Der Dichter und das Narrenschiff

Gedicht zum Thema Traum/ Träume

von  GastIltis

Der Dichter lädt ins Narrenschiff

den Ballast alter Regeln

und fährt, nein, nicht damit aufs Riff,

denn er beginnt zu segeln.


Die Wogen schwerer Züchtigung

durchschneidet er im Fliegen

und lässt mit Kurs Verflüchtigung

halb dwars die Sterne liegen.


Dem Mond winkt er so nebenbei.

Dann wendet er gen Süden.

Das Lieben und die Schreiberei,

sie lassen ihn ermüden.


Nun wirft er noch vom Narrenschiff

den Ballast von den Planken

und grüßt die Jungfraun auf dem Kliff,

zumindest in Gedanken.





Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Tula, Didi.Costaire, AchteZwerg, Taina, plotzn, Teolein, Muckelchen, Saira, nadir.
Grüßt euch Ladies!

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Kommentare zu diesem Text


 Terminator (24.07.23, 07:12)
Warum nur die eine mickrige Loreley? Nein, 72 Jungfrauen auf dem Kliff. Mund weit auf und volle Fahrt voraus!

 GastIltis meinte dazu am 24.07.23 um 17:16:
Hallo Terminator, dwars und volle Fahrt voraus sind sogenannte antagonistische Widersprüche, um mal wieder in meinem löchrigen Gedächtnis zu kramen. Und die schöne Loreley lassen wir Narren diesseits von Harz und Elbe vorsichtshalber aus dem Spiel, so sehr uns auch Heinrich Heine ans Herz gewachsen ist. Da hilft selbst kein „Denk ich an Deutschland in der Nacht!“

Zu den 72 Jungfrauen äußere ich mich nicht, ich gehe mal davon aus, dass in Träumen von Narren, die mit dem Schiff Erde unterwegs sind, von ein paar Jungfrauen ausgegangen werden könnte.

 plotzn (24.07.23, 12:47)
Lieber Gil, 

Kein schlechter Traum, vor allem gegen Ende hin.
Bitte benutze das nächste Mal auch für Norditaliener verständliches Vokabular. Dwars? Ich dachte zunächst an eine Kurzform von "das war's", aber die unrmerschöpfliche Quelle des Intenets hat mir dann doch noch einen Seemannsgarn dazu gesponnen...

Ahoi!
Stefan

 GastIltis antwortete darauf am 24.07.23 um 17:25:
Danke Stefan,
auch für deine sprachliche Empfehlung. Dass ich sie natürlich ignoriere, versteht sich von selbst.
Dabei habe ich in meinem näheren Bekanntenkreis Leute, die den Nachnamen Dwars tragen, was mir gar nicht merkwürdig vorgekommen ist, als ich diesen Landstrich für mich „erobert“ habe. Aber wem sage ich das in meiner bescheidenen Art?
Viele herzliche Grüße von Gil.

 Didi.Costaire (24.07.23, 14:59)
Hallo Gil,

dann steuerst du durch Meeresengen
ganz ruhig weiter dwars
anstatt auf einem Kiiff zu hängen,
und landest auf dem Darß.

Schöne Grüße,
Dirk

 GastIltis schrieb daraufhin am 24.07.23 um 17:41:
Danke lieber Dirk,
das ist schon ein ganz wunder Punkt, den du da anschneidest. Ja, so zwanzig Jahre mit je mehr als drei Wochen habe ich wohl auf dem Darß verbracht. Und jetzt ist er mir so fremd, als wäre ich nie dort gewesen. Wo ist die schöne Zeit geblieben, in der ich von Prerow bis Ahrenshoop am Weststrand entlang hin und zurück gewandert bin, und die Schönheiten von Land und Meer bewundern konnte. Die Windflüchter, die Strandburgen, den weißen Sand und die schönen Feuersteine...
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 Saira (24.07.23, 17:18)
Ein Dichter, der im Traum den Ballast alter Regeln auf ein Narrenschiff lädt und zu segeln, nein sogar zu fliegen beginnt. Doch wo geht seine Reise hin, nachdem er den Ballast abgeworfen hat?
 
Dein Traum, lieber Gil, wirkt nach.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 GastIltis äußerte darauf am 24.07.23 um 20:11:
Hallo, liebe Sigi,
heute Morgen, nachdem ich das „Narrenschiff“ eingesetzt hatte, kam es mir plötzlich etwas unvollständig vor. Warum, weiß ich auch nicht. Aber nun lasse ich es so stehen. Die Zweifel bleiben zwar, aber andere Dinge verdrängen sie. Und: ich habe die Zeilen zum Glück ja unter der Rubrik Träume eingestellt, kann mich also immer ein wenig dahinter verstecken.
Dass sie bei dir nachwirken, hat sicher zwei Seiten, eine gute, auf die du dich konzentrieren solltest und eine andere.
Sei herzlich und mit liebem Dank gegrüßt von Gil.

 nadir (24.07.23, 18:29)
Da habe ich gerade Reinhard Meys Narrenschiff gehört und jetzt dein Gedicht... großartig :)

LG
nadir

 GastIltis ergänzte dazu am 24.07.23 um 21:55:
Hallo nadir,
das ist aber viel zu viel der Ehre!. Ich habe mir soeben das Lied von Reinhard Mey angehört, und ich weiß gar nicht, ob es mir schon mal begegnet ist, Reinhard Mey hat ja darin alle Register gezogen, die in Fragen unchristlicher Seefahrt möglich sind, aber meine Zeilen damit zu vergleichen? Vielleicht habe ich in meiner Jugend einfach zu viele Literatur über die Seefahrt und auch kriegerische Auseinandersetzungen gelesen, die man heute ablehnen würde. Aber was soll es. Es waren nun einmal Träume.
Danke und viele Grüße von Gil.
Taina (39)
(24.07.23, 22:21)
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 GastIltis meinte dazu am 31.07.23 um 14:34:
Hallo Tanne,

du kapierst es sebstverständlich. Warum solltest du nicht? Träume und Gedanken sind doch so ineinander verwoben, dass man sie nicht trennen sollte. Und Jungfrauen einzubeziehen ist doch keine Schande, sofern man sie nicht zu Zauberinnen, Hexen oder Nymphomaninnen verwandeln möchte. Sei vielmals gegrüßt von Gil.
Taina (39) meinte dazu am 31.07.23 um 14:59:
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 GastIltis meinte dazu am 31.07.23 um 20:16:
"Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg,
in Höhlen wohnt der Drachen alte Brut; 
es stürzt der Fels und über ihn die Flut,
kennst du ihn wohl? 
Dahin, dahin geht unser Weg! o Vater lass uns ziehn!"
Mit der dritten Strophe von Goethes Mignon, meiner Lieblingsstrophe, siehst du, dass du ziemlich nah an den Drachen dran bist.
Taina (39) meinte dazu am 31.07.23 um 20:44:
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