BHAVACHAKRA - Lebensrad

Beschreibung zum Thema Leben/Tod

von  LotharAtzert

Nach buddhistischer Auffassung ist Unwissenheit das Grundelement der illusorischen Welt.
Sie teilt sich, gemäß dieser Sichtweise, in ein aktives und passive Erscheinen und wird dann, ihrer gegensätzlicher Wirkweise nach, Gier und Hass genannt. Sowohl Gier, als auch Hass sind demnach aus Unwissenheit.
Diese drei "Geistesgifte" bilden sozusagen die Nabe des Lebensrades und halten es durch sogenannte Weltzeitalter in endlosen Folgen in Gang.
Alles Umherirren ist dabei den nachfolgenden Bedingungen unterworfen:
Formen entstehen, führen zu Empfindung, diese zu Wahrnehmung, jene zu bildenden Kräften und zuguterletzt dämmert's im Bewußtsein.

Gier ergreift ohne Zögern, was sie begehrt. Wie die Flamme den Holzscheit verbrennt, so braucht jedes Leben ständig neue Nahrung, um sich und sein Irren zu erhalten.
Hass beginnt prinzipiell bei der kleinsten Abneigung gegenüber einem Ungewünschten und Unwissenheit versteht nicht den verursachenden Zusammenhang. Vor allem nicht den Gedanken, warum alles Ichhafte Illusion sein soll.
Durch weitere Mischungen, durch Zu- und Abneigungen untereinander manifestieren sich Stolz, Eifersucht und Unzufriedenheit, woraus sich die Zahl 6 ergibt. Diese sechs Gifte zeigen sich in ihrer reinen Ausprägung in den sechs Daseinsbereichen für den Betrachter klar unterscheidbar. Ob man sich jene dabei als reale und von einander geschiedene Orte vorstellt, oder eher als wirkendes Prinzip, sei jedem selbst überlassen.
Der Zustand der Verdichtung von Hass wird traditionell als Hölle bezeichnet, der Versammlung aller Ohnmacht. Das, was im Deutschen "Eigendünkel" genannt wird, bringt einen dort hin - die fortschreitende Verdunkelung durch erblindende Selbstanmaßung im Lichte der Öffentlichkeit..
Den Gegenentwurf hierzu bildet die sogenannte Götterwelt. In diesen lichtdurchfluteten Zustand gelangt, wer barmherzige Taten ohne Unterschiede vollbringt, aber zugleich doch noch am Geistesgift Stolz festhält.

Nahe den Göttern folgt absteigend die Sphäre der Titanen oder Halbgötter, die, durch Eifersucht im ewigen Kampf und Streit charakterisierbar sind und ewig den Anspruch auf den höchsten Götterhimmel erheben. Zwischen ihnen und der darauf folgenden Menschenwelt, so scheint mir manchmal, sind die Übergänge fließend. Vor allem die sogenannte "Wissenschaft", welche durchaus titanische Züge trägt, was den Allmachtsanspruch und den Versuch, die Götter zu stürzen angeht.

Dann unsere Menschenwelt, wo man das alles als Dualistisch erkennen kann. Laut Buddha bietet die menschliche Geburt die ausgewogenste Voraussetzung, den Weg der Befreiung zu suchen. In der durch Hass verdichteten Hölle versucht man nur, dem unerträglichen Leid zu entkommen und in der Götterwelt ist der Genuß dergestalt, daß selbst die beste Absicht rasch in Vergessenheit gerät.

Tiere sind reine Triebhaftigkeit ohne Verstellen, - "animalisch", auch ohne die Möglichkeit des Lügens, dafür fehlt ihnen der Intellekt, der erst ein Reflektieren gestattete, welches nötig ist, um Befreiung vom Lebensrad zu suchen. Da sie keine Schuld tragen an ihren Handlungen (- wer mit Reißzähnen geboren wird, muß reißen), ist ihr Fall in tiefere Bereiche eher unwahrscheinlich.

Dämonen oder hungrige Geister - Hier ist Unzufriedenheit der Motor, der zur Besessenheit und Raserei werden kann, zur fixen Idee, an die man sklavisch gebunden ist. Man darf bei Welt nicht immer bloß an die bekannte Erde denken, das wäre auch ein Zeichen der Unwissenheit. Die Irrenanstalten sind voll mit von Dämonen Besessenen, Voll mit Abspaltungen, die  über ihr Wirtstiere bis zu deren Tod verfügen.

Darunter ist dann nur noch der  Höllenzustand, wo außer Krieg, Schmerz und Folter nicht viel anderes herrscht, ein Bereich der tiefsten ungelebten Verdrängungen von bestialischer Grausamkeit. Die Griechen sprachen vom Hades, dem Unbarmherzigen, die Heutigen sprechen mehrheitlich nicht mehr davon und denken, damit wäre die Sache erledigt. Aber was man verursacht hat, dafür muß jeder geradestehn.

Buddha empfiehlt einfachen Menschen, außer dem Haß auch den Stolz aufzugeben. Die Tantriker unter den Buddhisten aber sind raffinierter: Sie lehren, alles Gegebene zu kosten, aber nichts Ungegebenes zu begehren. In diesem Punkt sind sie zu den römischen Stoikern in Sichtweite.

Das Dargestellte entspringt keiner Religion, sondern jeder verursacht den Bereich zukünftiger Wirkungsstätte, auch wenn diese kollektiv für seinesgleichen gilt, und muß dort physisch, nicht jedoch geistig, wie das Beispiel der Tantriker lehrt, bis zum Tode leben.
Da geht dann jeder Verursacher in sein Erwirktes ein, wie der Same in die Scholle, um es in der nächsten Geburt erneut zu veruntreuen. Und wieder ... und wieder ... und wieder ... bis zum Erbrechen ...

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (18.01.14)
Ist das eine Theorie oder kann man das aus eigenem Erleben nachvollziehen?

 LotharAtzert meinte dazu am 18.01.14:
Natürlich kann man es nachvollziehen: Stolz, Eifersucht, Gier, Unwissenheit, Unzufriedenheit, Haß - ist das nicht alles in jedem einzelnen Menschen? - Also auch in Dir?
Wie kannst Du da fragen, ob es Theorie ist, oder aus eigenem Erleben nachvollziehbar?
(Antwort korrigiert am 18.01.2014)

 Regina antwortete darauf am 18.01.14:
Ich meinte die Reinkarnation. Ist das ein Für-Wahr-Halten oder ein Wissen?

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 18.01.14:
O Regina - mit Deiner Frage bringst du mich in die Bredoullie - schreibt sich das so?
Wüsste ich um mein vergangenes Leben, würde ich hier nichts davon schreiben, um mich nicht zum Affen zu machen.
Wüsste ich nichts davon, könnte ich nicht darüber schreiben, ohne der Lüge bezichtigt zu werden.
Also such Dir was aus und zwar das Richtige.

In der tibetischen Tradition, aus denen meine Lehrer kommen, gibt es den Titel des "Tulku". (Viele Lamas sind Tulkus)
Bevor sich einer so nennen darf, wird seine Erinnerung geprüft. Und zwar legt man ihm viele verschiedene Gegenstände hin und er muß den Gegenstand herausnehmen, mit dem er im vergangenen Leben zu tun hatte. Das ist nur eine Prüfungsaufgabe von vielen, so daß ein zufälliges Erraten am Ende ausgeschlossen werden kann.
Soviel zum äußeren Vorgang. Ein bloßes "Für-Wahr-Halten" entspräche keinem ernstzunehmenden Weg.
BabetteDalüge (67)
(18.01.14)
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 LotharAtzert äußerte darauf am 18.01.14:
Tendenziell ist das so, wie Du schreibst, liebe Babette.
ABER "Haß entsteht aus Neid, der immer da ist," - ist eine falsche Schlußfolgerung. "Immer da" ist nur der Wandel und wenn es heißt, daß Gier, Hass und Unwissenheit die Nabe des Rades bilden, aus der dann alles weitere kommt, so kann Hass nicht plötzlich aus Neid kommen.
Auf den "Thangkas" genannten Rollbilder werden die drei Gifte immer im Mittelpunkt dargestellt, als Hahn, Schwein und Schlange.
Gruß
Lothar
BabetteDalüge (67) ergänzte dazu am 19.01.14:
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 LotharAtzert meinte dazu am 19.01.14:
Liebe Babette,
Dein letzter Satz ist unbedingt richtig. Und weil unbedingt, ist er auch wahr.
Aber gerade deshalb sind die drei Wurzelursachen PRINZIPIELL unveränderbar und dürfen nicht mit anderen Systemen vermischt wiedergegeben werden.
Gruß
Lothar
BabetteDalüge (67) meinte dazu am 20.01.14:
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matwildast (37)
(16.02.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 16.02.18:
Ich habe zu danken für's lesen:)
Gruß
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