Frankreich und die Chance auf einen Neubeginn

Großes kündigt sich an, vielleicht sogar Sakrales. Auf großen Reklametafeln zeigt man attraktive Lichtgestalten mit dem Ei. Die Chocolatiers haben es im Programm, das Ei;  in den Patisserien liegen sie im Schaufenster aus, so groß – sie könnten ein Tabernakel füllen. Auch die Medien lassen keine Gelegenheit aus, das große Halleluja mit dem Ei anzukündigen. Sogar Apple mit seinem Iphone huldigt der großen Sache.

Frankreich hat Schlimmes hinter sich: Zwietracht, offene Rebellion, Autoritätsverlust…. Die Heilserwartung ist also riesengroß. Nein, es geht nicht um das abendländische Ostern. Es geht nicht um die Auferstehung des Herren. Auch nicht um die eines Emanuel Macron, der es politisch doch so nötig hätte. Wir sind im Monat September – was kann die Grande Nation da so Elektrisierendes erwarten zur Wiederherstellung seines Selbstwertgefühls? Was könnte sie einen, und zwar gleich im Fünfzehner-Pack, fünfzehn Helden unterschiedlichster Herkunft, fünfzehn muskulöse Männerkörper in das selbe Trikolore-Trikot gehüllt, alle bereit, das Letzte zu geben, um das Ei, nein, das ganze Land endlich in den Siebenten Himmel zu tragen – in den Himmel eines puren und edlen Sports, sauberer als Olympia, viel athletischer als Fußball … zum Rugby-Worldcup in Frankreich!

Der Count-Down für das eiförmige Spielgerät läuft, er wird in den heiligen Stätten schon voller Verheißung eingeblendet. Mit dem  8. September beginnt der Reigen um „la gloire“:  In Toulouse, Bordeaux, Marseille, Lille…und natürlich im Stade de France von Paris. Denn Frankreich ist Veranstalter, hat die legendären Teams aus Südafrika -die Springboks, großerFavorit! -,  die aus Neuseeland, dem United Kingdom oder Südamerika zu Gast. Samoa ist vertreten, Japan, Namibia, die Fidji-Inseln, sogar Tonga. Sie alle werden es tragen und überhöhen,  dieses Fest der nationalen Erneuerung! Für „la grande nation“  d i e  Gelegenheit, sich über diesen so lauteren Sport wieder auszusöhnen, Vergebung zu bekommen. Et vive la République!

Nachsatz: Deutschland gehört nicht zu den zu diesem Weihefest Geladenen. Warum? Vielleicht, weil  deutsche Sport-Teams zuletzt gerne bereits in den Vorrunden … keine Eier mehr hatten.