Aus der Provinz

Gedicht zum Thema Schwermütigkeit

von  Didi.Costaire

Dieser Text ist Teil der Serie  Vierhebig
Die Größen des Ortes sind relativ klein.
Wer hier mal gewohnt hat, ist kaum prominent.
Zentral steht ein Denkmal aus gräulichem Stein,
benannt nach nem Bauern, den keiner sonst kennt.

Nicht einer, der rennt, denn die Zeit bleibt hier stehn,
genau wie die Busse. Die fahren nicht oft.
Gleich hinter dem Mond lebt wohl niemand mondän,
obwohl manches Mondkalb auf Besseres hofft.

Allein das Gefängnis ist prachtvoll und groß.
Wer dort erst mal drinsitzt, kommt schwer wieder raus.
In unserem Städtchen ist selten was los.
Geh nicht über Los! Geh am besten nach Haus.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (17.07.11)
Dieses Thema habe ich nicht von dir erwartet, Didi. Umso mehr bin ich von der einfühlsamen Gestaltung beeindruckt.
Liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Hallo Ekki,
es gibt immer unterschiedliche Facetten, auch bei mir. Ich stelle aber bei der Gelegenheit gerade fest, dass es hier gar kein Thema "Leichtsinn" gibt - sonst hätte ich vielleicht dazu demnächst etwas geschrieben.
Danke für dein Lob und liebe Grüße, Dirk
Nimbus (35)
(17.07.11)
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 Didi.Costaire antwortete darauf am 17.07.11:
Hallo Heike,
verliert man Zeit für sich selber? Normalerweise ist das nicht so, denke ich, aber im Zusammenhang mit deiner Interpretation der Monopoly-Anspielung und der Sichtweise, dass man sich selbst ein Gefängnis baut, ist das stimmig und gefällt mir gut.
Herzlichen Dank dafür und schöne Grüße, Dirk
KoKa (42)
(17.07.11)
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 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 17.07.11:
Danke für Witz plus wache Ansprache!
Schöne Grüße, Dirk
Caty (71)
(17.07.11)
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 Didi.Costaire äußerte darauf am 17.07.11:
So ungefähr ist es manchmal, Caty, auch wenn die Scheibe mittlerweile eher durch Mattscheiben abgelöst wurde.
Danke für deinen Kommentar und schöne Grüße, Dirk
(Antwort korrigiert am 17.07.2011)
Steyk (61)
(17.07.11)
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 Didi.Costaire ergänzte dazu am 17.07.11:
Hallo Stefan,
du bist ja schnell wieder aus der Asche emporgestiegen.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Peer (17.07.11)
Ja, Dirk, über den letzten Satz ließe sich trefflich philosophieren. Die Tristesse kommt erschreckend schwermütig rüber.
LG Peer

 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
So sollte das Gedicht wirken, Peer.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
chichi† (80)
(17.07.11)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Hallo Gerda,
es kommt wahrscheinlich immer darauf an, wie man es selbst empfindet und wie verschlafen oder aufgeweckt das persönliche Umfeld ist.
Danke für deinen Kommentar und schöne Grüße, Dirk

 Jorge (17.07.11)
Nach mehreren Anläufen und der Monopolyinterpretationshilfe von Heike konnte sich mir der Provinztext auch als Hauptstädter erschließen.
Besonders der erste Teil lässt schnell Land und Leute bildhaft erscheinen.
(Kommentar korrigiert am 17.07.2011)

 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Hallo Jorge,
in der Hauptstadt ist es sicher ganz anders - auch wenn es dort viele Jahre das längste Denkmal aus gräulichem Stein gab, und ein sehr bekanntes...
Danke für deinen Kommentar und schöne Grüße, Dirk

 Songline (17.07.11)
Hinterm Mond,
wo sich Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen,
wo noch jeder jeden kennt,
wo man füreinander da ist, wann auch immer eine helfende Hand - oder viele - gebraucht wird,
wo jedes Fest vom ganzen Dorf gefeiert wird,
wo man gemeinsam die Verstorbenen zu Grabe trägt,
da mag die Zeit für die einen stehen,
oder die Gemeinschaft für die anderen ein Gefängnis sein,
aber nirgendwo fühlte ich mich jemals so wohl
wie dort.

Didi, schönes Gedicht, aber inhaltlich bin ich gänzlich anderweitig unterwegs

Schönen Sonntag
Song

 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Hallo Song,
ich habe es schon weiter oben bei chichis (gegenteiligem) Kommentar geschrieben: Es gibt den äußeren Rahmen und das, was man persönlich empfindet und daraus macht.
Danke für deine Impressionen und herzliche Grüße, Dirk
magenta (65)
(17.07.11)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Hallo magenta,
dieses "Geh am besten nach Haus!" kann auch, so wie du es geschildert hast, bedeuten, dass man dorthin geht, wo man sich zuhause fühlt - und manchmal ergibt sich das einfach so aus dem Vergleich mit anderen Orten und persönlichen Bedürfnissen. Dein Gedicht dazu gefällt mir ebenfalls.
Nach Offenbach bin ich nur einmal im Leben abgeschweift und habe mir dort nur den Bieberer Berg angeguckt.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Isaban (17.07.11)
Hallo Dirk,

ein inhaltlich wirklich gelungener gelungener Text!
Der wiegende vierhebige Daktylus passt gut zur Beschaulichkeit des kleinen Ortes, die Schilderungen wirken gleichzeitig liebevoll und dennoch mit einem kleinen ironischen Augenzwinkern versehen - Heimat halt.

Was mir nicht ganz so gut gefällt, sind die vielen, vielen kleinen aufeinanderfolgenden einsilbigen Worte, die dem Leser die richtige Betonung erschweren. In S2, V2 mag das mit Bravour als gelungenes Stilmittel zur Betonung des Inhalts durchgehen, zusammen mit S2, V3 und S3, V4 wird es dann ein bissl viel und aus dem ansonsten schönen Daktylusrhythmus eine gleichzeitig leiernde und dennoch nach jedem Wörtchen abgehakte Drehorgelmelodie.

Falls das als Stilmittel gedacht ist, um die Trägheit/ mangelnden Esprit darzustellen - tja, funktioniert, ist aber wahrlich dick und mehrfach aufgetragen und nimmt ein wenig die Freude am stimmhaften Lesen und auch an der ansonsten wirklich hübschen Monopoli-Conclusio. Trotz aller Provinz - vielleicht fallen dir ja doch noch ein paar Zweisilber mehr ein. ;)

Es grüßt lieb und vom Rande der Großstadt:

Sabine

 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Hallo Sabine,
ich glaube, nicht nur Bewohner von kleineren Städten sind ein wenig einsilbig, sondern Dichter generell. Heute nachmittag habe ich ein wenig Zeitung gelesen und gefühlsmäßig sind die Wörter dort länger als in gereimten Gedichten, besonders im Politik- und Wirtschaftsteil, etwas weniger beim Sport und bei der Unterhaltung. Aber das ist nur ein Gefühl.
Hier habe ich versucht, den Rhythmus möglichst klar herauszuarbeiten, und es ist gar nicht einfach, mehr mehrsilbige Wörter einzubauen, obwohl diese sich zweifellos besser eignen als die kurzen. Am Schluss hätte ich gerne "geh besser/ lieber nach Haus" gesagt, das hätte aber einen Rhythmuswechsel zur Folge.
Es freut mich, dass dir mein Gedicht trotz einiger Trägheit gefällt, danke für deinen Kommentar und grüße herzlich. Dirk

 Bergmann (17.07.11)
Es fließen die Verse von innen nach außen und wieder zurück bis ins innere Ohr, wo sie deutlicher werden - Kristalle des Denkens.
LG, Uli

 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Große Worte, Uli. Herzlichen Dank dafür! Dirk

 AZU20 (17.07.11)
Überzeugend geschildert. Das ganze ist wohl mehr oder weniger ein Gefängnis. LG

 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
So ist das Leben, Armin - und man denkt doch, man läuft frei herum.
LG, Dirk
supernova (51)
(17.07.11)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Hallo Bea,
es wäre interessant, im Leben ab und zu mal eine Ereigniskarte zu ziehen und überall Bahnhöfe zu haben...
Danke für deine Zeilen und liebe Grüße, Dirk
keinGast (48)
(17.07.11)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Hallo keinGast,
manchmal resultiert aus Einschränkungen Beschränktheit, aber das ist weder die Regel noch die Ausnahme - egal wo.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
ichbinelvis1951 (64)
(17.07.11)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Ja, lieber Klaus, die Zeit kann man sich nehmen. Und noch jeden begrüßen, den man trifft.
Danke für deinen Kommentar und schöne Grüße, Dirk
orsoy (56)
(17.07.11)
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 Didi.Costaire meinte dazu am 17.07.11:
Hallo Konni,
ja, lieber ein unbekannter Bauer als ein unbekannter Soldat. Und auf die Busse, die immer pünktlich fahren - solange es hell ist. Und natürlich auf die meisterliche Borussia aus der lauten weiten Welt, die dein Shirt ziert.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 Perry (18.07.11)
Hallo Dirk,
ich denke, bald wird es diese Provinznester nicht mehr geben, denn das Internet vernetzt spätestens mit der heranwachsenden Generation das letzte Wohnimmer mit der Welt. Sogesehen ist dein Text fast schon eine Hymne bzw. ein Abgesang an eine der letzten Enklaven der Welt.
Besonders gut gefällt mir das Bild vom Mondkalb, weil es satirisch bereits den Blick über unseren irdischen Tellerrand hinauswirft.
Gern gelesen und geschmunzelt!
LG
Manfred

 Didi.Costaire meinte dazu am 19.07.11:
Hallo Manfred,
es wird zu beobachten sein, inwieweit das Internet mit der Welt oder mit Sphären hinter dem Mond verbindet, und wie sich das Leben in Städten, Städtchen und Dörfern dadurch verändert.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 plotzn (19.07.11)
Du schreibst aber nicht über Bremen, Dirk?
Spaß beseite, ein sehr schönes, stimmungsvolles Gedicht mit vielen gelungenen Wortspielen.
lg Stefan

 Didi.Costaire meinte dazu am 19.07.11:
Haha, Stefan, dann hieße es
Die Größen des Ortes sind alle verletzt...
und am Ende käme (hoffentlich) etwas Tolles heraus.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 HerrSonnenschein (19.12.11)
Als Lebensabschnittsprovinzler bin ich beeindruckt wie genau du diese Stimmung beschrieben hast. Ich lebe ja in der Weltstadt der Küchen Löhne (absurdes Stadtmarketing)
und kriege immer wieder mal einen Provinzkoller.
Aber: Mein Leben ist ein Ponyhof. Und ich kann morgens die Rehe vom Schlafzimmerfenster aus füttern. Das entschädigt für manches.
Grüße aus der Provinz vom Sonnenschen Jörg

 Didi.Costaire meinte dazu am 20.12.11:
Hallo Jörg,
in einer "Weltstadt der Küchen" sollte ja wenigstens der Haushalt in Ordnung sein...
Auch in der "Residenzstadt", in der ich weile, kann man die Kraft am ehesten aus der Ruhe schöpfen.
Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk
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