Seine Feinde vergiften

Bericht zum Thema Mord/Mörder

von  Graeculus

Kim Jong-un hat seinen Bruder vergiften lassen; Wladimir Putin tut es mit „Verrätern“, die er „auf den Tod“ nicht ausstehen kann. Eine immer noch aktuelle Geschichte also, und ganz gemäß Stalins Motto: "Ein Mensch - ein Problem, kein Mensch - kein Problem."


Aber schon seit altersher gilt Gift als probates und vergleichsweise unauffälliges Mittel, einen störenden Menschen aus dem Wege zu schaffen.


Aus diesem Zusammenhang möchte ich zwei spektakuläre Fälle des Altertums vorstellen.
Der erste ist der des pontischen Königs Mithradates VI. (reg. 120-63 v.u.Z.), der Grund hatte, eine Vergiftung durch seine Verwandten zu fürchten. Um dem zu begegnen, trainierte er sich mit zunächst kleinen, dann immer größeren Dosen unterschiedlicher Gifte eine erstaunliche Resistenz an. So war ihm nicht mehr beizukommen. Das hatte dann freilich den unerwünschten Nebeneffekt, daß er, als er sein Reich in der letzten von zahlreichen Schlachten gegen die Römer verloren hatte, es selbst mit stärksten Dosen nicht schaffte, sich ums Leben zu bringen. Deshalb mußte er notgedrungen zu dem alten, aber blutigen Mittel des Schwertes greifen.

(Überliefert haben dies gleich drei antike Autoren: Appian, Aulus Gellius und Iustin.)


Beim zweiten Fall ist es tatsächlich zum Mord gekommen. Der berühmt-berüchtigte Kaiser Nero (reg. 54-68 u.Z.) war, weil seine Mutter ihren Gatten, Kaiser Claudius, hatte vergiften lassen, an die Macht gelangt, stand aber vor dem Problem, daß nicht er selbst, wohl aber ein gewisser Britannicus ein leiblicher Sohn des Claudius und damit ein Rivale war. Er mußte und sollte beseitigt werden. Wie? Natürlich ohne großes Aufsehen, d.h. mit Gift. Besorgt von Locusta, der legendären und willfährigen Giftmischerin dieser Zeit. Nun hatte man in der Antike, wo immer man mit solchen Versuchen rechnete, die vorsichtige Sitte des Vorkosters eingeführt – was immerhin vor rasch wirkenden Giften einen gewissen Schutz bot. Lange aber wollte Nero nicht warten. Deshalb ließ er sich folgende List einfallen: Dem Britannicus wurde ein zwar giftfreies, aber sehr heißes Getränk serviert. Der Vorkoster, Kummer gewohnt, brachte es auch herunter. Britannicus jedoch wollte es etwas kühler haben, und deshalb schüttete man ein wenig kaltes Wasser hinein. In dem jedoch befand sich das Gift. Daraus hätte Britannicus etwas lernen können, wenn er nicht ganz kurz darauf tot gewesen wäre.

(So wird es überliefert von Tacitus, Sueton und Cassius Dio.)


Es ist wohl auch das Gift, das am ehesten dem Ratschlag erfahrener Kriminologen entspricht, daß nämlich der perfekte Mord einer sei, der gar nicht als solcher erkannt werde. Oberflächliche Diagnose des Arztes: Herzversagen, ab in die Kiste.


Falls nun in diesem Literatur-Forum jemand, durch solche Geschichten inspiriert, auf den Einfall kommen sollte, sich eines unliebsamen und penetranten Kritikers seiner erleuchteten literarischen Werke durch Gift zu entledigen, steht er vor dem Problem, daß unsere Kontakte hier rein virtueller Natur sind, und die Entwicklung eines tödlichen virtuellen Giftes steckt noch im allerersten Anfangsstadium, selbst bei Meta.


Doch da gibt es eine Möglichkeit. Schließlich treffen wir uns leibhaftig alljährlich zum kV-Treffen. Traditionsgemäß bringen die Teilnehmer dazu allerlei Speisen und Getränke mit, die – da spreche ich aus Erfahrung – ohne Mißtrauen und Prüfung konsumiert werden. Auch ohne Vorkoster.


Immer am letzten Wochenende im August, demnächst also 2023. Auf Wiedersehen und guten Appetit!


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Kommentare zu diesem Text


 Quoth (18.11.22, 14:13)
Da hier keine(r) ist, die (den) ich gern vergiften würde, werde ich dem nächsten Treffen fernbleiben; auch vorsichtshalber  - denn es könnte ja sein, dass ich in den Augen eines oder einer anderen Teilnehmenden einer der von Regina so scharfsinnig charakterisierten Trolle bin - und für Trolle ist kein Gift stark genug!

Kommentar geändert am 18.11.2022 um 14:14 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 16:26:
Auch ich denke mich da - vorsichtig - eher in der Rolle des Giftopfers. Wen sollten wir auch umbringen? Was bzw. wen wir all die Jahre ausgehalten haben, das/den werden wir doch noch die paar Jahre durchstehen, die uns bleiben.

So, Trolle sind unvergiftbar? Da müßte man einmal Locusta fragen. Die ist allerdings von Kaiser Galba hingerichtet worden. Doch es gibt von Lucan (Bellum civile VI 507-830) eine ausführliche Anleitung, wie man eine Hexe aus der Unterwelt hervorholt und nutzbar macht.

 AlmaMarieSchneider (18.11.22, 14:17)
Was soll ich dazu sagen? Giftmord ist eigentlich Frauendomäne und mein Vorbild ist da das "Blaubeer-Mariechen". Sie hats aber immer nur gut gemeint.

Herzliche Grüße
Alma Marie

 Graeculus antwortete darauf am 18.11.22 um 16:20:
Wer ist denn das Blaubeer-Mariechen?

Frauen: Im vorliegenden Fall spielt ja die berüchtigte Locusta eine Rolle als Herstellerin des Giftes. Sie soll eine Gallierin (Keltin) gewesen sein.

Herzlich,
Wolfgang

 AngelWings schrieb daraufhin am 18.11.22 um 17:57:
Sugar... Fehler noch hier. Bämouse, ist da🤣.

Antwort geändert am 18.11.2022 um 17:58 Uhr

 AlmaMarieSchneider äußerte darauf am 18.11.22 um 20:49:
Einfach unter google Blaubeer- Mariechen eingeben. Sie ist eine berühmte Mörderin und wäre fast damit durchgekommen. Ihr Fall wurde auch verfilmt (soviel ich weiß).

Sie mordete mit E605. Es enthielt eine blaue "Warnfarbe und Maria Velten mischte es ihren Opfern in Blaubeerpudding.

Herzlichst
Alma Marie

Antwort geändert am 18.11.2022 um 21:59 Uhr

 Graeculus ergänzte dazu am 18.11.22 um 22:02:
Gemordet hat sie, um ihren Kindern und Enkel Geld schenken zu können! Das ist ja ein Motiv und ist ja eine Methode, die sehr weiblich klingt.
Die kannte ich nicht, obgleich das ja "zu meiner Zeit" geschehen ist.

Herzliche Grüße
Wolfgang

 harzgebirgler (18.11.22, 14:18)
:) :) 
vergiftetes lob -
schritt schröder so bei putin einst zur tat
und nannt ihn 'lupenreinen demokrat"??? ;)

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 16:18:
Ach, das habe ich gerade unten geschrieben: Selbstverständlich kann auch Lob ein Gift sein!

 Regina (18.11.22, 14:23)
Auch im Mittelalter fürchteten die Kaiser, vergiftet zu werden. Der Mann, der das Wasser aus dem Brunnen nach oben zog, wurde auf der Nürnberger Burg in ein Häuschen eingesperrt, damit niemand Gift ins Wasser schütten konnte.

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 16:17:
Auch im Mittelalter, ja - ist eine historische Konstante. "If any two men desire the same thing, which neverthelesse they cannot both enjoy, they become enemies." (Thomas Hobbes)
Und welches Mittel könnte da probater sein als Gift?

Ist nicht auch übertriebenes Lob, Schmeichelei ein Gift (für die Seele)?

 LotharAtzert (18.11.22, 15:28)
Seine Feinde vergiften
Ja soll man besser die Freunde vergiften?

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 16:13:
Seltsamer Einwand. Da das "vergiften" ja nun grammatisch ein Objekt benötigt - was schlägst Du vor?

 LotharAtzert meinte dazu am 19.11.22 um 10:23:
Entschuldigung. Ich will halt immer Ungesagtes rauskitzeln und das geht nicht mit herkömmlichem Denken.

Oh, draußen schneit es.

 LotharAtzert meinte dazu am 19.11.22 um 12:29:
Vorschlag zur gütlichen Einigung: Geh'n wir Tauben vergiften in Park?

Antwort geändert am 19.11.2022 um 12:47 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 19.11.22 um 15:20:
Wenn schon, dann: Geh'n wir Menschen vergiften bei Tisch?

Tja, der Unterscheid zwischen herkömmlichem und anderem Denken ...

 diestelzie (18.11.22, 15:54)
Vielleicht sollten wir einfach darauf achten, dass jeder auch vom eigenen "Salat" isst. Das ist beinahe so sicher wie der Vorkoster damals.
Ich selbst wüsste zwar, wie ich jemanden vergiften könnte, habe aber leider keine Feinde .

Wir sehen uns im nächsten Jahr, lieber Graeculus. Und ich weiß schon jetzt, dass uns nicht nur das Essen schmecken wird.

Liebe Grüße
Kerstin

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 16:12:
Zwar habe ich selber keine Vergiftungsabsichten, aber wenn Du mal ein paar Feinde ... oder Probleme brauchst: ich bin immer für Dich da.

Herzlich,
Wolfgang

(Und ja, auf ein Wiedersehen!)
Taina (39)
(18.11.22, 16:11)
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 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 16:31:
Der eine vergiftet den Pfeil, ein anderer schießt ihn ab.

Das nennt man dann Kooperation; praktisch, wenn zwei Leute den selben Feind haben.

Ja, τοξικόν kommt von dem Bogen, weil einige Völker ihre Pfeile mit Gift bestrichen; eine neutrale Bezeichnung (im Guten wie im Bösen) wäre φάρμακον, woher unsere Pharmazie stammt.
Taina (39) meinte dazu am 18.11.22 um 16:41:
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 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 17:18:
Stimmt, aber das ist sicher ein Zufall, denn dieser Buchstabe kommt ja auch in ganz anderen Wörtern vor, z.B. in ξένος/ξένον = fremd (--> Xenophobie, Xenobiologie).

 EkkehartMittelberg (18.11.22, 16:36)
Graeculus, kennst du auch einen Fall, dass jemand so geschickt mit vergifteten Worten operierte, dass er seinen Find in den Suizid trieb?

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 17:21:
Ohne daß ich jetzt auf Anhieb einen konkreten Fall zu sagen vermöchte, ist das doch der Weg von Mobbing und Hatespeech, und damit ist gewiß schon so mancher in den Suizid getrieben worden.

Immer dort, wo die Ehre als sehr wichtig gilt, tötet üble Nachrede.

 AngelWings meinte dazu am 18.11.22 um 22:10:
Ich kenne jemand Ekkehard! Und das keine spiel.

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 22:16:
Und was meint Ghostn dazu?

 AngelWings meinte dazu am 18.11.22 um 22:34:
Ja, was soll dazu sagen!

 Graeculus meinte dazu am 19.11.22 um 15:21:
Ja, was? Weiß ich nicht.

 AngelWings meinte dazu am 20.11.22 um 17:30:
Graeculus, erkannt es nicht wissen, weil viel zu jung ist.

 Dieter Wal (18.11.22, 16:43)
Nicht zu vergessen ein vergiftetes Buch im Namen der Rose.

Mordsmäßig guter Text für frühgeförderte kV-Giftmischer aller Arten.

Es sollten bei kV-Treffen Vorkoster eingeführt werden. Trolle?

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 17:22:
Ja natürlich, "Der Name der Rose!"
Auch, fällt mir gerade ein, die Bleikammern in Venedig.

 Dieter Wal meinte dazu am 18.11.22 um 22:40:
"Der Name der Rose!"
Das vergiftete Buch soll die einzige erhaltene Abschrift von Aristoteles Werk über das Lachen gewesen sein. Ist das nicht ein wundervolles Roman-Detail?


Und den nackten Qualtinger im Schweineblutbottich als toten Mönch vergisst niemand, der die Szene jemals sah. Ich glaube, es war eine seiner letzten Film-Rollen. Er überlebte sie glücklicherweise durchaus im realen Leben.

Antwort geändert am 18.11.2022 um 22:41 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 19.11.22 um 15:22:
Das zeigt, daß "den" Christen das Lachen als gefährlich galt. Haben sie damit - aus ihrer Sicht - nicht recht?

