Glashaus

Gedicht zum Thema Angst

von  Isaban

Ich habe ihm ein Nest gebaut,
aus Plastik und aus Watte,
nur wenn man sehr genau hinschaut,
sieht man die Abdeckplatte.
Ganz sorgsam bette ich es da,
besitze nur das eine,
es darf auch niemand wirklich nah -
zerbricht zu leicht, das Kleine.

Oha, es bumpert viel zu wild
und so, wie ich das sehe,
fehlt mir ein dicker Abwehrschild,
kommst du in meine Nähe.
Verflixt, es ging mir fast verlorn,
es sang schon Liebeslieder!
Hab es zur Strafe eingefrorn,
jetzt macht es das nie wieder.

Ich baue einen hohen Turm,
dort sperre ich mich ein -
verschanzt vor Unbill und vor Sturm,
na ja - und bleib allein.
Wenn du dann unerreichbar bist,
pulst es mir leis ins Ohr:
„Hier, wo es ungefährlich ist,
sing ich dir Träume vor.“


Anmerkung von Isaban:

Gewidmet jemandem, der mir lieb und wichtig ist.

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Kommentare zu diesem Text

abertausendweit. (29)
(17.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 17.08.07:
Lieber Wildfang,
es ist selten, von dir einen solchen Kommentar zu bekommen. Ich nehme es als ein großes Kompliment und als Zeichen dafür, dass man gut zwischen meine Zeilen schlüpfen kann. Ich freue mich sehr, dass es dir gefällt.
Und ja, das "bumpert" mag ich auch, empfinde es als eines der wichtigsten Worte in meinem Gedicht.

Ich danke dir für deine Rückmeldung.
Herzliche Grüße,
Sabine

 Martina (17.08.07)
Schließe mich Wildfang an ....schön die Angst beschrieben, wie ich sie auch kenne :0) Lg Tina

 Isaban antwortete darauf am 17.08.07:
Danke Martina.
Ich freue mich sehr, dass du dich ein wenig zwischen meinen Zeilen finden konntest.

Liebe Grüße, Sabine
Opossum (45)
(17.08.07)
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 Isaban schrieb daraufhin am 17.08.07:
Du hast meine Intention sehr gut erfasst, liebes Opossum.
In der zweiten Strophe ist etwas aufgegriffen, das wohl die meisten kennen müssten, die eigentlich eher auf Vernunft setzen und dennoch von ihrn Emotionen getrieben oder überrollt werden.
Dieses Hadern und Selbstbetrafen, weil man nachgegeben hat, weil ein Treffen, ein Lächeln, ein Brief, ein Telefonat, ein Augenblick so wichtig war, dass man die selbst aufgestellten Regeln und Sicherheitsmaßnahmen nicht einhalten kann/will. Weil man etwas einfach nicht lassen kann, doch zu viel Gefühl da ist und der Vernunft gegenübersteht, weil das Gewissen packt und man sich schlecht vorkommt, obwohl man doch eigentlich nur seinem dringenden Bedürfnis, seiner Sehnsucht folgt, weil man unvernünftig und rein aus dem Bauch, aus dem Gefühl heraus dem Drang nachgibt und trotz aller (Verletzunges-)Gefahren die eigenen Regeln bricht.Weil man diesem ganz großen, sehnsüchtigen, begehrlichen u8nd doch so gefährlichen Bumpern nicht widerstehen kann. Weil etwas anderes wichtiger und dringender wird, als die Vernunft.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 17.08.2007)

 Gothica (17.08.07)
...sehr tiefgehende zeilen, schwieriges thema, ...aber für dich war es wieder einmal gar kein problem das so schön in worte zu fassen das man sich selber auch wieder darin erkennt....schmerzend es zu lesen, wenn man die gefühle nachvollziehen kann, aber dennoch schön.....


...ich grüße dich lieb...

Alex:-)

 Isaban äußerte darauf am 17.08.07:
Es gibt eine leise Traurigkeit, eine, die nicht laut aufschreit, die sich lieber hinter einem Lächeln ohne Mitarbeit der Augen versteckt, die man nicht auf den ersten Blick erkennt, die man eher zwischen den Zeilen, als in den ausgesprochenen Worten findet, allerdings nur, wenn man sich nicht die Zeit nimmt, genau hinzusehen, die aber nicht weniger berührt, liebe Alex.
Ich freue mich, dass du dich in meinen Text einfühlen mochtest.
Danke.

Liebe Grüße,
Sabine
myrddin (47)
(17.08.07)
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 Isaban ergänzte dazu am 18.08.07:
Lieber Ralph,
das ist vermutlich eine der größten Ängste, die Angst, seinen Schutzschild aufzugeben, Nähe zuzulassen, plötzlich verletzlich zu sein, weil einem jemand "nahe" geht. Wie oft verschanzt man sich hinter Träume, die einem höchstens ein kühles Erwachen bescheren können, anstatt einfach das zu tun, was man insgeheim am liebsten möchte. Und wir ahnen nur, was uns entgeht, vor lauter Furcht, dass der Preis zu hoch sein könnte, den wir zu zahlen haben, wenn sich ein Traum nicht leben lässt.

Hab vielen lieben Dank, Ralph

Sabine
janna (60)
(17.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 18.08.07:
Danke, liebe Janna, dass du zwischen diese Zeilen schlüpfen mochtest.
Herzliche Grüße,
Sabine
Weltenwanderer (42)
(17.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 18.08.07:
Der Mensch neigt dazu eine Schonhaltung einzunehmen, wenn er irgendwo zu oft verletzt wurde. Und man gewöhnt sich an diese Schonhaltung, behält sie oftmals noch sehr lange bei, auch wenn vielleicht nichts mehr weh tut, zuckt automatisch zurück, wenn jemand oder etwas der schmerzempfindlichen Stelle zu nahe kommt - und das muss nicht immer ein Humpeln der kleine Zeh sein, den man sich schon zu oft am Türpfosten gebrochen hat.
Hab vielen Dank für dein Gefallen und deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
steinkreistänzerin (46)
(17.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 18.08.07:
Vielleicht ist es eine Zivilisationskrankheit, liebe Annette, tritt gehäuft in Städten auf und wütet in allen Bevölkerungsschichten.
Vielen lieben Dank für deine Rückmeldung und deine Gedankengänge.

Herzliche Grüße,
Sabine
Synonym (32)
(17.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 18.08.07:
Liebe Doreen,
ja, zerbrechlich, das stimmt schon. Es ist vermutlich die verletzlichste Stelle am Menschen. Nicht äußerlich, nein, die meisten haben einen starken Motor. Aber doch die Stelle, wo Verletzungen am stärksten und am längsten schmerzen.
Ein Glashaus. Man kann hinausschauen, lässt die Welt aber nicht hinein, stellt es lieber noch auf einen Sockel, für den Fall, dass jemand der Türe zu nahe kommen könnte.

W: Mich freut sehr, dass du meine Intention erkannt hast. Hab vielen lieben Dank für das Einfühlen in meine Zeilen und dein Lob.

Herzliche Grüße,
Sabine

 AZU20 (17.08.07)
Liebe Sabine,
nur Mut! Wenn das Herz "bumpert", sollte man es lassen und nicht aus Angst einsperren. Träume sind ja schön, reichen aber nicht. Das gedicht gefällt mir sehr. LG Armin

 Isaban meinte dazu am 18.08.07:
Das freut mich, lieber Armin.
Hab vielen herzlichen Dank.
Beste Grüße von
Sabine

 Bohemien (17.08.07)
gefühle zu lassen..ist glaube ich das schwierigste, man macht dann lieber zu...wartet bis es sich erledigt...aber eigentlich träumt man doch davon, das man die angst überwinden kann...die einen blockiert...erinnert mich an irgendwas..ich weiß leider genau woran...sehr berührend geschrieben..auch wenn ich`s vielleicht anders interpretiere, wie von dir gedacht..lg bo

 Isaban meinte dazu am 17.08.07:
Deine Interpretation ist in sich sehr stimmig und gut, lieber Bo.
Ich danke dir herzlich dafür.

