Wer ist Rod McAllister?

Kurzgeschichte zum Thema Allzu Menschliches

von  bluedotexec

Winston Farell erwachte. Auf seinen Augäpfeln lag ein milchiger Film, der die Umgebung weich zeichnete, und in seinem Kopf befand sich für einige Sekunden nur ein einziger Name. Sein Ellenbogen juckte, wo er sich vor kurzem den Arm an einer rauen Betonwand aufgeschabt hatte.
Winston ließ den Blick schweifen, glitt in Gedanken bereits ins Badezimmer und unter die Dusche, doch sein Körper befand sich noch immer im Bett.
In Exstase. Und wusste nicht, wieso.
Dieser Name war in Winstons Kopf zurück geblieben. Hatte er etwas geträumt? Er erinnerte sich nicht. Wo war er gestern abend gewesen? Im Dublin Inn, einem irischen Pub. Seltsam, er konnte sich nicht erinnern, betrunken gewesen zu sein. Der ganze vergangene Abend war von einer geradezu überirdischen Klarheit, völlig untypisch für die ersten Sekunden nach dem Erwachen. Winston schüttelte den Kopf, so stark war seine Überzeugung. Er hatte am Abend auf jeden Fall keinen Alkohol getrunken, denn er erinnerte sich noch gut an Kim, die versucht hatte, ihm Alkohol auszugeben. Rotwein. Später Bier. Aber er hatte abgelehnt.
Winston zog sich an sich selbst in die Höhe, kletterte schwerfällig aus dem Bett. Es war Sonntag. Keine Arbeit, keine Termine, kein gar nichts.
Nun gut, er würde erst einmal Duschen gehen.
Als das heiße Wasser prickelnd auf seine Haut rauschte und seine Haare eins wurden mit dem Strahl aus dem Duschkopf, sich über Brust und Schultern legten und seine Gedanken sich klärten, beschloss er, dass dieser Morgen wohl kaum seltsam sein konnte, es de facto also auch nicht war. Trotzdem, da war dieser Name.
Rod McAllister.
Wer ist Rod McAllister? Winston war sich sicher, dass er irgendetwas Abstruses geträumt haben musste und dieser Name hängen geblieben war. Aber dennoch - es kam ihm so vor, als würde er den Mann kennen. Seltsam. Wann immer der Name in seinem Bewusstsein auftauchte, hatte er den gleichen Eindruck, wie wenn er an seine Klassenkameraden aus der Grundschule zurück dachte, an deren Namen. Ein starkes Gefühl der Erinnerung. Nur dass er zu Rod McAllister kein Bild hatte. Winston trat aus der Dusche und begann, seine Haare zu Bürsten. Ob es Deja-vues auch in Bezug auf einzelne Namen gab? Aber nein, das hier fühlte sich nicht wie ein Deja-vue an.
Er putzte sich die Zähne, bürstete sich die Haare und rasierte sich.
Sein Handy klingelte. Nackt, wie er war, hüpfte er ins Wohnzimmer und hob es aus seiner Hose vom Vortag.
"Owen. Was gibt's?"
"Wins, pass' auf. Ich muss am Montag dringend nach Berlin, eine Freundin von mir hatte einen Autounfall. Ich weiß noch nichts genaues, aber kann ich mit dir die Schicht tauschen?"
"Ich weiß gar nicht, ob ich Montag frei habe."
"Ich aber, ich stehe vor dem Plan."
Winston kontrollierte ein paar Register in seinem Kopf.
"Ist heute nicht Sonntag? Wie kannst du auf der Arbeit sein? Der Supermarkt ist doch abgeschlossen."
"Ja, und ich bin der, der ihn gestern Abend abgeschlossen hat."
"Oh, also gut. Nein, ich habe Montag nichts vor, wir können tauschen."
"Wirklich? Danke. Ich übernehme dann deine Schicht am Mittwoch, dann kannst du da frei machen."
"Klar. Also gut, ist sonst noch irgendwas?"
"Nein. Bis dann!"
"Moment, warte." Winston seufzte. "Kennst du jemanden, der Rod McAllister heißt?"
Owen kicherte kurz.
"Nicht das ich wüsste. Wieso, wer ist das?"
"Das ist die Frage, die mich seit einer halben Stunde beschäftigt." Er seufzte erneut. "Na gut, bis dann."

