eindruck, daß man, wenn man die Wirkung des Maschinengewehrs richtig eingeschätzt hätte, das ja die Defensive enorm stärkt, eine defensive Strategie besser gewesen wäre als der Schlieffenplan. Dann hätte es keine deutschen Kriegserklärungen geben müssen und keinen Einmarsch in Belgien. Stimmst Du dem zu?"

05.06.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Quasimodo von  Hobbes: "Ja, und man muß ja nicht alle Texte verstehen. Fünf bis zehn davon pro Tag empfinde ich allerdings als zu viel, zumal ja sprachlich einer wie der andere ist."

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Da ich nicht dafür plädiere, in solchen Fällen nichts zu unternehmen, können wir diese Frage, glaube ich, abschließen. Aber zwei Anliegen habe ich noch: 1. der Verdacht, daß das gewohnheitsmäßige Anschauen von Gewalt-Videos (echt oder illusorisch inszeniert) etwas mit dem Betreffenden macht, was seinen Umgang mit den Frauen seiner Umgebung betrifft. Zum Beispiel: Welche Phantasien hat er dabei? Ich nehme nicht an, daß das folgenlos bleibt. (Übrigens ein Argument von Alice Schwarzer gegen Pornographie allgemein). 2. die unvergleichlich leichte Zugänglichkeit zu diesem Material heute. Der Schüler damals mußte noch in die Niederlande fahren; heute "teilen" sich Schüler auf dem Schulhof kinderpornographisches Material. Das Internet besteht ja zu großen Teilen aus Pornographie, Zugangsbeschränkunen funktionieren nicht, dazu die "sozialen" Medien und das Darknet. Wie gehen Lehrer, die ja keine Staatsanwälte sind, als Pädagogen heute damit um? Und als Nachbemerkung: Daß Schülerinnen sich prostituieren, war tatsächlich nicht einem eine Bemerkung wert (falls ich nichts übersehen habe). Läuft das inzwischen unter "no problem"?"

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "1. Es ist die Freude an Gewalt, das Sich-sexuell-Aufgeilen daran, was mich abstößt. 2. Ich habe den Eindruck, daß Du Dich nicht in der Rolle des Lehrers versetzt, der zur Einschätzung einer Gefahr in seinem Verantwortungsbereich gelangen muß. Schüler 1 erzählt von Videocassetten, die er zu Hause sammelt und auf denen was auch immer zu sehen ist. Schüler 2 hat im Unterricht eine Pistole in der Tasche. Schüler 1 kann mit seinen Cassetten keine unmittelbare Lebensgefahr innerhalb der Lerngruppe verursachen, Schüler 2 sehr wohl! Selbst wenn wir einmal annehmen, daß für die Filme tatsächlich Frauen ermordet wurden, habe ich den Verdacht, daß Du annimmst, ein Jugendstrafgericht würde den Schüler wegen Beihilfe zum Mord verurteilen. Ich bin bekanntlich kein Jurist, aber das glaube ich weder für die damalige Zeit noch für die heutige. Weswegen und wozu würde ihn ein Gericht verurteilen? Wegen des Besitzes strafbarer Pornographie, nehme ich an - ähnlich wie heute bei der Kinderpornographie. Schüler 2 wegen unerlaubten Waffenbesitzes und Drogenhandel. So mag es sein aus der juristischen Perspektive. Die des Lehrers ist primär eine andere: Welche Gefahr besteht für die ihm anvertrauten Schüler? Das ist, zum Beispiel auf Kursfahrten, ein Problem, das einen Lehrer ständig begleitet und irgendwann bei ihm zu einem Instinkt wird. Antwort geändert am 05.06.2024 um 18:56 Uhr"

05.06.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Meine seltsamsten Lehrer von  LotharAtzert: "Mir fällt noch etwas ein: Je höher ein Lehrer unseres Schulsystems im Rang steigt, desto weniger unterrichtet er. Ein Schulleiter (Oberstudiendirektor) nur noch wenige Wochenstunden, ein Leitender Regierungsschuldirektor überhaupt nicht mehr. Das bedeutet: Wer gerne und mit Freude unterrichtet, der macht keine Karriere, der erstrebt keinen hohen Rang. Das ist bei Euch dann wohl anders."

05.06.24 - Diskussionsbeitrag zum Text  Meine seltsamsten Lehrer von  LotharAtzert: "Ein seltsamer Beruf eigentlich. "He who can does. He who cannot teaches." (George Bernard Shaw) Wer Literatur schreiben kann, der schreibt Literatur; bei wem es dafür nicht reicht, der unterrichtet Deutsch."

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Für mich damals war der andere Fall der schlimmere, bedrohlichere. Im einen Fall hatte ich es mit einem Schüler zu tun, der in seiner Freizeit entsetzliche Filme konsumierte, im anderen mit einem Schüler, der eine Pistole in seiner Schultasche trug. Mit den Filmen konnte man niemanden töten, erst recht nicht im Unterricht, wo ich die Verantwortung trug, mit der Waffe schon! Er konnte zum Mörder werden!"

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Morde - Drogenbanden - Korruption: drei Köpfe einer Hydra. Welchen schlägt man zuerst ab? Das Seltsame an diesem Roman ist ja, daß er eigentlich aus fünf Romanen besteht. Die drei ersten handeln von etwas anderem, der vierte ist der mit den Frauenmorden, und ich fürchte fast, daß der fünfte erneut das Thema wechseln wird. Anscheinend weiß man gar nicht, ob Bolaño selbst sein Werk in dieser Form veröffentlicht hätte."

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Das muß man dann aber erstmal wissen bzw. unterscheiden können. Kann es sein, daß diese Bezeichnungen in den 90er Jahren noch nicht klar unterschieden wurden? 1. Ich kann mich nicht erinnern, daß der Schüler gesagt hätte: Die sterben ja nicht wirklich. 2. Bolaño schildert in einer Episode die Entstehung dieses "Genres" durch einen US-Regisseur und seinen in Argentinien gedrehten Film. Zumindest hat dieser Regisseur auf dem US-Markt den Eindruck erweckt, es handele sich um echte Morde, was jedoch eine Lüge war. Die mexicanischen Polizisten im Roman gehen davon aus, daß viele dieser Frauenmorde mit Filmaufnahmen in Verbindung stünden. Wenn bewußt der Eindruck vermittelt wird, es werde da jemand ermordet, dann dürfte es das sein, wovon der Zuschauer ausgeht. Damals, also in den 90ern, hat für meine Überlegungen dieser Unterschied keine Rolle gespielt. Ein, wie mir schien, netter Junge, bei dem ich in einen Abgrund schaute. Was nun?"

05.06.24 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Meine seltsamsten Schüler: "Also, ich habe das mal nachgelesen. Snuff ist nicht real, die Konsumenten glauben nur, es wäre real. Also falscher Alarm, da wird niemand für abgemurxt. Filme von echter Gewalt bis zum Mord werden als  hurtcore bezeichnet. Auch mit solchen "feinen" Unterschieden muß man rechnen, wenn man als Lehrer, der keine Ahnung hat, vor einem solchen Fall steht. Aber wie gesagt, auch Gewaltpornographie war und ist verboten."

Diese Liste umfasst nur von Graeculus abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Graeculus findest Du  hier.

 
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