Abano, Impressionen aus einer italienischen Kurstadt

Gedicht zum Thema Mythisch

von  EkkehartMittelberg

In grell beleuchteten Schaufenstern
die neueste Mailänder Mode:
Kreativ, chic, gefällig.
Huldigung an den Augenblick.

Auf der großen Piazza
blank gewienerte Oldtimer:
Technik, mit kleinen Zugeständnissen ans Gemüt,
ruft Jugenderinnerungen wach.

In dämmrigen, leicht verwilderten Gärten
und inmitten schön ziselierter Beete
bemooste Torsi und zauberhaft schimmernde Statuen
erzählen ihre uralten Geschichten.

Nur wenige kennen sie noch
und wissen sie zu deuten.
Mode und Technik sind schnelllebig,
die Mythen sind unsterblich.

© Ekkehart Mittelberg, Mai 2014

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Kommentare zu diesem Text

Nimbus (38)
(19.05.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.05.14:
Danke, Heike, eine Gemeinschaft, die ihre Mythen vergisst, verliert ihre Identität.
LG
Ekki

 TrekanBelluvitsh (19.05.14)
Ich denke, dass gerade in alten Städten, Vergangenheit und Moderne immer aufeinanderprallen werden. Im besten Fall gehen sie ein Symbiose ein, aber zumeist bekämpfen sie sich wohl.

Und da ich schon einige Male in Italien war, ist mir bei deinem Gedicht gerade der Geruch der Abendspaziergänge in die Nase gestiegen - samt den unvermeidlichen Zweitaktern und ihrem Geratter!

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 19.05.14:
Merci, Trekan, für die norditalienischen Kulturstädte trifft deine Bemerkung der Symbiose von Vergangenheit und Moderne zu. Sie sind sich ihrer Vergangenheit als Wirtschaftsfaktor sehr bewusst und versuchen mit viel Klugheit, sie dem modernen Touristen zu erschließen.
In Abano geschieht dies zum Beispiel über jährliche Masken- und Trachtenfeste.

 AZU20 (19.05.14)
Auf solch schöne Gedanken kann man nur in solchen Städten kommen. LG

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 19.05.14:
Danke, Armin, es wäre tatsächlich sehr schwierig, die Bilder wie Karl May ohne Anschauung erstehen zu lassen.
LG
Ekki

 susidie (19.05.14)
Wie schön, wenn man mit offenen Sinnen wandeln und "zuhören" kann und erkennt, egal was heute ist, die Mythen sind unsterblich. Schön, dass du wieder da bist.
Liebe Grüße von Su :)

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 19.05.14:
Grazie, Su. In der Umgebung von Abano (Padua, Este, Montagnana, Citadella, Vicenza, Arqua Petrarca) war die Renaissance sehr lebendig und deswegen auch die Überlieferung von Mythen.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa (19.05.14)
... die Mythen sind unsterblich
Ein Trost in unserer schnelllebigen Zeit, lieber Ekki, dass es Weisheiten und Wahrheiten gibt, die so grundlegend sind, den Sehnsüchten und Bedürfnissen der Menschen so unmittelbar entspringen, dass sie all das überdauern. Ja, diese Mythen verbinden uns auch mit Generationen, die vor uns gelebt haben, und jenen, die nachfolgen werden, und schaffen so eine Brücke zwischen den Wurzeln im Gestern, dem Zwiespalt im Heute und der Unsicherheit der Zukunft.
Gerade diesen Zwiespalt im Heute, das Neben-, Nach- und Miteinander vieler Strömungen und Einflüsse, ist dir sehr gut gelungen am konkreten Beispiel der italienischen Kurstadt zu verdeutlichen.

Liebe Grüße,
mona

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 19.05.14:
Merci, Mona, ja, die Mythen enthalten Weisheiten, die uns mit der Vergangenheit verbinden, aber sie taugen für die Zukunft nur, wenn sie immer wieder so umgeschrieben werden, wie ich es zum Beispiel mit dem Mythos von Sysiphus versucht habe.

Liebe Grüße
Ekki

 sandfarben (19.05.14)
Ich kenne Abano und viele norditalienische Städte. Sie haben einen eigenen Flair.
c.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.05.14:
Danke, Christa, ich versuche immer wieder eine dieser Städte mit ihrem Flair neu zu entdecken. Diesmal war es Chioggia, das kleine Venedig, das mir wegen seiner unverfälschten Ursprünglichkeit noch besser als die große Mutter gefallen hat.
Graeculus (69)
(19.05.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.05.14:
Danke Graeculus. Ich setze darauf, dass die wenigen Kenner die Erinnerung an die Mythen wachhalten werden und deswegen werden sie überfleben.
Graeculus (69) meinte dazu am 19.05.14:
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lelaT (56)
(19.05.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.05.14:
Vielen Dank, Lela.
ich freue mich, dass du den weiter geöffneten Blick als Intention des Gedichts erkannt hast.
LG
Ekki

 ViktorVanHynthersin (19.05.14)
Die Bilder unserer Städte und Gemeinden ändern sich immer rasanter, immer tiefgreifender, immer radikaler - so will mir scheinen. Impressionen helfen uns, lieber Ekkehart, das Gesehene einzuordnen und (für einen Moment) zu konservieren. Wenn das Erlebte dann nahezu poetisch umgesetzt wird, geht man gerne mit auf die Reise.
Herzliche Grüße
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.05.14:
Merci, Viktor. Mir ist deine Erkenntnis wichtig, dass wir in unserer schnelllebigen Zeit Gesehenes nur für Momente konservieren können, wenn wir nicht Hinweise, wie zum Beispiel auf die Mythen erhalten, die relativ zeitlos sind.
Herzliche Grüße
Ekki

 Melodia (20.05.14)
Heimat...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.05.14:
Grazie, Melodia. Damit sagst du alles. Ich beneide dich darum.
Beste Grüße
Ekki
Pocahontas (54)
(21.05.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.05.14:
Merci für dein Kompliment, Sigi.

Liebe Grüße
Ekki

 Ganna (24.05.14)
...für mich klingt es traurig...wenn Mythen in Gärten verwilderten und die Aufmerksamkeit auf Glanz und Glimmer liegt, aber so ist es...

LG Ganna

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 25.05.14:
Merci für diese besondere Lesart, Ganna.
Ich hoffe, dass die Mythen, wenn sie durch zeitgemäße Deutung lebendig erhalten werden, dem Verfall standhalten.
LG
Ekki
Al_Azif (34)
(28.05.14)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.05.14:
Lieber Al_Azif
welch umsichtiger und anregender Kommentar. Vielen Dank dafür.
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich deinem Vorschlag entsprechend die drei Adjektive aus der ersten Strophe
"kreativ, chic, gefällig" streichen sollte.
Ich halte daran fest, weil sie das Verbindende und das Tennende unterstreichen:
Die neueste Mailänder Mode und die Mythen sind kreativ, chic ung gefällig ist nur die Mode.
Wie von dir begründet, passt der Begrif "Putten" nicht. Ich habe ihn durch Statuen ersetzt.
Die letzte Strophe empfinde ich nicht als moralisierend, sondern als feststellend. Vielleicht kommt der kluge Leser selbst zu dieser Schlussfolgerung. Naja, ich helfe ein bisschen nach. Ich hoffe, nicht zu aufdringlich.
Beste Grüße
Ekki

 harzgebirgler (26.10.21)
ja, solche alten meister hauten bild
von denen manches noch als maßstab gilt.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.10.21:
Merci, Henning, leider wird heute oft der handwerkliche Anteil an der Kunst unterschätzt.

LG
Ekki
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