Tag X

Gedicht zum Thema Angst

von  Isaban

.
Bedeutungsvoll schweigen
die Götter in Weiß,
die grünlichen wetzen
die Messer.

Viel hilft viel,
noch mehr hilft
noch besser,
schnipp schnapp.

Zur stählernen Höhle,
im Bettmannmobil.
Tropf tropfte, er lachte.
Zipp zapp, du bist dran!

Er lachte, dann schlief er,
dann riefen sie an und
schwiegen am Hörer
so unendlich lang.

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Kommentare zu diesem Text


 Theseusel (11.11.08)
Mein Befund: Angst ist übertragbar!

 Isaban meinte dazu am 11.11.08:
Ja, auf jeden Fall. Komisch, Glück nicht. Wir Menschen sind schon seltsam, oder?
(Antwort korrigiert am 11.11.2008)
mathis (48)
(11.11.08)
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 Isaban antwortete darauf am 11.11.08:
Ein Versuch, durch eine gemeine Mischung aus Ausgesprochenem und Unausgesprochenem eine starke Empfindung wie Angst oder zumindest Unbehagen auf den Leser zu übertragen. Erstaunlich und faszinierend, dass es zu funktionieren scheint, obwohl so viele hermetische Elemente vorhanden sind. Ich danke dir für deine Rückmeldung. Da weiß man gar nicht, ob man sich freuen soll, weil die stilistischen Mittel anscheinend funktionieren oder ob man sich für das Missbehagen entschuldigen soll, das es auslöst.

Liebe Grüße,
S.
janna (60)
(11.11.08)
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 Isaban schrieb daraufhin am 11.11.08:
Ich habe versucht, ein par Superheldencomic-Elemente mit einzubauen.
Aber dein Struwwelpeterblickwinkel bringt auf jeden Fall auch spannende Bilder, die gut in die Stimmung passen. Herzlichen Dank für deine Rückmeldung, Janna.

Liebe Grüße in deinen Dienstagmorgen,
Sabine
Caty (71)
(11.11.08)
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 Isaban äußerte darauf am 11.11.08:
Ich nicht. An welchen der vielen als Tag X bezeichneten Katastrophentage denkst du denn?
Liebe Grüße,
Sabine
Caty (71) ergänzte dazu am 11.11.08:
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 Isaban meinte dazu am 11.11.08:
An welchen Tag X du bei deinem Kommentar gedacht hast, liebe Caty.
Familie Kratzenburg (8) meinte dazu am 11.11.08:
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Caty (71) meinte dazu am 12.11.08:
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 Isaban meinte dazu am 12.11.08:
Du, ich habe gestern mal überall rumgefragt und gegoogelt u.s.w., das scheint nur in eurer Gegend geläufig zu sein. Hier wird der Begriff "Tag X" einfach als Bezeichnung für ein bestimmtes, meist mit Furcht/Bedenken verbundenes bestimmtes Datum verwendet, wobei es sich durchaus um ein zu erwartendes politisches Ereignis, ein OP-Termin, ein Hinrichtungstermin, Wahltag, Prüfungstermin, Fabrikschließung o.ä. handeln kann. Und das passt schon so.
(Antwort korrigiert am 12.11.2008)
Familie Kratzenburg (8) meinte dazu am 12.11.08:
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 Isaban meinte dazu am 12.11.08:
Hmpft. Ob die Macher der X-Men-Filme sich der Diskrepanz zwischen dem läppischen Inhalt ihrer Machwerke und jenem bedeutungsschweren X-Tag bewusst sind? Himmel - und Triple X, was für ein FauX pas! Und, huch, das Alphabet wenn man es genau bedenkt auch. Läppische Buchstabensuppe ohne jeden Bezug zum Mauerfall! Schitte nee! Schande über mich. Ich werde jetzt erst mal das X aus meiner Tastatur kratzen, nicht dass mir so was Ungehöriges noch mal passiert.
Caty (71) meinte dazu am 13.11.08:
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 Isaban meinte dazu am 13.11.08:
Nein, liebe Caty.
Wenn mich ein Kommentar überzeugt, dann habe ich überhaupt kein Problem damit, meinen Text - und das betrifft auch den Titel - zu ändern. Wenn.
Familie Kratzenburg (8) meinte dazu am 13.11.08:
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 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Asche auf mein Haupt!

 Didi.Costaire (11.11.08)
Die Lage ist zwar hoffnungslos aber nicht mehr ernst...

Batman auf Rädern spürt es auf seinem Weg in die Höhle/ Hölle. Er weiß, dass er entweder sterben wird oder die Höhe der gesetztlichen Zuzahlungen seine Familie in den Ruin treibt - und er lacht.

Ein feines Gedicht, das Ängste gut widerspiegelt. Allerdings möchte ich dann doch noch eine Lanze für die Ärzteschaft brechen, einen Berufsstand, der Tag und Nacht im Akkord schuftet und nach neuesten Statistiken im letzten Jahrzehnt ca. 50 % Reallohnverlust zu beklagen hat. Diese Menschen erscheinen mir im Text arg negativ gezeichnet.

Liebe Grüße
Dirk

 Isaban meinte dazu am 11.11.08:
Öhm, du, sie sind als schweigende Götter umschrieben worden. Als die, von deren Urteilsspruch und Aktionen alles abhängt, als die, an deren Lippen das LI "hängt". Wenn du das als negativ gezeichnet betrachtest, dann hat das eher was mit deiner Interpretation zu tun, Dirk.

Liebe Dienstagsgrüße,
Sabine
elvis1951 (59)
(11.11.08)
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 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Ja, Schweigen kann schon ganz schön gemein sein, lieber Klaus.
Hab vielen Dank für deinen einfühlsamen Kommentar.
Liebe Grüße,
Sabine

 AZU20 (11.11.08)
Den Tag X sehnt niemand herbei, er erzeugt nur Angst. LG

 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Ja. Manchmal kann so ein X im Kalender einen ganz schön fertig machen.
Vielen Dank für deine Rückmeldung.
Liebe Grüße,
Sabine

 Jorge (11.11.08)
Dein Text macht Angst. Aber jeder wird anders geängstigt.
Wenn man bedenkt, daß dieses Gedicht viele berührt, hat es mehr erreicht als 30 andere Texte des heutigen Tages. Auch finde ich die Spannung zwischen den Chirurgen, die offensichtlich mit Tateneifer ans Werk gingen und den anderen Medizinern, die von Anfang bis zum Ende Bedecktheit bevorzugen, gut als Stilmittel eingesetzt.
Je mehr von uns den "Tag X" als Titel kritisieren , desto eher würde ich darüber nochmals nachdenken meint Jorge.

 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Je mehr von uns den "Tag X" als Titel kritisieren , desto eher würde ich darüber nochmals nachdenken meint Jorge.

Ich denke über jede einzelne Rückmeldung, über jede einzelne der Anregungen nach, lieber Jorge. Ehrliches Feedback - insbesonderes kritisches - ist für mich der Grund, hier Texte on zu stellen. Manche der Rückmeldungen vermögen zu überzeugen, bringen mich zu der Überzeugung, dass die Befolgung der Anregungen dem Text gut tut, dass er dabei gewinnt - manche nicht. Und das ist kein Mehrheitsentscheid, sondern wirklich und wahrhaftig eine Frage der Überzeugungskraft einer Aussage.

Hab vielen Dank für deinen Kommentar, Jorge.
Liebe Grüße,
Sabine

 Erebus (11.11.08)
Liebe Sabine,

dein Gedicht enthält eine große sprachliche Vielfalt, sie reicht von einem beinahe ulkigen "die grünlichen" über onomatopoetische Anklänge an den Struwwelpeter (die Seiten mit den abgeschnittenen Daumen waren bei uns zugeklebt) schnipp schnapp, zipp zapp, die in eine kindliche Erlebnisart verweisen, bis hin zu dem bedeutungsvollen und bedrohlichen Schweigen und bzw. Verschweigen in S1 und S4.

Dabei enthalten die Verse teilweise episodische Schilderung, teilweise auch beurteilende Äußerungen, insbesondere die zweite Strophe.

