Das war knapp!

Text zum Thema Traum/ Träume

von  Moja

Sitze mit Freunden in einem Café am letzten Zipfel Europas und betrachte die Landkarte an der Wand. Wie nahe Marokko bei Europa liegt, staune ich. Nur ein schmaler Pfad über die Straße von Gibraltar verbindet Tarifa mit dem nordafrikanischen Kontinent. Einer spontanen Eingebung folgend stehe ich auf und gehe einfach los. Niemand hält mich auf, als ich die marokkanische Grenze passiere. Ich komme an einem Kamelmarkt und Teestuben vorüber, schlendere durch einen Souk. Ein Gewürzhändler spricht mich an, seine Frau beobachtete, wie ich unbemerkt die Grenze überschritt und macht mir den Ernst meiner Lage klar. Ich habe illegal das Land betreten. Die beiden wollen mir helfen und begleiten mich zur Grenze. Der Händler schildert dem Grenzposten meine Situation, seine Frau nickt bestätigend. Der Grenzer mustert mich mit einem kühlen misstrauischen Blick. Ein Verhör beginnt. Ich kann mich nicht ausweisen, habe weder ein Visum noch andere Dokumente bei mir. Keiner glaubt mir. Ich weiß nicht, wie ich meinen unüberlegten Grenzübertritt erklären könnte. Meine Situation ist brenzlig. Ich kann nicht mehr zurück! Vor Angst schlägt mir das Herz bis zum Hals. Der Grenzer schüttelt mürrisch den Kopf. „So ist nun einmal das Gesetz", sagt er abweisend. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich zu fügen. Fassungslos stehe ich da, als mein Blick durch das Fenster fällt. Ich erkenne den Fußweg, auf dem ich herkam, ganz nah ist Europa! Meine Freunde auf der gegenüberliegenden Landzunge winken mir heftig zu. Endlich greift der Grenzer zum Telefon und kontaktiert den spanischen Grenzposten. Ich bin frei! Unauffällig schiebe ich dem Händler einen zusammengerollten 50-Euro-Schein in die Hand.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (22.07.24, 17:00)
Wenn selbst die Träumer korrumpierbar sind, was soll dann aus all den mittellosen Poeten werden? 8-)

 Moja meinte dazu am 24.07.24 um 16:51:
Ach, arme Poeten sind doch reich an Phantasie... :devil:
Ein Fuffi im Schlafanzug kann jedenfalls nicht schaden, 
danke dir & fröhliche Grüße, Moja
Agnetia (66)
(26.07.24, 19:00)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Moja antwortete darauf am 09.08.24 um 11:45:
...vielleicht, liebe Agnete, ich überschritt oft Grenzen im Leben, zum Glück wache ich immer wieder auf  :D 
Danke und liebe Grüße, Moja
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram