vermummt

Kurzgedicht zum Thema Krisen

von  monalisa

trödeln städte
veröden die dörfer
wie ihre bewohner
verschlafen sich gassen
im schatten der krise

bemüht lächeln augen
während sich hinter masken
ungeschminkt münder verziehen

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (19.11.20)
hallo Mona, wenn diese Krise zur Verlangsamung des hektischen Lebens beitragen würde, wäre das nicht schlecht, aber ich fürchte wie dein LyrIch, dass sie eher zur Vertrödelung der Städte und zur Verödung der Dörfer führen wird.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa meinte dazu am 21.11.20:
Lieber Ekki,
ja gerade die Ambivalenz zwischen Verlangsamung/Entschleunigung und Verödung sollte im ersten Teil zum Ausdruck kommen; der zweite thematisiert die Einschränkung, Maskierung und Verzerrung sozialer Kontakte, direkter Kommunikation und das Fehlen des Gemeinschaftserlebens:

Vielen Dank für deinen Kommi,
liebe Grüße
mona

Antwort geändert am 21.11.2020 um 09:22 Uhr

 AvaLiam (19.11.20)
Liebe Mona...

... vieldiskutiert ist in meinem Freundes- und Bekanntenkreis die Beobachtung, wie sich die Menschen nach und nach hängen lassen.
Die Schuhe werden seltener angezogen, das Auto muss wird nicht mehr so of geputzt und wieso sollte man täglich den seinerzeit gewohnten Haushalt machen? Es kommt doch sowieso kaum einer zu Besuch.
Selten wird Schminke aufgelegt (was ich persönlich ja sehr begrüße :D ) und statt eine neue Winterjacke werden Jogger und legere T-Shirts gekauft, da man die ja jetzt häufiger trägt.
Der Flyer vom Imbiss hängt am Kühlschrank - schließlich muss man die Gastronomen unterstützen und man hat ja auch nichts mehr zu Hause, da man ja nicht mehr groß einkaufen geht - nur das Nötigste, Zigaretten und Bier, Schokolade und natürlich auch Toilettenpapier.

Jedenfalls geht es mir so und ich muss beim Lesen deiner Zeilen genau an diese Beobachtungen denken.
Die Menschen werden träge, finden sich mit immer mehr ab. Das Denken schlummert und man kann ja sowieso nichts ändern und irgendwann, ja irgendwann ist auch alles vorbei. Dann kann man wieder Hausputz machen und sich ordentlich anziehen.

Eine ganz große Massendepression umringt mich - Nachbarn, Freunde, Bekannte, Familie...
Die Selbstmordrate war Weihnachten schon immer erhöht. Mir graut es vor den Zahlen diesen Jahres.

Wobei - ich bin ja ein optimistischer Mensch dem Grunde nach - es auch eine Chance ist für die ein oder andere Familie, Freundschaft oder auch Beziehung, sich wieder anzunähern und zusammenzufinden, da man ja gar nicht mehr groß flüchten kann.

So realistisch deine Zeilen klingen - so sehr hoffe ich, dass wir dem Veröden noch ein wenig entgegenzusetzen haben.

LG - Ava

 niemand antwortete darauf am 19.11.20:
Ist das nicht eher so, dass der Mensch hierzulande es verlernt hat sich auf sich selber zu besinnen und auf das wirklich Nötige und Wichtige zu beschränken? Es mussten immer Feten sein, Grillabende, Partys mit viel Lärm verbunden und noch mehr Sauferei, es mussten tolle Urlaube sein und, und, und, und ...
Das damit verbundene ständige Flüchten vor sich selber, vor seinen Gedanken, den tieferen [einige sollen ja noch welche haben können, kaum zu glauben] rächt sich jetzt. Auf einmal kann man nicht mehr vor sich selber verduften und fällt in ein ziemliches Loch und schreit nach den anderen, damit die Rettung naht. Ja, die Party und Chillgesellschaft befindet sich in einer Krise. Keine Betäubung in Sicht. Also das große Weinen
und SOS-Rufen. LG niemand

 monalisa schrieb daraufhin am 21.11.20:
Liebe Ava, liebe Irene,
ich lese eure Kommentare recht gegensätzlich und denke, dass je nach Perspektive, unterschiedlich gewichtet, an allem, was ihr sagt, was dran ist. Die Gefahr der Vereinsamung und des Verfallens in Lethargie ist vor allem bei alleinlebenden nicht von der Hand zu weisen. Junge Familien haben einerseits wirtschaftlich ihre Nöte bei Jobverlust, Kurzarbeit ..., andererseits mit Kinderbetreuung und Homeoffice Stress pur. In Österreich haben wir ja nun wieder einen Total-Lockdown mit Geschäfts-, Schul-, Kita- und Ausgangssperre. Das kann leicht zu Burnout- Symptomen führen, vor allem, weil man nicht weiß, wie lange diese Situation in mehr oder weniger verschärfter Weise andauern wird.
Andererseits genieße aber ich persönlich schon auch die Beschaulichkeit und Verlangsamung dieser Tage, weniger Verkehr, weniger Einkaufshektik, mehr Zeit für sich zu haben. Und ja, ich sehe darin durchaus auch die Chance, sich wieder verstärkt selbst die/der Nächste zu sein! Sorge machen mir persönlich in diesen Tagen meine Eltern und verwitwete Freundinnen, die allein leben und nur noch eine enge Bezugsperson (aus einem anderen Haushalt sehen dürfen). Letztenendes sind wir Menschen soziale und auch "kulturelle" Wesen, da fehlt dann doch ganz Wesentliches, dem einen mehr, der anderen weniger.

Vielen Dank für euer intensives Auseinandersetzen mit dem Text und der zugrundeliegenden Thematik.

Liebe Grüße
mona

Antwort geändert am 21.11.2020 um 10:03 Uhr

 franky (19.11.20)
Hi liebe Mona

Hinter der Maske den Mund verziehen und vielleicht die Zunge ein wenig herausstrecken;-)
Ja es gibt schon falsche Kröten, aber was soll’s, wenn’s ihnen gut tut.

Gerne gelesen und mit dem Auge gezwinkert.

Herzliche Grüße schicke ich vom westlichsten Zipfl von Österreich zu dir

Von Franky

 monalisa äußerte darauf am 21.11.20:
Lieber Franky,
ja manchmal ists schon ganz praktisch, wenn man unter der Maske nicht alles runterschlucken muss, sondern auch mal die Zunge zeigen darf 😊.

Vielen Dank und liebe Grüße
mona

 AchterZwerg (20.11.20)
Liebe Mona,

ist man von "allem" abgeschnitten - in der FAZ stand unlängst ein interessanter Artikel: "Der Kapitalismus benötigt keine Kultur" - kann sich eine Gesichtsmaske in der Tat recht segensreich auswirken. Der Frust und die Enttäuschung über ein gleichsam verlorenes Jahr bleiben weitgehend unbemerkt.

Der Event des Tages: Besuch beim Aldi Süd.

Herzliche Grüße
der8.

 monalisa ergänzte dazu am 21.11.20:
Hallo, lieber 8.,
vor allem, weil kein Ende in Sicht ist, ist die Aussicht auf Aldi Süd (bei uns in Ösi: Hofer) wenig verlockend und sehr ermüdend. Ja 2020 ist ein Jahr, dessen Ende viele herbeisehnen, in der Hoffnung 2021 könne nur besser werden.
Wolln wirs hoffen 😊!

Danke und liebe Grüße
mona
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram