Sie grassiert. Sie grassiert vor allem jetzt im Sommer, die WoMophobie. Dumpfe Antipathie , weil Wohnmobile etwas langsam sind. Scheele Blicke, weil sie schon mal mächtig im Weg stehen. Manchmal wird sogar die Polizei gerufen, denn da übernachten Leute, die man nicht kennt... Ja, sie haben es schwer, die Opfer von so viel Missgunst und falschem Ordnungssinn.
Dabei ist die so rasant steigende Zahl von WoMos nur Zeugnis einer neuen Mobilität. Hier zeigt sich nach fast zwei Jahren Corona-Frust wieder unbändige Lust auf Reisen, auf Freiheit und das „auf eigene Faust“ die Welt Erobern. Was ist daran schlimm?
Dass WoMos Spritfresser sind? Pahh! Wenn zwei Personen in ihrem Vier-Tonner nach Spanien tuckern, dann ist ihre CO2-Bilanz kaum negativer als eine Business-Class-Reise nach Singapur-und Neuseeland, Concierge-Service eingerechnet.
Dass historische Stätten oder Badeseen, umlagert von WoMO-Wagenburgen, unschön aussehen? Pahh! An die in der Sonne blinkenden Blechlawinen der Reisebusse oder Privat-Pkw haben wir uns doch auch gewöhnt.
Dass WoMO-Reisende meist Selbstversorger sind und vor Ort kaum Geld lassen?
Pahh! Sie haben an anderer Stelle viel ausgegeben, Beim WoMo-Verkäufer. An Tank- und Mautstellen. Und manchmal stehen sie ja auch auf regulären Plätzen und zahlen richtig Camping.-Gebühren. Denn nicht überall ist für so ein schweres Gefährt die Zufahrt zum Strand oder den Top-Aussichtspunkt frei.
Noch fehlen vielerorts die Sanitäreinrichtungen, Stromanschlüsse und Müllcontainer. Höchste Zeit, dass die Welt sich besser einstellt auf WoMO-Tourismus und diese kommode Art des Vagabundierens auf Rädern. Nur Strände und Seeufer müssten WoMo-freundlich werden. Konsequent! Denn die Zeit des billigen Massentourismus in Massenquartieren und Massentransportmitteln ist vorbei – es kommt der kräftig motorisierte Individual-Tourismus. Premium-Urlaub à la carte, spontan, der eigenen Sehnsucht auf der Spur. Fahrendes Volk 2.0. Hier können tatsächlich auch Rentner noch einmal Gas geben. Denn selbst ohne Fremdsprachenkenntnisse kommen sie ganz dicht ran an viele bislang noch unerschlossene Traum- Kulissen – und müssen auf nichts verzichten, denn den gewohnten Komfort und das eigenen Zuhause haben sie ja stets unter ihrem Hintern dabei.
Gerade nach Corona ist jetzt der kontaktlose Urlaub per WoMo ein absoluter Trumpf. Privat-Hygiene, Rundum-Sicherheit, Intimität. Und mit der aufklappbaren Satelliten-Schüssel ist jederzeit für Unterhaltung gesorgt.
WoMophobie? Ha, das ist der Neid der Besitzlosen... Sollen die doch weiter ihre Not haben mit Herbergssuche, unpünktlichen Eisenbahnen oder schlecht ausgeschilderten Wanderwegen.
Die anderen, die Camper-Gesegneten, die sind dann schon längst weg und sehen vor ihrer getönten Frontscheibe die ganze weite Instagram-Welt sich öffnen..
Jedenfalls werden viele Tausende neuer WoMo-Urlauber gerade jetzt wieder diese Faszination erleben: Exklusiver, schicker und moderner kann Verreisen gar nicht sein. Motto: Fahren, egal, was es ökologisch kostet, egal wohin, egal wie weit, egal warum - und schon da sein, yes, let´s have the paradise to go!
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Kommentare zu diesem Text
Agnete (66)
(23.08.21)
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D´accord! Und das in Spanien, bei bis zu 40°....
Aber zu eng finde ich es auch in den Straßen, wo die Dinger den Rest des Jahres bei uns abgestellt werden.
Aber wenn es der Autoindustrie hilft.....
LG
Eiskimo