Die Morgenzeitung lag bereits auf der Fußmatte, als Winston sie im Bademantel aus dem Briefkasten holen wollte. Er setzte sich damit im Wohnzimmer an den Couchtisch und begann das Frühstück.
Während er sein Käsebrötchen zerkaute, beschloss er, wenigstens probehalber, den Namen bei Google einzugeben.
Zehn Minuten später hatte er 1200 Suchergebnisse, aber kein Befriedigendes. Er beschloss, den Namen zu vergessen.

Als es Mittagszeit wurde, und dieser verfluchte Name noch immer nicht aus Winstons Geist gewichen war, stellte er fest, dass eine Sache zu vergessen nicht so einfach war, wie er es sich vorstellte. Außerdem wurde er ein wenig wütend.

Am Abend war das Problem noch immer nicht gelöst, im Gegenteil. Rod McAllister war nun der Name eines ziemlich großen Gedankenkonstrukts, das in Winstons Kopf herangewachsen war. Vor Wut durchsuchte er das Telefonbuch, doch er fand nichts. Er ging sein Highschool-Jahrbuch durch, und fand niemanden mit dem Namen.
In der Nacht konnte er eine ganze Weile nicht schlafen. Er grübelte, woher er den Namen kannte, doch ihm fiel partout nichts ein. Winston schlief unruhig, wälzte sich hin und her, und als er am nächsten Morgen aufwachte und mit Augenringen zähneputzend vor dem Spiegel stand, beschloss er, dass sich seine Wut nun zu Zorn steigern würde. Erneut klingelte sein Handy.
"Hey, Wins. Ich bins nochmal, Owen. Also gut, die Sache mit Berlin hat sich erledigt, Kate geht's gut. Ist schon wieder aus dem Krankenhaus. Ich kann doch zur Arbeit kommen."
Winston brummte nur zustimmend.
"Ich hab übrigens nachgedacht. Rod McAllister ist ein britischer Architekt."
"Okay, bis dann." Winston legte auf. Das war zwar ein neuer Anhaltspunkt, aber trotzdem war er nicht befriedigt. Er hatte keine Ahnung, woher er einen britischen Architekten kennen sollte, der Rod McAllister heißt und nicht einmal einen Suchmaschineneintrag hat.
"Verdammt nochmal." Er schob sich eine Scheibe trockenes Brot in den Mund und schwang einen Rucksack auf seine Schultern. Dieses Problem musste gelöst werden.
Eine halbe Stunde später saß er in der Bibliothek, eine Tasse Kaffee in der Hand, und durchblätterte Microfiche-Aufnahmen von Zeitungen. Als er vier Stunden später bei der Lokalzeitungsausgabe vom 17.03.1968 angekommen war, seufzte er furchtbar laut auf und schaltete den Apparat ab. Das würde zu nichts führen.
Die Sonne brannte in seinen Augen, als er das Gebäude verließ. Überhaupt schien sie merkwürdig groß zu sein. Die Stadt war voller Menschen, und als er durch das Zentrum in den nächsten großen Supermarkt schlenderte, schien ihm, als würde der Name, den er so verbissen suchte, ständig in Gesprächen auftauchen, die die Menschen führten, an denen er vorbei ging.
Mehr noch, sie redeten alle offensichtlich über Rod McAllister und ihn, Winston Farell. Und das, obwohl er nun wirklich unbekannt war. Noch seltsamer war, dass ihn niemand ansah. Winston dachte, jemand, der über ihn redete, sollte auch wissen, wie er aussah. Doch Verhalten, Mimik und Gestik der Menschen um ihn herum war gewöhnlich wie immer, niemand nahm sonderlich Notiz von ihm.
Vor dem Supermarkt verteilte ein Obdachloser Straßenzeitschriften, während er aus einer Dose billiges Bier trank.
Für einen Moment kam es ihm so vor, als würde sein eigenes Gesicht auf der Zeitschrift prangen, doch als er genauer hin sah, erkannte er die markanten Gesichtszüge eines bekannten Boxers. Er musste lächeln, doch ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Das alles war nicht mehr normal. Wurde er paranoid? Seine Finger glitten wieder über die Verletzung an seinem Ellenbogen.
Seine Einkäufe erledigte er im Akkord, schritt in ungewöhnlichem Tempo durch die Stadt, rempelte mehr als einmal jemanden grob an. Er wollte nach Hause, und die letzten Meter zu seiner Wohnung legte er fast im Sprint zurück.
Als er die Tür hinter sich schloss, atmete er erleichtert aus. Hierher würde ihm sicher niemand folgen. Das Ganze nahm immer monströsere Konturen an, und er hatte so ein unbestimmtes Gefühl, dass das noch nicht das Ende war.
Dann besann er sich darauf, wie paranoid das, was er gerade dachte, war. Er kicherte kurz. Das war nur eine Phase, ganz sicher.
Er war gerade mit dem Abendbrot beschäftigt, als es klopfte. Winston sah durch den Türspion. Der Mann, der dort stand und geduldig wartete, trug einen dunklen, knielangen Mantel und einen ebenso dunklen Hut. Alles in allem: Er machte einen ausgesprochen seriösen Eindruck.
Für Winston war das in der Regel ein Grund, die Tür nicht zu öffnen, doch entgegen seiner üblichen Verfahrensweise öffnete er die Tür, in dem Bewusstsein, dass die letzten Stunden viel zu merkwürdig für ihn verlaufen waren, als dass er sich noch an normale Verfahrensweisen halten müsste.
"Wie kann ich Ihnen helfen?" Fragte er höflich.
"Guten Tag. Spreche ich mit Rod McAllister?"
Winstons Gesichtszüge entglitten ihm einen Moment. Das war zu viel.
"Wie bitte?" Fragte er. Ihm schwante Übles.
"Ich habe gefragt, ob ich mit Winston Farell spreche. Das steht zumindest auf ihrem Klingelschild."
"Oh, ähm..." Er räusperte sich, um den Frosch loszuwerden, der in seinem Hals steckte, "ja. Entschuldigung."
"Ausgezeichnet. Ich wollte Sie fragen, wie sie zum Thema Religion stehen."
Beinah hätte er gelacht.
"Ich verstehe. Nein, danke - Ich bin Agnostiker. Leben Sie wohl." Er schlug die Tür kraftvoll zu, ehe der Mann etwas erwiedern konnte.