Liebe Grüße,
Sabine

 Janoschkus (17.08.07)
sehr schönes gleichnis und irgendwie knuffig geschrieben, obwohls ja doch eine ziemlich verzweifelnde geschichte ist, das mit dem herzen, mit dem feuer und dem eis. doch reicht es, wenn einem das herz entschädigung ins öhrchen flüstert? es ist ein doch recht melancholisches unluckyhappyend. :)
gruß Janosch

 Isaban meinte dazu am 17.08.07:
Ist es denn eine Entschädigung, oder nur noch mehr neue Sehnsucht, lieber Janosch? Es scheint viel zu viele Menschen zu geben, die im letzten Augenblick, kurz bevor ihr Traum Realität werden kann noch kalte Füße bekommen und sich schnell wieder in sicherer Distanz verbuddeln.
Danke, Jan, für deine Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine

 Janoschkus meinte dazu am 18.08.07:
ach irgendwann klappt das schon, ich bin da optimistisch. und kalte füße kommen ja nicht von ungefähr.
Adeline (37)
(17.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 17.08.07:
Ich freue mich sehr, dass es dir gefällt.
Danke, liebe Adeline.
Herzliche Grüße,
Sabine
Ottilie (66)
(17.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 17.08.07:
Wie gut, liebe Ottilie, dass die Geschmäcker und Meinungen da verschieden sind, nicht wahr?
Ich persönlich glaube absolut nicht, dass es themenabhängig ist, ob man Reime verwenden kann oder nicht, sondern der Einstellung, des Könnens und der Fantasie eines Autoren überlassen bleiben sollte. Ansonsten würde ja vielleicht mal jemand auf die glorreiche Idee kommen, ein kleines Gesetzbändchen herauszugeben, wie jemand welches Thema lyrisch, oder vielleicht sogar gedanklich anzugehen hat.
Vielleicht packst du es ja mal auf deine Art an, das Thema.
Dies hier ist meine Art, es anzupacken.
Hab vielen Dank für deine Auseinandersetzung mit meinem Text, die Rückmeldung und die außergewöhnlichen Ausführungen über deine Gedankengänge, welches Thema wohl wie angepackt werden muss.

Liebe Grüße,
Isaban
(Antwort korrigiert am 17.08.2007)
Ottilie (66) meinte dazu am 18.08.07:
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 Isaban meinte dazu am 18.08.07:
Liebe Ottilie,

wie du weißt bewege ich mich relativ frei durch alle lyrischen Genres. Man kann also davon ausgehen, dass ich mir etwas dabei gedacht habe, wenn ich diese Form für eben diesen Inhalt wählte. Natürlich hätte ich auch problemlos ein freies Gedicht, einen Prosatext oder ein Sonett zu diesem Thema machen können. Wollte ich aber nicht. Es wäre nämlich ein vollkommen anderes Gedicht geworden.

Das Thema dieses Gedichtes ist "Angst".
Man kann es natürlich aus unglaublich vielen Blickwinkeln heraus betrachten und verarbeiten. Diesen hier habe ich mit Bedacht und nicht ohne Überlegung gewählt, ebenso wie die melodische, schlicht und leicht anmutende, kindlich klingende Gedichtform. Werden wir nicht alle irgendwo wieder zu Kindern, wenn wir Angst haben? Zu Kindern, die sich lieber zitternd unter ihren Kuscheldecken verstecken, anstatt im dunklen Zimmer einfach mal nachzuschauen, was da so unheimlich leise raschelt und knackt?

Natürlich verlangt es einer gewissen Fähigkeit zur Selbstironie, um das kleine Mädchen auch in sich zu entdecken, sich im Text eventuell zwischen den Zeilen wieder zu finden und über sich selbst zu schmunzeln. Nein, dieser Text kokettiert nicht. Es geht eben darum, dass hier nicht kokettiert wird, sondern lieber mit zugekniffenen Augen die Flucht in Träume angetreten, anstatt sich einmal in die Realität zu wagen, wo man eventuell verletzt werden könnte, wo man sich vielleicht wirklich wehtun könnte.

Es ist nicht nur dieses kindliche Verhalten, das sich in der Gedichtform wiederspiegelt, es ist auch das sanft spottende "Es könnte doch so (kinder-)leicht sein!", das dem Leser bewusst gemacht werden soll, ohne zu krass einen erhobenen Zeigefinger zu zeigen - und sein Widerstreit mit der Einsamkeit, den Sehnsüchten und den unwillkürlichen Reaktionen der Schutzmechanismen, die wir so oft an den Tag legen.

