Blutgötter

Gedicht zum Thema Angst

von  Isaban

Fast ist’s, als hätt ich mich im Wald verirrt.
Verwundet fühl ich meine Kräfte schwinden,
da dröhnen Schritte. Werden sie mich finden?
Es schrillt die Angst, die kreisend mich umschwirrt.

Die Schwäche will ich nicht, ich mag’s nicht sein
und möcht auch keine Trauerkränze winden,
viel lieber möcht ich noch mehr Zeit mir schinden.
Nur diesmal fühl ich hilflos mich und klein,

ich duck mich tief und hoff, ich bin nicht dran.
Man ahnt schon Klingen kalter Messer blitzen.
So weiß und grün die Götter, die nicht schwitzen.
Gemetzelt wird heut doch ein andrer dann,

in diesem grellen Wald aus Schmerz und Stahl,
wo Farne fleischnahtrote Zeichnung tragen.
Dort wehen Blätter Antwort auf die Fragen,
was schließlich Freiheit schenkt mir, oder Qual.

Verdammt, der Kelch, er wird vorüber gehn!
Die Narbe juckt, ich trau mich kaum zu tasten.
Schon wieder hör ich durch den Flur sie hasten,
den Alptraum will ich nur noch überstehn…

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Kommentare zu diesem Text

orsoy (44)
(28.01.07)
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 Isaban meinte dazu am 28.01.07:
Danke, Konni, für deinen begeisterten Kommentar und für die Klicks.
Ich freu mich.
Ganz liebe Grüße
Sabine
zackenbarsch† (74)
(28.01.07)
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 Isaban antwortete darauf am 28.01.07:
Schreib mir eine PM, Friedhelm, sag mir, wo er gezwungen klingt.
Und ein herzliches Danke, für Klick und Kommentar.

Liebe Grüße
Sabine
StefanP (58)
(28.01.07)
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 Isaban schrieb daraufhin am 28.01.07:
Das Leben hat viele Facetten, Stefan, das was ich schreibe auch.
Ich danke dir für deinen Kommentar und auch dafür, dass du so mitgehst, mit meinem Text.
Es grüß dich sehr lieb und von Herzen
Sabine

 Lars (28.01.07)
liebe sabine, ein fast schon organischer und sehr expressiver text. gewaltig in seiner wortwahl. irgendwie fremdartig lebendig und ein bißchen verstörend - gut gemacht.

lg, lars

 Isaban äußerte darauf am 28.01.07:
Organisch passt genau, lieber Lars.
Ja, ich glaube, das ist die Bezeichnung, die sich mein Text überziehen könnte, wie eine Decke.
Recht herzlichen Dank dafür und natürlich auch für den Rest deines Kommentars.
Liebe Gutnachtgrüße
Sabine
DerSteinchenwerfer (44)
(28.01.07)
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 Isaban ergänzte dazu am 28.01.07:
Dann meckerst du halt, wenn du mich beim nächsten Mal auf meinem Spielbein erwischt und ich dir mal wieder nicht poetisch genug schreibe.
sylvia (51)
(28.01.07)
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 Isaban meinte dazu am 28.01.07:
Das ist eine sehr, sehr interessante Interpretation, liebe Silvia und ich danke dir dafür.
Herzliche Grüße
Sabine
trollyne (61)
(28.01.07)
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 Isaban meinte dazu am 28.01.07:
Ja, Ausrufezeichen können eine tolle Sache sein.
Befehlend, bestimmend, trotzig, herausfordernd, sicher, einfach bar der Unsicherheit oder kampfbereit. Irgendwie mag ich die Dinger auch, außer im Imperativ.

Liebe, herzliche Grüße
Sabine

 Alazán (28.01.07)
Wundervoll bildhaft geschrieben, sehr schön gelungen!
Ich wünsch dir, ne sichere kleine schmucke Höhle in diesem Wald zu finden mit wamen Fellen und nem Feuerchen

vlG
Philipp

 Isaban meinte dazu am 28.01.07:
Oh, diesen Wald möchte ich viel lieber nur ganz von Ferne sehen.
Wenn man einmal drinnen ist, in dieser ganz eigenen, gefährlichen Welt der Stahlaltare hat man das Gefühl, die grünweißen Götter fordern ständig messerwetzend neue Opfergaben.
Aber ich weiß, was du meinst, Philipp und ich danke dir für deine freundlichen Wünsche.
Liebe, herzliche Grüße
Sabine.
(Antwort korrigiert am 28.01.2007)