Dann lehnte er sich gegen die kühle Tür und rutschte daran herunter. Nein, das konnte nicht sein. Er bildete sich das doch nicht nur ein?
Winston zog sein Handy aus der Tasche und wählte mit fliegenden Fingern eine Nummer.
"Owen? Muss ich morgen arbeiten?"
"Ach Wins. Nein, musst du nicht. Weißt du, du solltest dir deine Arbeitszeiten wirklich aufschreiben."
"Okay, danke. Wann muss ich denn wieder 'ran?"
"Eigendlich Donnerstag, diese Woche nur zwei Tage. Du klingst nicht gut, weißt du das? Ist irgendwas passiert?"
"Nein, gar nichts."
"Wirklich nicht? Es hat nichts mit diesem Typen zu tun, nach dem du mich neulich gefragt hast?"
"Das weiß ich noch nicht." Gestand Winston.
"Ich kann den Chef fragen, ob du diese Woche komplett frei bekommen kannst. Du hast noch zwölf Überstunden abzubummeln."
"Ja, bitte tu das. Danke. Bis neulich."
Ehe Owen ein weiteres Wort sagen konnte, legte er auf und begann, eine weitere Nummer zu wählen.
"Kim. Du musst mir helfen, bitte."
Kims warme, weiche Stimme war Balsam für seine Seele.
"Winston! Du klingst wirklich nicht gut. Was ist denn passiert?"
"Es würde zu lange dauern, das zu erklären. Bitte beantworte mir ein paar Fragen."
"Aber..."
"Antworte mir!" Rief er. Dann besann er sich und sagte: "Es tut mir leid. Bitte, erzähl' mir, was wir vorgestern Abend gemacht haben."
"Wir waren im Dublin Inn."
"Habe ich irgendetwas getrunken?"
"Vier große Cokes. Du hast auf dem Rückweg zweimal in die Büsche gepinkelt."
Ja, daran erinnerte er sich.
"Also gut. Keinen Alkohol?"
"Keinen Alkohol. Ich wollte dich auf Bier und Wein einladen, aber du hast gesagt, einen Rausch kannst du gar nicht gebrauchen."
"Habe ich irgendetwas seltsames gesagt? Einen Namen, den du nicht kanntest?"
"Nicht, dass ich wüsste."
"War ich sonst irgendwie seltsam?"
"Inwiefern?"
"Na ja," Er gluckste. Wie beschreibt man sich selbst, wenn man nicht so ist wie immer? " Habe ich... keine Ahnung, Fisch gegessen oder so?"
"Du hasst Fisch."
"Deswegen frage ich ja."
"Winston, was ist hier los? Soll ich vorbei kommen? Du klingst wirklich beschissen, glaub mir."
"Das weiß ich. Nein, besser, du bleibst zuhause."
"Was ist denn los, zur Hölle nochmal?"
"Wenn ich das wüsste. Wie auch immer. Gute Nacht. Schlaf gut."
Er legte erneut auf, bevor Kim antworten konnte. Dann blieb er reglos so sitzen, wie er gerade war, und dachte nach. Er würde sich morgen einen Termin beim Psychiater machen. Er fühlte sich nervlich furchtbar belastet, und vielleicht würde der ihm helfen können. Solange es dauerte, würde er sich anderweilig beschäftigen müssen. Winston spürte, dass er nicht würde schlafen können, also holte er einen Tumbler und die Flasche alten Rye aus dem Schrank und goss sich großzügig Whisky ein. Das tat er eine ganze Weile, und es schien tatsächlich zu helfen. Gegen halb elf war die Flasche zu einem Drittel geleert, Winston war relativ berauscht und seine Gedanken glätteten sich. Es half.
Eine halbe Stunde später war er noch immer nicht aufgestanden, saß noch immer an der Tür und dachte nach. Da klopfte es erneut.
Er erhob sich schwankend, hielt sich einen Moment am Türrahmen fest und öffnete dann die Tür.
Dort standen vier Polizisten, zwei von ihnen in normaler Uniform, die hinteren beiden jedoch trugen die als Riot-Wear bekannten Rüstungen für den Einsatz auf Demonstrationen und Ausschreitungen.
"Was kann ich für Sie tun?" Fragte Winston. Er gab sich Mühe, das Lallen aus seiner Stimme zu verbannen, doch es gelang ihm nicht vollständig.
"Sind Sie Winston Farell?"
"Genau der bin ich, stets zu Diensten."
"Ausgezeichnet." Es dauerte keine zwei Sekunden. Ein pistolenförmiges Gerät tauchte in der Hand des anderen Polizisten auf, und ehe Winston etwas sagen konnte, spürte er zwei harte Stiche in der Brust. Er hatte noch Zeit, den Mund zu öffnen, doch ein scharfes Gefühl der Hitze, gepaart mit einem Brennen, breitete sich von den beiden Einstichstellen aus.
Winston wurde sofort bewusstlos.

