In der Hölle

Märchen zum Thema Terror

von  Graeculus

Die Hölle ist sehr subjektiv. Jeder hat seine Hölle. Aber vergessen wir nicht, daß die Hölle auch Steigerungen kennt. Wenn wir Dante und seiner „Göttlichen Komödie“ trauen, dann sind es neun Kreise, einer schlimmer als der andere.

Dies sind die Kreise meiner Hölle:

 

1. Ein zweisemestriges Seminar über neuere Untersuchungen zur Theorie n-dimensionaler Vektoren mit einem schlechtgelaunten Seminarleiter und lauter männlichen Kommilitonen, das ist doch mal ein Einstieg in die Hölle.

2. Eine ewige, ununterbrochene Predigt über rhythmischen Astro-Buddhismus. Das wird vielen anderen als ein ziemlich tiefer Kreis der Hölle, als Strafe für die Verworfensten, erscheinen; mir aber gilt es als eine relativ milde Form, denn bei Predigten kann ich gut einschlafen.


3. Zu dritt auf einer einsamen Insel mit Scarlett Johansson und Colin Jost. Für wen wird sie sich entscheiden?
 
4. Zu Fuß den Eiffel-Turm hinauf. Ich muß, denn hinter mir steht ein äußerst unfreundlicher, muskulöser Typ mit einer Peitsche, der aus irgendeinem mir unbekannten Grund will, daß ich dort hochklettere. Schüchtern geäußerte Hinweise auf meine Höhenpanik läßt er nicht gelten. Oben angekommen ... nun, ein Hinweis auf Sisyphos genügt wohl.


5. Ein Freejazz-Konzert. Ein sehr langes Freejazz-Konzert. Und damit nicht hin und wieder doch so etwas aufblitzt wie Musikalität, sind die Musiker lauter Anfänger. Es sind lauter laute Anfänger. Vermutlich handelt es sich überhaupt nur um die Probe für ein Freejazz-Konzert – wer könnte das schon unterscheiden? Ich nicht.


6. Ein fester Job, endlich, nach Jahren des Suchens und Darbens. In einem Callcenter für Unitymedia, mit Essens- und Liebesentzug, wenn man nicht 100 Abschlüsse pro Tag schafft.


7. Ein schäbiges Hotelzimmer, ganz wie in Sartres „Bei geschlossenen Türen“. Kein Ausgang offen, kein Ausweg möglich. Mit mir eingeschlossen sind zwei kräftige und obendrein nicht auf den Mund gefallene Männer, die unglücklicherweise in ihrer Schulzeit mit sadistischen Lehrern zu tun hatten und deshalb in ihrer Schulkarriere elendiglich gescheitert sind. Sie hassen Lehrer.


8. Ideen, lauter Ideen im Kopf. Jede Menge Ideen sprudeln nur so aus mir heraus. Papier und Stift? Nicht vorhanden. Nichtmal ein Bierdeckel und ein Bleistiftstummel. Nichts weiter als ein Computer, dessen Programm ich nicht kenne und der immer wieder abstürzt, bevor ich begriffen habe, wie man etwas abspeichert.

9. Morgens aufwachen und feststellen, daß keinVerlag nicht mehr existiert.



Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Verlo.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 Terminator (13.12.21, 17:06)
Der 7. Kreis peinigte mich besonders stark mit 17. Gedanken kamen mir bei Spaziergängen und Fahrradfahrten, und es gab keine Möglichkeit, sie festzuhalten (Notizbuch und Stift hatte ich nur dann dabei, wenn keine neuen Ideen kamen). November 2000, da fürchete ich, neue Erkenntnisse und Einsichten zu vergessen, geradezu krankhaft.

Sind es nur 7 Kreise? Gibt es keinen 8. und 9.?

 Graeculus meinte dazu am 13.12.21 um 17:12:
Sch ..., Du hast recht, es sind neun. Da muß ich mir flott noch was einfallen lassen. Danke vielmals für die Korrektur.

 Graeculus antwortete darauf am 13.12.21 um 17:17:
Ist korrigiert. Jetzt stimmt zumindest die Zahl der Kreise.

 Judas schrieb daraufhin am 14.12.21 um 21:01:
Haha das erklärt, warum 8. und 9. irgendwie nicht so richtig reinpassen wollen bzw unerwartet kamen.

 Graeculus äußerte darauf am 14.12.21 um 23:20:
Das war peinlich, ja. Frisch & rasch eingefügt habe ich aber nicht 8 und 9, sondern 3 und 9. Und dann noch Scarlett Johansson zunächst den falschen, nämlich veralteten Ehemann zugeordnet.
Man wird alt ...

