Dieser Fettfleck

Prosagedicht zum Thema Reue

von  tulpenrot

ich sollte es nicht
aber ich schreibe
von dir
mir unserem Uns

mitten auf dem Schreibtisch
der Rand der Tasse
vieler Tassen
Schüsseln mit Nachtisch

wenn du da wärest
wäre schlimmer
diese Unordnung
neben und unter und hinter

selbst das Geld in deinem Auto
nicht gezählt
deine Haare viel zu kurz dazu
mein Bauch dir zu dick

wenn du mich nahmst
in deine Augen
meiner Hände Angst wuchs
und packte

eilig Koffer
zwar grün
aber groß
und die Tapete
wechselte von Rot nach Schwarz

Verzeihung für den Fettfleck
sicherlich
unsichtbar weggewischt
nur gelesen habe ich
geschrieben


(auf Anregung von Isaban gekürzt.)




ursprüngliche Version:

Dieser Fettfleck?

von mir
meinem Zeigefinger
auf Ihrem Buch
Ihren Gedichten

nicht schlecht
sie zu lesen
zu schreiben

verstehen
nur manchmal

mich selbst auch nicht
was ich mache
wenn ich Kakao trinke
viel zu süß

ich sollte es nicht
aber ich schreibe
von dir
mir unserem Uns

mitten auf dem Schreibtisch
der Rand der Tasse
vieler Tassen
Schüsseln mit Nachtisch

wenn du da wärest
wäre schlimmer
diese Unordnung
neben und unter und hinter

selbst das Geld in deinem Auto
nicht gezählt
deine Haare viel zu kurz dazu
mein Bauch dir zu dick

wenn du mich nahmst
in deine Augen
meiner Hände Angst wuchs
und packte

eilig Koffer
zwar grün
aber groß
und die Tapete
wechselte von Rot nach Schwarz

Verzeihung für den Fettfleck
sicherlich
unsichtbar weggewischt
nur gelesen habe ich
geschrieben


Anmerkung von tulpenrot:

Ein kleiner Gedichtband (Stephan Turowski, und jetzt bist du nackt)- sehr lesenswert - und ein wirkliches Versehen - und jegliches Erleben echt - ausgeliehen und fast nicht zurückgebbar, weil anregend und deshalb verschlungen.

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (28.01.08)
Ein faszinierendes Gedicht.
Ich könnte es jetzt auseinander nehmen, analysieren, was da so fesselt, ich glaube, es ist die Authentizität, das Echte, das davon ausgeht, das ungeschminkt spürbare und mag nicht weiter forschen, will es lieber wirken lassen. Es ist nicht ganz leicht, sich in die Zeilen zu lesen, noch schwieriger ist es jedoch, sie wieder abzustreifen. Sie bleiben im Kopf und das passiert nach über einem Jahr KV wegen des Riesenangebots an Lesenahrung nicht mehr ganz so oft, wie früher.

Ich muss gestehen, die ersten vier Strophen bräuchte ich nicht, es ist so, als hättest du dich dort erst zaghaft warm geschrieben.

Ab der 5. taucht man ein und nur schwer wieder auf. Wie es von da an ist, genau so sollte es sein, das ist die Art von Text, die wieder hungrig macht. Klasse!

Liebe Grüße,
Sabine

 tulpenrot meinte dazu am 28.01.08:
Danke dir für diese Ausführlichkeit. Es war ein Suchen, das spürt man vielleicht noch. Der Fettfleck auf dem ausgeliehenen Buch war der Auslöser, die Art des Schreibens ein inneres Muss - ich wussste nur nicht wohin es mich führt - habe mich einfach mal treiben lassen... und nun .. es kann weiter getrieben werden ... keine Frage .. es muss nicht so bleiben ... eines Tages oder bald kann es anders oder neu sein. Ich weiß selbst nicht Aber nun erst mal .. siehe PN ... schnell weg!!
Dein Lob ist toll!!! Das wollte ich eigentlich nur sagen!!!
Angelika

 AZU20 antwortete darauf am 28.01.08:
Liebe Sabine,

guter Tip von dir. Ich gebe dir in allen Punkten Recht. Dein Kommentar hebt sich aber auch heraus aus dem, was man so im allgemeinen wegen der Fülle des Stoffs schreiben kann. Dir, liebe Angelika Glückwunsch und weiter so. LG

 styraxx (28.01.08)
Ja man muss sich einfach treiben lassen von der Sprache, in der Sprache: Und dann kommt so was schönes dabei raus. Worte u. Wendungen fliessen in diesem Gedicht. Gefällt mir sehr gut.

Herzliche Grüsse
c.

 tulpenrot schrieb daraufhin am 28.01.08:
Da bedanke ich mich sehr für deine guten Worte.
LG
Angelika
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