 Martina (28.01.07)
Ja, das gefiel mir Lass dir noch einen lieben Gruss da, Tina

 Isaban meinte dazu am 28.01.07:
Es freut mich, Martina, das dieses Gedicht dich anspricht. Danke dir!
Liebe Grüße
Sabine

 Bergmann (29.01.07)
Ich weiß nicht recht, worauf ich dieses (numinose) Gedicht konkret beziehen soll - was für Ängste sind konkret gemeint, und wer sind die Blutsgötter? Wenn es die Angst vor einem (etwa Sexual-) Verbrechen ist, dann ist es mir zu allgemein: Alles und Nichts sind hier eins.
Handwerklich gelungen - wieder einmal angelehnt an die spätromantische Zeit...

 Isaban meinte dazu am 29.01.07:
Sexualverbrechen? Nein, Uli, manchmal schreibe ich auch etwas, das nicht von Sex handelt. Krankenhaus. Die Götter in Grün und Weiß, die neue Blutopfer fordern, auf den stählernen Altären, während die Messer schon blitzen und man auf Ergebnisblätter wartet die hereinwehen und hofft, dass der Kelch vorübergeht.

 Bergmann meinte dazu am 29.01.07:
Ach so : die Klingen kalter Messer... Ja aber das sind keine Götter, auch nicht unsere Gegner...

 Isaban meinte dazu am 29.01.07:
Wir reden hier grade über einen subjektiven Eindruck, Uli. In diesem Wald sind sie die Götter, die jene Messer schwingen und Blutopfer fordern. Ob sie Feinde sind... sind Götter Feinde? Nein. Sie haben nur dein Leben in der Hand.

 Bergmann meinte dazu am 29.01.07:
Es gefällt mir nicht, das liegt an der Sprache, es bleibt letztlich zu numinos.

 Isaban meinte dazu am 29.01.07:
Aber genau das ist es doch. Numinos. Es ist und bleibt die Ambivalenz zwischen Angst und Faszination vor den Göttern. Anbeten, opfern, ausgeliefert sein. Welches Wort würde es sonst besser beschreiben?

 Bergmann meinte dazu am 29.01.07:
Nichts gegen das Numinose. Darauf trinken wir virtuell einen!

 Isaban meinte dazu am 29.01.07:
Darf ich dir Granatapfelsaft reichen?
Der schwere alte Wein steht noch bei den Terzinen.

 Bergmann meinte dazu am 29.01.07:
Ja. Ich habe vor Jahren auf einer Studienfahrt einen Obstsalat (fast nur) aus wilden Granatäpfeln gemacht - das war schwere Arbeit. Granatapfelsaft - d'accord!

 Isaban meinte dazu am 30.01.07:
Blutrot, schwer und herbsüß, passt zu meinen Gedichten.
Ja, ist es nicht erstaunlich, wie schwer man an die Saftkernchen kommt?
Und wie unglaublich bitter die unschuldig weißen Häute dazwischen sind?

 Bergmann meinte dazu am 30.01.07:
Das klingt schon fast wie der Beginn deiner nächsten Eros-Terzinade.

 Isaban meinte dazu am 30.01.07:
Du meinst also, dass Granatäpfel zwischen meinen ganzen Obsttexten noch fehlen? Nein, die meisten erotischen Sachen, die ich hier veröffentlicht habe sind nicht derart formell. Ich wollte einfach ausprobieren, ob ich es kann, ob es möglich ist, auch sehr gefühlvolle erotische Sachen in die strengen Formen zu packen. Ich kann. Aber meine obstfleischige Phase hab ich anders geschrieben. Feigen, Orangen, Pfirsiche, Obstsalat... Ach ja und da war noch was Eisiges, ganz ohne Frucht.
SanguisDraconis (46)
(26.02.07)
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 Isaban meinte dazu am 26.02.07:
Ja, ich weiß es. Ich hatte zu dem Zeitpunkt etwas viel von der Realität abgekriegt. Die OP-Narbe wird langsam blasser. Ich glaub, das Gedicht zeigt es noch.
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