Ein letzter Besuch

Gedicht zum Thema Abschied

von  AchterZwerg



In den Räumen Verblichener

lastet ein Schweigen

das unvergleichlich wirkt


Es ist, als ob die Klänge

fortgenommen wären

nicht einmal die Standuhr tickt



Ungelesen staubt Geheimrat Goethe

im Kühlschrank dümpeln ekle Stinte

vergeblich lockt der weiße Tisch


Im Draußen tönt ein frohes Lachen

du denkst dir rasch:


Das will ich auch



Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 Mondscheinsonate (17.06.24, 07:33)
Aber noch lange nicht!

 AchterZwerg meinte dazu am 17.06.24 um 13:21:
Du glaubst, hier spricht der / die Tote selbst?

Nee, nee, nur ein "maßvoll" trauernder Hinterbliebener.
Aber deine Lesart gefällt mir eigentlich fast besser ...

 Didi.Costaire (17.06.24, 10:42)
Moin Achter,

und ich dachte, wer noch durch die Läden zieht und Stinte kauft, hat viel Energie und Lebensmut...

Beste Grüße,
Dirk

 AchterZwerg antwortete darauf am 17.06.24 um 13:23:
Ich kann nicht klagen, lieber Dirk,
und hoffe noch auf mindestens 10 schöne Jahre!
So wurde es mir prophezeit. :)

 eiskimo (17.06.24, 11:03)
Makabrer Kontrast,  ohne grosse Worte vor Augen/Ohren geführt.
Darum so eindringlich.
LG
Eiskimo

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 17.06.24 um 13:31:
Dankeschön, Eiskimo.
Ich denke, dass es Hinterbliebenen öfter so ergeht: 
Sie sind schon ein bisschen traurig, andrerseits froh, dass es sie noch nicht erwischt hat!

Und dann die ganze Arbeit!

 Teo (17.06.24, 11:29)
Tach Zwerch,
die ersten zwei Strophen...dunkel, beklemmend,  angsterfüllt.
Aber dann...der wartende Goethe.
Anspruch, Kultur, Hoffnung.
Ok.. die Stinte. Warum nicht. Eine Metapher für Siechtum und Vergänglichkeit. Weg damit.
Frohes Lachen.....so muss es enden!
Hoffnungsvolle Grüße 
Teo

Kommentar geändert am 17.06.2024 um 11:30 Uhr

 AchterZwerg äußerte darauf am 17.06.24 um 13:24:
Darauf hoffe ich auch, lieber Teo!
Und in deinem Fall: Bloß nix während der EM! ;)

 Augustus (17.06.24, 11:54)
eine kleine Anmerkung: entweder Geheimrat Goethe oder Hofrat Schiller

 AchterZwerg ergänzte dazu am 17.06.24 um 13:26:
Du hast ganz Recht, und ich habe den Fauxpas bereits ausgemerzt.
Danke!

 AZU20 (17.06.24, 12:37)
Wer will das nicht?

 AchterZwerg meinte dazu am 17.06.24 um 13:28:
Eben.  
Froh merzt sogar die CDU
und lässt Herrn Söder alt aussehen.

 Saira (17.06.24, 13:43)
Liebe Heidrun,
 
bei deinem Gedicht scheint der Verstorbene mitten aus dem Leben gerissen worden zu sein. Für den Hinterbliebenen wird das Betreten der leeren Wohnung bedrückend sein. Die Stille ist lauter, Bücher wollten doch noch gelesen werden, der Fisch zubereitet …
 
Da kommt einem das frohe Lachen von draußen sicherlich unpassend vor.
 
Du hast eine Szene geschildert, wie ich sie gut nachvollziehen kann.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 AchterZwerg meinte dazu am 17.06.24 um 20:08:
"Unpassend?" Sicherlich.
Irgendein "Bösewicht" - ich glaube es war Elias Canetti - sprach andererseits einmal über den "Triumph des Überlebenden" (Masse und Macht). 8-)

 Soshura (17.06.24, 16:09)
"... sollst tanzen auch auf Gräbern ... ", definiere, da ist Draußen ;)

 AchterZwerg meinte dazu am 17.06.24 um 20:09:
Da hast du nicht Unrecht.
Vor allem aber vor dem Grab, auf dem Vulkan und überall ...

 Graeculus (17.06.24, 16:25)
Das will ich auch

Spontan habe ich mir gedacht: tot sein. Aber das war vorschnell; eher ist es wohl das Lachen draußen, das ihn zu seinem Gedanken bringt.

Klug aufgebaut, zum Nachdenken anregend.

 AchterZwerg meinte dazu am 17.06.24 um 20:10:
Danke sehr.
Von einem unserer Vordenker nehme ich dieses Kompliment geschmeichelt entgegen. :)

 plotzn (18.06.24, 10:10)
Servus Achter,

und dann auch noch die ganze Arbeit mit der Wohnungsauflösung. Oder, den Stilblüten aus Versicherungsschreiben entnommen: Ich habe nun so viele Formulare ausfüllen müssen, daß es mir bald lieber wäre, mein geliebter Mann wäre überhaupt nicht gestorben.

Liebe Grüße
Stefan

 AchterZwerg meinte dazu am 19.06.24 um 06:03:
*hüstel)

Vermutlich tritt dieser Effekt häufiger auf als man es sich selbst eingestehen mag ...
Mir selber geht es oft so, dass ich auszufüllende Formulare inhaltlich nicht verstehe und ich dann "normale" Menschen um Rat fragen muss!

Herzliche Grüße
Heidrun

 diestelzie (18.06.24, 10:36)
... und wenn es dann noch ein Kinderlachen ist...
Es gibt wohl kaum einen schöneren Grund, sich für das Leben zu entscheiden. 

Liebe Grüße 
Kerstin ☀️

 AchterZwerg meinte dazu am 19.06.24 um 06:06:
Du sagst es!

In Deutschland ist selbst der Tod komplett durchbürokratisiert und macht es den Hinterbliebenen schwer, in Würde ihre Trauer auszuleben.

Herzliche Grüße
Heidrun

 Quoth (18.06.24, 22:21)
"Ungelesen" ... Bezweifel ich. Woher will die Hinterbliebene das wissen? Gruß Quoth

 Graeculus meinte dazu am 18.06.24 um 23:11:
Dafür gibt es tatsächlich Anhaltspunkte: von unaufgeschnittenen Büchern über solche ohne jede Anstreichung bis hin zu jahrzehntealtem Staub.

 AchterZwerg meinte dazu am 19.06.24 um 06:09:
In Graec meldet sich ein engagierter Vielleser zu Wort.
Man sieht es den Büchern in der Tat zu 99 % an, ob sie jemals gelesen wurden oder eben nicht.
Insbesondere den Prachtbänden oder Gesamtausgaben.

Liebe Grüße
der8.

 Quoth meinte dazu am 19.06.24 um 09:53:
Und für manchen Betrachter sind Gesamtausgaben immer nur Bildungstapete, weil sie bei ihm selbst zu Hause eine solche sind. Nein, beim Erlkönig und beim Zauberlehrling gabs bestimmt jeweils ein Eselsohr! :)

Antwort geändert am 19.06.2024 um 09:53 Uhr
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram