Paternoster

Lebensweisheit zum Thema Leben/Tod

von  LotharAtzert


„… und führe uns nicht in Versuchung“ – heißt es im Paternoster.

Ja wieso eigentlich nicht? Im Widerstehen oder nach inneren Kämpfen Hingeben und durch und an den Folgen charakterlich wachsen, ist doch nicht verkehrt. Auch die Sünde gehört zum Leben, mit seinem Erfahrenwerden durch Freud und Leid, durch nehmen und geben, Frust, Lust und Verlust und sich dessen immer mehr bewußt werden. So wachsen der Körper, der vitale Lebensleib und der Geist in den transzendierenden Finalgrund.

Versuchung bedeutet Erfahrung und auch immer Gefahr. Ohne Gefahr gibt’s nix auf Erden. Nämlich wenn ich die Lieferungen des Schicksals nicht als Lehrstoff annehme, und statt dessen ins soziale Herdengeflecht flüchte, ist ein erbärmliches Leben die Folge, während das, was sein sollte, aus der Zeit fällt. Es fehlt dann als Form der Entwicklung zur Gestalt der Zeit.

 

Das aus der Zeit Gefallene – die Wachstumdgrundlage für die Gestalt – wird irgendwann irgendwo und unter anderen Vorzeichen wieder erscheinen – unerlöste Energie kann nicht aus dem Daseinskreislauf verschwinden. Doch von mal zu mal wird das Aufgestaute mehr, fordernder, dichter, mit zunehmend schwereren Folgen für alle, Epidemien, Kriege. Wenn man dieses Schicksal nun auch wieder ablehnt, bzw. durch Überzeugung, Überlistung zum Zwang, andere für sich bezahlen zu lassen, so wird der Fall in den Kohlenstoff unausweichlich.

 

Über Versucher und den großen Nutzen des Widerstehens von Versuchung, den Kampf in einem jeden Wesen,  hab ich nichts im Religionsunterricht je gehört. Brauchte ich allerdings auch nicht, der Instinkt warnt jedesmal, den Rest macht das Immunsystem. Nur vernahm ich seine Warnung des Öfteren nicht, verdrängte es, weil ich mich ablenken ließ und erfuhr dadurch so manches Leid, aber ich verstand auch immer mehr, daß keine Wirkung ohne Ursache ist. Alle Erscheinung hat ihren Grund in vorangegangener Annahmeverweigerung der Vorfahren bis zu uns. Sonst wären wir alle längst in Seligkeit entrückt.


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Kommentare zu diesem Text


 Regina (21.08.22, 18:13)
Erkenntnisse, sehr gut dargestellt. Dieser Text gefällt mir prima.

 LotharAtzert meinte dazu am 22.08.22 um 09:25:
Vielen Dank, liebe Gina. Mir gefällts auch ein bißchen - falls man das als Autor sagen darf.

Gruß
Lothar

 AlmaMarieSchneider (21.08.22, 21:52)
Ich schließe mich da Regina an. Paternoster gibt es kaum noch. Ich bin da immer mit Bauchkrimmen eingestiegen.

LG
Alma Marie

 uwesch antwortete darauf am 21.08.22 um 23:01:
Na wei doch: Die erste Fahrt oben rum - was für eine Aufregung und dann doch kein Kopfüber :) 
LG uwesch

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 22.08.22 um 09:37:
Ja, hab meine Lehre im Frankfurter Kaufhof gemacht. Die Deko war im 6. Stock und darüber wechselten die Kabinen. Einmal sollte ich mit der Chefin runterfahren und als die nächste Kabine erschien, waren da vier Füße von zwei anderen Schmückern, die langsam sichtbar wurden. Das gab dann einen Anschiß.
Ein anderer wollte mit viel zu großer Leiter rein und ruinierte die und es entstand erheblicher Sachschaden.
Eines Tages getraute ich mich, unten rum zu fahren, war gespenstig, das Knarren der Zahnräder - prompt blickte ich beim Aufsteigen auf die Füße der Chefin.

Aber hier gehts ja im übertragenen Sinn ...

Vielen Dank euch beiden.
LG
Lothar

 Augustus (22.08.22, 09:47)
Lieferungen des Schicksals


Für eine Lieferung bedarf es zweiseitiger Willenserklärungen. Für eine „einseitige Lieferung“ nicht, dies jedoch degradiert das Schicksal als lästige unaufgeforderte einseitige Lieferungen, die niemand will und die nur Mehrarbeit für den Empfänger bedeuten, weil er sie wieder zurückschicken muss. 
Das Schicksal ist metaphysisch und immer von Bedeutung. Einseitige Lieferungen, wie wir sie kennen, sind sehr oft nicht gewollt und sogar umweltschädlich. 

Der Satz ist Dir bissl missglückt. Eine unaufgeforderte einseitige Lieferung wäre treffender, jedoch auch dann mit einer negativen Konnotation verhaftet, da das Schicksal nicht mit einer Lieferung gleichzusetzen ist, da es metaphysisch ist und wesentlich bedeutender für den einzelnen. 
Hauptgrund für die Ablehnung der Lieferung ist die fehlende Zustimmung des Empfängers. Insofern er die Lieferung empfangen muss, wäre sie weiterhin nur einseitig. Eine Monopolstellung des Schicksals in der Metaphsyischen Welt, wäre fragwürdig, aber denkbar, und der Mensch von den guten Absichten des Schicksals abhängig - weswegen hier eine Ausfahrt ins Christentum gesehen werden kann - da ein Gott vorausgesetzt wird, der „Gut“ sein muss, der die Lieferung an den einzelnen wie der Weihnachtsmann an die Kinder Geschenke austeilt. 

