Das eigene Leben, das Ich in der Gegenwart (versuchen) rückwärts (zu) begreifen

Bild zum Thema Andere Welten

von  Fuchsiberlin

Er schießt ein Foto vom nächsten Tag.
Danach gräbt er im Kaffeesatz der letzten Jahrzehnte, und sucht nach Antworten.
Der Kaffee schmeckt nach Blut. Seinem Blut.

Wer saß mit ihm am Tisch? Zu viele Schatten. Schatten kannst du nicht zerstören.
Bilder entstehen einfach. Er schaut sich viele Fotos an.
Fotos vom Gestern, Vorgestern und weit davor.

Das Leben in eine Kamera auf einen Chip gepresst. Ein Werkzeug der Bannung von Bildern, das irgendwo im Ich von irgendetwas ausgelöst wird. Mit oder ohne Blitzlicht.
Andere schauen auf Fotos der Gegenwart und Zukunft. Er knipst, zeitlich betrachtet, rückwärts. Versucht es. Um ein Fotoalbum zu vervollständigen. Das mit dem Titel " Ungelösten Fragen."
Übermorgen verweilt er im Jahre X + Y Minus Z der heutigen Zeit …
Ein gedanklich visueller und emotionaler Lauf durch die Zeiten.

Es fehlen einige Fotos.  Dennoch spürt er die Emotionen dieser leeren Flächen.
Und dies in der Gegenwart. Das Ich schert sich nicht ums Vergessen(wollen), Verdrängen(wollen).
Es lebt sein eigenes Leben. Im Unterbewusstsein gewährt dir die Galerie keinen Zutritt.

Er sucht Orte, Kreuzungen, Gräber, ein Höllenwasser,  einen verstorbenen Engel, Uhrzeiten, Gesichter von Schatten, Menschen. Der Wunsch des Findens wird ihm (zu) oft verwehrt.

Er jagt den Minuten rückwärts hinterher. Schließlich setzt er sich nach einer Stunde auf die Uhr.
Die Zeit lässt sich trotzdem nicht aufhalten. Entweder sie schleudert ihn aus der Vergangenheit hinaus, oder er bleibt in einer Leere ohne Zeitgefühl stecken.

Die Wirklichkeit kämpft ums Leben.
Der Tod würde keinen Sinn ergeben. Trotz Depression. Das letzte Foto für Außenstehende auch nicht.
Er verspürt einen Appetit auf das Leben. Und doch empfindet er eine Angst.
Die Furcht vor dem Verhungern. Denn er sucht noch die für ihn knapp erscheinende Lebensnahrung.

Der Kaffee schmeckt nach seinem Blut. Der Jahrzehnte alte Kaffeesatz rinnt durch die Sanduhr.
Im eigenem Blut liest du mehr, als aus einem Kaffeesatz heraus.

Das Ich kannst du nur rückwärts begreifen. Doch es fehlen immer mehr oder weniger Fotos.
Fragen, die dann unbeantwortet bleiben, sollten begraben werden.
Doch eine Beerdigung von leeren Flächen ist nicht einfach zu bewerkstelligen.

Die Psychologin wartet auf ihn.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (15.08.14)
Ich denke, sie werden weiter kommen, wenn er der Psychologin dieses Bild überreicht.

LG
Ekki

 Fuchsiberlin meinte dazu am 02.09.14:
Ja ...

Ich danke Dir, Ekki.

Liebe Grüße
Jörg

 Ganna (19.08.14)
...vielleicht ist es gut, dass einige Bilder fehlen...

...ein Text, der nachdenklich macht...

LG Ganna

 Fuchsiberlin antwortete darauf am 02.09.14:
Ich denke, manchmal ist es wirklich auch gut so ...

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg
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