Entrücken. [Fengshui für depressive Tagträumer]

Text zum Thema Schmerz

von  ZornDerFinsternis

Die Vergangenheit schreit in mir auf. Nur leider, kann ich sie nicht mit dem Kopf in die Wanne mit dem heißen Badewasser drücken und ficken. Wie du. Jeden Tag, entrücke ich mir weiter. Erkenne nur einen Fremden im Augenaufschlag meiner Wimpern. Neue Farben, anderes Blut. Weniger.

Kampfansage. Whisky und billiger Fusel gegen Herbstregen und Depression.
Aber weißt du, ich weiß, es ist zu spät.

Dein Haar hing in der alten Eiche. Grüne Augen starrten tote Galaxien inmitten der Sterne. Das Messer glitt.

Prost.

"John, sollte ich jemals fliegen. Halt mich.", hattest du gesagt. Und es lag Trauer über den Dachbalken und hämmerte auf uns herab.
Ich sah dich im Bad verschwinden. Mit diesen hilflosen, kleinen Schritten, die förmlich danach schrien, auf den richtigen Weg geführt zu werden.

Wasser platschte in die Wanne. Aus deinen Augen sprang mir nichts entgegen. Eher schien mich die Kälte in sich aufzusaugen. Oder warst das...?

"Nein. John...", "... du weißt doch? Dieses Gleichniss vom Iren und den Ballons?"
Du wusstest genauso wenig darum, wie ich. Also schwiegen wir.

Der Güterzug bretterte Pünktlich durch den Bahnhof hinter dem Haus.

Du gabst dir keine Mühe mehr, dich hinter all diesen Schmerzen und leblos vor sich hintrauenden Farben zu verkriechen.

"Zorn...", meine Stimme klang fast wütend.
Als ich aufblickte, fingen mich deine blutigen Tränen auf.
Das Messer steckte bereits im Handgelenk.

"...", du hast zu sehr geheult... "... John, ich will, dass es geht. Er. Und weißt du...?"

Du hast mich angestarrt mit diesen geistig leeren Worten und Phrasen in die Augen gemeißelt. Und ich schlug immer weiter mit meinem Schweigen auf dich ein. Hinterließ mehr Narben und Schmerz, als die Welt zuvor.

"...W..warte. Zorn...", es hatte eine halbe Milliarde Jahre, in unserer Zeit, Zorn... in unserer, gedauert, bis ich begriffen hatte.

Heute trugst du Kajal. Gestern Mascara.
Aber nie beides zusammen. "Das tun nur Nutten, und ich bin ja keine.", hattest du damals aus dem Zigarettenrauch gerufen und dich fast bepisst vor lachen.

Ein Nicken.
Als endgültiger Abschied?

Vorübergehend?
Du zogst den Vorhang zurück und knalltest das Fenster zu.

"John... bitte bleib, da unter meinem Bett sind Monster. Die sollen nicht in meinen Kopf zurück."

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Kommentare zu diesem Text


 Kontrastspiegelung (01.10.11)
Hi liebe Anni,

ich frage mich gerade wie alt diese Zorn ist um bei einem tiefgehenden Abschied wieder Angst vor den Monsterm unterm Bett zu haben. Allgemein sich daran wieder zu erinnern. Und Ob Sie damit übertreibt. Klar Angst etwas zu verlieren kann zu vielen führen, doch muss man gerade aus sehen, nicht wahr?

Lg, Kathi :)

PS.: Ansonsten gefällt mir dein Text!

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 01.10.11:
Danke :3
KoKa (43)
(01.10.11)
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 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 01.10.11:
KeinOhrMenschen... das ist so genial
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