Interessant ist der "verkehrte" Zeitenwechsel vom Präsens in den Imperfekt. Dadurch zerfällt das Gedicht in zwei Teile, einmal S1 und S2 als eher allgemeinere Ansicht in der Gegenwartsform, und S3 S4 als erinnertes Geschehen.
Zusammengehalten wird dieser "Bruch" -wie ich meine- durch die Lautmalereien in den vierten Versen von S2 und S3.

Das es sich in der erinnerten Episode als Person wohl um ein Kind handelt, erkennt man an den Anleihen aus der kindlichen Phantasiewelt, dem "Bettmannmobil" und dem Lachen, mit dem der Situation begegnet wird. Dieses konterkariert in seiner unschuldigen Unbekümmertheit den Gegensatz zum abschließenden Schweigen am Telefon in sehr drastischer Weise.

Sehr schön gelöst ist das Spiel von Klang und Echo in Assonanzen, in Innen-Außenreimen und Wortwiederholungen, wie etwa der Klangkette "Götter"-"Messer"-"besser", "viel hilft viel"-"hilft", "Tropf tropfte"

Insgesamt ein Lehrstück, was den Einsatz moderner Sprache und ihrer Möglichkeiten anbelangt. Zugleich aber ein beunruhigendes Gedicht, das zwar viel Freiraum lässt, jedoch in der Richtung sehr deutlich angelegt ist.


Liebe Grüße
Uli

 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Hach, Uli, ich freu mich riesig. Solche Kommentare sind das, was mich bei KV hält. Danke. Und nee, ich meine nicht nur das Lob, sondern dass sich jemand so ausführlich, so intensiv mit dem Text beschäftigt, sich so sehr in Form und Verse begeben mag. Und klar, es tut verflixt gut, wenn man liest, dass so viele der angewendeten stilistischen Mittel erkannt wurden und anscheinend auch noch funktioniert haben. Herzlichen Dank für die ausführliche Rückmeldung, Analyse und Interpretation.

Liebe Grüße,
Sabine

 styraxx (11.11.08)
Ja das kommt voll rüber, die letzte Strophe ging mir durch Mark und Bein. Das „so unendlich lang“, hallt wortwörtlich lange nach und stimmt nachdenklich. Ein lebensnahes Gedicht, das durch die zeitgemäße Sprache eben nicht konstruiert wirkt, sondern eher spielerisch kreativ im Umgang mit der Sprache, (Kindersprache) entgegen dem ernsten Thema. (chirurgischer Eingriff) V3 u. 4 „die grünlichen wetzen / die Messer.“
Im ersten und im letzten Vers steckt meiner Meinung nach so etwas wie eine Kernaussage, die das Gedicht einrahmt. Die Überschrift stört überhaupt nicht, bezeichnet sie doch schlicht einen Wendepunkt – finde ich gut. Es muss es ja nicht zwingend eine Katastrophe sein, auch wenn der Ausdruck „Tag X“ vielfach in diesem Zusammenhang angewendet wird. Das so meine Gedanken zu deinem Gedicht, die nat interpretativer Art sind.

Liebe Grüße c.

 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Eine hervorragende Interpretation, lieber Cornel, herzlichen Dank für dein Vertiefen in die Zeilen, dein Einfühlen und die ausführliche Rückmeldung. Es ist ein gutes Gefühl, wenn so viele der Intentionen erkannt werden.
Viele liebe Grüße,
Sabine
Caterina (46)
(12.11.08)
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 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Aber du weißt schon, dass die Assoziation "Metzger" deiner eigenen Interpretation entspringt, Tineli, oder? Und dass man, wenn man wortwörtlich von Chirurgen schreibt vermutlich auch geneigt ist, den Begriff "Skalpell" zu benutzen, dass aber bei grünlichen Göttern die Messer die sehr viel bildlichere Bewaffnung ist. Man fährt auch nicht in einem Edelstahlsarg zum OP, der aber kann in manchen Gegenden durchaus ziemlich stählern sein. Nicht überall wird bei OPs Bewusstsein, Raufaser und Cohen geboten.

Liebe Grüße,

Sabine!
Thor (30)
(13.11.08)
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 Isaban meinte dazu am 14.11.08:
Es freut mich ungemein, dass das im Text spürbar ist.
Herzlichen Dank für die Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
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