aus den Chroniken eines Steppkes

Gedicht zum Thema Kinder/ Kindheit

von  Tula

Die Straße hatte damals eine Länge
von etwa sieben Lederstrumpfgeschichten.
Wir konnten jagen, stromern ... ohne Zwänge
und wenn es hart kam, auf Bonbons verzichten.

Am Strand im Urlaub sammelten wir Muscheln
und ihrer Schönheit wegen(!) Kieselsteine.
Im Schilfgras hörten wir die Nymphen tuscheln:
"Der See birgt alte Schätze und Gebeine."

Im Kirschkern-Spucken warn wir echte Meister,
bei Sauriern in jedem Streit die Schlausten.
Wir glaubten an die Kraft der Poltergeister
und dass Zyklopen nur in Märchen hausten.

Der Kuchen Omas ließ uns stärker werden.
Wenn Opa nieste, wackelten die Wände.
Ihr Garten galt als Paradies auf Erden:
die Himbeerstaude nahm und nahm kein Ende.

Den Becher Milch trank ich stets bis zur Neige.
Ich war Korsar, ein guter, mit Gewissen.
Mitunter leider auch ein wenig feige –
ich habe nie in einen Frosch gebissen.



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (22.01.23, 07:55)
Auch ich muss im Nachhinein festellen, dass die Zeiten ohne wohl überlegte und angewandte Pädagogik den Kindern viel Freiraum ließen.
Es kann natürlich sein, dass uns dies - im Kontrast zur erfahrenen Gewalt in den Familien und den Schulen - nur so vorkam ...

Gutes Gedicht, insbesondere im ironischen Finale.

Liebe Grüße
der8.

 Tula meinte dazu am 22.01.23 um 21:14:
Hallo lieber 8er
Entscheidend für eine glückliche Kindheit ist sicherlich die Familie selbst. Widersprüchlich in der Tat der sich bis heute verstärkende Trend anti-autoritärer Erziehung und andererseits die Einschränkung des genannten Freiraums. Das Handy hat ja auch zur 'Überwachung auf Schritt und Tritt' zumindest bei den Kindern einiger Eltern beigetragen. Fällt mal die Batterie aus, geht die Mutter mit 99%er Wahrscheinlichkeit davon aus, dass das Kind entführt wurde ... War damals ganz anders. Man musste bis zum Abendbrot zu Hause sein, mehr Auflagen gab es diesbezüglich nicht.

LG
Tula
Teolein (70)
(22.01.23, 11:19)
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 Tula antwortete darauf am 22.01.23 um 21:18:
Hallo Teolein
Ich erinnere mich in der Tat an einen, der sich damit brüstete, einen Frosch mal kurz in den Mund zu nehmen. Reingebissen hat der aber auch nicht. So ein Feigling  :D

Mit den Zyklopen meine ich natürlich die Einäugigkeit nicht weniger Zeitgenossen. Die kam uns als Kinder nicht in den Sinn. Erwachsene waren entweder nett oder bescheuert.

LG
Tula

 Pfeiffer (22.01.23, 15:44)
Ich habe ähnlich schöne Erinnerungen an die Kindheit wie du, lieber Tula, und je älter ich werde, desto mehr verklärt sich alles - daran ändern bei mir auch die äußeren Umstände von damals, Kriegsende und Vertreibung, nur wenig. Danke für das einfühlsame Gedicht. 
Grüße von Fritz

Kommentar geändert am 22.01.2023 um 15:45 Uhr

 Tula schrieb daraufhin am 22.01.23 um 21:20:
Hallo Fritz
Wie es heißt, man muss nicht viel besitzen, um reich zu sein. Trifft wohl ganz besonders auf Kinder zu. 

Dankend lieben Gruß
Tula

 GastIltis (22.01.23, 18:14)
Hallo Tula,
du bist ja zum Glück noch jünger. Wir hatten noch Sprengnieten, die wir hoch gehen ließen, haben Bretter gesammelt (mitgehen lassen wäre präziser ausgedrückt), um Kähne daraus zu bauen, haben Schützenlöcher an einem Weg zu unterirdischen „Buden“ ausgebaut, nicht ohne Folgen in Erdwespenlöcher gepinkelt, Molche und sogar Walderdbeeren gesammelt. Aber nicht durcheinander gebracht. Wunderbare Zeilen von dir, die an Zeiten erinnern, die unwiederbringlich verloren sind. Ich hatte mir zu der Zeit den Namen Ref zugelegt. Glaube nicht, dass du ihn kennst!
Viele Grüße von Gil.

 Tula äußerte darauf am 22.01.23 um 21:23:
Hallo Gil
Ja, ein paar Dummheiten waren natürlich auch dabei, dann der Fußball und die Bücher. 

Demnächst kommt noch eine Expedition, ins Elsthal, absolut unheimlich ... Huh! 

LG
Tula

 Didi.Costaire (22.01.23, 18:39)
Hallo Dirk,

heutzutage ist ein Steppke
oft nicht mehr mehr als ein Appke.
Du hast aber viel erlebt
und das wortreich hier verwebt.

Schöne Grüße,
Dirk

 Tula ergänzte dazu am 22.01.23 um 21:26:
Hallo Didi
'Appke' ist ein schönes neues Wort. Was dennoch ausschließt, dass ich als Kind in irgendeinem Tanzunterricht steppen lernte. Vielleicht hätte ich dann ein paar Jährchen später mehr Erfolg bei den Mädchen gehabt 

LG
Tula

 harzgebirgler (23.01.23, 11:52)
hallo tula,

solch kindheitsschürferei bringt schön ans licht:
sehr viel davon hat kindheit heut mehr nicht.

lg
harzgebirgler

 Tula meinte dazu am 23.01.23 um 22:02:
Hallo harzgebirgler

Ich hoffe trotzdem, dass manche Kinder heute noch immer einen Opa mit Himbeerstauden im Garten haben.

Dankend lieben Gruß
Tula

 TassoTuwas (23.01.23, 12:43)
Hallo Tula,

an solchen Rückblicken kommt keiner vorbei.
Mit dem Größerwerden sind viele Dinge kleiner geworden, andere haben in der Erinnerung an Wert zugenommen.

Herzliche Grüße
TT

 Tula meinte dazu am 23.01.23 um 22:05:
Hallo TassoTuwas
Genauso empfinde ich's auch. Ansonsten: alles im Leben zu seiner passenden Zeit, auch die Erinnerungen. 

LG
Tula

 Saira (23.01.23, 18:16)
Hallo Tula,
 
deine Chroniken schaffen Bilder, die mich lächeln lassen. Gerne gelesen!
 
Liebe Grüße
Sigrun

 Tula meinte dazu am 23.01.23 um 22:07:
Hallo Sigrun
Das freut mich, es sollte ja auch heiter wirken. Dankend lieben Gruß
Tula

 harzgebirgler (17.04.23, 13:11)
:) :D 

hallo Tula,

ein alter text von mir zum kirschkernspucken
steht hier sogar mit bild - kannst ja mal kucken!

https://keinverlag.de/390625.text

lg vom harzer

 Tula meinte dazu am 17.04.23 um 22:09:
Hallo harzgebirgler
Hab's mit Schmunzeln gelesen. In der Tat, ein schöner Sommergartenzeitvertreib für kleine und große Kinder. 

LG
Tula
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