Altherren-Tennis II

Beschreibung zum Thema Spiel(e)

von  eiskimo

Max war der, der lange in Afrika gearbeitet hatte. Als Experte. Natürlich erzählte er seinen Tennis-Cracks oft und gerne davon. Wie er zum Beispiel einmal gegen den englischen Botschafter gespielt hat, beim internationalen Diplomaten-Turnier, unter Palmen....
Dass er nun zweimal in der Woche auf einem freudlosen Betonplatz in der französischen Provinz antreten würde, bei den Altherren, das hätte er sich damals in Burundi sicher nicht träumen lassen, er, der ausgebuffte Charmeur und French Lover.
Was hatte man ihm dort noch für Privilegien offeriert: Als Fachmann für Brunnenbau und Wasserversorgung genoss er nicht nur seinen Vorsprung an Wissen und Know-How. Er war einfach der Weiße. Selbstverständlich hatte er eigenes Hauspersonal in seiner rundum bewachten Villa, er hatte einen allradgetriebenen Dienstwagen, er hatte die Five-O´clock-Teas.
Zurück in Frankreich musste er wieder eintauchen, tief in die Normalität. Nach über zwanzig Jahren Afrika. Das war ein harter Absturz. Vorbei das Partyleben. Max heiratete eine Französin. Er brauchte Hilfe, um sich um den todkranken Vater zu kümmern, der in diesem gottverlassenen Bonnard dahin siechte.  Die nett gelegene Fermette, die würde er einmal erben. Vom Urgroßvater gebaut, müsste er sie wohl behalten. Und pflegen. Dabei war er gar nicht fürs Landleben, gar nicht für die Provinz gebaut. Was sollte er da? Wenn er nicht den Vater betreute, dann saß er vor dem Fernseher. Oder er spielte tatsächlich Tennis, Tennis mit drei anderen alten Männern, die auch nur verzweifelt eine Abwechslung suchten. Immerhin war deren Horizont ein bisschen weiter als nur der Klatsch bei der Dorf-Friseurin und den Neuigkeiten aus dem „Chez Sandrine“.  Dieses Quartett um Wolfgang, Francis und Gerd konnte zumindest ein bisschen nachempfinden, was er da aufgegeben hatte: Afrika, seine Wohltäter-Rolle, diesen Status als „Massa“....
Beim Tennis sollte all das ein bisschen nachklingen, schon weil er gerne und viel davon zu erzählen wusste. Und die beiden deutschen Mitspieler, die konnte er jedes mal noch verblüffen mit unerhörten Geschichten aus dem Busch. Gerd und Wolfgang haben halt keine afrikanische Vergangenheit so wie Francis und er als hart geprüfte Franzosen. Sie spielen halt nur Tennis und sind keine Global Player.
Wie sehr er noch Global Player ist, das hat Max immer wieder anklingen lassen: Dass er zurück will  nach Afrika, zurück in dieses besondere Leben da. Seine Frau würde notgedrungen mitgehen.  Sie müssten nur noch die Sache mit seinem Vater und der Fermette durchstehen.


Anmerkung von eiskimo:

Fortsetzung vom 16.7.

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(17.07.20)
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 eiskimo meinte dazu am 17.07.20:
Die Geselligkeit "trägt", und sich einsam in der Muckibude quälen, das ist nicht jeder Manns Ding....
LG
Eiskimo
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