 Judas ergänzte dazu am 15.12.21 um 11:24:
Ha okay, wobei ich 3. sehr witzig find :D

 Graeculus meinte dazu am 15.12.21 um 14:53:
Witzig ... solange man sich nicht als zweiter Sieger mit einer schönen Frau und einem attraktiven Mann zusammen auf einer Insel befindet. Vieles, was komisch ist, ist es nur von außen betrachtet.

 Judas meinte dazu am 15.12.21 um 17:04:
Naja du bist dann immer noch mit einer schönen Frau und einem attraktiven Mann zusammen auf einer Insel.
Du könntest auch mit... kA, Verlo und Lothar auf der Insel sein. ;)

 Graeculus meinte dazu am 16.12.21 um 00:07:
Zugegeben, man kann sich eine noch schlimmere Lage vorstellen. Diese Möglichkeit hilft mir manchmal über trübe Stunden hinweg. "Stell dir vor, du wärest ..."
In der von Dir genannten Konstellation müßte ich darauf hoffen, daß die Insel sehr groß ist.

 AlmaMarieSchneider (13.12.21, 17:08)
Himmel, das ist wirklich die Hölle!
Mit keinem Deiner aufgeführten Punkte könnte ich mich anfreunden.

LG
Alma Marie

 Graeculus meinte dazu am 13.12.21 um 17:13:
Dann haben wir wohl zumindest gewisse Vorstellungen von der Hölle gemeinsam. Darauf kann man aufbauen.

 Teichhüpfer (13.12.21, 17:41)
Ich habe dazu ein schönes Zitat von Harald H. Kaiser. Was an Kampf und Töten ist Ästhetisch, bitte? Oder vermiss' ich nur den Zugang in diesem Teil des Wortes Ästhetik?

 Graeculus meinte dazu am 13.12.21 um 22:51:
Ist denn die Hölle ästhetisch? Hat sie nicht ihre eigene Schönheit? Zugegeben, bei einem Freejazz-Konzert von Amateuren nicht.

 Teichhüpfer meinte dazu am 14.12.21 um 07:06:
Ästhetik ist etwas Schönes.

Antwort geändert am 14.12.2021 um 07:07 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 15:19:
Es gibt ein Buch: "Ästhetik des Häßlichen." (von Karl Rosenkranz)
Da sind wir wohl unterschiedlicher Ansicht. Macht nix.

 Teichhüpfer meinte dazu am 15.12.21 um 11:43:
Das Zitat ich nicht von mir, aber die Wissenslücke.

 Graeculus meinte dazu am 15.12.21 um 15:00:
An Wissenslücken bin ich Dir überlegen - davon habe ich mehr.

 Teichhüpfer meinte dazu am 15.12.21 um 15:41:
Du weißt es nicht, deswegen mach dich schlau.

 Graeculus meinte dazu am 15.12.21 um 16:40:
Ich gebe mir Mühe. Aber bei der Menge ...

 Teichhüpfer meinte dazu am 15.12.21 um 16:47:
Ich habe einen Doppelgänger, der gerne Profikiller angagiert.

 Graeculus meinte dazu am 15.12.21 um 16:52:
Jetzt wirst Du bedrohlich. (Ich melde das aber nicht dem Webmaster.)

 Teichhüpfer meinte dazu am 16.12.21 um 05:55:
Der heißt Rattenripper und ist hier Autor auf unserer kv.

 Graeculus meinte dazu am 16.12.21 um 10:38:
Und der engagiert Profikiller? Vor dem werde ich mich hüten ... und kein schlechtes Wort über Rattenripper verlieren. Man will sich ja nicht unnötig ums Leben bringen.

 Regina (13.12.21, 17:46)
Nach dem Himmel im römischen Reich entwickelst du hier ganz konkrete Vorstellungen von der Hölle. Ich glaube, alle Menschen haben da ihre ganz individuelle Hölle und ihren Traum vom Himmel.

 Graeculus meinte dazu am 13.12.21 um 22:53:
Stimmt, sowohl Himmel- als auch Höllenvorstellungen sind individuell verschieden - vor allem bei uns dogmatisch nicht fixierten Individuen. (Bei Moslems ist die Zahl von 72 Jungfrauen hingegen Standard, soweit ich weiß.)
Aber insgesamt bin ich froh, daß es weder das eine noch das andere gibt, von der Hölle auf Erden einmal abgesehen.
Ferdi (70) meinte dazu am 14.12.21 um 09:18:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 15:29:
Beachtenswert. Obgleich auch ich nicht an eine transzendente (jenseitige) Hölle oder einen solchen Himmel glaube, kann ich mir von der Hölle ziemlich konkrete Vorstellungen machen. Das hängt wohl damit zusammen, daß das irdische Leben ihr recht häufig nahekommt.

 Quoth (13.12.21, 18:12)
Lieber Graeculus, Deine Höllenkreise bestehen ausschließlich aus Gegenwartsituationen, und weil die Vergangenheit fehlt, fehlen auch Schuldgefühle und schlechtes Gewissen. Du Glücklicher, wenn Du davon so frei bist, wie Du Dich gibst - und nicht die Verbrechen eines Sisyphos auf Dich geladen hast! Aber wofür straft Dich der muskulöse Typ mit der Peitsche dann - oder misshandelt er einen Schuldlosen? Gruß Quoth

 Graeculus meinte dazu am 13.12.21 um 22:58:
Gewissensfragen zur Vergangenheit belasten mich nicht sehr. Das ist auch in Träumen so, und um (Alb-)Träume handelt es sich hier ja. Manche sind aber auch nur 'literarisch' ausgedacht.

Der muskulöse Typ mit der Peitsche: Höhenangst habe ich, sehr stark. Warum auch immer. Und ich habe es einmal im Beisein meiner Kinder nicht geschafft, den Eiffel-Turm zu besteigen, was in meiner Vaterrolle kein Ruhmesblatt war. Da bekommt man mich allenfalls mittels eines muskulösen Mannes samt Peitsche hoch ... und dann als Sisyphos, das ist eine Hölle.

Danke für Deinen Kommentar.

 Quoth meinte dazu am 14.12.21 um 20:05:
Ohne Schuld weder Hölle noch griechische Tragödie. Deshalb trifft Deine Satire das Wesentliche nicht (oder ignoriert es bewusst). Aber immerhin - Nr. 3 karikiert recht treffend die Geschichte der Francesca da Rimini im 5. Gesang ... Gruß Quoth

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 23:27:
Du hast recht, ich habe den für die Hölle eigentlich unerläßlichen Aspekt der Schuld, genauer: der Sünde ignoriert. Das Konzept der Sünde ist mir wesensfremd. Den dem antiken Drama zugrundeliegenden Gedanken der Schuld hätte ich aufgreifen können, wodurch der Text natürlich alles andere als komisch geworden wäre. Nun, denken wir daran, daß in der Antike auf drei Dramen immer ein Satyrspiel folgte. Davon ist leider lediglich ein einziges überliefert. Da wollte ich wohl eine Lücke füllen.

 Quoth meinte dazu am 15.12.21 um 10:51:
Komik könnte vielleicht entstehen dadurch, dass aus der Hölle ja immer mal wieder welche entlassen werden müssen, weil bestimmte Vergehen als solche nicht mehr angesehen werden ... Und dass manche Schwule, z.B. Achilleus und Thomas Mann, lieber in der Hölle braten wollen als sich unter lauter spießigen Heteros im Himmel zu langweilen ...  Daraus ließe sich ein Satyrspiel machen! Quoth

 Graeculus meinte dazu am 15.12.21 um 14:58:
Das ist ein guter Einfall. Man könnte den Wechsel der Moralvorstellungen für ein Kommen und Gehen in der Hölle einsetzen.
Treffen sich zwei Häftlinge im Konzentrationslager. Fragt der eine: "Weshalb bist du denn hier?" - Antwort: "Ich habe vor dem 10. Mai 1941 behauptet, daß Rudolf Heß geisteskrank ist. Und du, weshalb bist du hier?" - Antwort: "Ich habe nach dem 10. Mai 1941 behauptet, daß Rudolf Heß nicht geisteskrank ist."
So etwa, ja? Auch ein KL ist ja eine Hölle.

 Dieter Wal (13.12.21, 18:22)
Oh, Mann, sollte Bluebird Dich schließlich doch überzeugt haben?

Da sei das Fliegende Spaghettimonster für!

 Graeculus meinte dazu am 13.12.21 um 23:01:
Nein, Bluebirds auf persönlichen Erlebnissen beruhender Glaube (Erlebnissen, die mir abgehen), hat nichts Überzeugendes. Aber man darf ja mal von Himmel und Hölle träumen. Nur träumen. Tust Du das nicht?

 Dieter Wal meinte dazu am 14.12.21 um 15:38:
Aber man darf ja mal von Himmel und Hölle träumen. Nur träumen. Tust Du das nicht?

