Altrosa

Sonett zum Thema Abendstimmung

von  Isaban

Mir ist so zwischen Rosenrot und Flieder,
nach Mai ist mir, noch etwas klamm und bang,
doch lebe ich und endlich blüht es wieder:

Es duftet wild und süß. Die Vogellieder
verbreiten paarungsfrohen Zwitscherklang
und mir ist, ach, mir ist nach neuem Anfang,

nach Aufbruch ist mir, Knospen, Leuchten, Blühen,
nach Himmelsblau und mit den Wolken ziehen,
nach grüner Wiese, Grillensang und Geigen.
Der Kelch darf sich mir heute noch nicht neigen,

noch einmal, einmal will ich Funken sprühen,
im alten, neuen, immergleichen Reigen;
mir soll die Welt den schönsten Frühling zeigen!
Es soll nur warten, dieses letzte, tiefe Schweigen.

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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (07.05.13)
Ja, warten soll es ...

Ich finde die Umstellung der Terzette an den Anfang hier gelungen, alldieweil sie mir sagen, da kommt noch mehr ... der Frühling hat erst angefangen.

Schön!

Liebe Grüße
Llu ♥

edit: Terzette, nicht Triolette - Danke, Irmchen! ♥
(Kommentar korrigiert am 07.05.2013)

 AZU20 (07.05.13)
Gern gelesen. LG

 franky (07.05.13)
Hi liebe Sabine,

Dein Sonett sprüht vor gnadenlosem Optimismus, man wird förmlich mitgerissen. Stimme auch in deinen Abendhimmelrosa Maienchor

Herzliche Grüße

Von
Franky

 Irma (07.05.13)
Du hast es schön gemischt, dieses Altrosa, diese 'Oma-Farbe' ... Die Frühlingsgefühle beschleichen uns wohl immer wieder aufs Neue, egal wie alt wir sind. Wir lassen uns hineinziehen in diesen „immergleichen Reigen“ von Anfang und Ende, den du durch das Enjambement zwischen Terzetten und Quartetten sowie die Traverse-Form gut zum Ausdruck bringst.

Wenn man sein Leben doch nur verlängern könnte wie eine letzte Verszeile, wenn sich der Tod hinausschieben ließe wie dieses „Schweigen“, das ohnehin nicht in unser Lebenskonzept und in diese Reimfolge passt (man würde einen Reim zu „sprühen“ erwarten).

Der Neuanfang scheint so verlockend einfach, so simpel wie die Reime in den Terzetten, doch das täuscht („mir ist“), wenn beim "Anfang" eben nicht der Anfang, sondern - „ach“ - eigentlich das Ende betont werden müsste.

Gern gelesen. LG BirmchenIrmchen
(Kommentar korrigiert am 07.05.2013)
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