Die Kunst zufrieden zu leben

Fabel zum Thema Zufriedenheit

von  EkkehartMittelberg

Die Kunst zufrieden zu leben
Die Rose als Königin des Gartens blühte im Sommer in voller Pracht, aber sie wusste, dass es ihr im Herbst beschieden war zu verblühen. Deshalb beklagte sie sich bei dem biegsamen Schilfrohr, das in ihrer Nähe wuchs und ein stattliches Alter erreicht hatte. „Ich muss bald sterben“, sagte die Rose,  doch du bleibst gesund und wirst immer älter. Das ist ungerecht.“ „Das Schicksal ist gerechter als du denkst“, entgegnete das Rohr. „Du hast zwar ein kurzes Leben, aber dafür bist du die Schönste und unsere Königin. Ich lebe zwar lange, aber bin unscheinbar und muss mich vor jedem Wind beugen.“ Das hörte eine Eiche, in deren Schatten die beiden wuchsen. „Ich werde sogar noch älter als das Schilfrohr, liebe Rose, rauschte sie, aber ich muss es dulden, dass sich die Schweine an mir reiben. Vielleicht möchte am Ende keiner von uns mit dem anderen tauschen, denn alles hat seinen Preis.“ Da lächelte die Rose den beiden anderen zu und freute sich ihrer Schönheit.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (23.03.18)
So viel zu Erwartungshaltungen über das eigene Sein hinaus.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.03.18:
Ja,unter den Figuren der Fabel befindet sich kein Philosoph oder Theologe mit Heilsversprechen für alle.

 ManMan (23.03.18)
Soll ich zufrieden sein, weil ich mein Schicksal für gerecht halte? Eher halte ich das Schicksal für ungerecht - und bin zufrieden!

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 23.03.18:
Merci, ManMan. Psychologisch stelle ich mir das nicht leicht vor, das Schicksal für ungerecht zu halten und zufrieden zu sein, es sei denn, man gefällt sich in seiner Protesthaltung. Aber ob das für Zufriedenheit reicht?
Gerhard-W. (78)
(23.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 23.03.18:
Danke, lieber Gerhard, die moderne Fabel hat ja keine Lehre mehr, die im Brustton der Überzeugung vorgetragen wird. Aber die Eiche würde dir sicher zustimmen, dass es auf die Einstellung ankommt.
LG
Ekki
Googlehupf (55)
(23.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 23.03.18:
Merci, eine interessante Deutung. du setzt vermutlich Zufriedenheit mit Sattheit gleich. Der Satte macht keine Erfindungen und somit kein Fortschritt.
Ich halte diese Interpretation für sinnvoll. Sie ist freilich nicht die einzig mögliche.
LottaManguetti (59)
(23.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 23.03.18:
Grazie Lotta, bei dir klingt Zufriedenheit nicht satt und selbstgefällig. Das ist das Fatale an dem Begriff, dass er einen spießbürgerlichen touch hat. Ich verstehe ihn eher so, wie du ihn beschreibst, dass man seine Grenzen kennt und mit sich selbst in Frieden lebt. Das muss ja nicht bedeuten, dass man sich keineZiele mehr setzt, die man nach besten Kräften anstrebt.
Liebe Grüße
Ekki
Nimbus (42)
(23.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.03.18:
Gracias, Heike, da, wo sich Zufriedenheit an Perfektion anlehnt, sollte man sich intensiv befragen, denn der zufrieden Perfekte ist als aktiver Mensch gestorben. Aber du weißt das und hast es taktvoll angedeutet.
LG
Ekki

 AZU20 (23.03.18)
Aufs eigenbe Leben übertragen nicht ganz einfach. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.03.18:
Danke, lieber Armin, es ist vor allem für den nicht einfach, der seine Ziele zu hoch steckt. Aber beim Abgleich von Lebensläufen wird schnell deutlich, wie relativ alles ist.
Freilich nimmt die Fabel Schicksalsschläge aus, die so tragisch sind, dass sie über jegliches Begreifen gehen.
LG
Ekki
Hilde (62)
(23.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.03.18:
Hallo Hilde, Selbst-Bewusstwerdung und Eigenakzeptanz sind genau die richtigen Stichworte für das Verständnis der Fabel.
Merci und Liebe Grüße
Ekki
Echo (34)
(23.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.03.18:
Liebe Marlies,
man muss meine Fabel richtig lesen. Ich habe nicht vom Alter des Rosenstrauchs geschrieben, sondern von dem einer Rosenblüte , die einen Sommer und Herbst nicht übedrlebt. Es bleibt dabei, dass die Rose lächelt und sich ihrer Schönheit freut.