Ja, es ist schon richtig, Kinder nehmen gereimte Texte, auch inhaltlich, sehr viel leichter und schneller auf, als Prosa. Hierbei spielt auch die gewählte Reimform eine große Rolle, ein Sonett können Kinder durch die meist komplizierte Reimstruktur erst ab einem bestimmten Alter erfassen. Das bedeutet allerdings absolut nicht im Umkehrschluss, dass man traurige oder ernste Themen deshalb nicht in eine schlichte, klingende, leichte, einfache Reimform fassen dürfte oder dass man für ganz bestimmte Inhalte nur freie Gedichte, Sonette oder Prosa verwenden könnte.

Gerade die Vertreter der Moderne nehmen doch für sich in Anspruch, dass eben nicht immer alles auf altbewährte Art dargestellt werden muss, sondern man offen bleiben muss, für Neues, Ungewohntes. Was wäre denn die Kunst, wenn immer alle nur mokieren würden: Kenn ich nicht, kann ich nicht, will ich nicht!

Du wirst in der Lyrik immer wieder auf Texte treffen, die gerade und mit Absicht in eine Form gebracht wurden, die ein Überdenken und die Bereitschaft für neue Ansichten erfordern, die gerade mit Kontrast als Stilmittel arbeiten. Da bedarf es wohl einer gewissen Offenheit und Bereitschaft des Lesers sich auch einmal auf das einzulassen, was ihm zu einem Thema selbst nicht eingefallen wäre und die Fähigkeit sich auch einmal zwischen die Zeilen zu begeben, die vielleicht der eigenen Vorstellung der Behandlung eines Themas widersprechen. Es muss ja nicht dem eigenen Geschmack entsprechen.

Stell dir nur einfach mal vor, jemand würde unter ein irgendein freies Gedicht schreiben:

Ah ja, und nun schreib das Ganze mal dringend in Sonettform, na, eine Terzine ginge auch noch so grade, dann könnte mir dein Gedicht eventuell gefallen, denn dieses Thema - und das habe ich allein zu bestimmen - bedarf zwingend genau dieser strengen metrischen Form und Reglementierung, sonst kommt nicht genug von deiner reifen Persönlichkeit durch. Ich würde da gerne und unbedingt ein formal und inhaltlich vollkommen anderes Gedicht zu eben diesem Thema sehen. Und nun mach mal!

Nö, so einen Schwachsinn würde wohl keiner schreiben, denke ich.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 18.08.2007)
(Antwort korrigiert am 18.08.2007)

 DerHerrSchädel (22.08.07)
Eine Geschichte, die trotz ihrer Symbolik verständlich bleibt, die Mischung ist ideal; nicht weniger empfehlenswert ist die flüssige, poetische Sprache, in die Reimschema harmonisch eingebettet ist. Viel mehr geht nicht.

LG

Schädel

 Isaban meinte dazu am 23.08.07:
Oh, das ist ein großes Lob. Hab vielen herzlichen Dank, Schädel.
Ich freue mich sehr, dass dir mein Gedicht so gut gefällt.
Liebe Grüße,
Sabine
Balu (57)
(25.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 25.08.07:
Es ist schön, Knut, wie wissend du zwischen den Zeilen blätterst.
Man darf es nicht zu sehr schützen, denn ohne alle Träume wird es stumm.
Herzliche Grüße, mein lieber Balu

Sabine

 souldeep (26.08.07)
wenn angst regiert, wird der mut der eines tapferen
kindes...manchmal...und deshalb gefällt mir dein ton
hier schmerzlich gut.
die schmach über unerwiderte liebe, die ohnmacht im
hoffnungslosen sich binden wollen, die schiere unmöglich-
keit, seine gefühle zu steuern oder gar zur umkehr zu
zwingen...
das lässt solche gedanken und bilder entstehen. es
geht zurück zur wurzel, finde ich...

es bewegt mich immer wieder dieses hier...und ich
finde doch nicht die treffenden worte...

kirsten
:)

 Isaban meinte dazu am 26.08.07:
Auch das eine sehr spannende und in sich schlüssige Interpretation, liebe Kirsten. Hab vielen lieben Dank für deine Rückmeldung und deine Gedanken zu meinem Text. Ich freue mich, dass meine Zeilen dich berühren konnten.
Viele liebe Grüße,
Sabine
Huntress (17)
(27.08.07)
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 Isaban meinte dazu am 27.08.07:
Danke, Huntress. Ich freue mich, dass es dir gefällt. Sehr.
Und ja, es rächt sich. Es wispert Sehnsucht.
Liebe Grüße,
Sabine
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