Mich faszinierten die Puppen und Spiele nicht so sehr wie das kleine, aber feine Geschenk meiner Großmutter an mich, das Kaleidoskop mit goldenen Verzierungen im Paisleymuster. Oft saß ich stundenlang und drehte das Rohr in alle Richtungen, war entzückt über die Steinchen im Inneren, die sich zu seltsamen Gebilden, blütenähnlich, drehten.
Auch entzückte mich Großvaters Paper Weight aus Murano mit hübschen bunten Glaskorallen darin. Nein, das war kein Spielzeug, aber ich spielte immer mit meinen Barbies rund um das Glas, tat so als ob es ein unbezahlbares Kunstwerk wäre. Und der ausgestopfte Babyalligator, der auf dem Kästchen stand, war das große Ungeheuer, das aus der Tiefe kam. Aber, das Schlimmste überhaupt, das war der Totenschädel, wohlgemerkt ein echter, der in der Vitrine im Gästezimmer sein Dasein (oder nicht mehr Dasein) fristete, ich hatte furchtbare Angst vor dem Schädel, sodass Oma ihn immer zudecken musste, weil ich nicht ins Zimmer gehen wollte. Komischerweise, das Skelett in der Ordination, das fand ich lustig, ich gab ihm (es war ein Mann) immer artig die Hand, da lachte der Großvater immer. Ich sagte: "Vielleicht braucht er ein bisschen Essen, er wirkt etwas mager" und reichte einen Apfel, kicherte.
Aber, das Kerlchen half mir auch später in Biologie, Opa erklärte mir die Knochen.
Am Besten war aber das Lichtmikroskop, Opa zeigte mir Zellen und ich bekam dann auch ein Mikroskop für Kinder, so saßen wir beide nebeneinander und blickten in die Linsen, er sah tiefer, aber ich war glücklich. Er zeigte mir, wie ich mit dem Besteck Pflanzenhalme aufschneiden musste und wie ich das Objekt auf den Objektträger legen musste, dann sagte ich: "Ohhh!" und Opa sagte: "Es sind die kleinen Dinge, die erfreuen." Tatsächlich.
Nichts gab mir mehr als die Dinge rund um mich, Spielzeug war mir nicht so wichtig. Es waren aber die Menschen, die den Dingen das Leben einhauchten. Das Murano steht hier, gibt nicht viel her, das Skelett fand einen Nachfolger in der Ordination, dem Alligator biss der Hund den Schwanz ab, der landete im Müll, das Lichtmikroskop verscherbelten die Kusinen und meines steht neben dem Bild meines Großvaters, still.
Ach, der Totenkopf... keine Ahnung wo der ist, aber über sein Verschwinden bin ich nicht traurig.