Aufruhr um eine hochschwangere Tochter

Groteske zum Thema Humor

von  tastifix

Meist fallen Mütter abends total groggy ins Bett, so auch ich. Und genauso schnell entfleuchte ich vor den Wäschebergen, den Kochtöpfen und den Staubflocken ins weitaus gemütlichere Traumland:
„Hach, Erholung pur!“

Ich war doch eigentlich sonst nicht so naiv. Statt mich auf einer duftenden Blumenwiese wiederzufinden, kam ich nach der zugegebenermaßen ausgesprochen angenehmen Grenzüberschreitung in einer nach Benzin stinkenden Blechdose zur Besinnung und wunderte mich maßlos, denn ich saß tatsächlich hinter dem Steuer und dies ohne Führerschein. Was mich noch mehr in Erstaunen versetzte, war die Gelassenheit, mit der ich die Befehlsgewalt über das wacklige Gefährt übernahm:
„Los, fix geradeaus!“
Es klappte dermaßen gut, dass ich aufhörte, mich überhaupt noch über irgendetwas zu wundern. Vor lauter Gehorsam fuhr das Auto nämlich einfach durch im Wege stehende Bäume hindurch, was diesen keinerlei Schaden zufügte. Im Gegenteil: Bereitwillig teilten sie ihren Stamm zu einem Tor, ließen uns passieren, verschlossen ihn wieder und winkten uns mit ihren Ästen fröhlich nach.

Da ich mich ja auffallend rasch an solcherlei Merkwürdigkeiten gewöhnt hatte, konnte mich ja eigentlich so schnell nichts mehr aus der Fassung bringen. Jedoch irrte ich mich da ganz gewaltig. Auto und ich waren eine Weile dahin gebummelt. Plötzlich schrillte ein durchdringender Schrei direkt neben mir. Geschockt trat ich auf die Bremse, aber Auto hatte sich offensichtlich ebenfalls erschrocken, nahm die Bremse für das Gaspedal und raste los wie ein Düsenjäger. Aufgeregt linste ich zur Seite:
„Hiilfe, wie kommst du denn hierher und was ist denn mit dir los?“
Auf dem Sitz neben mir krümmte sich ein mir sehr wohl bekanntes Etwas aus der alten Welt. Es entpuppte sich als meine Tochter. Ich musterte sie kritisch:
„Du hast aber ganz schön zugelegt. Hm ... “
„Mamaaa, also wirklich. - Ich krieg ein Baby!“
„Abaa, du warst doch vorhin nicht ... ? Ich meine, da warste ja noch ganz normal?“
Ihr blick zu mir hätte nen Elefanten töten können. Vorsichtshalber hielt ich den Mund, aber die Gedanken sind frei und so dachte ich:
„Hm, manchen gibt’s eben der Herr im Schlaf!“
Wie sehr dieser in jener Situation doch mehr als makabre Spruch zutraf, bedachte ich dabei nicht.

„Mamaa, schnell nachhause!“, hielt sich meine Tochter wimmernd den Bauch.
Der wuchs und wuchs in Sekundenschnelle und mein Kind brüllte inzwischen wie am Spieß. Ein Blick auf ihre Gebärkugel veranlasste mich, diesmal dem Gaspedal einen Michael Schumacher reifen Tritt zu versetzen, worauf Auto urplötzlich Flügel ausfuhr, abhob und pfeilschnell gen Heimat flog. Mit der einen Hand umklammerte ich das Lenkrad, mit der anderen nestelte ich mein Handy raus:
„Du wirst Papa!
Das undefinierbare Röcheln am anderen Ende der Leitung sprach trotzdem eindeutige Bände.
„Er scheint im Moment ein wenig irritiert zu sein!“

Fast gleichzeitig kamen der Papa, Auto und ich samt meiner wertvollen Doppelfracht daheim an.
„Los, räum den Küchentisch frei!“, kommandierte meine andere Hälfte.
„Du willst doch wohl nicht unsere Tochter ... ?“
Dennoch versetzte es mich aber nicht länger in Unruhe und ich tat, wie mir befohlen. Danach aber meldete sich die pflichtbewusste, besorgte Mutter in mir:
„Dann leg aber wenigstens ne Decke drunter!“
Der Papa ignorierte dies, unsere Tochter dagegen protestierte nach Kräften:
„R...rabeneltern! Aua!!“

„Nix da!“, beschloss ich. „Sie landet nich auf dem Tisch. Eher in der Badewanne. Soll ja schmerzlindernd wirken.“
Ein Blick auf meine Tochter und ich erstarrte. Oben auf ihrem Bauch formte sich eine kleine, zusätzliche Kugel und wurde groß wie ein Tennisball.
„Mamaa, was ist denn das?“
Ich war ratlos. So etwas hatte ich noch nie gesehen:
„Eigentlich bevorzugen Babys doch einen anderen Weg!` dachte ich.
„Hiilfe, es geht los. Nicht in die Wanne. Ins Bett, Mamaa ...“
Der Papa und ich schafften es gerade noch rechtzeitig, die Liegestatt vorzubereiten. Es machte ´peng` und diese komische Kugel auf dem Bauch unserer Tochter war platt.
„Die Fruchtblase ist geplatzt. Tu doch endlich was!“, herrschte ich den Papa an ...

Schweißnass erwachte ich. Das Laken hätte man auswringen können.

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