Als er wieder erwachte, lag er in einem weißen Raum. Er konnte seine Enden nicht sehen, tastete sich voran, doch er bekam keine Wand zu fassen. Also stand er auf - und fiel sofort wieder hin. Seine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Nach etwa zehn Minuten stand er wieder und ging einige Schritte vorwärts, ohne auf Widerstand zu stoßen.
Er wollte den Mund öffnen. Wollte um Hilfe rufen, wollte zumindest irgendetwas rufen, doch seine Lippen lösten sich nicht voneinander. Er spürte den Zug des Gewebes, er fühlte, wie seine Kiefer auseinander glitten, doch trotzdem öffnete sich sein Mund nicht.
Er tastete nach seinen Lippen.
Und schrie. In seine Mundhöhle hinein, ein ersticktes, lautes Stöhnen, noch viel weniger als das, mehr nur ein Grunzen.
Seine Lippen waren zugenäht. Jemand hatte sie sauber mit Nadel und Faden aneinander genäht, so dass sich sein Mund nicht mehr öffnen ließ.
Er schrie immer weiter, stürzte zu Boden, wimmerte, weinte schließlich hemmungslos. Er war verzweifelt.
Was geschieht hier, dachte er.
Er wusste nicht, wie lange er dort gelegen hatte. Es mussten Stunden sein, doch schließlich kam er zur Ruhe und begann, wieder rational zu denken. Vier Polizisten hatten ihn mit einem Taser außer gefecht gesetzt, seinen Mund operativ verschlossen und ihn hierher gebracht, wo auch immer er war. Er stand auf. Ging los, in irgendeine zufällig gewählte Richtung. Und stellte nach einer halben Stunde fest, dass er genau so gut im Kreis laufen könnte, er hatte keinerlei Orientierung. Die Temperatur veränderte sich nicht, und er verlor das Gefühl für Entfernungen zusehens. Seine Augen konnten nicht mehr fokussieren. Seine Kleidung hatte er noch an, doch alle Taschen waren leer. Er trug keinen Schmuck mehr. In seiner Verzweiflung begann er, sich die verschorfte Wunde an seinem Arm aufzukratzen, ignorierte den Schmerz und löste langsam die neue Schicht Haut ab, die sich darunter gebildet hatte. Blut lief über seinen Arm, als er sich bückte und einen Strich Blut auf den Boden malte. Dann ging er weiter, drehte sich alle paar Schritte um, bis er den Strich auf dem Boden nicht mehr sehen konnte. Malte wieder einen Strich. Und verfuhr weiter so. Stundenlang, wie ihm schien, doch nichts passierte. Immerhin, dachte er, gehe ich so geradeaus. Und irgendwann muss ja eine Wand auftauchen.
Er bekam Hunger. Seine Bartstoppeln verrieten ihm, dass er schon seit mindestens einem Tag hier drin eingesperrt war. Und endlich veränderte sich die Umgebung. In großer Entfernung, aber trotzdem vor ihm, war ein schwarzer Punkt zu sehen, und daraus schöpfte er neuen Mut.