Salve 


 LotharAtzert äußerte darauf am 22.08.22 um 13:24:
Für eine Lieferung bedarf es zweiseitiger Willenserklärungen.
Pizza vier Jahreszeiten für Kaiser Augustus
Für eine Lieferung …
Du meinst, der Himmel als Daseinsprinzip müsste dich fragen, ob du dein Schicksal überhaupt willst? Nein, das ist totale Hybris. (Beim Hades!) Du hast es dir in der Vergangenheit selbst erwirkt.
Ich habe hier nicht explizit die Münchner Rhythmenlehre behandelt, aber sie ist  im Hintergrund immer präsent. Derzufolge weist aus dem 4. Quadrant der Schicksalsarchetyp Saturn das an, was vom Uranus aus dem Unbestimmten vom Neptun zum Ursprung gelangt ist. Die Anweisung zum Fügen der Form ergeht (- 3. Quadrant oder Formgrund) an Jupiter: „füge diese Teile zur Gestalt, hier ist der Bauplan dazu“. Der Jupiter fügt die Gestalt wie angewiesen, kann aber nur fügen, was er zur Verfügung hat und dem Formgott Pluto zur Auslieferung übergibt. Wenn der dann sagt,: „hör mal, da fehlen 19 Teile in dem, was Gehirn werden soll“, ist das nicht die Schuld des Jupiters, nicht die des Saturns, noch Uranus, sondern die des irdischen Karmaträgers. Er hat sie veruntreut, der kriegt die Teile also nicht geliefert und muß ohne sie auskommen, möglicherweise mit Hirnschaden, um eine karmische Last abzutragen oder weiß der Geier.
Wenn du dir das nicht merken willst, werden wir beim nächsten mal an der Stelle wieder landen und bis zum Tod praktizieren – du kannst nicht jedesmal dein System von oben herab über meins und die Rhythmenlehre kippen - und Fehler in meinem attestieren. Versuche doch, mit Fragen das Nichtverstandene zu artikulieren, ich werde nach bestem Wissen und Gewissen antworten.


tashi delek

 Graeculus ergänzte dazu am 22.08.22 um 13:48:
Dann verführe die Lieferung nach dem Prinzip "Wer Wind sät, wird Sturm ernten", d.h. die 'Bestellung' entspräche dem Säen des Windes.

Das ergäbe eine gewisse Gerechtigkeit im Leben bzw. in der Weltordnung, gegen welche Annahme sich alle meine Erfahrungen sträuben. Ich halte das - wie alles, was auch nur entfernt nach Happy end riecht - für Wunschdenken. Den Wunsch als Faktor sollte man bei aller Einschätzung dessen, was tatsächlich der Fall ist, klugerweise subtrahieren.

 LotharAtzert meinte dazu am 22.08.22 um 14:26:
gegen welche Annahme sich alle meine Erfahrungen sträuben.
Köstlich, köstlich ...

 Graeculus meinte dazu am 22.08.22 um 14:30:
Bitter, bitter ... Gerechtigkeit?

 LotharAtzert meinte dazu am 22.08.22 um 14:54:
Gerechtigkeit ist (meistenteils sentimentale) Menschenvorstellung.
Man kann sich das Wirkende (die Himmelsordnung) nicht vorstellen, aber in sich und in allem finden, das ist doch mehr, als angedacht.

 Graeculus meinte dazu am 22.08.22 um 15:19:
Gerne folge ich der Empfehlung Ludwig Wittgensteins: "Denk nicht, sondern schau!" Oder ich bemühe mich darum, ihr mehr zu folgen.

 LotharAtzert meinte dazu am 22.08.22 um 15:21:
Danke.

 Graeculus meinte dazu am 22.08.22 um 15:23:
Da fragt sich jetzt:

Alle Erscheinung hat ihren Grund in vorangegangener Annahmeverweigerung der Vorfahren bis zu uns.

Ist das gedacht oder geschaut? Bei Verallgemeinerungen ("Alle Erscheinung") habe ich immer den Eindruck: das kann er gar nicht geschaut haben, denn wir schauen einzelne Fälle, die wir dann verallgemeinern.
(Dies ist übrigens eine Verallgemeinerung.)

 LotharAtzert meinte dazu am 22.08.22 um 15:30:
Da hab ich mich wieder vorführen lassen. (gelöschter Text)
Ob gedacht, oder geschaut, das ist dein Thema. Ich habe keine Zweifel diesbezüglich, daß es so ist, wie geschildert. Und wenn du in dich hineinhörtest, fändest du möglicherweise auch die Antwort auf deine Frage.

Antwort geändert am 23.08.2022 um 09:23 Uhr

 AZU20 (22.08.22, 14:06)
wichtiger Text.LG

 LotharAtzert meinte dazu am 22.08.22 um 14:27:
Jetzt werd ich doch noch rot.
Danke
LG L
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