Als Satire gefällt mir Dein Text sehr gut. Mein Steckenpferd Theologia Negativa ähnelt Deinem Nietzsche insofern, dass es theologische Metaphern gewissermaßen mit verschiedenen Zielrichtungen, doch prinzipiell immerhin ähnlich, defragmentiert. Im sogenannten realen Leben ist beim Himmel auf Erden auch immer die Hölle auf Erden sehr, sehr nah. Wir leben in Dualität. Bei Meister Eckehart, den mag ich auch aus Gründen der Theologia Negativa momentan am liebsten, werden biblische Metaphern zwar in Fülle verwendet, doch niemals wörtlich genommen. Deine Himmel- und Hölle-Texte, in meinen Augen parodieren sie unter anderem Bluebirds Biblizismus, spielen geistreich nach dem Motto absurder Intervention mit modernen Beispielen, was ich so originell, unterhaltsam, anregend wie erfrischend finde. Vielleicht unfreiwillig nehmen sie dabei die Metaphern in meinen Augen zumindest ernster als mancher theologischer Text, dessen Aufgabe darin besteht, religiös erbaulich zu wirken, weil sie gerade alles andere als religiös verkündend wirken wollen. Dabei entsteht nach meiner Lesart eine Meister Eckehardsche Weite, die ich religiösen Symbolen angemessen halte und die unter Frommer Rede oft verloren geht.

Hölle war für mich im Studium mehr religionsgeschichtlich und historisch interessant, um zu erkennen, wie sehr Menschen durch Angst bestimmt werden. Himmel in konkret religiöser Hinsicht nie. Sollte man mich überhaupt zu Religiösen rechnen? Eher nicht. Doch die Rose des Himmels bei Dante bewundere ich als Metapher grenzenlos in ihrer genialen Ästhetik.

Antwort geändert am 14.12.2021 um 15:56 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 16:34:
Daß ich unter anderem bestimmte, hier vertretene Standpunkte - Namen habe ich bewußt nicht genannt - karikiere, trifft zu; daneben haben beide Texte auch einen persönlichen Charakter, d.h. ich sage etwas über mich selbst, und zwar mit ironischem Ton. Dabei bin ich - im Himmel wie in der Hölle - ganz und gar diesseitig, irdisch.
Für den von Dir erwähnten Mystiker (und andere) habe ich mich einmal intensiver interessiert, als mir selbst meine Irreligiosität noch nicht so klar bewußt war und ich nach einem Weg gesucht habe, eine für mich akzeptable Version von Religion zu finden. Mir wird jetzt, da Du darüber schreibst, klar, was für ein langer Prozeß das war.
Ich wäre gespannt, wie Du in 20 Jahren darüber denkst, wenn ich das noch erleben würde. Daß Du ernsthaft daran zweifelst, ein religiöser Mensch zu sein (ich hätte diesen Zweifel in Bezug auf Dich nicht gehabt), zeigt, wie weit Du in dieser Hinwicht bereits fortgeschritten bist.

 Dieter Wal meinte dazu am 14.12.21 um 17:47:
Daß Du ernsthaft daran zweifelst, ein religiöser Mensch zu sein (ich hätte diesen Zweifel in Bezug auf Dich nicht gehabt), zeigt, wie weit Du in dieser Hinwicht bereits fortgeschritten bist.

Da mich das Virus der Religionswissenschaft und Theologie völlig vereinnahmte, man will nie wieder damit aufhören, wenn es einen befiel, ist die Frage, ob religiös oder nicht, Glaube oder Nichtglaube, nicht der Punkt. Gnostisches Christentum gab es eh immer, vielleicht ist agnostisches sinnvoll?


Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 18:18:
Ich nehme jetzt einmal an, daß ich das richtig verstehe. Es gibt Religion für Kinder, und es gibt abseits theologischer Lehrsätze religiöse Themen, die uns unser Leben lang begleiten.

Richtig?

 Dieter Wal meinte dazu am 14.12.21 um 18:44:
Magisches Denken, Kinderglaube, Naivität könnten als Erwachsener abnehmen.

Wohl jede Wissenschaft ist ein endlos weites Feld. Man müsste tausende Leben führen und jeweils tausend Jahre alt werden, um es auch nur ansatzweise zu beackern.

Antwort geändert am 14.12.2021 um 18:46 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 23:31:
Die Zeit wird knapp bei mir, und mit Theologie möchte ich den mir verbleibenden Rest nicht verbringen. Der reicht nicht einmal mehr, um das Wort λόγος in allen seinen Aspekten zu begreifen.

Lange konnte ich über mich sagen, daß in mir noch ein Kind steckt. Es hat sich davongemacht. Und nun auch bei Dir?

 Dieter Wal meinte dazu am 15.12.21 um 00:47:
kV hat sprach-spielerischen Charakter. Jan programmierte einen unglaublichen Reichtum verschiedenster Spielereien. Heute erst entdeckte ich Kleinkunstbereiche, die ich noch nicht einmal angeklickt hatte, nach über 10 Jahren kV-Beteiligung. Mein Papa meinte: "Bei Männern dauert die Pubertät bis zum Tod." Homo ludens, puer ludens. Ist der spielende Demiurg, das spielende Kind, auch als Jugendlicher akzeptabel?

Der Wikipedia-Artikel darüber muss von einem Altphilologen liebevoll erweitert worden sein. Ich hoffe, dass der Blutdruck bald wieder normal wird, damit ich Lexika auspacken kann.

Deine Kommunikationsfähigkeit finde ich beeindruckend. Wie individuell verschieden Du mit jedem kommunizierst. Sehr schöner Faden. So vollkommen anders, als sich manche gerade die Hölle vorgestellt hätten. Ich vermute, Umberto Eco hätte er auch gefallen.

 Graeculus meinte dazu am 15.12.21 um 14:48:
Oh, der Blutdruck hindert Dich am Auspacken Deiner Bücher (in der eneun Wohnung)? Das ist arg, denn ich weiß, wieviel Bücher Dir bedeuten.
Dann mußt Du solange bei kV stöbern.

 Létranger (13.12.21, 22:47)
Den 9. Kreis habe ich letztes Jahr erlebt, als mein damaliges Heimat-Portal "Gedichte.com" im Feuer verschwand.

Gruß Lé.

 Graeculus meinte dazu am 13.12.21 um 23:02:
Grausam. Und doch wird alles einmal enden. "This too shall pass." Manchmal ist das tröstlich, manchmal nicht.

 Melodia (14.12.21, 08:33)
Zu 3.

Also wenn er mal etwas unvorsichtig am Ufer steht ...der Acheron gibt nichts mehr zurück ;)

LG

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 15:26:
Oh. Da bin ich eher für die russische Variante - was sich auf eine alte Geschichte bezieht:
Was geschieht, wenn zwei Männer und eine Frau auf einer einsamen Insel stranden?
Das hängt von ihrer Nationalität ab.
Sind es Engländer, dann treffen die beiden Männer ein gentlemen's agreement.
Handelt es sich um Deutsche, dann prügeln sich die beiden Männer im die Frau. [Gut, ich bin Deutscher, aber trotzdem ...]
Sind sie Franzosen, dann heiratet die Frau den einen Mann und betrügt ihn mit dem anderen.
Haben wir es aber mit Russen zu tun, dann heiratet die Frau den Mann, den sie etwas weniger liebt; danach setzen sich alle drei ans Meer und sind traurig.
Trotz meiner Vorliebe bin ich im Zweifel, ob Scarlett Johannson mich heiraten würde. Ist ja auch keine Russin.

 Melodia meinte dazu am 14.12.21 um 15:53:
Ach, man kann die russichen Autoren nur lieben :D 
Da stellt sich mir als Halbitaliener die Frage, welches Klischee bezüglich dieser Nationalität dazu passen würde?

Tja, sie hat dänische (?) Wurzeln. Ich denke du musst diese russische Geschichte mal etwas ergänzen

LG

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 16:48:
Scarlett Johansson ist, so lese ich gerade, väterlicherseits dänischer, mütterlicherseits polnisch-jüdischer Herkunft. Ich mag verschiedenes an ihr, deshalb habe ich sie in meine Liste aufgenommen.

Die russische Geschichte beruht - wie auch die französische - auf zahlreichen (zahllosen?) Romane und Filmen. Mag sein, daß die russische Version heute anders ausfiele. Der neuere Witz über "Was ist Russen-Sex?" gibt dafür einen Anhaltspunkt: Ein Mann und eine Frau ziehen sich nackt aus, trinken jeder eine Flasche Wodka, legen sich ins Bett und schlafen ein.

Die italienische Version? Da kann man mit einer Grundunterscheidung anfangen: In der englischen und der deutschen Fassung bleibt die Frau bloßes Objekt, während sie in der französischen und russischen aktiv entscheidet. Da sind, so hoffe ich, die Italiener doch auf der richtigen Seite. Wie mir scheint, kommt in der klassischen italienischen Literatur oft die unerreichbare (weil katholisch verheiratete) Frau vor. Auf der Insel könnte sie also, verheiratet mit dem einen Mann, dem anderen Mann sagen: "[laut & empört] Signore, was denken Sie von mir? [leise] Heute nacht um 1.00, wenn mein Mann schläft."
Was hältst Du davon?

 Melodia meinte dazu am 14.12.21 um 17:16:
Ich mag sie auch.

Also da gefällt mir die klassische Geschichte wesentlich besser als der moderne Witz, der viel zu sehr mit einem Klischee arbeitet und zugleich beleidigend ist.

Dein Vorschlag gefällt mir sehr gut! Damit kann ich leben. Also, je nachdem wer ich wäre ;)

LG

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 18:09:
(Der Wodka-Witz stammt aus Rußland, ist also zumindest kein von außen herangetragenes Klischee.)

Das Italienische hält offenbar etliche kluge Sprichwörter für die (nicht nur im Hinblick auf Frauen) problematische Beziehung unter Männern bereit:
- Gott schütze mich vor meinen Freunden. Vor meinen Feinden will ich mich schon selbst in acht nehmen.
- Der Freund von heute ist das schwere Herz von morgen.

Kluges Volk.

Antwort geändert am 14.12.2021 um 18:10 Uhr

 Melodia meinte dazu am 14.12.21 um 18:27:
Ja, okay. Dann kann ich damit leben.

Na, wenn du schon Dante und seine Göttliche Komödie als Anlass nimmst, deine persönlichen Höllenkreise niederzuschreiben, dann müssen ja einige Dinge in aus Italien ganz sinnvoll sein ...bzw. gewesen sein.  :silly:

LG

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 23:33:
Italien ist ein wunderbares Land - in beinahe jeder Hinsicht (es nimmt ja auch in meinem Text über den Himmel einen zentralen Platz ein). Nur wie man Silvio Berlusconi wählen kann, das bleibt mir verschlossen. Vielleicht verstehst Du mit Deinen Wurzeln sogar das.

 Melodia meinte dazu am 15.12.21 um 11:31:
Ja, ist es.
Und ich formuliere mal meine Vermutung. Wer seine Regierung öffters gewechselt hat/wechseln musste als manche Menschen Unterhosen in einem Monat, denkt sich irgendwann vielleicht: "wenn wir ohnehin schon belogen und betrogen werden, dann wählen wir doch einfach den Schlimmsten. Da wissen wir wenigstens, direkt  was uns erwartet." 
Nur so eine Vermutung ;)

 Graeculus meinte dazu am 15.12.21 um 14:50:
Kann sein. Ja, bei Berlusconi weiß man in der Tat, was einen erwartet. Aber momentan scheinen sie ganz zufrieden zu sein mit Mario Draghi. Oder ist der schon wieder weg?

 Melodia meinte dazu am 15.12.21 um 16:26:
Nein, Draghi ist noch da (übrigens ist bedeutet der Nachname "Drachen"-Plural). Es scheint zwar stabiler zu sein als die JAhre zuvor, allerdings bin ich etwas skeptisch angesichts seiner vorherigen Tätigkeiten bei Goldmann Sachs und als Präsident der EZB. Auch hier könnte man jetzt spekulieren: Wenn das EU-Finanzdiktat ohnehin durchgesetzt wird, dann nehmen wir doch jemanden, der sich damit auskennt. :silly:

 Graeculus meinte dazu am 15.12.21 um 16:43:
Wenn das EU-Finanzdiktat ohnehin durchgesetzt wird, dann nehmen wir doch jemanden, der sich damit auskennt.
Das ist pfiffig! Und wenn so einer schon gleich mehrere Drachen ist ...

Ich glaube, Italiener haben Humor, der ja darin besteht, daß man trotzdem lacht.

 Melodia meinte dazu am 15.12.21 um 16:47:
Das würde ich so stehen lassen.

 Graeculus meinte dazu am 15.12.21 um 16:51:
Gut. So trennen wir uns in Einigkeit. Über Italien.
Ferdi (70)
(14.12.21, 09:01)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 15:30:
Was meinst Du damit? Widerspricht das nicht Deiner obigen Aussage, Du könntest Dir von der Hölle keine individualisierte Vorstellung machen?
Ferdi (70) meinte dazu am 15.12.21 um 10:58:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Graeculus meinte dazu am 15.12.21 um 14:51:
Ja. Auch das mit dem Himmel stimmt. (Ich tue mich schwer damit, das Bluebird klarzumachen.) Selbst das Schönste auf der Welt wird durch ewige Wiederholung unterträglich.

 Dieter_Rotmund (14.12.21, 16:07)
3. Natürlich für dich. Dieser Doriac ist doch ihr Ex, oder?

BTW, was soll das eigentlich heissen, sie würde sich für irgendwen entscheiden? Frau Johannsson ist eine selbstbewußte, starke Frau, die braucht euch nicht. Entscheidest Du dich für den Doriac?