 Dieter Wal meinte dazu am 19.11.22 um 18:54:
Das zeigt, daß "den" Christen das Lachen als gefährlich galt.
 Das nicht. Es zeigt allerdings, was für ein großartiger Romancier Eco war.


Selbst die Bibel beherbergt eine Satire de Lux: Buch Jona.

 Graeculus meinte dazu am 19.11.22 um 21:37:
Ich habe das so verstanden mit dem zweiten Teil von Aristoteles' "Poetik": der Band über das Komische, von Christen für ein gefährliches Buch gehalten.

Daß christliche Buchsäuberungen (vgl. Ammianus Marcellinus XXIX 1, 41; 2, 3 f.) für den Verlust von 90 % der antiken Literatur verantwortlich sind, gilt ja als gesichert, daß sie dabei gezielt vorgegangen sind (Demokrit, Epikur, Kelsos etc.), ist recht gut ersichtlich.

Sollte nicht auch Umberto Eco dieser Ansicht gewesen sein und bewußt sich für den genannten Aristoteles-Band entschieden haben? Er hätte ja auch - wie Gustav Freytag - eine vollständige Ausgabe der "Annalen" des Tacitus oder ein verlorenes Drama von Sophokles nehmen können.

***

Gibt es - außer dem Buch Jonas, worüber ich nachdenken muß - weitere Hinweise auf Humor in der Bibel? Wird Jesus irgendwo lachend dargestellt?

 Dieter Wal meinte dazu am 19.11.22 um 23:48:
Leider erzählt die Bibel selbst keine jüdischen Witze. Doch die typisch christliche Aussage, dass Jesus so liebevoll (und ironisch) wie JHWH im Buch Jona sei, die arianische Sicht, Jesus sei kein Gott, setzte sich leider nicht durch, würde eher für die These sprechen, dass Humor christlichem Denken nicht fremd sein muss.

Das Eco-Roman-Detail ist frei erfunden, doch so gut, dass es durchaus hätte wahr sein können.

 Graeculus meinte dazu am 20.11.22 um 14:04:
Jüdische Witze, vorzügliche, die gibt es freilich, auch solche mit religiösem Bezug.
Bei Jesus sehe ich eine gelegentliche Freude am Feiern (Hochzeit von Kanaa), aber keine am Lachen. Wie anders ist da der Zhuangzi!

 Dieter Wal meinte dazu am 20.11.22 um 14:36:
Bei Jesus sehe ich eine gelegentliche Freude am Feiern (Hochzeit von Kanaa), aber keine am Lachen.
Im NT findet es sich so leider nicht. Weshalb ist eine interessante theologische Frage. Ich kann sie leider nicht beantworten und kenne bisher leider auch keine theologischen Arbeiten über sie.

Subjektiv gehe ich davon aus, dass Jesus viel gelacht und gelächelt haben dürfte. Wahrscheinlich fehlt in der Literaturgattung jüdischer Prophetenschriften, außer in dem Buch Jona, die Ausnahme der hingeschusterten Regel, das Element Humor komplett. Verräterisch dazu auch Psalm 1. Möglicherweise galt Spott über religiöse Fragen als Blasphemie. Doch das ist alles Mutmaßung. Ich weiß praktisch nichts darüber. Sorry.

Antwort geändert am 20.11.2022 um 18:22 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 20.11.22 um 22:26:
Was ich weiß, beschränkt sich auf zweierlei:
1. Lachen über Religion gilt in vielen Kulturen, vorzugsweise wohl denen, die auf Monotheismus basieren, als blasphemisch - aber nicht in polytheistischen Kulturen. Bei den Griechen folgte auf jede dramatische Trilogie ein Satyrspiel, bei dem über dieselben Götter, deren Wirken man zuvor als tragisch erlebt hatte, von Herzen gelacht wurde.
2. An manchen Stellen des Tanach hatte ich meine Freude, aber gelacht habe ich bei der Lektüre eigentlich nie, und erst recht nicht beim NT oder gar beim Koran. Der Koran hat den Charme eines Strafgesetzbuches.

Will sagen: Die Menschen der paganen Antike konnten ihre Götter satirisch bzw. satyrisch verlachen; aber beim Gott, der Himmel und Erde schuf, ist das anscheinend ein Tabu.

 Graeculus meinte dazu am 20.11.22 um 22:28:
Du weißt ja sehr viel über Religion, mehr als ich; aber wenn Du darüber nichts weißt, ist das kein gutes Zeichen ... für die Religion.

 Dieter Wal meinte dazu am 20.11.22 um 22:45:
aber beim Gott, der Himmel und Erde schuf, ist das anscheinend ein Tabu.
 Buch Jona 4,11 zeigt, dass antiken Hebräern und im Zitat speziell Gott Humor nicht fremd war. Dieser Gott argumentiert dort nämlich durch Spott und Ironie.


Liest Du die Septuaginta, wem außer Dir ist die großartige Möglichkeit ihres Verständnisses in so hohem Maß gegeben?, wirst Du von überwältigend schönen Stellen überschüttet, als hätte Ali Baba nicht nur einen Stein der Weisen, sondern den ganzen Edelsteinberg und die größte Schatzhöhle der Welt für sich entdeckt.

Das NT im Original zu lesen, ist für Dich ein Privileg, das Wenige haben. Als sehr gute Übersetzung empfiehlt sich die Basis-Bibel.

Antwort geändert am 20.11.2022 um 22:47 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 20.11.22 um 23:13:
Schöne Stellen gibt es dort, im AT mehr als im NT. Ich lache nur so wenig darüber. Vergleiche etwa den Bericht über die Erschaffung von Mann & Frau in der Genesis mit dem köstlichen Bild von den Kugelmenschen, das Platon den Aristophanes im "Symposion" erzählen läßt.

 Graeculus meinte dazu am 20.11.22 um 23:14:
Der Prophet im Walfischbauch, ja, der hat etwas Komisches. Nicht so die Bergpredigt.

 Dieter Wal meinte dazu am 21.11.22 um 00:37:
Ich wusste ja: Du bist reich an Gnade und Barmherzigkeit, unendlich geduldig und voller Güte. Du bist ein Gott, dem das Unheil leidtut.3Jetzt ist es genug, Herr. Lass mich sterben! Denn ich will lieber tot sein als weiterleben.«4Der Herr aber fragte: »Hast du recht, dass du so zornig bist?«

Gott antwortet auf Jonas Zorn
5Jona verließ die Stadt. Er suchte sich östlich der Stadt einen Platz und baute sich dort eine Hütte. Er setzte sich in ihren Schatten und wollte sehen, was mit der Stadt geschehen würde.6Da ließ Gott, der Herr, eine Rizinus-Pflanze in die Höhe wachsen. Die wuchs über Jona empor und gab seinem Kopf Schatten. Jona sollte darüber seinen Ärger vergessen. Er freute sich sehr über den Rizinus.7Am Morgen aber, bevor die Sonne aufging, schickte Gott einen Wurm. Der biss die Wurzeln durch, sodass der Rizinus verdorrte.8Nachdem die Sonne aufgegangen war, schickte Gott einen heißen Ostwind. Die Sonne brannte Jona auf den Kopf, sodass er fast die Besinnung verlor. Da wünschte er sich den Tod und sagte: »Ich will lieber tot sein als weiterleben.«9 Gott aber fragte Jona: »Hast du recht, dass du so zornig bist, weil der Rizinus verdorrt ist?« Er antwortete: »Ja, ich habe recht, dass ich so zornig bin und mir den Tod wünsche!«10Da sagte der Herr: »Die Rizinus-Pflanze tut dir leid. Doch du hast keine Mühe mit ihr gehabt und sie auch nicht großgezogen. Sie wuchs über Nacht und verdarb über Nacht.11Und jetzt frage ich dich: Sollte Ninive mir nicht leidtun –eine große Stadt mit mehr als 120.000 Menschen? Sie alle wissen nicht, was links und was rechts ist. Dazu kommen noch die vielen Tiere. Sollte es mir da nicht leidtun?«
Jona 4,2-11 (Basis-Bibel)


Gott tröstet in 4,11 durch liebevollen Spott. Siehe Fettsatz.

r

Antwort geändert am 21.11.2022 um 02:26 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 21.11.22 um 16:23:
Das ist etwas, mein Lieber, und ich danke Dir für den Hinweis.
Diese Szene könnte sogar, meine ich, aus einer antiken Komödie stammen ... sprachlich etwas verändert --> Aristophanes.

 Dieter Wal meinte dazu am 21.11.22 um 17:07:
Israelisches Theater an sich gab es leider nicht, doch erwiesenermaßen nutzten sehr wahrscheinlich auch antike Juden in Israel die römischen bzw. griechischen Theater vor Ort und sahen griechische Dramen. Daher auch nicht wirklich verwunderlich, dass zB Hiob eine derart theatralische Rahmenhandlung besitzt.

Jona ist mein Lieblingsbuch der Bibel.

 Graeculus meinte dazu am 21.11.22 um 21:47:
Das Theater ist im Mittelmeerraum eine Erfindung der Griechen. Daß Vorstellungen auch für Nicht-Griechen attraktiv waren, davon dürfen wir wohl ausgehen. Auf den Gedanken, daß dies auf ihre eigene Kultur abgefärbt haben könnte, bringst Du mich. Es müßte in der Tat dort stecken, wo man einen Sinn für eine dramatische Handlung erkennen kann.

 Dieter_Rotmund (18.11.22, 17:52)
Ja, man hat das Gefühl, dass vielen KVlern seht viel Hass innewohnt, auch wenn dein Text satirisch angelegt ist.

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 21:59:
Nun, manche können einander nicht leiden, aber das wird doch wohl nicht bis zu Mordplänen gehen. Oder?
(Verzeih dem Webmaster, daß er keine Korrekturfunktion in Deiner Kolumne zuläßt.)

 AngelWings (18.11.22, 17:55)
😫!

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 21:57:
?

 Saira (18.11.22, 18:02)
Gibt es hier etwa Giftspritzen virtueller Art? :dizzy:

 Graeculus meinte dazu am 18.11.22 um 21:57:
Das soll schon vorgekommen sein - aber selbstverständlich nicht von uns! Das ist nicht unser Stil.

 AngelWings meinte dazu am 18.11.22 um 22:59:
Saira! Als Hackerwurm, dann alle tote auch das Internet.

 Graeculus meinte dazu am 19.11.22 um 15:23:
Bis jetzt habe ich noch jeden Computerabsturz überlebt.

 AngelWings meinte dazu am 20.11.22 um 17:32:
Ob PCs Wurm über lebte? Ich kennen viel PCs die da durch in die Knie gebracht würde.

 Graeculus meinte dazu am 20.11.22 um 22:21:
Aber ich? Je suis encore vivant!

 Mondscheinsonate (18.11.22, 22:38)
Ich liebe deine Bildung.

 Graeculus meinte dazu am 19.11.22 um 15:24:
Bildung gehört ja zum Glück zu den eher ungiftigen Phänomenen dieses Lebens.

Danke nach Wien.

 Dieter Wal meinte dazu am 19.11.22 um 18:57:
Bildung gehört ja zum Glück zu den eher ungiftigen Phänomenen dieses Lebens.
Bedingt. In dem Buch über Der Name der Rose von U. Eco berichtet er, dass die Idee zum Roman entstand, weil er die Absicht hatte, einen bestimmten Mönch zu vergiften.

 Graeculus meinte dazu am 19.11.22 um 21:39:
Ah, aber natürlich sind auch gebildete Menschen nicht nur gebildete Menschen, sondern sie haben auch andere Seiten und Motive.
Aber kann Bildung als solche gefährlich, "giftig" sein? Eine solche Ansicht würde ich einem Ajatollah zutrauen.

 Dieter Wal meinte dazu am 19.11.22 um 23:56:
Aber kann Bildung als solche gefährlich, "giftig" sein?
Als junger Mann, der sich für Freimaurerei interessierte, ging ich zur Staatsbibliothek und bestellte aus dem Giftschrank das unter Verschluss gehaltene Buch Erich Ludendorffs über Freimaurer. Er argumentierte darin etwa so schwachsinnig wie Strache oder Höcke. Doch wollte ich einfach wirklich erfahren, w a s Nazis damals über Freimaurer dachten. Die Bibliothekare, die mir jeden Samstag das Buch in den Lesesaal brachten, sahen mich mitleidig an, als hätten sie einen NPD-Angehörigen vor sich. Ich las es komplett.

Menschen wie zB Horst Mahler halte ich für wirklich gefährlich. Er ist leider nicht unintelligent und durchaus gebildet. Insofern müsste Deine Frage bejaht werden. Bildung wie ich sie verstehe, ist sicher nicht giftig.

 Graeculus meinte dazu am 20.11.22 um 14:01:
Es gibt ohne Zweifel gebildete Menschen, die gefährlich sind. Auch die SS hatte ihre Intellektuellen, die Faschisten Verehrer wie Pound, Hamsun und Celine ... und ja, auch der von Dir erwähnte Horst Mahler.
Aber sind (bzw.) waren sie wegen oder trotz ihrer Bildung gefährlich?

Bei den Ajatollahs nehme ich an, daß sie Bildung als solche für gefährlich halten.
Du kennst vermutlich die Antwort des Kalifen Omar auf die Frage, ob die verbliebenen Bücher der Bibliothek von Alexandria bewahrt oder vernichtet werden sollen: "Wenn ihr Inhalt dem Koran entspricht, sind sie überflüssig, wenn er ihm widerspricht, gefährlich. Vernichte sie!"

 Dieter Wal meinte dazu am 20.11.22 um 14:40:
Aber sind (bzw.) waren sie wegen oder trotz ihrer Bildung gefährlich?

Auch wegen. Je höher die intellektuelle Kapazität von Extremisten, desto größere Schäden können sie anrichten, selbst wenn sie nicht aktiv gewalttätig werden, sondern "nur" dazu aufrufen. Siehe Goebbels.




Antwort geändert am 20.11.2022 um 21:42 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 20.11.22 um 22:20:
Dabei meine ich, daß auch Goebbels nicht wegen seiner Bildung gefährlich war. Was hat den Dr. phil. in eine Partei der arischen Übermenschen getrieben?
Damals witzelte man: "Lieber Gott, mach mich blind / daß ich Goebbels arisch find." Waren es nicht Minderwertigkeitskomplexe wegen seiner Behinderung?
Ähnlich, wie sich Kaiser Wilhelm II. wegen seiner Behinderung besonders martialisch gab.

Kann man Reinhard Heydrich als Beispiel in Deinem Sinne anführen? Oder Heinrich Himmler, der zumindest aus einem bildungsbürgerlichen Elternhaus stammte?

 eiskimo (19.11.22, 15:47)
Gift ist ein Klassiker bei mir, ich gebe es Frauen, schön verpackt. Es ist nicht ganz billig, aber einfach zu besorgen: Poison von Dior...
Kommt gut an, vielleicht auch, weil "hypnotic".
alors, cherchez la femme!
unkontaminiert grüßt
Eiskimo

 Graeculus meinte dazu am 19.11.22 um 21:42:
Es gibt ein Parfüm dieses Namens? Im Ernst?
Da sieht man, daß Gift nicht nur negativ konnotiert ist. Vor allem wohl im Hinblick auf Frauen.

Wie schrieb Ambrose Bierce in seinem "Wörterbuch des Teufels"?

Belladonna. Im Italienischen eine Bezeichnung für eine schöne Frau, im Englischen für ein tödliches Gift. Ein untrüglicher Beweis für die grundsätzliche Übereinstimmung dieser beiden Sprachen.

Ah, Du solltest es einmal lesen, dieses "Wörterbuch des Teufels".

 AngelWings meinte dazu am 19.11.22 um 23:56:
Habe ich als PDF!

 Dieter Wal meinte dazu am 19.11.22 um 23:58:
Ah, Du solltest es einmal lesen, dieses "Wörterbuch des Teufels".
Unbedingt. :)

 Graeculus meinte dazu am 20.11.22 um 13:55:
Nun hat eiskimo gleich fünf Empfehlungen für dieses Buch: von Dieter Wal, Graeculus, AngelWings, Ghostn und HeiligerGeist.

 AngelWings meinte dazu am 20.11.22 um 17:37:
Ghost kann leider hier nicht schreiben. 

Teufel Duden, ist noch wieder gab anderen Form von Wörtern. 

Wenn wirklich was über Teufel wissen willst 
soll Bibel des Satans lesen.

 eiskimo meinte dazu am 20.11.22 um 17:53:
@Graeculus  Danke für den Tipp. Habe gerade bei Wikipedia mal ein paar Beispiele gelesen - grandios!

 Graeculus meinte dazu am 20.11.22 um 22:13:
Das freut mich. Darin kann man gut abends im Bett ein paar Seiten lesen und schläft dann erheitert ein.

 AngelWings (21.11.22, 17:05)
KV ist bald Tode!
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