Entblößte Beleidigung

Glosse zum Thema Provokation

von  loslosch

Contumeliam si dices, audies (Plautus, ~254 v. Chr. bis ~184 v. Chr.; Pseudolus - aus der Komödie "Lügenmaul"). Indem du eine Beleidigung aussprechen wirst, wirst du (selbst) eine hören. Oder: Wer eine Beleidigung ausspricht, kann sie selbst hören.

Das ist so wahr wie der moderne, oft gehörte Spruch "Wer mit dem Zeigefinger auf andere Leute zeigt, sollte nie vergessen, dass drei Finger seiner Hand auf ihn selbst zeigen". (Gustav Heinemann, 1899 bis 1976.) Wie anders dagegen der sonst eher lyrische Horaz (43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.): Dixerit insanum qui me, totidem audiet. Wer mich einen Narren nennt, wird das Gleiche zu hören bekommen (Sermones). Das alte Aug-um-Auge-Prinzip.

Im hitzigen Wortduell lässt sich auch erproben: "Lausche doch dem Klang deiner Worte!" Unerreicht in seiner Wirkung, wenn auch sinnverändert, ist der Kinderspruch, effektvoll laut gesprochen im Gebirge: "Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?" Eine nach dem Schallgesetz erzeugte Beleidigung.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (04.10.15)
Ja, und was bräuchte der Bürgermeister von Speyer?
Am besten gefällt mir allerdings die Heinemann-Aussage.
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch meinte dazu am 04.10.15:
du bringst mich auf ideen. wie heißt der bürgermeister von wiesloch?
Graeculus (69)
(04.10.15)
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 loslosch antwortete darauf am 04.10.15:
ich habe vor langem eine anekdote auf kv gepostet. ich war zeuge, wie ein etwa 30-jähriger auf schmähungen galant reagierte: Sie, Sie können mich ... gar nicht beleidigen!
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 04.10.15:
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 TrekanBelluvitsh (04.10.15)
Diese Einsicht setzt voraus, dass der Beleidigende in dem Beleidigten eine gleichberechtigte Person sieht. Und das war's dann auch schon...

 loslosch äußerte darauf am 04.10.15:
lies im kommi zu graecu, was ich als zeuge erlebte. der junge mann war einfach genial!
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