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 16:50:
Verdammt, die sind schon geschieden! Man kommt gar nicht mehr mit. Colin Jost ist der aktuelle Ehemann, das ändere ich sofort.
Wer immer das ist, ich nehme a priori nicht an, daß ein Greis wie ich mit ihm mithalten kann.

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 18:16:
Jetzt also Colin Jost. In zwei Jahren sprechen wir uns wieder.

 Verlo (14.12.21, 17:04)
Wäre es nicht passende, wenn du es "Satire" statt "Märchen" nennen würdest?

Nicht der Rede wert: 1, 2, 3, 4, 5, 6. (Außer du hast immer nur am Schreibtisch gearbeitet.)

Falls du 7 nicht lösen kannst, hast du als Lehrer versagt.

Falls du 8 nicht lösen kannst, hast du als Intellektueller versagt.

Falls du 9 nicht lösen kannst, wirst du tatsächlich in die Hölle kommen.  ;)

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 18:15:
Satire erschien mir nicht passend; da ich nicht an die Existenz einer Hölle glaube (außer der irdischen), habe ich mich für Märchen entschieden. Himmel und Hölle sind Märchen.

Für mich ist alles, was ich erwähnt habe, der Rede wert, d.h. dahinter stecke für mich Probleme. Nun, 2 ist freilich eher satirisch, aber Predigten finde ich tatsächlich zum Einschlafen.

Als Lehrer - Du warst keine - hat man es häufig mit Problemen zu tun, die andere (Eltern oder Lehrer) angerichtet haben. Und fallst Du meinst, alle Probleme seien von Fachleuten, die ihr Geld wert sind, lösbar, lebst Du in einem Paralelluniversum.

Zu 9.: Ja, mir würde etwas fehlen. Der schlimmste Kreis der Hölle? Nein, das ist übertrieben.

 Verlo meinte dazu am 14.12.21 um 19:17:
Du  meinst also, einzuschlafen, ist in der Hölle zu sein. 

Ich war kein Lehrer wie du, aber ich habe auch als Lehrer gearbeitet. Was ich meinte ist: Wenn du als ehemaliger Lehrer nicht auf Menschen eingehen kannst, damit sie verstehen, daß du mit ihren Problemen nichts zu tun hast, hast du als Lehrer versagt, weil du nie erreichst, daß diese Menschen die Übertragung ihrer Gefühle auf dich verstehen und bereit sind, dir zu zuhören.

Schreib doch mal eine Geschichte darüber, warum du Problem mit (muskulösen) Männern hast ... mehrere deiner Höllen haben mit Männern zu tun.

 Bergmann meinte dazu am 14.12.21 um 20:56:
Charmanter Text! 
(Es gibt zwar schlimmere Höllenkreise, aber im Rahmen eines drohenden kv-Entzugs ist das hier eine schöne Eskalation.) 

Individuelle Anmerkungen:
Auf den Eiffelturm würde ich freiwillig bis ganz oben hin steigen.
Lapstop statt Papier - kein Leid für mich. 
Am härtesten für mich: Nr. 6.

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 23:37:
An Verlo:

Möglicherweise war ich als Lehrer zu rational; allerdings hatte ich in meiner Praxis auch mit solch extremen Fällen wenig zu tun.

Was die muskulösen Männer angeht, so ist mir das stark Körperbetonte (mit viel corpus sanum und wenig mens sana) völlig fremd.

 Graeculus meinte dazu am 14.12.21 um 23:41:
An Bergmann:

Wenn jemand sich aus Anlaß dieses Textes Gedanken macht, worin denn seine persönliche Hölle bzw. deren neun Kreise lägen, ist das kein schlechtes Resultat der Lektüre.
Ich stelle fest, daß Du mit Höhenangst nichts zu tun hast. Sie ist so völlig irrational und dennoch für mich unüberwindbar. Ich weiß ja, daß die Gitterböden fest und zuverlässig sind, es hilft nichts. Ein deutliches Zeichen dafür, daß die Ratio nicht alles ist.

Nr. 6 könnte man auch gut noch weiter unten ansiedeln.

 Bergmann meinte dazu am 15.12.21 um 21:28:
Ja, ich habe keine Höhenangst, fliege aber nicht gern im Flugzeug. Durch kleine Höllen kann ich gehen, vor allem wenn sich (nach dem Flug) Paradiese öffnen. 
-
Wenn kv nicht mehr ist, das ist natürlich auch keine Hölle, denn: Es gibt ja noch Bücher, Diskussionspartner im realen Leben ... aber mir ist ja klar, diese redensartliche Formulierung brauchtest du für deine Schlusspointe

 Graeculus meinte dazu am 16.12.21 um 00:11:
Komisch. Höhenangst, aber Fliegen macht mir in dieser Hinsicht nichts aus.

Die Schlußpointe ist (s.o.) improvisiert entstanden, weil Terminator mich darauf aufmerksam gemacht hat, daß Dantes Inferno aus neun statt sieben Kreisen besteht. Da hatte ich einen Blackout gehabt und mußte rasch noch zwei hinzufügen.

 Roger-Bôtan meinte dazu am 18.12.21 um 12:48:
Was ich jetzt durchmache, ist auch so etwas wie eine Hölle, ich weiß halt nicht, unter welcher Nummer sie platziert werden sollte. Der linke Arm juckt wie die Sau nach der ersten Corona-Impfung, und das nach sechs Tagen danach. Ich kenne die Symptome, das kann nur an einer Infektion liegen.

 Graeculus meinte dazu am 18.12.21 um 15:08:
Sei getrost, diese Hölle währt nicht ewig.

 Graeculus meinte dazu am 18.12.21 um 15:11:
Bei meiner Frau, inzwischen drittgeimpft, dauerte es jeweils zwei bis drei Tage - schwer erträglich, aber endlich.

 Verlo meinte dazu am 18.12.21 um 20:17:
@ Roger-Bôtan

--> Der linke Arm juckt wie die Sau nach der ersten Corona-Impfung, und das nach sechs Tagen danach. Ich kenne die Symptome, das kann nur an einer Infektion liegen. <--

... erste Impfung, weil der Druck zu groß geworden ist?

Ich war kurz davor, mich das erste Mal gegen Corona impfen zu lassen, aber nachdem ich das Video der zweiten Pathologie-Konferenz gesehen habe, werde ich mich nicht zur Impfung melden.

Ich weiß, was die Faktenchecker über die Konferenz schreiben, aber da mich 30 Jahre kommunistische Propaganda nicht verblödet haben, werden es zwei Stunden Pathologie-Konferenz auch nicht schaffen.

https://www.pathologie-konferenz.de/


 Graeculus meinte dazu am 18.12.21 um 22:55:
Deiner Hölle knapp entgangen. Aber daß Du das schon in Erwägung ziehst!

 Verlo meinte dazu am 19.12.21 um 18:12:
Graeculus, ich lebe in keiner Hölle.

Wenn ich weiterhin Verantwortung für mich wahrnehmen kann, werde ich in keine Hölle kommen.

Selbstverständlich denke ich seit rund anderthalb Jahren über eine Impfung gegen Corona nach. Das läßt sich gar nicht vermeiden.

Aber je mehr ich über die Impfung lese, desto weniger werde ich mich impfen lassen.

Trotzdem kann sich jeder, der möchte, so oft er will gegen Corona impfen lassen, mit einer Substanz, die nur bedingt zugelassen ist, weil wesentliche Daten zur Wirksamkeit, zu Nebenwirkungen und Folgeschäden für eine Zulassung immer noch nicht vorliegen.

 Graeculus meinte dazu am 19.12.21 um 18:51:
Du lebst in keiner Hölle. Gut zu wissen. Aber (noch) einen Corona-Thread sollten wir hier nicht eröffnen.

 Verlo meinte dazu am 19.12.21 um 19:15:
Entschuldige, daß ich deinen Betrag falsch verstanden habe: ich war davon ausgegangen, daß du  

--> Deiner Hölle knapp entgangen. Aber daß Du das schon in Erwägung ziehst! <--

auf mich beziehst.

Das nächste Mal werde ich nicht antworten, falls ich nicht angesprochen werde. So ich es ich weiter oben nicht getan hat, als du von der Insel gesprochen hast, die sehr groß sein sollte, damit ...

Diese Schwurbelei mag ich ohnehin nicht.

Ich wünsche dir gutes Gelingen beim Entkommen aus deinen Höllen.

 Graeculus meinte dazu am 19.12.21 um 23:57:
Ich habe das mit der Hölle, der Du knapp entgangen bist, durchaus auf Dich bezogen; aber wenn es Dir gut geht, müssen wir das Corona-Thema nicht weiter vertiefen, jedenfalls nicht hier. Im Forumsbereich ist schon genug davon die Rede.

Und glaube mir: Du und LotharAtzert und ich auf einer kleinen Insel, das wäre eine Hölle - für alle Beteiligten.

Von meinen Höllen ist gerade keine akut.

 Verlo meinte dazu am 22.12.21 um 10:40:
© Graeculus

Ich hab in einer PN geantwortet.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram