Artemis, Göttin der Jagd, Teil 2 - Der Wermutstropfen

Essay zum Thema Bewusstsein

von  LotharAtzert

Dann, Schönste, sag von mir den Würmern, die dich nagen
Mit ihrem nimmersatten Kuß:
Gestalt und göttlich Wesen will ich weitertragen,
Wenn mein Idol zerfallen muß!
(Schlußstrophe "Ein Aas" - Charles Baudelaire)

Pirschen sollte für den Menschen heißen, sich selbst auf die Schliche zu kommen, diesem ewigflüchtigen Ego, diesem Schatten, der alles Unliebsame verdrängt oder delegiert und alles Geliebte so gern für sich in Anspruch nehmen möchte, dazu zu mannigfachen Mitteln der Täuschung, vornehmlich zur Selbsttäuschung und -betrug greift - und doch, wie der reale Schatten, niemals substanziell wird.
Sich selbst in Frage zu stellen setzt einiges voraus - zB. Zweifel an der Fähigkeit, richtige Schlüsse aus dem alltäglichen Geschehen zu ziehen - also nicht aus Informationen, sondern aus Erfahrung von Freude und Leid.
Doch meistens geschieht das Gegenteil. So hört man oft von Frauen nach der Brustvergrößerung, sie hätten mehr Selbstbewußtsein. Richtiger wäre, daß sie nur mehr Silikon haben, zur Manipulation von in der Pubertät steckengebliebenen Knabenfantasien.
Das vermeintliche Selbstbewußtsein ist nichts, als eine Farce, eine  Vorstellung: Der große Busen suggeriert ein nichtvorhandenes Ernährungsreservoir, mithin Geborgenheitsgefühle - wer von den Männern als Kind nicht oder nur unzureichend gestillt wurde, wird durch den Hunger nach Rundungen verführbar und kompensiert es durch Plünderungen irdischer Recurcen - dem Erfolgreichen gehören die Weiber.

Alles Verdrängte, so lehren es meine geistigen Eltern, begegnet uns in der äußeren Welt als Ereignis. In diesem Begriff steckt nicht ganz zufällig das zu erwerbende Eigentum: Indem wir das sich in der Zeit Ereignende annehmen, dh. seiner Gefahr mitunter entbehrungsreich begegnen, aus jedem Scheitern lernen, es in Erfahrung umzuwandeln, gelangt das Verdrängte schließlich wieder in die Endlichkeit und wird erlöst, während die Erfahrung als Erworbenes für die Meisterung zukünftiger Ereignisse zur Verfügung steht - als charakterliche Eigenart.
Im Falle des Nichtannehmens von Geschehnissen führt das Ungelöste irgendwann zum kollektiven Untergang: Zum HADES, wo die Sünden zu tilgen sind.

In der griechischen Mythologie steht APOLLON für das innere Licht (- der Titan Helios ist die äußere Erscheinung unserer Sonne) und alles Helle und die Zeustochter ARTEMIS ist seine göttliche Schwester, die der Dunkelheit und dem Eigendünkel entsprechende Grenzen setzt. Sie wird oft auch mit dem Mond gleichgesetzt, insbesondere den abnehmenden Mondphasen.
Ihre Pflanze ist der Wermut - Artemisia Absinthium -  aus dem, wie das Wort schon vermuten läßt, der legendäre Absinth (Nach Verbot inzwischen EU-genormtes  Yuppigetränk) hergestellt wird, der auch manchmal wegen seiner Chlorophyll-Farbe " grüne Fee" heißt und das geheimnisumwitterte Thujon enthält, das einige mit dem Cannabiswirkstoff Tetrahypnocannabinol vergleichen. Eine Reihe von Dichter, wie Baudelaire, Rimbaud, Verlaine, Oscar Wilde und andere, die ihm verfielen, sorgten für seine Popularität.

Als Heilpflanze findet der bittere Wermut Verwendung bei Schlafstörung, Appetitlosigkeit, Menstruationsproblemen und vieles mehr. Zudem weist das englische Wort "Wormwood" auch darauf hin, daß es von Parasiten befreien hilft. Die jungfräuliche Artemis soll einst damit den von HERAKLES versehentlich verletzten Zentauren CHIRON geheilt haben, der die Pflanze aus Dankbarkeit nach der Retterin benannte und selbst ein großer Heiler wurde, bis er aus lauter Barmherzigkeit auf Unsterblichkeit verzichtete und seine Kraft auf den Titanen PROMETHEUS übertrug.


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Kommentare zu diesem Text

BabetteDalüge (67)
(05.06.14)
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 LotharAtzert meinte dazu am 05.06.14:
Babette, ich werd' ja rot auf meine alten Tage. ...
Und wer hat's erfunden? - Die Schweizer haben den Absinth erfunden, nicht etwa die Franzosen. ...
Danke Dir
Gruß Lothar

 Regina (05.06.14)
Dass das Ego ein Schatten ist, das hast du in dem ersten Satz genau ausgedrückt. Der bittere Wermut als Heilmittel. Absinth aber war verboten, weil.....................?

 LotharAtzert antwortete darauf am 05.06.14:
Danke auch für die Frage.
Absinth war verboten, weil man irrtümlich davon ausging, das Alkaloid Thujon triebe in den Wahnsinn. Tatsächlich aber ist inzwischen geklärt, daß verunreinigter Alkohol aus den zahllosen verbotenen Privatdestillen für die Verelendung der Trinker verantwortlich war. Es wurde halt gepantscht, wie verrückt und das Zeug war wunderbar billig - und ebenso tödlich.

PS: Ich hab mir bei "absinth-oase" 3 Fläschelchen mit der Thujonhöchstmenge bestellt - für sagenhafte 111 Euro. Wenn ich schon drüber schreibe, dann ...
Graeculus (69)
(05.06.14)
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 06.06.14:
Na klar, das ist doch der Sinn der Sache! Aber erst mal muß er hier ankommen. Das kann noch ein paar Tage dauern. Hab ja auch noch nie welchen getrunken ...

 Ganna (09.06.14)
...auch Maler erlagen dem Absinth, wie van Gogh...und Wermut hilft schnell und erfolgreich bei allen Verdauungsproblemen, die grünen Pflanzenteile als Teeaufguss, Absinth habe ich noch nicht ausprobiert...man konnte ihn vor 10 Jahren beim Karneval der Kulturen in Berlin trinken...

...der Unersättlichkeit einiger Männer liegt nicht nur die fehlende Zuwendung im Säuglingsalter zugrunde...es gilt als genetisch verankert, dass Männer als Rivalen nach Macht, Einfluss und Beute streben...sich wie Hirsche verhalten...

...nur so als Ergänzung zu Deinen interessanten Gedankengängen...
LG Ganna

 LotharAtzert äußerte darauf am 10.06.14:
van Gogh, natürlich, der Arme ...
Genetisch verankert ... da fallen mir die Worte Buddhas ein: "Nur der hat wirklich Macht, der Macht über sich selbst hat."
Ja, der Platzhirsch - ist schon klar, doch gilt das nur in der Natur, nicht im Geist - siehe Buddhazitat.

Allerdings muß ich zugeben, daß Du recht hast, wenn man so um sich schaut...
Danke
Gruß
Lothar
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