Ode an die Faulheit

Ode zum Thema Lebenseinstellung

von  EkkehartMittelberg

Du räkelst dich im Lotterbette
und streckst gähnend
gemächlich deinen Körper aus.

Wenn am Morgen Wecker rasseln
und pflichtgetreue Bürger
ihre ersten Pillen einwerfen,
um pünktlich in ihren Tretmühlen
zu funktionieren, drehst du dich noch einmal
um und lächelst entspannt
in einem heiteren Traum.

Danach vertiefst du dich in die Zeitung
und wirfst den ersten Blick
in die Kondolenz-Nachrichten,
wo du befriedigt feststellst,
dass wieder einer von den geltungssüchtigen Managern
das Zeitliche gesegnet hat.

Du selber kennst nur ein Ziel,
viel Zeit zu haben
und zweckfrei zu tun,
wonach gerade der Sinn dir steht.

Du bist konsequent ehrgeizlos
und versuchst nicht einmal
deinen Bruder Müßiggang nachzuahmen,
der um die Kreativität der Musen buhlt.

Dein Briefkasten quillt über,
auf den Geschäftsbüchern liegt dick der Staub
und in deinem Garten blüht ein buntes Chaos.

Nichts ficht dich an,
dein Kreislauf ist stabil,
du lässt den Herrgott einen guten Mann sein.
Nur ein paar Damen und Herren berichten,
du könntest sie manchmal mit deiner Vitalität
aus dem Zeitplan bringen.

© Ekkehart Mittelberg, Februar 2015

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Kommentare zu diesem Text

Abulie (45)
(13.02.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Abulie, sollten sich unsere Tagesabläufe einmal begegnen, könnte ich mir gut vorstellen, gemeinsam mir dir zu lenzen, gelassen faul.

Liebe Grüße
Ekki

 TassoTuwas (13.02.15)
Hallo Ekki,
ob da wohl ein zeitlicher Zusammenhang besteht?
Es gibt ja auch die Denkfaulheit.
Schmunzelnde Grüße
TT
(Kommentar korrigiert am 13.02.2015)

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 13.02.15:
Tasso, ich schließe den zeitlichen Zusammenhang nicht aus.
Er ist Fügung.
Die Denkfaulheit auch nicht.
Sie ist Zufall. )

Mitschmunzelnde Grüße
Ekki

 Bergmann (13.02.15)
Grandios Gontscharows OBLOMOV und dessen Plädoyer für die 'Muße' ... ! LG, Uli

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 13.02.15:
Das Buch habe ich mit Begeisterung gelesen. Viele Russen kennen das Wort "Oblomowerei" (auch im Duden verzeichnet) für tatenlose Muße.

LG
Ekki

 AZU20 äußerte darauf am 13.02.15:
Daran dachte ich auch. Aber wie finanziert man das hier in unseren Breiten? Ein wenig Essen und Trinken muss doch sein. LG

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 13.02.15:
Armin, die Tatenlosen sündigen nicht. Deshalb gibt es ihnen der Herr im Schlaf.

 TrekanBelluvitsh (13.02.15)
Eines steht fest: Es sind immer die Strebsamen, die die Welt zugrunde richten. In diesem Sinne: Noch einmal umdrehen... *zzzzzz*

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Merci, Trekan, Caesar hätte auch sagen können: "Lasst faule Männer um mich sein.!"

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 13.02.15:
So hätte er wahrscheinlich länger gelebt. Statt ihn umzubringen hätte Brutus sich lieber für ein Nickerchen entschieden.
Nimbus (41)
(13.02.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Merci, Heike, du hast dir viel Gedanken über den sozialen Status eines Faulen gemacht. Das lag nicht in meiner Absicht. Ich wollte nur ein launiges Gedicht über die Faulheit schreiben.

"Ich denke es handelt von einer Person, die es ich auch finanzielle leisten kann, die gesundheitlich agil ist, und auf eine andere Weise das Leben erkannt hat. Doch eine solche Person sehnt sich nach ein wenig mehr, als nur nach Faulheit, denke ich mal, von gewissen Tagen mal abgesehen. JEmand mit viel Vitalität ist nicht wirklich faul, trotz üppigen Körpers."
Da wäre ich mir nicht so sicher. Bergmann hat auf Oblomov verwiesen. Das ist einer, der aus Überzeugung faul ist. Richtig ist aber, dass man den Text nur als Momentaufnahme lesen kann.
"Dein Kreislauf ist stabil." Dabei sollte man sich einfach nur denken, dass der Faule gesund ist.

LG
Ekki

 Dieter Wal (13.02.15)
Einen wunderschönen guten Morgen bzw. Vormittag, geliebter Ekki! Wünsche wohl geruht zu haben!

Der oder die Typisierte wirkt beneidenswert gesund.

Ich würde statt "Ode auf die Faulheit" 'Ode an die Faulheit' schreiben. "Auf" liest sich in meinen Wal-Augen von oben herab.

Da gibt es Möwen, Schiffe, Flugzeuge, Fliegen, Regen, stechende Sonne und das geht alles gar nicht.

"Du räkelst dich im Lotterbette" liest sich bei meinem Lebertran etwas hausbacken. Einmal der Begriff "Lotterbett" an sich, dann das Dativ-E zusätzlich. Lotterbett ist negativ wertend. Das muss nicht sein.

Wie wäre es mit

Morgens räkelst du dich
und streckst gähnend
deinen Körper aus.

"Gemächlich" find ich im Zusammenhang entbehrlich. Aber psssssst, das bleibt bitte unter uns! :)

"Üppig" schließt alle Leser aus, die normalgewichtig sind oder werden möchten. Lass es weg.

Mag den Humor im Gedicht. Und dass es nicht den Faulpelz persifliert, sondern als subtiles Vorbild darstellt.

Herzlichst
Dieter
(Kommentar korrigiert am 13.02.2015)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Grazie, dein Kommentar hat mir Spaß gemacht, Dieter. Zwei Hinweise übernehme ich dankend gern: die feinsinnige Unterscheidung zur Überschrift und die Streichung von "üppig". Es gibt ja auch dünne Faule.
Das andere ist für meinen Geschmack so leicht ironisch, dass mein Faulpelz es grinsend wegsteckt.

 Dieter Wal meinte dazu am 13.02.15:
Noch einen Kürzungsvorschlag, der erheblich zur Verlyrisierung deiner ersten Strophe beitragen soll:

Statt

"Du räkelst dich im Lotterbette
und streckst gähnend
gemächlich deinen Körper aus."

einfach

"Räkelst dich im Lotterbette
und streckst gähnend
deinen Körper."

Ich weiß, jetzt ist es kürzer, aber schau, es soll ja auch Lyrik sein, bei der wird immer mit härtester Hand erbarmungslos alles weggestrichen, was nicht wirklich a b s o l u t unentbehrlich ist. Dass du "Lotterbette" nicht missen möchtest, habe ich scheufzend eingesehen. :)

Ich wäre für die kürzere Version. Zwei Gründe "ausstrecken" muss nicht ausgeschrieben werden, da "strecken" dasselbe beinhaltet. "Gemächlich" (Meide Adverbien und Adjektive wie der Teufel das Weihwasser!) erklärt dem Leser, wie der Autor empfunden hat und wie er als Leser empfinden sollte, ohne ihm den Spielraum zu lassen, wie der Leser von sich aus beim Lesen empfindet. Lass ihn einfach selbst spüren, was du dichtend dir vorstelltest. Er wird dir dankbar folgen.
(Antwort korrigiert am 13.02.2015)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Ich verstehe deine Argumente sehr wohl, Dieter. Aber ich bleibe bei meiner Fassung:
Zur Ode gehört die volle Du-Ansprache.
Mein behäbiges Bild mit "gemächlich" und "aus" finde ich rhythmisch besser.

 Dieter Wal meinte dazu am 13.02.15:
Immer diese halsstarrigen, fürwitzigen Lyriker!!!
CoffeeTin (34)
(13.02.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Merci, Coffee, vielleicht braucht er so einen kleinen Andrenalinstoß. )

 Didi.Costaire (13.02.15)
Gut, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, es aufzuzeichnen!
Phlegmatische Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Ich soll dich von ihr grüßen Didi. Nein, den Stress der Aufzeichnung hätte sie sich wirklich nicht gemacht. "Was ein paar Klugscheißer über mich denken, geht mir doch am A.... vorbei" meinte sie.
Gerhard-W. (78)
(13.02.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Danke dir, Gerhard, so möchte ich es gern verstanden wissen.
Heitere Grüße
Ekki
Gringo (60)
(13.02.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Ach, Gesine, ich bin so froh, dass es noch Menschen gibt, die gewissenhaft allen bedeutenden Fragen so auf den Grund gehen wie Du. Gerade wollte ich buddeln,
um deine tiefschürfenden Fragen beantworten zu können, als mir Miss Faulheit auf die Schulter tippte und mir ins Ohr raunte: "Bleib mir gefälligst treu, Ekki, und lass diese Gringorette laufen. Dat ise ne imitierte Faule, die tut nur so, als ob sie gähnt."
Jetzt stehe ich in einem tragischen Konflikt und bin gelähmt.

Mit herzlichen Grüßen, zu denen gerade meine Kraft noch reicht
Ekki
Gringo (60) meinte dazu am 13.02.15:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Ach, Gesine, meine Oberlippe meint, ich sei ja mal wieder ziemlich dämlich gewesen. Sie jedenfalls rühre dein Unterlippegezitter und wenn sie in der Nähe wäre, wüsste sie es schon zu tranquilizieren. Auch würde mein Blödlächeln deinem Laszivlächeln nie gerecht.
So geht es mir, kaum bin ich aus den Tiefen der Tragik hinaus, stürze ich in das Tal der Zerknirschung.
Betörende, ähh, Grüße eines Toren
Ekki
Gringo (60) meinte dazu am 13.02.15:
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LottaManguetti (59)
(13.02.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Oh Lotta, da du dein Lottabette nicht ausbreiten magst, bin ich auf meine Fantasie verwiesen. Sie schweift aus. Aber psst, ich verrate nur soviel, dass ich auf diesem weichen Pfühle wohl zu ruhen wüsste.
Haach, ich beneide dich um das dolce far niente unterm Birnbaum, auf dessen Blüten ich gern eine Hummel wäre.
So bleibt mir nur ein Lächeln des Verzichts.
Stechlinsche Grüße
Ekki
wa Bash (47)
(13.02.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Merci, wa Bash, gegen diese Verwechslung hätte ich nichts einzuwenden.

 SapphoSonne (13.02.15)
Faulheit hat so einen negativen Touch... soweit ich weiß, ist der Müßiggang der Motor der Kreativität. ;)
LG Sappho

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.15:
Merci, das stimmt, Sappho. Deswegen die 5. Strophe.
Ich wollte mal die Faulheit, frei von jedem Ehrgeiz, darstellen.

liebe Grüße
Ekki

 susidie (14.02.15)
Es ist herrlich, wenn der Kreislauf stabil ist, konsequent ehrgeizlos hat mir ein breites Lächeln geschenkt, sowie die gesamte Ode :)
Vitale Grüße von Su :)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.02.15:
Grazie, Susi, dein Gefallen ist meine Freude.

Ich grüße vitalissime zurück.

Ekki

 tulpenrot (15.02.15)
Wenn DAS deine ehemaligen Schüler wüssten ... heidenei ...
Schmunzelgruß, völlig ehrgeizlos, mit Gänseblümchen in der Hand,
tulpenrot

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.02.15:
Merci, Angelika, ich glaube, die meisten wissen es und sie gönnen mir die Faulheit jetzt.

Liebe Grüße
Ekki
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