Seine Gedanken glitten jedoch in eine völlig andere Richtung. Wieso war er hier? Was ging hier vor? Er war bereits kurz vor einem Nervenzusammenbruch, als er glaubte, eine Stimme würde von fern nach ihm rufen. Er war sich sicher, dass der Ruf von vor ihm kam. Der Punkt an dem, was für Winston den Horizont bedeutete, wurde größer, je näher er kam, und der Ruf wurde immer deutlicher. Er hörte endlich einen Namen, doch nicht seinen eigenen. Diese Stimme rief nach Rod McAllister.
Winston sank zu Boden und begann zu schluchzen. Er konnte nicht mehr weiter gehen. Er fühlte sich zu schwach, in seinem Kopf war für gar nichts mehr Platz. Er begann, seinen Kopf auf den Boden zu hämmern. Immer wieder. In einem fort. Bis endlich ein Blutstrom über seine Stirn rann. Und selbst dann hörte er nicht auf, er spürte keinen Schmerz mehr, er fühlte, wie langsam eine Schwärze begann, sein Gesichtsfeld aufzufressen, und schlug weiterhin mit der Stirn auf den Boden. Kurz, bevor er bewusstlos wurde, drang der Schmerz endlich in sein Bewusstsein vor. Und Winston hörte auf, sah nach vorne. Der schwarze Punkt kam immer näher, glitt am Boden entlang. Winston spürte ein Verlangen in sich, den Fleck zu berühren, und er kroch langsam darauf zu. Der Punkt war kein Punkt, nichtmal mehr ein Fleck. Er war nur noch einen Meter weit weg, als tief in Winstons von Schmerz und Trauer und Wut gepeinigtem Bewusstsein die Tatsache einschlug, dass sich dort ein Loch von etwa einem Meter Durchmesser vor ihm im Boden befand. Das Loch näherte sich ihm. Er wich zurück, wollte aufstehen, doch seine Beine gehorchten ihm nicht mehr.
Er wollte schreien, doch die Naht, die einst sein Mund war, löste sich nicht, riss nicht auseinander, so sehr er es auch versuchte. Stumm glitt er, Kopf voran, in das Loch.

In einer kleinen Wohnung irgendwo in Connecticut erwachte eine junge Frau. Ihren Kopf zierten lange Dreadlocks, die sich wie ein Spinnennetz auf dem Kopfkissen ausbreiteten. Es war halb zwei morgens. Sie suchte mit der Hand nach der Flasche Wasser, die sie jeden Abend neben sich ans Bett stellte, und trank einen Schluck. Ein Name war in ihrem Bewusstsein aufgetaucht, und er legte ein abnormales Bestreben an den Tag, als Erinnerung gelten zu dürfen.
"Wer ist Winston Farell?"


Anmerkung von bluedotexec:

Rod McAllister ist wirklich ein britischer Architekt. hat Google ergeben. Er möge mir verzeihen.

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