Trostreiche Armut

Groteske zum Thema Reichtum

von  loslosch

Magnas inter opes inops (Horaz, 65 v. Chr. bis 8 v. Chr.; Carmina). Mitten im großen Reichtum arm.

Weil die Gier nach immer mehr den Besitzenden umtreibt. Einer anderen Spur folgt die Begebenheit aus den 1960er Jahren: Ein junger Student an der Uni Köln wurde von einem orientalisch aussehenden älteren Semester angesprochen: "Du kannst helfen, lesen?" Es ging um die Übertragung eines arabischen Textes ins Deutsche. Überschrift: Der Arme und der Reiche (in dunkler Erinnerung).

Die Korrektur nötigte ein unfreiwillig sinnfälliges Lesen des Übersetzungsgestammels ab. Die Geschichte in dürren Worten: Der Arme steht beizeiten am Morgen auf. Schafft, schwitzt und friert. Hungert sich durch den Tag. Am frühen Abend sinkt er in den wohlverdienten Schlaf des Erschöpften.

Und wie lebt der Reiche? Er räkelt sich am späten Vormittag noch in seinem Bette. Tagsüber nährt er sich gesundheitlich kontraindiziert. Reckt sich und streckt sich und lässt es sich gut gehen. Erst am späten Abend breitet er sich auf seine Liegestatt. Und nun beginnt die persönliche Tragik: Er findet nicht zur Ruhe, nicht in den Schlaf, quält sich mit Plänen, Ideen und Absichten. Der Ärmste!

O Armer, du hast es ersichtlich besser.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(18.11.17)
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 loslosch meinte dazu am 19.11.17:
man hätte dem dozenten die vorlage um die ohren hauen sollen.
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