Vom großen Glück der Familie Haber

Märchen zum Thema Umwelt/Ökologie

von  eiskimo

Es war einmal eine Familie, die Habers, die lebte nicht weit von hier in einem schönen  großen Haus. Die Habers waren fleißig und strebsam, ihre vielen Kinder gediehen prächtig , und alle packten an – fürwahr ein gesegnetes Haus.
Nun stand den Habers aber der Sinn nach Mehr – ihre Kinder sollten es einmal besser haben, noch besser, so Vater Haber. Und dafür hatte er so seine Ideen. Im Garten fand er noch ungenutzten Platz – dort baute er ein Schwimmbad. Vor dem Haus installierte er ein wunderschönes Karussel, und im Haus – der Fortschritt durfte nicht aufgehalten werden – da  wurde die alte Treppe ersetzt durch einen Fahrstuhl. Klar, dass auch Heizung und Klimaanlage nachgerüstet wurden – es durfte ja an nichts fehlen… Alle Kinder bekamen ein Moped, die beiden Ältesten quetschten ihre Autos vor die Hauseinfahrt – sie hatten sie zum Abitur geschenkt bekommen. Ja, die Habers hatten alles, sie waren geradezu Vielhabers, und es wurde schon fast ein bisschen eng bei ihnen. 
Mutter Haber, die in der Familie ein Auge auf die Finanzen hatte, sah schon früh, dass da etwas in Schieflage geriet. Heizung, Strom, Benzin – die Kosten stiegen rasant. Auch das Schwimmbad verschlang einen Großteil ihrer Wasser-Ressourcen. Schon blieben Teile ihres Gartens grau und dürr. Erst sagte sie es vorsichtig ihrem Mann, doch der fand ihre Sorge absolut übertrieben. Außerdem hatte er gerade  noch die zukunftsweisende Idee , alle Habers  digital zu vernetzen, und zwar  mit  Stand-By-Empfängern, die natürlich auch ein bisschen Strom fressen würden – nein, da war die Warnung der Mutter gerade völlig fehl am Platz.
Frau Haber schwieg also, ihre Sorgen aber blieben. Als  der Garten im nächsten Jahr noch mehr verdorrte und ihre Energiekosten weiter in die Höhe schnellten, musste sie es  aber einfach erneut versuchen. Diesmal schrieb sie Zettel , die sie überall im Haus verteilte, Zettel mit Aufrufen wie  „Halt Maß beim Duschen – 10 Minuten reichen!“ oder „Stellt die Heizung runter, wenn ihr ausgeht!“
Vater Haber lachte nur über ihre drolligen Appelle, und die Kinder? Die hatten ihre Augen ganz woanders – sie waren von Papas Stand-By-Empfängen so gebannt, dass sie quasi blind durchs Haus liefen.
Was sollte Frau Haber  da noch tun. Sie war verzweifelt.  Sie war frustriert. Kurzerhand beschloss sie,  weg zu fahren, dieses Haus zu verlassen. Doch als sie die Garage öffnete, um ihren Range Rover zu beladen, da …..
Ja, was war da?  Der Stromausfall kam unangemeldet – Leitung überlastet, Black out. Jedenfalls war „no more capacity“ in dem Schreibutensil, das hier gerne den Rest der Geschichte erzählt hätte.
Eigentlich schade, jetzt wissen wir nicht, ob diese Habers noch einmal die Kurve gekriegt haben.
Achso - und wenn sie nicht gestorben sind, dann schöpfen sie weiter aus dem Vollen. Wir sind schließlich nicht bei armen Leuten.


Anmerkung von eiskimo:

voller Moralin, ich weiß!

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (23.11.18)
Eher vermutlich nicht. LG

 idioma (23.11.18)
Lieber eiskimo
dieses Moralin ist leider bitter nötig
und ist hier wirklich grandios verpackt !!!
Chapeau bas !!!
idi
PS : man könnt es auch unter "Parabel" einordnen
oder ?

 eiskimo meinte dazu am 24.11.18:
Merci pour le chapeau! Et pourquoi pas ...une parabole. C´est le résultat qui compte.
cordialement
eiskimo

 autoralexanderschwarz (23.11.18)
Es liest sich gut und erinnert (mich) in Stoßrichtung und Erzählweise ein wenig an Brecht. Ich würde aber den Titel ändern, da man (zumindest ging es mir so) irgendwie die ganze Zeit auf die Vielhabers wartet, die dann aber nur in einem Nebensatz erwähnt werden.

 eiskimo antwortete darauf am 23.11.18:
Wauww - mit Brecht würde ich mich nicht messen. Trotzdem Danke für das Lob. Dass die Überschrift irgendwie klemmt, das sehe ich auch - bin noch auf der Suche nach etwas Besserem
lG
eiskimo

 princess (24.11.18)
Interessant fände ich nach dieser Lektüre das Märchen vom großen Glück der Familie Eiskimo. Sofern es denn dazu überhaupt ein Märchen gibt.

Viele Grüße
p.

 eiskimo schrieb daraufhin am 24.11.18:
Wir versuchen, nicht HABER , sondern SEINER zu sein - wie gessagt: versuchen...

 princess äußerte darauf am 24.11.18:
Sympathisch. Ich fühle mich SEINER durchaus näher als HABER. Nur dürfen die SEINER mitunter aufpassen, dass sie nicht zu RechtHABER mutieren. Meiner Beobachtung nach. Und nur dieser.

 eiskimo ergänzte dazu am 24.11.18:
Ich verstehe den Wink - wähne mich auch nicht als HABER der allein seligmachenden Weisheit. Da bin ich eher SUCHER
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