 GastIltis (23.03.18)
Ekki, denk mal an den „tausendjährigen“ Rosenstock am Mariendom von Hildesheim, der selbst den Feuersturm überstanden hat. Übrigens galt unsere erste Reise nach der Wende (außer einer Geburtstagsfeier im Schwarzwald) der Stadt Hildesheim. Aus der Literatur kannte ich das Knochenhaueramtshaus, das ich sehen wollte, nichtsahnend, dass man den Markt vorübergehend moderner aufgebaut und zum Glück (!) wieder abgerissen hatte, um ihm sein altes Gesicht wieder zu geben. Von dem Rosenstock wusste ich zu der Zeit noch nichts. Deine Zeilen sind mir Erinnerung und Mahnung, zugleich Hinweis und Erkenntnis. Angenehm zu lesen sind sie ohnehin. LG von Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.03.18:
Heiliges Kanonenrohr, Gil, für das Alter des Rosenstocks am Mariendom hat aber göttliches Fruchtwasser mitgewirkt. Dennoch bluht jede einzelne Rose immer nur eine Saison.
Mich freut es aber sehr, dass du meine Fabel sub specie aeternitatis gelesen und ihren Sinn (von einer Lehre würde ich in diesem Falle nicht sprechen) verstanden hast. Grazie und LG
Ekki
Sätzer (77)
(23.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.03.18:
Ja,Uwe, "wer immer strebend sich bemüht, den werden wir erlösen", aber nur jenen, der die eigenen Fähigkeiten richtig erkennt,
Danke und LG
Ekki

 Didi.Costaire (23.03.18)
Sehr schön. Nach dem Lesen deiner Geschichte fühle ich mich zufrieden.
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.03.18:
Merci, Didi, und ich nach der Lektüre deines Kommentars.
Liebe Grüße
Ekki
Stelzie (55)
(23.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.03.18:
Grazie, Kerstin, du hast es getroffen. Wer ein anderer sein will als er ist, macht sich unglücklich. Man kann nur zufrieden werden, indem man sich entsprechend seiner Veranlagung entwickelt.
Liebe Grüße
Ekki
Sabira (58)
(26.03.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.03.18:
Liebe Sabira,
dieser Kommentar ist ganz und gar in meinem Sinne und hat mich sehr gefreut.
Herzliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas (26.03.18)
Zufriedenheit ist m. E. das Kunststück zwischen gegebenen Umständen und den eigenen Möglichkeiten einen Platz zu finden.
Manchmal braucht es die Unzufriedenheit um Neuland zu betreten.
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 26.03.18:
Ja, lieber Tasso, Zufriedenheit, die die Unzufriedenheit nicht kennt, liegt in der Nähe satter Einfalt. Musste man aber die Zufriedenheit erstreiten, kann sie zur Basis von Glück werden. Grazie.
Herzliche Grüße
Ekki

 monalisa (27.03.18)
Lieber Ekki,
"Jeder hat sein Pinkerl zu tragen", heißt es bei uns. Selbst wenn es von außen so aussehen mag, für niemanden läuft es nur glatt. Es ist, glaube ich, verkehrt, da Vergleiche anstellen zu wollen, das Eine gegen das Andere aufzuwiegen. Wichtig erscheint mir, aus dem Vorgegebenen, das jeweils Beste herauszuholen, sich selbst das Beste nicht vorzuenthalten, indem man seine Energien in Neid und Eifersucht bindet.

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 27.03.18:
"... sich selbst das Beste nicht vorzuenthalten, indem man seine Energien in Neid und Eifersucht bindet." Diese schöne Formulierung trifft genau den Kern meiner Fabel, Grazie, Mona
Liebe Grüße
Ekki

 harzgebirgler (28.03.18)
zwar war zufriedenheit mir stets suspekt
obwohl in ihr auch positives steckt
wenn man bedenkt wie gier längst um sich greift
und sich auf immer mehr und mehr versteift.

herzliche abendgrüße
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.03.18:
Merci, Henning, du hast den relativen Wert der Zufriedenheit gut getroffen.
Herzliche Grüße
Ekki

 harzgebirgler (20.06.21)
es entspringt nicht selten dem vergleich
zufriedenheit sogar im pflanzenreich.

herzliche sonntagsgrüße
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.06.21:
Vielen Dank, Henning,
wenn Zufriedenheit nicht geistiger Trägheit entspringt, ist sie eine sehr sympathische Tugend.

Herzliche Grüße zurück
Ekki
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram