Der Wahrheit ins Auge gesehen

Beim Hinaufsteigen in den dritten Stock schaudert sein Gehirn im Schädel. Die Stimme der Frau, mit der er sich heute endlich traf, vibriert ihm noch immer in den Ohren. Vergleichbar einer Fliege in einer Colaflasche, die sich verzweifelt zu befreien versucht. Oben angekommen schließt er die Wohnungstür auf, wirft seine Jacke auf die Kommode und schaut in den Flurspiegel. Dieser zieht seine Augen wie eine Tunnelöffnung in eine andere Welt. Er hatte lange nicht mehr genau hingesehen, hielt sich immer noch für einen attraktiven Mann mit starken Armen, feinem blonden Haar und strahlend blauen Augen. Sein Gesicht - sieht er jetzt - ist hager geworden. Die blassen Wangen hängen schlapp Richtung Boden. Im wenigen Kopfhaar dominiert das Grau. Die Augen schauen ihm ähnlich einem regnerischen Herbstabend entgegen. Die frische Lebendigkeit alter Zeiten ist verschwunden.
Der schwarze Spiegelrahmen umschließt seine erstarrten Züge.