Wer vergisst wen, wann und warum?

Bild zum Thema Abschied

von  Fuchsiberlin

Kaspar überlegt, von welchen Menschen er sich auf seinem weiteren Weg verabschiedet. Abschied von jenen Menschen, die in dieser für ihn jetzt sehr schwierigen Lebenssituation entweder keine Zeit haben, oder die eher nur nehmen als zu geben. Und von jenen, die ihn scheinbar „vergessen“, wenn er nicht der lachende Clown ist.  Als „Sunshinefriends“ oder „Seelenvampire“ bezeichnet sie Kaspar.

So wird der Abschied manch einen Namen fressen. Ohne einen Goodbye-Song. Dramatik ist nicht die Sache von Kaspar. Die Kombi „Tee mit Salz“ ergibt nun einmal keine Freundschaft. Manchmal fehlt in einer Freundschaft, dann wenn es am meisten benötigt wird, eine zuckersüße Zutat. Kuchenbacken ist nicht jedermans Sache. Kaspar isst gerade eine Currywurst.

Manch einer packt beim Abschied Gedanken ein, während Gefühle irgendwo im Rucksack verstaut oder am Wegesrand abgelegt werden. Ein Aufbereiten, recyceln eines einstigen „Wir“ ergibt oft keinen Sinn. Aus Alt-mach-neu-Wünsche verhindern auch keinen Abschied. Nicht, wenn es auf einer Einbahnstraße stattfindet. Ein Abschied bedeutet kein Zu-Grabe-tragen, es gehört zum Leben dazu. Auch wenn manchmal etwas verscharrt, vergraben oder weggeworfen wird.

„Existieren auch schöne Abschiede?“, eine Frage die in dem Moment im Kopf von Kaspar herumgeistert. „Vielleicht nur dann, wenn sie ein wirkliches Wiedersehen kennen“, beantwortet sich die Frage Kaspar selbst.

Manch ein Abschied wirkt unvollendet. Bis alles in Vergessenheit gerät. Bis ein Mensch vergessen wurde. „Wer vergisst wen, wann und warum?“, wieder eine Frage im Kopf von Kaspar. Kaspar muss aufpassen, sonst driftet er noch in Selbstmitleid ab. „Es gibt wenigstens einige sehr sehr wenige Menschen, scheinbar nur an einer Hand abzuzählen,die mich nicht vergessen“, denkt sich Kaspar, und er lächelt ein bisschen.

„Schmetterling flieg.“, Kaspar wäre gerne ein Schmetterling. Doch er ist ein Mensch. Mensch bleibt Mensch. Imperfekt. Man lernt als Mensch ein ganzes Leben. Sollte es zumindest versuchen. Sich hierbei auch selbstkritisch im Agieren und Reagieren reflektieren. Doch wie viel Zeit bleibt dazu im Leben? Auch ein Abschiednehmen von Menschen will vielleicht gelernt sein.

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (08.09.16)
Irgendwie traurig. Imperfekt? LG

 Fuchsiberlin meinte dazu am 11.09.16:
Ja ..., und es gibt mehr "Kaspar", als man denkt oder glaubt.
Liebe Grüße
Fuchsi
David_Sternmann (34)
(08.09.16)
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 Fuchsiberlin antwortete darauf am 11.09.16:
Danköschön :) Dein Vorschlag wegen dem letzten Absatz, ja der hat was. Gefällt mir, den werde ich auch gleich umsetzen.

Ein Abschied kann ja auch für beide, zuimindest nach einer gewissen Zeit, befreiend wirken, und auch einen weiteren Reifeprozeß bedeuten. Stimme Dir da zu.

Ja, bestimmte Personen, die tauchen tatsächlich immer irgendwie wieder auf. In welcher Form, welchem Bild auch immer ... Das hast Du wortbildreich gut rübergebracht.

Liebe Grüße
Fuchsi

 JohndeGraph (08.09.16)
Der Text hinterlässt einen starken Eindruck bei mir. Etwas was in mir nachhallt, nachdem ich es gelesen habe. Schöner Sprachstil, den finde ich beeindruckend. Lösungen oder gar Wunder habe ich aber natürlich keine. Können Abschiede schön sein? Das ist eine gute Frage. Meist trifft es einen unvorbereitet. Eigentlich bleibt an der Frage ein Jein bei mir hängen. Es gibt Erinnerungen in mir die dem nicht ganz zustimmen, sich aber weder auf ein Ja, noch auf ein Nein einigen können. Meist erinnert man sich an andere, die zurück geblieben sind, noch Jahre, oder gar Jahrzehnte später. Meist aus heiterem Himmel heraus, auch wenn man vorher glaubte, sich nicht mehr zu erinnern. Die Kunst sich zu erinnern liegt glaube ich nicht im krampfhaften festhalten. Das Erinnern kommt ganz von allein und ich finde es wenn eher im loslassen.

Grüße J.d.G.

 Fuchsiberlin schrieb daraufhin am 11.09.16:
Dankeschön :) Auf manches im Leben kann ein Mensch auch keine Lösungen oder gar Wunder finden. Abschiede können sich schleichend bemerkbar machen, oder aber auch einem wie urplötzlich geschehen vorkommen. Letztendlich trifft es eine, wie Du es ja auch schreibst, in der Regel unvorbereitet. Ja, Dein Jein klingt nachvollziebar. Es komtm imemr darauf an, von wem, von was man Abschied nahm, oder ob man der Leidtragende eines Abschieds ist. Und auch wie lange einen ein Mensch begleitete, wie nahe er einem stand. Was der Grund des Abschieds ist usw. Ja, die Erinnerungen kommen oft aus heiterem Himmel heraus. Kramphaft sollte man nie an etwas festhalten, was doch der Vergangenheit angehört, auch wenn dies emotional nicht immer leicht umsetzbar ist. Loslassen ist das Zauberwort, welches YDu ja auch erwähnst.

Liebe Grüße
Fuchsi

 EkkehartMittelberg (01.05.17)
Es stimmt. Das Abschied nehmen will gelernt sein.
LG
Ekki

 Fuchsiberlin äußerte darauf am 01.05.17:
Ja, Ekki, es ist auch ein Lernprozess. Dies wird einem nicht in die Wiege gelegt. Und es gibt unterschiedliche Formen, was das Abschied nehmen anbelangt. U. a. die gewollten und ungewollten Abschiede, die plötzlichen und länger andauernden Abschiede.

Dankeschön.

Liebe Grüße
Fuchsi
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